Ich bin doch schneller fertig geworden als ich dachte. Mit den Bildern kann ich es nun endlich einstellen.
Fender Telecaster Bass 1968
Als Leo Fender 1951 den ersten Serien E Bass auf den Markt brachte war sein Blick in die Zukunft gerichtet. Er hatte eine Vision für die er all seine Ideen gab um seine Erfindungen immer wieder zu verbessern.
Sein Precision Bass wurde im Laufe der Jahre immer weiter verändert um ein Optimum heraus zu holen.
Ob er damals daran dachte, dass man irgendwann wieder ein Interesse daran haben würde, ungeachtet aller Vorteile der verbesserten Modelle eben diese alten, gelben 'Holzplatte' zu spielen?
Nun hat der E Bass in seiner Anfangszeit einige Jahre benötigt um sich in den Kreisen der konservativen Musiker durchzusetzen. Die Innovativen - und das waren zunächst eher Afroamerikanische Musiker - haben sich als erste dieser vorteilhaften Erfindung bemächtigt und sie dann durch ihre Musikstile etabliert.
Fragt man heute junge Leute, so stellen sie sich die Musik der 50 er Jahre immer mit Kontrabass vor. Die Hundehütte ist natürlich dort noch weit verbreitet gewesen und zum beispiel im Rockabilly notwendig, jedoch gab es auch damals schon sehr viele Bands, die den E Bass nutzten.
Ganz zu Beginn war es Louis Jordan und Lionel Hampton, die den Bass in ihren R&B - und Big Bands einsetzten. Später sieht man den Fender Bass in Mainstream Bands wie The Treniers, Gene Vincent & The Blue Caps, Freddie Bell & The Bellboys, Buddy Holly & The Crickets oder Jerry Lee Lewis, aber auch Country und Western Swing Musiker haben den ersten Fender Bass genutzt um sich ein Stück Kuchen von der neuen Musikform, dem Rock 'n Roll zu sichern.
Sogar Elvis war ein begeisterter Fan dieser neuen Erfindung und die Geschichte besagt, dass er seinen Bassisten Bill Black praktisch mit Nachdruck zwang, den Fender Bass zu spielen.
Nach vielen Verbesserungen wurde dieser erste Fender Bass durch das neue Modell im Juli 1957 abgelöst, fand immer mehr Freunde und setzte sich dann in den frühen 60 er Jahren durch das Aufkommen populärer, elektronisch orientierter Musik vollends durch.
Ab 1959 wurde der Bass zudem mit Palisander Griffbrettern ausgeliefert.
Als Leo Fender 1965 an CBS verkaufte gab es durch Umstrukturierungen erstmals deutliche Qualitätseinbußen und der Ruf nach alten, qualitativ besseren Fender Instrumenten aus der Prae CBS Zeit nahm zu. Sie waren billiger weil gebraucht und galten als qualitativ besser.
Dem CBS Konzern ist es natürlich nicht entgangen, dass die Musiker nun begannen alte, gebrachte Fender Instrumente zu kaufen, statt der neuen, und so kamen die Firmenbosse wohl auf die Idee neben einer Reissue Telecaster Gitarre einen Reissue Bass auf den Markt zu werfen.
Das Reissue, die Wiederauflage eines Instrumenten - Klassikers war damit geboren und wurde 1968 für 302 US Dollar angeboten. Ein normaler Splitcoil Preci war 10 Dollar billiger! Nach damaligem Wechselkurs hätte der Bass für einen Deutschen dann etwa 1200 Mark gekostet. Dazu kamen vermutlich noch Zoll- und Einfuhrgebühren. Also weit mehr als ein damals durchschnittliches Monatsgehalt.
Lutigerweise versuchte CBS namentlich einen Zusammenhang zum Jahr 1951 herzustellen und nannte das erste Fender Bass Reissue Modell 'Telecaster Bass' In Anlehnung an das alte Gitarrenmodell, das ja auch analog dazu neu aufgelegt wurde. Marketingtechnisch war das sicher korrekt. Historisch gesehen kann man darüber streiten. Allerdings hätte Leo Fender seinen ersten Precision Bass ja auch schon Telecaster Bass nennen können, weil er der telecaster Gitarre folgte, den zweiten Precision Bass dann Stratocaster Bass und beim dritten Bassmodell, das der Jazzmaster folgte hat er endlich mit der Namenangleichung begonnen: Jazzmaster Gitarre ~ Jazz Bass.
In der Folge - Mustang Gitarre/ Mustang Bass - passt dann auch wieder die Neuauflage von Telecaster Gitarre und Telecaster Bass unter gleichem Namen.
