Ich bin mir inzwischen nicht mehr so sicher, ob im Vintage Guitar Price Guide wirklich nachgewiesene Verkäufe berücksichtigt sind, oder ob da doch "nur" die aufgerufenen Preise berücksichtigt werden. Die aufgerufenen Preise sind ja aktuell hoch wie nie, allerdings sind die tatsächlichen Verkäufe nach meinen Erfahrungen nicht nur in Deutschland niedriger denn je, und - auch aus meiner Erfahrung - sind die tatsächlichen Preise deutlich unter denen, die aufgerufen werden. 20 bis 25 % unter den aufgerufenen Preisen ist bei den tatsächlichen Geschäften keine Seltenheit. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel und gerade die Verkäufe von gewerblichen Anbietern von vintage Gear lassen natürlich ihren Kram auch liegen, bis ein Dummer kommt, der unbedingt eine bestimmte z.B. Gitarre will und dann halt zahlt, was verlangt wird.
Schon immer lagen die Angaben im Vintage Guitar Price Guide deutlich über dem, was man vor allem in Deutschland tatsächlich erzielen konnte. Insofern sah ich die Angaben (auch schon immer) letztlich nur als einen Fingerzeig an, um sich mal grob zu orientieren und um das mit den eigenen Marktbeobachtungen in Relation zu setzen. Und, dass natürlich alles teurer wird, ist auch bekannt, aber die "Steilheit" der Zunahme muss man immer selbst einordnen. Ich glaube auch, dass bei den Angaben "geschäftliche" Interessen im Hintergrund stehen. Soll heißen, dass da Leute dahinter stehen, die wegen ihrem eigenen Bestand Interesse daran haben, dass die Preise möglichst hoch sind, oder genauer gesagt, dass die Allgemeinheit von entsprechend hohen Preisen ausgeht und daher bereit ist, auch entsprechend hohe Preise zu zahlen. Eine solche Vorgehensweise gab es vor ca. 20 Jahren schon bei Oldtimer-Autos, für die die Preise auch künstlich gepusht wurden, was einigen Sammlern (eigentlich eher "Anleger") bei Verkäufen noch höhere Gewinne als sowieso bescherten.
Das System beißt sich dann selbst in den Hintern, wenn einfach jedenfalls zu den aufgerufenen Preisen keine echten Käufe mehr stattfinden. Ich gönne das diesen Anlegern, weil Spekulationsgeschäfte auch immer mal ihren Zenit überschreiten und dann halt auch nicht oder nicht in "geplanter Weise" einträglich sind.
Im Schlepptau solcher Effekte kommt immer auch noch eine Welle der Verteuerung der Mid- und Low-Price Modelle, um den entsprechenden Markt "abzugraben".
Im Moment kann man auch schon noch günstig kaufen, muss halt nur noch umso mehr die Anbieter weichkochen und warten, bis sie entnervt sind. "Haben müssen" war noch nie gut für einen günstigen Kauf. Und als Verkäufer muss man sich aktuell meiner Meinung nach echt überlegen, ob man lieber Umsatz hat oder weiter davon träumt, eines Tages viel viel mehr zu bekommen. Wie gesagt, für "Anleger" halt Systemrisiko und für Player, die vielleicht viel zu teuer eingekauft haben, blöd gelaufen.