Ich versetze mich mal gedanklich in die Position eines nichtmusizierenden Zuhörers.
Ich rede hier ausdrücklich von Unterhaltungs-08/15-Musik (Rock, Pop, Soul, Swing; keine extrem instrumentallastigen Musikrichtungen wie Deathmetal, Freejazz etc.):
90% der Musik ist für ein Nichtmusiker-Publikum der Gesang. Der Rest wird vom Publikum eigentlich nur wahrgenommen, wenn a) sich jemand andauernd grob verspielt oder b) herausragende Soli bringt. Im Fall b) kann man die Arrangements so ändern, daß der öfter was zu tun bekommt. Da ist eine Vorstellung auch sicher sinnvoll.
David Byrne hat auf einem Album geschrieben: "Gesang ist ein Trick, damit die Leute dem Lied länger zuhören". Und das stimmt meiner Erfahrung nach leider auch. ("Wie, Du warst eben auch auf der Bühne, was spielst Du denn?"). Frank Zappa hat angeblich gerne mal auf der Bühne den Namen des Musikers genannt, der sich gerade verspielt hat. Kam aber in späteren Zeiten wohl nicht mehr oft vor.
'Ne "normale" Band ohne herausragende Solisten namentlich vorzustellen ist meiner Meinung nach überflüssig. Man macht das halt, weil man's so von Konzerten kennt, wo jeder Musiker einen bekannten Namen hat, der die Band aufwertet. Ich kann mir aber z.B. nur schwer vorstellen, daß ein Freddie Mercury jemals auf der Bühne "....and the fabulous John Deacon on Bass..." gesagt hat.
Ich persönlich würde sagen: bei Coverbands, wo's um die Stimmung/Tanzen/Hintergrundmusik geht - eher nein, da kann man höchstens auf den Bandnamen hinweisen, damit man den nächsten Gig für 'ne Firmenfeier bekommt.
Bei Bands, die ihre eigenen Sachen spielen und keine herausragenden Solisten besitzen, da kann man doch gerne mal ein paar flache Scherzchen machen, ich denke das verbindet mit dem Publikum ("...und am Bass, im total verschwitzen T-Shirt....", "...and from Knieselreuthhausen, Black Forest, Bi Dabbeljuh...)
Ich finde es aber aus Zuhörersicht grauenhaft, wenn jemand am Mikro steht und labert (z.B. die Band vorstellt oder - noch schlimmer - einen Song "erklärt"), ohne daß gleichzeitig im Hintergrund Musik gespielt wird. Und wenn's nur 'ne Keyboardfläche oder 2 Akkorde sind.
Auf einem Konzert sollte es für mein Empfinden zwischen den Songs keine Pausen geben, die länger als ein paar Sekunden sind. Das heißt: mit dem nächsten Song am besten loslegen, bevor die Leute mit dem Klatschen fertig sind. Große Pausen (mit oder ohne Gelaber) töten - bei mir jedenfalls - die Stimmung. Das gilt vor allem für die Vorstellung der Musiker.
Frank Zappa war Meister der nahtlosen Übergänge. Hört euch mal die You Can't Do that On Stage Anymore-Reihe (vor allem Part 1&2) oder The Best Band You Never Heard in Your Life und Make A Jazz Noise Here an. Ich denke, das sind wirklich Musterbeispiele, wie man mit Gelaber auf der Bühne umgehen sollte, ohne das Publikum zu langweilen.
Und: warum nicht einfach einen Musiker-Präsentations-Song für die Band schreiben?