Das Ziel, den Kauf von gebrauchten Fender Bässen in den Kauf von neuen umzudrehen ist aber gescheitert weil CBS scheinbar die Gründe nicht erkannt hat, warum die Musikszene Interesse an alten Fender Instrumenten bekommen hatte. Es war kein Nostalgie Trieb, der die Musiker dazu brachte sondern der Wunsch nach der alten Qualität. Der Telecaster Bass, Fenders erstes Reissue Modell kam viel zu früh, floppte dementsprechend und wurde 1972 durch ein völlig anderes Modell (mit gleichem Namen!) abgelöst.
Vom ersten Fender Bass Modell mit unkonturiertem Korpus, das von 1951 bis Mitte 1954 gebaut wurde gibt es inzwischen - neben einiger Custom Shop Auflagen - drei Reissue Modelle.
Das erste erschien 1968 als Telecaster Bass, das zweite 1994 als Reissue Modell, aufgelegt von Fender Japan. Das Modell bekam später noch einige Veränderungen und ist bis vor kurzem innerhalb der Fender Classic Serie angeboten worden. Die Erstauflage erkennt man an den größeren Saitenhülsen, die dem 51 er Original entsprechen und dem blasseren Butterscotch Blonde. Später wurden die Saitenhülsen kleiner und entsprechen denen des 68 er Telecaster bzw dem Mustang Bass und der Farbton deutlich kräftiger.
Links Telecaster Bass 1968, rechts Classic '51 Precision Bass 2007:
Aber bleiben wir beim 68 er Modell.
Authentisch?
Wieviel Reissue steckt nun im ersten Fender Reissue Modell von 1968, das man nun Telecaster Bass nennt?
Zunächst muss man sehen, dass die Wiederauflage eines Klassikers den Klassiker selbst - er hat sich in seiner Bauzeit ja auch verändert - als Gesamtheit darstellen muß.
Man baut also nicht gleich die noch nicht perfekte Erstausgabe nach, sondern übernimmt für das Reissue Modell auch schon einige Verbesserungen, die beim ersten Modell durch Modellpflege erreicht wurden.
Wir müssen beim Vergleich also den Gesamtraum von 1951 bis 1954 sehen, aber auch nur den, weil die konturierten Bässe ab 1954 hier nicht mit einbezogen sind.
Kopfsache
Der Headstock ist sehr original gehalten, hat man jedoch vergessen, die historisch richtigen Stimm - Mechaniken zu montieren.
Fender verwendete ab 1966 sogenannte Paddel Tuner, die man an den runden Stimmflügeln erkennt. Die kamen allerdings nur auf Jazz Bässen zum Einsatz, nicht mal auf den damals zeitgemäßen Precision Modellen, umso kurioser ist es eigentlich, dass man sie ausgerechnet auf Telecaster Bässen eingesetzt hat, die damit wieder ein Stück weniger als das Original aussehen.
In den frühen 50 er Jahren war der Bau eines Basshalses reine Handarbeit. Umso mehr wird klar warum die Hälse damals so viele Abweichungen vom eigentlich verwendeten Profil aufweisen.
Ab 1960 waren die Unterschiede dann durch neue Techniken nur noch margial und wenn man ein Modell 1968 mit einem bestimmten Profil anbot, dann hatten die Bässe dieser Baureihe dann auch das entsprechende Profil.
Beim Telecaster Bass hat man sich in Anlehnung auf die dicken 50 er Jahre Hälse auf ein D Profil eingelassen, und man hat damit wirklich die fettesten Fender Hälse in der Hand, die man sich vorstellen kann.
Die Hälse haben eine starke Griffbrettwölbung und sehr stark abgerundete Griffbrettkanten. Die Bundstäbchen sind aber deutlich dicker als die der 50 er Jahre Modelle.
Zunächst wurden die Ahorn Hälse mit aufgeleimten Griffbrett verkauft weil man gar keine einteiligen Ahornhälse mehr in der Produktion hatte. Erst ab Juli 68 waren die dann aus einem Stück.
Der Hals wurde vier Schrauben befestigt und auf der Halsplatte findet man über dem zu der Zeit verwendeten F Logo die Modellnummer:
Rückseite Hals:
Griffbrettkante:
Um einen 68 er Telecaster Bass aus der Distanz von einem 51 er zu unterscheiden reicht in der Regel ein Blick auf das Pickguard, denn das ist erst mal weiß und zweitens deutlich kleiner als in 1951. Man hat hier einen deutlich sichtbaren Holzrand. Beim 51 er geht das schwarze Schlagbrett noch sehr nah an die Korpuskanten. Die Zahl der ursprünglich sieben Pickguardschrauben von 1951 wuchs 1968 auf 11.
Die damals verbauten Nitrozellulose Pickguards haben meist nicht lange gehalten und wurden später durch Fender Zubehör ersetzt, waren dann aber tatsächlich dreilagig und aus Kunststoff. Inzwischen bekommt man im Zubehör wieder einlagige Kunststoff Pickguards, die dann mehr oder weniger gut passen.
