Wahrnehmung des Registerbruchs

  • Ersteller cracked_copper
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Um noch mal auf Child in Time zurückzukommen: Ist es nicht so, dass in den randstimmigen Passagen drei verschiedene Arten (Modi?) zum Einsatz kommen? Erster Durchgang: ein eher luftiges Falsett. Zweiter Durchgang: ein abgeschlankter Belt. Dritter Durchgang: fast ein Scream im Pfeifregister.

So fühlt es sich zumindest für mich an. Drum frag ich mal neugierig...

Beste Grüße,
6f

Die letzten beiden Koordinationen sind glaub ich die selben, wenn ich mich recht erinnere. Pfeifregister ist ja nur eine bestimmte Art von Resonanz.
 
Ohne Twang endet das "nach hinten wandern" des Stimmsitzes automatisch im Falsett. Ohne "Dampening" allerdings auch.

Ah... das würde erklären, warum mein Bruder meine Vorgehensweise nicht hinbekommt. :D Er hat eine etwas höhere Stimme als ich (=d.h. seine absolute Untergrenze liegt höher, etwa so bei A/G, und alles unterhalb des kleinen c klingt doch auch schon sehr knurrig). Daher kann er auch mal bis c'', cis'' oder d'' in einem Modus singen, den ich jetzt spontan als Overdrive bezeichnen würde (auf jeden Fall ist der Lautstärkeunterschied zu tieferen Lagen sehr groß). Weil er mit der Vollstimme so hoch kommt, hat er Twang bisher ziemlich vernachlässigt, bekommt in der Kopfstimme also nur reines Falsett hin.

Er versucht sich halt auch an vielen Power-Metal-Songs (HammerFall, Freedom Call, Nocturnal Rites), geht da aber eben mit einer eher overdrive-artigen Technik heran. Ich habe ihn immer versucht davon zu überzeugen, dass für derart dauerhaft hohes Singen das Curbing - was mein Ansatz 1) ja offenbar grundsätzlich ist - viel ökonomischer und weniger anstrengend ist, und hatte versucht, ihm zu beschreiben, wie sich dieses "nach hinten-Schieben" bei mir anfühlt. Wenn dazu aber Twang von Nöten ist (was ich einfach immer so geübt habe, da ich früher dachte, die meisten Power-Metal-Sänger würden durchgängig mit Ansatz 2), also pinched falsetto, singen), dann kann er natürlich lange daran herumprobieren.

D.h. man "muss" quasi fast schon erst das Singen in der Randstimme mit Twang üben, ehe man die "Tür" zum Curbing überhaupt öffnen kann? Bei mir hat sich's auf jeden Fall wie eine "Tür" oder Luke angefühlt, die Anfang letzten Juli schlagartig nach oben auf flog... :)

Mit "Dampening" meinst du das Absenken des Kehlkopfs, oder? ;) Da versuche ich mich ja schon seit längerem drann, dass klappt aber irgendwie nur unterhalb des Passagios und klingt dann für mein Ohr immer eher, als würde ich meine Stimme verstellen. ^^ Zudem verstehe ich nicht, wie man gleichzeitig noch normal singen können soll, während man die Zungenspitze hinter die unteren Schneidezähne drückt, damit man den Kehlkopf besser absenken kann. :D Für normalen Text kann das dann doch gar nicht funktionieren, sondern nur für lange gehaltene Vokale, und von denen dann wahrscheinlich sogar nur für "a" und "o", oder sehe ich das falsch?! :confused:

Ich denke die Intensität auf deinen Curbing-Noten in der Höhe ist noch etwas zu hoch. Darunter leidet dann die Definiertheit der leichteren Koordination.

