... Mund erst nur halb geöffnet habe, stoße mit der Zunge an und gebe durch herabsenken des Kinns quasi der Luft freien Lauf, wodurch dieser fette Sound entsteht...
Das klingt für mich fast genau wie das Gegenteil einer Übung
für die Entwicklung einer guten Stütze, daher fiel sie mir direkt wieder ein:
Um Kraft und Kontrolle der Stütze zu entwickeln, kann man Tonfolgen so spielen, dass immer ein Ton im forte und einer im piano aufeinanderfolgen (f-p-f-p-f-p...). Die Zunge bleibt schön entspannt im Mund liegen, der Kiefer natürlich ebenfalls ruhig.
Die Lippen formen ihre normale Ansatzstellung, genau wie die gesamte mimische Muskulatur. Der Blasimpuls kommt ausschließlich aus der unterstützen Atmung (wie beim Husten, aber natürlich ohne Stimmritzenverschluss).
Zuerst nimmt für diese Übung praktischerweise nur Tonleitern, rauf und wieder runter, schön langsam, erst mal nicht zu hoch oder zu tief, mit sehr gleichmäßiger Dauer aller Töne (Metronom), guter Abstufung der (Terrassen-)Dynamik und somit genauer Aufmerksamkeit auf die sauberst mögliche Ausführung und Klangqualität (gelegentlich Kontrollaufnahme).
Sollte man das Problem haben, dass "der Hals zugeht", also die Stimme beteiligt ist, kann man folgende Übung vorschalten: Einatmen, dann ausatmen mit Luftstößen aus dem Bauch auf f-f-f-f und/oder sch-sch-sch (= stimmlose Konsonanten). Sänger nehmen zwischendurch auch andere Laute wie K usw. Das wäre für uns wegen der dabei zwangsweise benötigen Beteiligung der Stimme aber eher ungünstig.
Sollte man mit der unfreiwilligen Beteiligung der Stimme Probleme haben, ist es ganz gut, wenn man sich eine groben Überblick zu den anatomischen Gegebenheiten verschafft (Wikipedia, Youtube), Auf YouTube gibt es Clips, die die
Stimme beim Singen zeigen sowie Röntgenaufnahmen, die
Bläser in Aktion zeigen.
...sich bei hohen Tönen teilweise mein Hals aufbläht und dann der Ton abwürgt...
Das beschreibt, den für die Höhe notwendigen Luftdruck bzw. die Beschleunigung durch Verschließen der Stimme kontrollieren bzw. erzeugen zu wollen. Das kann nicht funktionieren, weil der Luftdruck dadurch zwar an dieser Stelle steigt, aber zu weit entfernt vom entscheidenen Punkt ist (den Lippen, die schneller schwingen sollen).
Günstiger wäre, die Luft dank der guten Stütze bis zu den Lippen "durchzuschieben" und möglichst weit vorne im Mundraum durch die Zunge Kompression bzw. Beschleunigung zu schaffen. Die Lippen müssen natürlich stark genug sein, um dadurch die richtige Schwingung erreichen zu können.
Ich habe mir noch einmal deine Beiträge zum Thema durchgelesen.
Gerade, wenn Du auf "fetten Sound" stehst, führt wohl kein Weg an einer richtig guten Stütze vorbei. Das bedeutet n.b. nicht, ein sixpack zu trainieren oder krampfiges Anspannen der Bauch/Rückenmuskulatur, sondern die Entwicklung eines Empfindens für den engen Zusammenhang von gestützer Luftführung und Klang.
Ich möchte noch eine schöne Standard-Übung der Trompeter im Hinblick auf dein Zitat loswerden, die auch gut zu dem früheren James Morrison Zitat im Thread passt.
Man übt dazu die Naturton-Bindungen entsprechend der Obertonreihe, wie sie in fast allen Methoden ausgeführt wird, z.B. Charles Colin, Advanced Lip Flexibility. Der dabei gespielte "Grundton" einer Position wie z.B. das erste Bb ist ja bekanntlich das 2.Partial, gefolgt von der Quinte F als 3., dann wieder Bb in der Oktav höher als 4., der darüber liegenden großen Terz D als 5., der Oktav-Quint F als 6.Teilton usw.
Spielt man diese Übung, hilft es für die Entwicklung der "beschleunigten Luft", sich in etwas Abstand vor dem Schallstück so viele Kerzen vorzustellen, wie es dem gerade zu spielenden Naturton entspricht.
Dabei ziele ich auf einen vorgestellten Docht der dem gerade zu spielenden Ton entsprechenden Kerze (= fokussierter Ton) und zünde sie im Moment des Einrastens an, wie mit einem Schneidbrenner. Beim abwärts spielen lasse ich die Kerze des jeweils letzten Tones einfach ausgehen. Will man die Übung schwerer gestalten, kann man sich die vorgestellte Reihe der Kerzen weiter weg vorstellen. Die Vorstellung, Töne in weiterem Abstand zu treffen, statt eines leitermäßigen "höher steigen" soll ebenfalls günstig für die Entwicklung sein.
Ganz im Sinne von James Stamp dürfen die Töne bei dieser Übung nicht verschleifen (erster Ton würde gegen Ende etwas höher, der zweite beginnt etwas zu tief). Statt dessen haben sie von Anfang bis Ende die richtige Tonhöhe, wie beim Spielen auf einem Keyboard.
Wie fast immer ist es nützlich, auch diese Übung mit Metronom zu spielen, um genau gleiche Tonlängen und genaue Toneinsätze kontrollieren zu können.