Die Nummer auf dem Hals - Stempel zeigt übrigens folgene Angaben:
23 = Telecaster Bass
Jul 68 = Herstellungsdatum
C = Sattelbreite 44,5 mm
Nachgemessen bringt mein Telecaster Bass eine Sattelbreite von 44,38 mm
Fender thick-scin high-gloss finish
Der erste Fender Bass wurde ausschließlich in Butterscotch Blonde und in Nitro Lack angeboten. Dem Telecaster Bass von 1968 verpasste man ein später von Fender eingesetztes Honey Blonde in einem extra dicken Polyuretan Finish. Man nennt es Fender thick-scin high-gloss finish, und die ursprünglich helle Farbe erkennt man heute nur noch auf den alten Bildern im Prospekt:
Die Farbe im Prospekt des '68 er hat man dort schlicht mit Blond Finish angegeben. Daneben war der Bass allerdings auch noch in Custom Farben wie Candy Apple Red, Lake Placid Blue, Schwarz u.a. erhältlich. Sogar ein Sondermodell in Pink Paisley und Blue Flower war erhältlich. Bei den Bässen wurde eine gemusterte Folie auf den Korpus geklebt und mit Klarlack überzogen. Das ist ja allgemein als Serviettentechnik bekannt. Letzteres Modell hielt sich nur ein Jahr lang, als Reissue ohnehin völlig untauglich! Es war ein klassisches Love & Peace Flower Power Modell.
Wenn man heute einen reichlich eingesetzten Telecaster Bass betrachtet, sieht man kaum noch etwas vom ehemaligen, leicht gelbstichigen Honey Blonde. Die Lacke sind meist stark vergilbt und haben sich ein Stück Butterscotch Blonde des Ursprunsbass zurück geholt.
Sehr oft findet man bei reichlich genutzten Telecaster Bässen Farbveränderungen auf der Korpusrückseite durch die Schaumstoffeinlage des Basskoffers. Sie ist rechteckig und zeichnet sich auf dem Bass Lack durch ein helleres Feld ab.
Echtes Aging ist oft nicht wirklich stylisch. Solche massiven Kratzer einer Gürtelschnalle die ein Bass erhalten hat sind zwar echt, aber so etwas würde der Custom Shop bei einem künstlichen Aging sicher nicht reproduzieren.
Warum man damals die Idee hatte einen besonders dicken Lack auf die Bässe zu streichen ist nicht schlüssig. Vermutlich sollte es einen soliden Eindruck machen, und wie man sieht sind auch die Kratzer sichtbarer als in dünneren Lacken.
Nach 44 Jahren Einsatz haben diese 60 er Jahre Lacke aber auch ohne großes Zutun gelitten. Farbabweicheungen sind ganz besonders gut zu sehen, wenn man das Pickguard abnimmt.Es soll schützen aber gerade in diesem Bereich sind die Einrisse im Lack besonders deutlich obwohl da kaum mechanische oder chemische Einwirkungen Einfluss haben können. Allerdings ist der Lack dort nicht so deutlich vergilbt.
Anfangs machte mich im Übrigen die eingestempelte Nummer auf dem Lack unter dem Pickguard etwas stutzig weil ich sie mir nicht erklären konnte. Nach langer Recherche habe ich aber die Information erhalten, dass Fender Bässe, die zur Überarbeitung ins Werk zurück geschickt wurden eine solche Nummer erhalten haben um sie von den neuen oder anderen, eingeschickten Bässen unterscheiden zu können.
Anfangs sind die Nummern auch an nicht sichtbaren Stellen wie Halstasche eingestanzt worden, später verwendete man dann die Stempel.
Was dann an diesem Bass nachgearbeitet wurde lässt sich nach dieser langen Zeit und wegen der fehlenden Kenntnis über den Erstbesitzer nicht mehr ermitteln.
Elektrik
Der Pickup hat einen höheren Output als der 51 er Precision Bass, jedoch haben diese alten PU's im Laufe der Jahre gelitten und bringen durch Korrosion an den Polstäbchen nicht mehr die Leistung, die ihnen mal zugedacht war. Wenn es gar nicht mehr geht kann man schon für etwa 100 Euro ein künstlich gealtertes, neues Austauschteil bei Seymour Duncan kaufen. Damit laufen die Bässe wieder rund.
Bei meinem Bass ist der Original Pickup noch ausreichend leistungsfähig und wird noch eine ganze Weile seinen Dienst tun:
Typisch für Telecaster PU's ist die helle Halteplatte sowie die helle Umwicklung!
Die Klinkenbuchse:
Potiknöpfe
Die Potis wackeln schon sehr aber den leicht kratzenden Ton Potie benutze ich ohnehin nicht.
Originale Kabel sind mit Stoff ummantelt, später verwendete Kabel wie das Lila farbene oben sind daher leicht zu erkennen.
Die Nummer auf den Poties zeigt 1966 als Herstellungsjahr.
Und noch abschließend ein Blick auf Die Brücke mit Saitenführung durch den Korpus: