Ohne Twang endet das "nach hinten wandern" des Stimmsitzes automatisch im Falsett. Ohne "Dampening" allerdings auch.
Ah... das würde erklären, warum mein Bruder meine Vorgehensweise nicht hinbekommt.
Er hat eine etwas höhere Stimme als ich (=d.h. seine absolute Untergrenze liegt höher, etwa so bei A/G, und alles unterhalb des kleinen c klingt doch auch schon sehr knurrig). Daher kann er auch mal bis c'', cis'' oder d'' in einem Modus singen, den ich jetzt spontan als Overdrive bezeichnen würde (auf jeden Fall ist der Lautstärkeunterschied zu tieferen Lagen sehr groß). Weil er mit der Vollstimme so hoch kommt, hat er Twang bisher ziemlich vernachlässigt, bekommt in der Kopfstimme also nur reines Falsett hin.
Er versucht sich halt auch an vielen Power-Metal-Songs (HammerFall, Freedom Call, Nocturnal Rites), geht da aber eben mit einer eher overdrive-artigen Technik heran. Ich habe ihn immer versucht davon zu überzeugen, dass für derart dauerhaft hohes Singen das Curbing - was mein Ansatz 1) ja offenbar grundsätzlich ist - viel ökonomischer und weniger anstrengend ist, und hatte versucht, ihm zu beschreiben, wie sich dieses "nach hinten-Schieben" bei mir anfühlt. Wenn dazu aber Twang von Nöten ist (was ich einfach immer so geübt habe, da ich früher dachte, die meisten Power-Metal-Sänger würden durchgängig mit Ansatz 2), also pinched falsetto, singen), dann kann er natürlich lange daran herumprobieren.
D.h. man "muss" quasi fast schon erst das Singen in der Randstimme mit Twang üben, ehe man die "Tür" zum Curbing überhaupt öffnen kann? Bei mir hat sich's auf jeden Fall wie eine "Tür" oder Luke angefühlt, die Anfang letzten Juli schlagartig nach oben auf flog...
Mit "Dampening" meinst du das Absenken des Kehlkopfs, oder?
Da versuche ich mich ja schon seit längerem drann, dass klappt aber irgendwie nur unterhalb des Passagios und klingt dann für mein Ohr immer eher, als würde ich meine Stimme verstellen. ^^ Zudem verstehe ich nicht, wie man gleichzeitig noch normal singen können soll, während man die Zungenspitze hinter die unteren Schneidezähne drückt, damit man den Kehlkopf besser absenken kann.
Für normalen Text kann das dann doch gar nicht funktionieren, sondern nur für lange gehaltene Vokale, und von denen dann wahrscheinlich sogar nur für "a" und "o", oder sehe ich das falsch?!
Ich denke die Intensität auf deinen Curbing-Noten in der Höhe ist noch etwas zu hoch. Darunter leidet dann die Definiertheit der leichteren Koordination.
Danke für den Tipp, dann bin ich mit meinen Übungen der letzten Tage nämlich wahrscheinlich auf dem richtigen Weg, mit denen versuche ich nämlich, die Intensität immer weiter rauszunehmen, ohne in die Randstimme weg zu kippen. Hilfreich dafür ist es übrigens, Songs, die eigentlich von Sängerinnen gesungen werden, in der Originallage zu versuchen. Dabei ist dann nämlich nicht die absolute Tonhöhe entscheidend, wie ein einzelnes f'' in einer Musical-Nummer, sondern mehr die durchschnittliche Tonhöhe. ^^ Ein eigentlich mittelhohes Lied wie "My Immortal" von Evanescence (geht bis cis'', entspräche also unserer Rechnung nach gerade mal einem männlichen fis') ist einfach nicht zu machen, weil da so viele a's am Stück drin sind.
Deshalb nehme ich mir dann auch teilweise einfach Songs männlicher Sänger und schiebe sie zur Abwechslung mal nach oben anstatt nach unten.
Wenn die Klausuren durch sind, mache ich evtl. nochmal eine zweite Hörprobe, in dem Fall vielleicht dann auch im Songzusammenhang. Ich habe nämlich in den vergangenen Wochen gemerkt, dass der Refrain von "Running Away from Me" von Meat Loaf für mich ein super Warmsing-Song ist, weil man direkt auf dem c' anfängt und sofort zum a'' hoch muss. Wenn ich mich nämlich zu tief einsinge (zwischen G und g'), habe ich die Erfahrung gemacht, dass die hohen Töne dann umso schlechter klappen, wahrscheinlich wird der Ansatz dadurch erst recht zu brustig und man verfällt wieder dem primitiven Instinkt zu brüllen ^^.
Hier schonmal das Original:
http://www.youtube.com/watch?v=Jdn8raW-nNU
Ich habe dann aber irgendwann gemerkt, dass der Einsing-Effekt noch viel größer ist, wenn ich gleich noch etwas höher anfange. Seitdem singe ich den Refrain zum Einsingen in F-Moll (fängt also auf gis' an und geht sofort bis f'' hoch mit den "na na na"s), dann muss ich nämlich sowohl gis' als auch f'' mit deutlich weniger Intensität singen. Wenn's dann ganz gut läuft, bin ich manchmal auch so größenwahnsinnig und versuche den Refrain des obigen Liedes tatsächlich eine Oktave höher, also so, wie Foxx letztens scherzhaft meinte, "einfach was mit a' oktavieren".
Daran arbeite ich aber noch...
Für Power-Metal wäre es also deiner Aussage nach richtig - und das erscheint mir auch soweit logisch - mit weniger Intensität an die Töne heranzugehen, je länger man in einer hohen Lage singen muss. Aber wenn ich das richtig verstanden habe, dann verwenden Opernsänger wiederum tatsächlich eine derart hohe (oder wahrscheinlich noch deutlich höhere ^^) Intensität bei diesen Tönen, oder? (Schon klar, dass das oberhalb vom c'' wohl nicht mehr machbar ist; der höchste Ton für einen Tenor in der klassischen Literatur ist mWn zwar ein f'', weiß aber gerade nicht, wo; evtl. liegt der auch in der Randstimme)