Voraussetzungen für die Konstruktion und den Bau eines Akkordeons

Du weißt schon, dass ich das jetzt nicht will. Diese ventillosen Blasinstrumente klingen total anders als die Instrumente heute. Es geht mir darum, dass Trompeten damals einfach nicht alle Töne spielen konnten. Weil man aber viele Töne brauchte, nahm man einfach verschiedene Trompeten mit anderen Grundtönen.

Da könnte man jetzt wieder mit der Orgel kommen. Da sind die Töne weit voneinander entfernt.
Aber nicht bei einem Akkord mit einer Hand auf einem Manual. Da kriege ich bei den Orgeln, die ich kenne, nicht diese weitgriffigen Akkorde hin. Vielmehr nimmt man zwei Hände. Spielerische Demonstration folgt.

Sollten wir den mal auch noch erfinden lassen?
Noch mal, falls es nicht klar wurde. Es geht mir um einen scharfen Blick auf die Möglichkeiten des Akkordeons in Abgrenzung zu den Möglichkeiten der Instrumente damals. Kenne ich das Akkordeon aus dieser Blickrichtung, wird mir nicht nur technisch (das hatten wir oben schon), sondern musikalisch deutlich, was ich damit machen kann. Warum ist mir das wichtig? Ich bin einfach mit dem Akkordeon aufgewachsen. Zweite Klasse Grundschule: Wer lernt was? Ich kam zum Akkordeon, weil meine Tante so ein Ding auf dem Speicher hatte. Ich hab mich an das Instrument und was man glaubte damit machen zu können, gewöhnt. So allmählich bin ich reif dafür zu überlegen, was man mit dem Ding noch anfangen kann. Dafür brauche ich einen unverstellten Blick. Leuchtet vielleicht nicht ein, ist aber so.

ein ( in Zahlen : 1) Musiker
Was unterstellt ihr mir, Graf @maxito aus Stutengarten? Entschuldigen Sie, Euer Hochwohlgeboren. Ich wollte doch nicht den Kurfürsten beleidigen. Satisfaktion in Form eines Krieges zwischen Preußen und Schwaben ist nicht mein Ansinnen.

Meine Idee bestand darin, das Akkordeon in das Empfangs-Ensemble einzugliedern. Dafür war der Herr Bach bekannt. Dass er einfach nach Instrumente suchte, mit denen er seine Klangvorstellung ausdrücken konnte. Er hat vielleicht auch daher bestimmte Instrumente bauen lassen, die es damals nicht gab. Einfach des Klanges wegen. Fragerichtung: Mit welchen Instrumenten hätte Herr Bach das Akkordeon kombiniert?

Diese Idee ist nicht neu. Les inAttendus ging diesen Weg. Man fand es eine gute Idee, das Akko mit zwei Streichinstrumenten zu kombinieren. Ein Beispiel:


View: https://www.youtube.com/watch?v=1DhDBMvb_0A
 
klangtaucher
  • Gelöscht von maxito
Sehr schönes Beispiel! Gefällt mir musikalisch wirklich gut. Kamera-mäßig nervt es, bei dieser ruhigen, konzentrierten Musik alle zwei Sekunden einen Schnitt zu einer neuen Perspektive zu machen. Auch diese Art, nur das halbe Gesicht oder irgendwelche angeschnittenen Gegenstände im Vordergrund zu haben. Aber man kann es sich ja auch einfach nur anhören. Merci fürs raussuchen, Bernnt.

Es geht mir um einen scharfen Blick auf die Möglichkeiten des Akkordeons in Abgrenzung zu den Möglichkeiten der Instrumente damals.
Gut, also das heutige Akkordeon im Vergleich. Kann das heutige Instrument Dinge, die man damals auf keinen anderen Instrument oder Instrumentenkombination umsetzen konnte?

Mein Eindruck ist, dass es Bach wahrscheinlich nicht zu neuen Arten von Musik inspiriert hätte. Ich sehe nichts, wo Bach wirklich limitiert gewesen wäre. Er hatte ja Zugriff auf alle Instrumente, die er wollte. Crescendo zum Beispiel ging ja technisch mit Streich- und Blasinstrumenten auch schon, wurde aber trotzdem musikalisch nicht so eingesetzt wie einige Zeit später.

Praktisch gesehen wäre das Akkordeon aber vielleicht sehr populär geworden als "Orgel für zu Hause".
 
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Um nochmal konkret zur Ausgangsfrage zu kommen.
Also mir persönlich fällt kein Grund ein, warum man nicht schon 1723 ein Konzertakkordeon hätte bauen können.
Was soll nicht möglich gewesen sein?
Balg? Gab es schon vor 2000 Jahren.
Fein gebogene Metallstangen? Gabs im Cembalo doch auch, vielleicht nocht ganz so klein.
Tasten? Zungen? Stimmstöcke?