Danke für den Tipp, dann bin ich mit meinen Übungen der letzten Tage nämlich wahrscheinlich auf dem richtigen Weg, mit denen versuche ich nämlich, die Intensität immer weiter rauszunehmen, ohne in die Randstimme weg zu kippen. Hilfreich dafür ist es übrigens, Songs, die eigentlich von Sängerinnen gesungen werden, in der Originallage zu versuchen. Dabei ist dann nämlich nicht die absolute Tonhöhe entscheidend, wie ein einzelnes f'' in einer Musical-Nummer, sondern mehr die durchschnittliche Tonhöhe. ^^ Ein eigentlich mittelhohes Lied wie "My Immortal" von Evanescence (geht bis cis'', entspräche also unserer Rechnung nach gerade mal einem männlichen fis') ist einfach nicht zu machen, weil da so viele a's am Stück drin sind. :D

Deshalb nehme ich mir dann auch teilweise einfach Songs männlicher Sänger und schiebe sie zur Abwechslung mal nach oben anstatt nach unten. ;)

Wenn die Klausuren durch sind, mache ich evtl. nochmal eine zweite Hörprobe, in dem Fall vielleicht dann auch im Songzusammenhang. Ich habe nämlich in den vergangenen Wochen gemerkt, dass der Refrain von "Running Away from Me" von Meat Loaf für mich ein super Warmsing-Song ist, weil man direkt auf dem c' anfängt und sofort zum a'' hoch muss. Wenn ich mich nämlich zu tief einsinge (zwischen G und g'), habe ich die Erfahrung gemacht, dass die hohen Töne dann umso schlechter klappen, wahrscheinlich wird der Ansatz dadurch erst recht zu brustig und man verfällt wieder dem primitiven Instinkt zu brüllen ^^.

Hier schonmal das Original: http://www.youtube.com/watch?v=Jdn8raW-nNU

Ich habe dann aber irgendwann gemerkt, dass der Einsing-Effekt noch viel größer ist, wenn ich gleich noch etwas höher anfange. Seitdem singe ich den Refrain zum Einsingen in F-Moll (fängt also auf gis' an und geht sofort bis f'' hoch mit den "na na na"s), dann muss ich nämlich sowohl gis' als auch f'' mit deutlich weniger Intensität singen. Wenn's dann ganz gut läuft, bin ich manchmal auch so größenwahnsinnig und versuche den Refrain des obigen Liedes tatsächlich eine Oktave höher, also so, wie Foxx letztens scherzhaft meinte, "einfach was mit a' oktavieren". :D Daran arbeite ich aber noch... ;)

Für Power-Metal wäre es also deiner Aussage nach richtig - und das erscheint mir auch soweit logisch - mit weniger Intensität an die Töne heranzugehen, je länger man in einer hohen Lage singen muss. Aber wenn ich das richtig verstanden habe, dann verwenden Opernsänger wiederum tatsächlich eine derart hohe (oder wahrscheinlich noch deutlich höhere ^^) Intensität bei diesen Tönen, oder? (Schon klar, dass das oberhalb vom c'' wohl nicht mehr machbar ist; der höchste Ton für einen Tenor in der klassischen Literatur ist mWn zwar ein f'', weiß aber gerade nicht, wo; evtl. liegt der auch in der Randstimme)
 

D.h. man "muss" quasi fast schon erst das Singen in der Randstimme mit Twang üben, ehe man die "Tür" zum Curbing überhaupt öffnen kann? Bei mir hat sich's auf jeden Fall wie eine "Tür" oder Luke angefühlt, die Anfang letzten Juli schlagartig nach oben auf flog...
:)
Naja, mann muss natürlich nicht. Bei der "Luke" geht es vor allem darum der Stimme zu erlauben in die Kopfresonanz zu gehen. Das Singen in der Randstimme erzeugt automatisch Kopfresonanz und gibt ein Gefühl dafür. Die Randstimme fühlt sich im Falsett aber deutlich anders an als die Vollstimme. Mit Twang + Dampening fühlt sich die Randstimme dann aber wesentlich ähnlicher zur Vollstimme an, weil die gleichen Muskelgruppen benutzt werden. Und erst dadurch gelingt dann die saubere Verbindung. Das ganze kann man aber natürlich auch "von unten" aufziehen, indem man von der Vollstimme ausgehend der Stimme den Übergang in die Kopfresonanz "erlaubt". Ab irgendeinem Punkt (physiologische Grenze) wechselt die Stimme sowieso automatisch in die Randstimme.


Mit "Dampening" meinst du das Absenken des Kehlkopfs, oder?
;) Da versuche ich mich ja schon seit längerem drann, dass klappt aber irgendwie nur unterhalb des Passagios und klingt dann für mein Ohr immer eher, als würde ich meine Stimme verstellen. ^^ Zudem verstehe ich nicht, wie man gleichzeitig noch normal singen können soll, während man die Zungenspitze hinter die unteren Schneidezähne drückt, damit man den Kehlkopf besser absenken kann. :D Für normalen Text kann das dann doch gar nicht funktionieren, sondern nur für lange gehaltene Vokale, und von denen dann wahrscheinlich sogar nur für "a" und "o", oder sehe ich das falsch?! :confused:
Jein. Bei TVS und auch bei z.B. Ken Tamplin wird unterschieden zwischen "Dampening" und "Dumping" des Kehlkopfes. "Dumping" bezeichnet das normale Absenken (z.B. durch Gähnen). "Dampening" bedeutet, dass ein Absenken des Kehlkopfes versucht wird, bei gleichzeitigem Erhalt des Twangs. Da der Twang den Kehlkopf hochzieht, wird der Kehlkopf oft nur wenig gesenkt, es entsteht aber eine stabilisierende Spannung zwischen Twang-Muskulatur (Kehlkopf hoch) und Dampening-Muskulatur (Kehlkopf runter).

Den Effekt "Stimme verstellen" bekommst du v.a. beim "Dumping". Klassische Sänger machen immer ein wenig Dumping, also senken des Kehlkopfes über das nötige Maß hinaus, deshalb klingen sie auch weniger "natürlich". Übermäßiges Dampening führt aber auch zu einem Verstellen der Stimme (Kermit-Effekt). Ein Sänger der starkes Dampening benutzt ist z.B. der Typ von Creed (Name fällt mir grad nicht ein). Der hat immer so einen leichten Kermit-der-Frosch-Klang mit drin.

Der Trick mit der Zunge ist nur eine Übung, die die entsprechenden Muskeln aktiviert, und dir ein Gefühl dafür geben soll. Das beim Singen zu verwenden ist schwierig. Gut üben lässt es sich auf "a". Sing erst ein normales "a", dann ein "a" mit Zunge gegen die Zähne. Dabei sollte der Klang mehr nach hinten/unten gehen. Die Rachenwand und das Gaumensegel spannen sich an. Diesen Vorgang nennt man auch "intrinsic anchoring". Danach musst du natürlich üben das ganze ohne den Trick mit der Zunge hinzubekommen. Manchmal hilft dafür den Klang mehr nach hinten/unten zu denken oder sich vorzustellen die Stimme "zu trinken".

Wenn du dir den Übergang in die Kopfstimme ins Gedächtnis rufst bringst du bei einer Koordination mit Dampening den Klang nicht nur weiter nach hinten, sondern auch weiter nach unten. Das verlängert das Ansatzrohr (Kehlkopf runter) bei gleichzeitigem Erhalt der Enge (Twang) (= Dampening). Wenn du einen Trigger wie "Gähnen" einsetzt verlängert sich hingegen meist das Ansatzrohr bei gleichzeitiger Weitung des Ansatzrohres (= Dumping).

BTW: In der Höhe wirst du Feststellen, dass das Dampening zwingend ein Anheben der Wangen (Lächelstellung) erfordert (sonst Knödelt es). Das ist für viele nicht intuitiv, weil man ein Absenken des Kehlkopfes oft mit dem Öffnen des Mundes nach unten assoziiert.


Für Power-Metal wäre es also deiner Aussage nach richtig - und das erscheint mir auch soweit logisch - mit weniger Intensität an die Töne heranzugehen, je länger man in einer hohen Lage singen muss. Aber wenn ich das richtig verstanden habe, dann verwenden Opernsänger wiederum tatsächlich eine derart hohe (oder wahrscheinlich noch deutlich höhere ^^) Intensität bei diesen Tönen, oder? (Schon klar, dass das oberhalb vom c'' wohl nicht mehr machbar ist; der höchste Ton für einen Tenor in der klassischen Literatur ist mWn zwar ein f'', weiß aber gerade nicht, wo; evtl. liegt der auch in der Randstimme)
Ja, das ständige Rumsingen in der Höhe im Power-Metal ist nur deshalb machbar, weil die Intensität so gering ist. Da muss man dann möglichst viel mit Klangformung arbeiten, damit es sich nicht zu sehr nach Mickey Maus anhört.

