Ich meinte, ich hätte irgendwo aufgeschnappt, daß auch der Streichfett wieder analog wird. Aber gut, es dürfte schwierig werden, einen echtanalogen Stringer so klein zu machen, wenn man nichtsdestotrotz gesonderte Hardware für jede spielbare Note im Gerät haben muß (Stringer arbeiten mit Oktavteilertechnik und nicht mit Voicecards).
Eigentlich spielt es bei Stringmachines gar keine so gewaltige Rolle, ob sie analog oder digital sind, wie bei spannungsgesteuerten Analogsynthesizern, rechnet doch zumindest die Klangerzeugung nur Rechteckwellen runter und waveshapet sie zu Sägezähnen; beim Ensemble kann man wieder geteilter Meinung sein. Damit entfällt beim echten alten Stringer auch die Notwendigkeit von Polysynths, die einzelnen Stimmen zu tunen, die wiederum gern als Feature betrachtet wird (je ungenauer und unzuverlässiger die Stimmung, desto fetter der Synth).
Trotz allem steht immer noch der Unterschied im Raum zwischen
- einerseits Analog-Stringsounds, wie sie ein Synthesizer produziert mit Voicecards und am besten noch, wie das immer gepredigt wird, ohne Effekte und statt dessen nur mit Verstimmung zweier Sägezahnoszillatoren gegeneinander
(z. B. Jupiter-8, Virus)
- und andererseits Analog-Stringsounds, wie sie eine Stringmachine produziert mit genau 1 hochfrequentem Masteroszillator (mehrere MHz), Oktavteilertechnik, Sägezahn höchstens per Waveshaper aus Rechteck umgebogen und nachgeschaltetem Eimerketten-Ensemble-Effekt
(z. B. Solina, Streichfett).
Nicht nur sind Stringers ja vollpolyphon, es sind auch immer alle Töne zu 100% absolut starr zueinander gestimmt. Nicht wie beim Voicecard-Polysynth, wo es ein Teil des Charakters des spannungsgesteuerten Ungetüms ist, daß es unmöglich ist, die 48 Voicecards sauber zueinander zu stimmen. Ein Jupiter-8 hat 8 Stimmen und 16 VCOs, die alle unabhängig voneinander frei schwingen. Ein Solina String Ensemble hat 49 Stimmen pro Sound (!) und 1 Oszillator für die ganze Kiste, und alle Stimmen sind bombenfest per Zähler an diesen Masteroszillator gekoppelt und immer absolut phasenstarr zueinander.
Warum wohl klingt eine Eminent oder ein Solina so wunderbar seidig, so genau gegenteilig zu SuperSaw? Weil es keine Oszillatoren gibt, die gegeneinander schwingen, sondern nur Frequenzteiler, die immer
miteinander "schwingen", weil sie alle am selben Masteroszillator entlangzählen. Das ist ein Klang, den kein Analogsynthesizer (außer Polymoog), kein VA, kein Rompler und kein Sampler der Welt nachahmen kann.
Daß man so viele Stimmen wie Tasten hat, ist höchstens ein angenehmer Nebeneffekt. Aber in erster Linie werden heute alte Stringer gekauft, weil man Strings haben will wie Jarre (Eminent) oder Rick Wright (Solina) oder Vangelis (Roland VP-330).
Martman