Wahrscheinlich wäre alles nicht so hochentwickelt gewesen wie zu den Hoch-Zeiten des Akkordeons, aber prinzipiell nicht unmöglich.
Das Problem dabei sind sicher wie auch bei Bachs Gestalt schon erwähnt, die Rahmenbedingungen und gewisse Zufälle.
Lebte Bach heute, würde er keine barocken Fugen oder Kantaten schreiben - ist doch sonnenklar.

Ich glaube man unterschätzt die technischen Fähigkeiten der früheren Generationen. Wenn die Zeit und Zufälle ein Akkordeon erfordert hätten, hätte man es auch gebaut. Pyramiden waren zu deren Zeit ja auch möglich. Schaut euch nur mal die Leibnitzsche Rechenmaschine von 1673 !! an:


1720856540138.jpeg


Man sieht es auch jetzt aktuell. Geht die Nachfrage zurück, baut man auch weniger und mMn. nicht mehr so (viele) gute Akkordeons wie noch vor 60 70 Jahren.
Sie haben sich entwickelt, aber nicht in jeder Hinsicht positiv.
 
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Also mir persönlich fällt kein Grund ein, warum man nicht schon 1723 ein Konzertakkordeon hätte bauen können
Es gab keinen Federstahl, nicht einmal die Nobelkarossen von Kaisern und Königen hatten zu der Zeit eine Federung.
Selbst wenn man den Rest hätte bauen können, es wäre ungefähr doppelt so schwer gewesen, bestenfalls stationär zu gebrauchen.
 
Selbst wenn man den Rest hätte bauen können, es wäre ungefähr doppelt so schwer gewesen, bestenfalls stationär zu gebrauchen.
... vier Beine dran und das Harmonium wäre praktisch erfunden gewesen!

Also mir persönlich fällt kein Grund ein, warum man nicht schon 1723 ein Konzertakkordeon hätte bauen können.
das hab ich ja schon weiter oben beschrieben: grundsätzlich wäre das schon möglich gewesen. Und ich habe auch aufgezählt was das dann bedeutet hätte: es wäre ein königliches Instrument geworden und welche Abstriche in der Qualität das vermutlich gengenüber heutigen Instrumenten gehabt hätte... ungefähr so wie die leibnitzsche Rechenmaschine...nicht umsonst gabs von der nur 1 Exemplar.

Balg? Gab es schon vor 2000 Jahren.
klar .. Räder gabs in der Antike auch schon... und trotzdem hätte man damit keine Autos bauen können ( berühmte Ausnahmen aus der Filmindustrie mal ausgenommen ... Jappadappaduuu!
View: https://www.youtube.com/watch?v=2s13X66BFd8) ;)
 
Das unterstreicht nur den theoretischen Charakter dieser Gedanken.
 
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Diese Idee ist nicht neu. Les inAttendus ging diesen Weg. Man fand es eine gute Idee, das Akko mit zwei Streichinstrumenten zu kombinieren. Ein Beispiel:
insofern hat dieser Faden doch wieder was gutes : ich bin wieder auf diese Aufnahme gestoßen... werd ich mir wohl kaufen...

Es gibt viele Werke von Bach eingespielt auf Akkordeon oder in Ensemble mit Akkordeon. Von daher ganz klar: hätte es das damals ( in heutiger Ausführung und Bauweise) gegeben, wäre es schon eingesetzt worden.

Wie man das eigesetzt hätte - das kann man nur spekulieren, aber sicher nicht klar beantworten.

Da ich den musikalischen Werdegang meines "Meisters" ja aus nächster Nähe mit Höhen und Tiefen quasi aus nächster Nähe miterleben durfte habe ich auch festgestellt die musikalische Welt ist bezüglich Akkordeon im "klassischen" ( damit meine ich auch Renaissance, Rokkoko, Barock usw.) Musikbetrieb zweigeteilt, was den Orchesterbetrieb angeht.

Die eine Fraktion streicht heraus, wie wunderbar sich das Akkordeon vom Klang her in das Gesamtgefüge eines (synphonischen) Orchesters einfügt. Die anderen beklagen, dass es keine klanglichen Kontraste zu den Bläsern und Streichern abgibt , so wie das Klavier.


Wahrscheinlich wäre alles nicht so hochentwickelt gewesen wie zu den Hoch-Zeiten des Akkordeons, aber prinzipiell nicht unmöglich.
Das Problem dabei sind sicher wie auch bei Bachs Gestalt schon erwähnt, die Rahmenbedingungen und gewisse Zufälle.