Bei Opernsängern ist die Intensität tatsächlich höher, aber sie singen natürlich auch in Kopfresonanz (gaaaanz wichtig), also keine brustigen Belts (Overdrive). Das hohe f'' gibt es tatsächlich (mir fällt auch gerade nicht ein wo es ist). Typisch ist, dass dieses hohe f'' von dramatischen Tenören im Falsett gesungen wird (also wie ein Countertenor), von lyrischen Tenören allerdings häufig in einer Koordination, die in der Klassik "Falsettone" heißt und gar nicht so weit entfernt ist von dem, was im Power-Metal gemacht wird. Die Bemerkungen auf einigen Seiten, dass das f'' teilweise modal gesungen wird, halte ich persönlich für falsch.

Die Modalstimme geht auch bei klassischen Tenören in der Regel etwa bis c'' (in seltenen Fällen bis d''). Diese Töne werden dann auch modal gesungen, wobei man bedenken muss, dass die durchschnittliche Lage von klassischen Tenorstücken deutlich niedriger ist als die von Power-Metal Songs. Klassische Tenorstücke "zentrieren" meist irgendwo um das mittlere c' herum und haben dann halt ein paar High Notes (okay, es gibt dieses eine Stück mit den 9 hohen C's, das mir gerade nicht einfällt, aber selbst das liegt im Mittel unterhalb eines Power-Metal-Refrains). Refrains im Power-Metal zentrieren häufig eine halbe Oktave höher.
 
Zuletzt bearbeitet:
Habe das zwar gerade in Anbetracht der fortgeschrittenen Uhrzeit nicht mit lautem Singen ausprobiert, sondern nur mit Mimik (also Lächelstellung und fühlen, wo der Kehlkopf ist etc.), und ich glaube, diese Vorstellung, die Stimme zu "trinken", könnte tatsächlich helfen. XD Muss ich morgen mal "in echt" ausprobieren!

In der Höhe wirst du Feststellen, dass das Dampening zwingend ein Anheben der Wangen (Lächelstellung) erfordert (sonst Knödelt es)

Es scheint ja auch erst einmal nicht logisch zu sein, denn normalerweise wird der Klang durch das Lächeln ja eher heller. ;) Vermutlich, weil die meisten dabei den Kehlkopf eben nicht absenken. Mal gucken, wie gut mir das morgen gelingt.

Zumindest dürfte ich damit, was den Power Metal angeht, schon mal auf dem richtigen Weg sein. Intensität erhöhen geht ja auch weiterhin, passiert leider auch ab und zu immer noch, dass man in diesen primitiven "Rufmodus" zurückverfällt.

Fand dazu dieses Video ganz anschaulich, vor allem die Beschreibung dieses Gefühls, dass man, wenn man einmal einen Fehler macht, den ganzen restlichen Song wieder im "Rufmodus" singen muss:
http://www.youtube.com/watch?v=GyxuWkqEcAc

Ist doch immer schön, wenn man sowas von sich selbst kennt, es wiedererkennt und sich verstanden fühlt. ^^

(okay, es gibt dieses eine Stück mit den 9 hohen C's, das mir gerade nicht einfällt, aber selbst das liegt im Mittel unterhalb eines Power-Metal-Refrains

Ich habe zwar keine Ahnung, wie das Stück klingt, aber ich meine, es gehört zur Rolle des Tonio aus der "Regimentstochter". ;) Vielleicht wirst du damit ja fündig.
 
Ich habe zwar keine Ahnung, wie das Stück klingt, aber ich meine, es gehört zur Rolle des Tonio aus der "Regimentstochter". ;) Vielleicht wirst du damit ja fündig.

Ja, das ist es, man muss nur nach "9 high c's" googeln.

Erstarret in Ehrfurcht:
https://www.google.fr/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=3&cad=rja&ved=0CDkQFjAC&url=http%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fplaylist%3Flist%3DPL47CCB1DF8178C878&ei=tYT4UsCQHrTT7AbWsoDwBQ&usg=AFQjCNHVYqNJpv_WBGm4fFaNWaTTvFSQMg&sig2=bm-FGwmU9ylWYnHCk-ISXA&bvm=bv.60983673,d.ZGU
 

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