Mal einen etwas unkonventionellen Erklärungsversuch:
Diatonische Tonleitern kannst du mit einer normalen Familie vergleichen.
Dur und Moll kannst du mal alls männlich und weiblich vergleichen.
Man erwartet üblicherweise 3 Generationen.
Oma und Opa
Vater und Mutter
Sohn und Tochter.
Eine Generation ist üblicherweise 20 bis 30 Jahre auseinander.
Zumeist wird eine Person als Zentrum angenommen (früher mehr als heutzutage)
Beispielsweise der Vater. (Vergleichbar mit dem Grundakkord einer Durtonleiter)
Bei einem anderen Kontext ist die Mutter das Zentrum. (Vergleichbar mit dem Grundakkord einer Moll-Tonleiter. Ich denke hier an einen Elternabend)
Aber es sind noch 4 andere Kontexte denkbar:
Fußballverein des Sohns, Ballettstunde der Tochter, Kaffekränzchen der Oma, Frühschoppen des Opas.
Das hätte jetzt was mit den Modis bzw. Kirchentonarten zu tun.
Egal wie man es betrachtet, die Verwandschaftsverhältnisse bleiben unter den 6 Personen stets gleich.
Jetzt ändern wir die Tonart bzw. das alter.
Auf einmal wird der Sohn alt genug, um zu heiraten. Jetzt wird er zum Vater, der Vater zum Opa, und ein neues Kind ist hinzugekommen. (Der Opa, wenn er noch lebt, geht ins Altersheim)
Alles in allem ist es trotz des Rollentausch eine normale Familie.
So was wäre jetzt diatonisch, was frei übersetzt "durch die Tonleiter" bedeutet.
Jetzt gibt es aber Verwantschaftsverhältnisse, die sich zwar erklären lassen (miteinander harmonisieren) aber die Zuordnung etwas komplizierter wird. Man denke da an einen Onkel, der jünger ist, als der Sohn seines Bruders, weil er ein Spätzünder des Opas war.
Hier hört die normale Familie auf, zumindest, was unsere Erwartungshaltung angeht.
Alles was aus dem Klischee, also der üblichen Hörerwartung herausfällt ist nicht mehr diatonisch.
Höre dir mal den Basslauf vom Pink-Panter-Thema an, oder das Habanera aus der Oper Carmen. Da sind chromatische Tonabstände drin, die wir in dieser Fülle nicht von unseren Kinderliedern Schlager und Popsongs (die zum größten Teil diatonisch sind, also nur den begrenzten Vorrat einer Tonart nutzen. ) nicht so kennen.
Es gibt extrem einfach gestrickte Lieder, die nur 5 statt 7 Töne nutzen (Pentatonik). (Vergleichbar mit einem Singelhaushalt. ) Ist alles ganz harmonisch fällt aber aus dem üblichen (althergebrachten klassischen) Familienrahmen Raus.
Höre dir mal einen Bossa-Nova wie Girl of Ipanema an. Da hörst du selbst wie die Melodie so unerwartet verläuft, dass du vermutlich Probleme haben wirst es nachsingen zu können. Beim Prächorus hörst du ziemlich, wie die Töne verschmieren. Da fallen die Töne so aus dem normalen Ramen, wie ein Seitensprung aus dem normalen Familienramen fällt.
Oder höre dir Blues an, wo die Grenze zwische Dur und Moll verwischt wird. Wenn ich beim oberen Beispiel von oben bleibe, fällt mir nur ein sehr dummer Vergleich ein, der eher in die Richtung Elton John, Siegfried und Roy, Olivia Jones etc. geht.
Inzwischen nichts ungewöhnliches mehr, aber es fällt doch aus dem normalen Rahmen, was man sich unter einer klassischen Familie vorstellt raus.
Echt schräg wird es, wenn der Opa als Witwer eine jüngere Frau nimmt, die vom Alter seine seine Enkelin sein könnte, wärend sich der Enkel in die deutlich älteren Mutter derselben verguckt hat. Musikalisch wären wir jetzt beim Free-Jazz, wo gar nichts mehr so richtig zusammenpassen will.
Irgendwie brauchen wir Kategorien um das normale gewöhnliche vom ungewöhnlichen bis hin zum schrägen Unterscheiden zu können.
Ich bin mir bewusst, wie sehr dir Beispiele hinken, aber ich hoffe doch das man als noch-nicht-Musiker ein währendes Erahnen bekommt, worum es sich drehen könnte.