@Nick McNoise hat es sehr schön auf den Punkt gebracht
...die Zeiten haben sich verändert. Und damit das Freizeitangebot, das Freizeitverhalten und die (Wert-)Wahrnehmung von Kultur.
Wir waren Musiker mit Herzblut, und wurden auch als solche anerkannt. Alles andere stand hinten an. Der Stellenwert hat sich heute aus meiner Sicht auf beiden Seiten geändert.
Wir hatten so viele Gigs, dass wir gar nicht alles abdecken konnten, was genug einbrachte, um davon zu leben. Heute undenkbar, weil alleine gar nicht mehr die Nachfrage und der Bedarf da ist.
Klar gibt es heute viele Sachen, die ich früher gerne gehabt hätte, wie Internet, oder das Angebot an Instrumenten und Technik, was qualitativ besser und zudem noch deutlich günstiger ist.
... früher gab es noch gute Musik und heute nicht mehr.
[..]Das sind Bands, die noch auf echten Instrumenten spielen, da auch mal Fehler und schräge Töne fabrizieren und - Gott sei Dank - nicht immer perfekt sind.
Dafür konnte man die Musik früher weitestgehend live auf der Bühne (re)produzieren. Gibt zwar auch heute noch viele Bands, die handgemachte Musik produzieren, aber das meiste wird im Studio zusammengeschustert, wobei es nicht einmal notwendig ist, dass die Musiker zum Einspielen zusammenkommen, oder überhaupt jemals gesehen haben. Will sagen, in vielen Fällen ein ganz anderer Schaffungsprozess als früher.
Ich hoffe, dass die Leute irgendwann wieder mehr Bock auf die kleine, einfachen, unkonventionellen, ungeschliffenen, überraschenden Momente haben, die halt mal passieren und manchmal auch eben nicht und die dann auch kein Smartphone festhalten kann.
Ich glaube hier bringt die Pandemie eine gute Chance, weil die Leute im Moment derart auf Entzug sind. Wenn die ersten Live Gigs stattfinden, wird das eine große Party, da bin ich mir sicher, weil die Leute dann merken, was ihnen gefehlt hat. Ich hab's bereits letztes Jahr erlebt, wo ich spontan mit einem Kumpel ohne große Vorbereitung losgezogen bin, dort wo's ging, z.B. in Biergärten, und anstatt große Anlage und 6 Musiker auf der Bühne, einfach nur zu zweit mit kleinem Besteck, ganz ehrlich und handgemacht alle möglichen Songs gespielt, auf die wir Bock haben. Und die Leute waren total glücklich und dankbar.