36 Songs für eine Show sind für eine Coverband nun wirklich nicht zu viel, und sechs Wochen zum Lernen sollten auch durchaus ausreichend sein. Auch ohne "Superlearning" und ausgefuchste Lernmethoden.
Wenn in unserer Band jemand einen Gig nicht mitspielen kann, spielt für ihn/sie halt eine Aushilfe. Und die haben dann zwei bis drei Wochen Zeit, sich ca. 40 Songs draufzuschaffen. Zur Sicherheit gibt's dann kurz vorm Gig noch mal eine Probe mit der Aushilfe, wenn sie neu ist. Die, die schon mal ausgeholfen haben, brauchen i.A. keine Probe.
Es ist also nicht wirklich ungewöhnlich, sich im Coverband-Bereich "mal eben" drei Stunden Programm reinziehen zu müssen. Wenn man einigermaßen strukturiert vorgeht, ist das auch kein sooo großes Problem.
Wenn ich mir einen neuen Song raushöre, dann stelle ich mein Instrument erst mal in die Ecke und höre mir den Song einmal von vorne bis hinten an. Dabei achte ich schon mal auf die Form und die verschiedenen Teile.
Beim zweiten Durchgang schreibe ich mir dann die unterschiedlichen Elemente des Songs in der Reihenfolge ihres Erscheinens untereinander auf einen Zettel. Das kann dann z.B. so aussehen:
Intro
Strophe
Bridge
Strophe
Brigde
Chorus
Solo
Chorus
Schluss
Bis jetzt stand mein Instrument immer noch brav in der Ecke.
Und jetzt kann ich anfangen, die einzelnen Parts herauszuhören. Wenn nötig, schreibe ich die Akkordfolgen, Noten oder Läufe in meiner Liste neben die Bezeichnung des Parts.
Wenn alle Parts rausgehört sind, kann ich den Song im Ganzen spielen. Das mache ich so lange, bis ich quasi gefühlsmäßig mitspielen kann, ohne groß nachzudenken.
Das Ganze dauert je nach Komplexität eines Songs zwischen drei Minuten und einer Stunde, in harten Fällen vielleicht auch 1,5 Stunden.
Den Song dann in den nächsten Tagen immer noch mal hervorholen und zwei- bis dreimal mitspielen - feddich!
Und was Satriani laut einem Poster hier vielleicht meinte, ist die Tatsache, dass es eine Schwelle gibt, die man überwinden muss, bis man etwas wirklich kann. Hat man diese Schwelle noch nicht überwunden, kann man sich eine Zeit lang durch extreme Konzentration retten. Aber eben nicht ewig. Wenn ich z.B. meine Schüler einen neuen Groove lernen lasse, sage ich ihnen, dass sie ihn zu Hause zwei Minuten lang FEHLERFREI (keine Timingschwankungen, keine verschluckten Noten, kein Schnarren etc.) spielen sollen, und zwar mit Kontrolle durch Stopp-, Küchen- oder sonstige Uhr.
Wenn's zwei Minuten lang ohne Fehler klappt, dann sitzt die Lektion. Vorher nicht.