In der Nacht zum 21. oder 22. Januar träumte ich von Angus Young.
Ich befinde mich in einem eher karg möblierten Zimmer mit Tür und Fenster an den Schmalseiten. Es ist etwa doppelt so lang wie breit, und der Fernseher steht in der dem Fenster zugewandten Hälfte des Zimmers, und zwar so, dass man aus der von der Tür aus gesehen hinteren linken Ecke etwas in das Zimmer hineinschauen muss, also eher vom Fenster weg. Es läuft gerade eine Sendung über AC/DC, leider auf DSDS- oder MTV-Niveau. Genau genommen handelt es sich um ein Interview, bei dem nur zwei Leute anwesend sind, nämlich Angus Young und eine Moderatorin. Angus sieht etwas anders aus als gewohnt; man könnte ihn mit Udo Pipper aus Gitarre + Bass verwechseln. Er ist jünger als in Wirklichkeit und hat noch nicht viel graues Haar, trägt aber trotzdem schon den erst in jüngster Zeit verwirklichten Kurzhaarschnitt. Die Moderatorin ist Anfang 30, hat goldblondes Haar (mittellang und glatt) und gehört zu der Sorte Leute, deren Hard- und Heavy-Kenntnisse sich schon immer auf zwei Aussagen beschränkt haben:
1. Bei AC/DC dreht sich immer alles um Angus, das kann nur der Sänger sein.
2. Der Gitarrist von Kiss heißt mit Vornamen Acey.
Nun gut, rechtzeitig vor Beginn der Sendung hat sie im Zuge der Vorbereitungen immerhin noch mitbekommen, dass Angus nicht singt, sondern Gitarre spielt. Trotzdem wird hier jedem klar, dass da einfach irgendeine Dummtussi, die am besten bei ihrem Noch-nicht-Teenie-Sender mit seinem Kaugummipop geblieben wäre, einem Künstler, dessen Publikum überhaupt nicht mehr zur Zielgruppe gehört, nichts als dumme Fragen stellt. Und es wird auch klar, dass sie AC/DC nicht für ein Projekt gleichgesinnter Kumpels hält, sondern für die Angus Young Group. Übrigens sprechen die Beiden im Interview nur Deutsch.
Der absolute Tiefpunkt der Sendung besteht darin, dass die Moderatorin dem Künstler vorhält, er sei zwar ein Könner, die übrigen Bandmitglieder aber nichts als Spackos. Sie fragt ihn, ob es nicht an der Zeit wäre, "seine komplette Band" zu feuern. (Also den auf eine knapp dreißigjährige Bandzugehörigkeit zurückblickenden Brian Johnson, den schon lange vor Highway To Hell eingestiegenen Cliff Williams, den vom Debütalbum bis lange nach Back In Black präsenten und längst wieder zurückgekehrten Phil Rudd sowie Gründungsmitglied Malcolm Young, das muss man sich mal vorstellen!) Er sagt nun ganz kleinlaut etwas in der Art "vielleicht" oder "kann ich machen". Ich stehe inzwischen vor dem Kühlschrank, der sich in der türseitigen Hälfte des Zimmers unmittelbar vor der von der Tür aus gesehen rechten Wand befindet. Ich öffne die Tür und nehme 2 Flaschen Bier aus dem Kühlschrank, genau genommen Mehrwegflaschen aus Braunglas.