Ich hab einen aus der Regionalen Zeitung hier. Ich war am 03 da.....naja ich fands nicht so toll. Riger und Tursias fande ich noch ganz aufregend, auch wenn sich dann bei Riger die Zahl der Glatzen schlagartig verdreifacht hat.
Ragnarök Der FT entdeckte im Lager der Heavy-Metal-Fans
keine Anzeichen für einen Weltenbrand.
von Markus Häggberg
LichtenfelsRagnarök bedeutet Weltenbrand oder
Götterdämmerung. Dieses Gefühl mag den einen oder anderen älteren
Lichtenfelser wohl auch überkommen haben, als er der zirka 3000 dunklen
Gestalten gewahr wurde, die sich am Wochenende in der Stadt tummelten.
Ihr Auftreten ist martialisch, ihr Lachen jugendlich unbeschwert. Auf vielen
T-Shirts lassen sich Sätze wie Gnade wird weder verlangt, noch
gewährt lesen. Trotzdem ist der Prozentsatz an Zivildienstleistenden
unter den jungen langhaarigen Männern ausgesprochen hoch. Grund genug für
den Fränkischen Tag, diese Bewegung zu hinterfragen.
Am Schützenanger. Hier haben sie ihr Lager aufgeschlagen, denn an zwei Tagen
treten in der Stadthalle, unter der Bezeichnung Ragnarök, 19
Metal-Bands aus sechs Ländern bei Deutschlands erstem Pagan-Metal Festival
auf. Ein Mammutprogramm mit einem etwas dunkel getünchten
Woodstock-Charakter. Das sieht man dem Schützenplatz auch an, denn wenn
die Zelte abgebaut sind und die Autos aus Berlin, Chemnitz, Ingolstadt, der
Schweiz und Frankreich (!) davongefahren, dann kann man mit dem Aufsammeln
des umherliegenden Flaschenpfands ein kleines Vermögen machen.
Die Konzertbesucher haben ihr Kochgeschirr dabei, grillen und trinken. Vor allem
Letzteres, und als ich eine kleine Gruppe 20-Jähriger aus Bamberg für einen
Plausch gewinne, da darf ich schon zwischen Jacky-Cola und Bier wählen.
Wie schaut´s denn bei euch so mit Körperpflege aus?,
frage ich in die Runde. Duschen ist kein Heavy-Metal, sagt der
mir am nächsten Sitzende. Er heißt Felix und muss es wissen, denn er wird zwei
Tage hier verbringen, ohne sich zu waschen.
AntigewaltbereitPhilipp, genannt Zopf, gesteht, dass er zu
besoffen ist, um mir genau zu erklären, was Ragnarök bedeutet.
Was er noch ziemlich gut hinkriegt, ist seine Ansicht zur Lebensphilosophie der
Festivalbesucher. Mein Bier ist alle. Ich nehme einen Schluck Whisky-Cola,
überlege kurz und nehme noch einen. Zopf sagt also, dass die
Gewaltbereitschaft dieser Szene ein Gerücht ist. Wir sind sogar
antigewaltbereit.
Das düstere Gehabe ist also bloß Koketterie? Felix schaltet sich ein und reicht mir
mein zweites Bier. Wir laufen privat auch so dunkel rum. Satanismus ist
aber eine andere Schiene. Er erklärt mir die gewaltverherrlichenden
Textpassagen vieler Lieder als Protest und Stilmittel dieser Musik. Protest? Ja,
gegen die Gesellschaft, die Langeweile, die Kirche als Institution und und und.
Antichristliche Aussagen Da pflichtet ihm Zopf bei und kommt
auf die nordische Mythologie zu sprechen. Immerhin handelt es sich bei dieser
Art von Heavy-Metal um Pagan- und Viking-, also Heiden- und
Wikinger-Heavy-Metal. Es gibt in den Texten enorme antichristliche Aussagen.
Woher kommen die? Die jungen Männer erklären das als den Protest mancher
Bands dagegen, dass das Christentum die damaligen keltischen Naturreligionen
und Götter wie Odin und Thor verdrängt hat. Sie sprechen sogar davon, dass
man das Christentum diesen Religionen übergestülpt habe. Das wiederum sei aber
nicht die Meinung aller Bands, und die meisten Leute seien ausschließlich wegen
der Musik da und scherten sich weder um Texte noch Antichristentum. Oftmals,
so setzt Zopf jetzt nach, gehe die Qualität der Texte in der
Lautstärke der Bands unter. Er ist wegen Equilibrium und Moonsorrow da, und die
gehören zu den wichtigsten Bands dieser Szene.
Ich spreche die Jungs auf ihren enormen Alkoholkonsum an. Sie kennen dafür
eben niemanden, der zu synthetischen Drogen greift. Das, so meinen sie (und es
klingt wie eine Rechtfertigung), sei in der Szene wieder unüblich, und so werde
halt bloß gesoffen.
Abhängig seien sie nicht, beteuern sie, denn am Montag beginnt wieder der
Alltag an der Schule, der Uni, hinterm Bankschalter oder an der Werkbank. Oder
auf dem Flur des Arbeitsamtes. Ganz normal eben. Dann seid ihr also
Quartalssäufer?, will ich wissen. Stille.
Felix überbrückt die vielsagende Pause und schildert mir das Aufnahmeritual, dem
sich jeder böse Paganfan unterziehen muss. Katze
schlachten, aufsetzen und Miau sagen.
Und Lichtenfels bleibt heil? Lichtenfels bleibt heil, versichern sie mir.