Wie schon mehrfach gesagt - es wäre die Frage , ob es sich in der Form die mit den damaligen Mitteln möglich waren durchgesetzt hätte. Oder ob es ein bestauntes Kuriosum gewesen wäre das dann wieder in der Versenkung verschwunden ist, ähnlich einer Glasharmonika.

Da bin ich nach wie vor der Meinung Bestand hätte das nur gehabt, wenn die Bauform technisch so gut gewesen wäre dass man zumindest annähernd heutiges Niveau ansetzen kann. Und damit es sich verbreitet hätte, hätten dafür ein paar technische, mechanisierte Verfahren noch gefehlt die eine größere Stückzahl und damit eine Verbreitung des Instruments ermöglicht hätten.
 
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Die eine Fraktion streicht heraus, wie wunderbar sich das Akkordeon vom Klang her in das Gesamtgefüge eines (synphonischen) Orchesters einfügt.

Hm ... das hab ich so ehrlich gesagt noch nicht gehört.
Schon alleine der Fakt, dass man es nicht selbst stimmen kann, macht imo den Einsatz von mehr als einem Akkordeon im Orchester schwierig. Auch Zusammenspiel mit Orgel, Klavier usw.

Als Soloinstrument oder für Kammermusik dagegen kann es die Vorteile besser ausspielen. Ist jedenfalls mein Eindruck.
Durch die Bassseite ist es ja auch mehr als Solo/Kammerinstrument ausgelegt, was den kompletten Tonbereich abdeckt, und nicht als Orchesterinstrument. Ähnlich Klavier, Orgel, Cembalo usw.

Ich bin jetzt mit der Geschichte des Akkordeons nicht so vertraut wie ihr, aber ich habe den Eindruck, dass besonders der Akkordbass (M II) ganz stark zur Popularität des Akkordeons beigetragen hat. Andererseits ist es dadurch auch auf "akkordische" Musik festgelegt.

Hätte man zu Bachs Zeiten mit MIII oder vergleichbar gestartet, hätte das Instrument vielleicht einen ganz anderen Ruf.

Bei der Gitarre fällt mir grade ein hab ich vor Urzeiten mal ein ähnliches System gesehen, einen Kasten, den man auf das Griffbrett schraubt und dann nur noch beschriftete Hebelchen drückt, die intern Akkorde "greifen". Ähnlich wie die Autoharp. Hat sich aber nicht durchgesetzt scheinbar ;)
 
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Mir fehlt bei kammermusikalischen Bach Interpretationen oft die Gleichwertigkeit der Stimmen. Es wirkt auf mich zerfasert, ergibt kein strenges Gesamtes.
Tiefgehende Überlegungen sind kaum nötig, denn es ist quasi vom Blatt spielbar und die Interpretation ergibt sich irgendwie. Wenn sich dagegen ein Solist damit beschäftigt, bleibt er Wochen, Monate, Jahre dabei und entwickelt eine ganz andere Beziehung zum Inhalt.
Selbst wenn es nicht so transparent gespielt werden kann, ist mir so ein Werk aus einem einzigen Geist lieber. Was für ein Zustand, das alles zu kontrollieren!

Im Ensemble kümmert sich jeder nur um seine Stimme und hört die anderen nur so beiläufig mit. Das muss nicht so sein, ist aber häufig so.
Wenn die Geige die Intonation nicht ganz trifft, oder als einziges Instrument Portamento spielt, besonders in der Zweistimmigkeit, dann nimmt mir das die Spannung. Viel Gestaltungsschnickschnack in den Einzelstimmen lenkt mich dann auch vom Gesamtbild ab.

Das gilt nur für polyphone Sachen wie die Kunst der Fuge. Die Chaconne (Violine Solo) und dann bearbeitet für Gesang und Laute oder Air zb. sind ganz anders geschrieben.
 
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Im Ensemble kümmert sich jeder nur um seine Stimme und hört die anderen nur so beiläufig mit. Das muss nicht so sein, ist aber häufig so.
Das unterscheidet wahrscheinlich die guten von den sehr guten Ensembles.

Ich denke, ich weiß, was Du meinst. Man muss sich da sehr zurücknehmen, Vibrato und ähnliches verbietet sich fast - also mehr an Interpretation alter Musik anlehnen.
Dann geht es glaube ich schon. Die meisten Ensembles arbeiten da vielleicht nicht so intensiv am Gesamtklang, bzw haben nicht dieses Klangideal, was Du beschreibst.

Vergleichbar dazu wären vielleicht die fünf..und mehrstimmigen Chorwerke aus der alten Musik, Palästrina, Schütz, Gesualdo usw. Da müssen sich die Sänger auch mit dem großen Operngestus zurückhalten.
 
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