Unterrichtskonzept einmal anders

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farinelli
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Es gibt wohl keine Kategorie "Instrumentalunterricht allgemein". Hoffentlich ist das Thema hier richtig!?

Ich bin gerade dabei, meinen Instrumentalunterricht konzeptionell zu überarbeiten. Dabei geht es mir vor allem um die Rahmenbedingungen. Das übliche ist ja, dass man den (Einzel)Unterricht entsprechend der Formel x min = y € festlegt. Bei genauerer Betrachtung und einiger Beschäftigung mit dem Thema entdecke ich aber folgende Nachteile:

1.Die Länge des Unterrichts richtet sich danach, was die Eltern des Schülers oder der Schüler bezahlen will und nicht nach der momentan aus der Sicht des Lehrers sinnvollen Länge des Unterrichts.
2.Die Hürde, ein Instrument zu erlernen, ist relativ hoch. Am Anfang weiß keiner so recht, was dabei herauskommt.
3.Die pädagogische Freiheit hat seine engen Grenzen, man ist als Lehrer ja auch dem Vertrag verpflichtet ("Wer bezahlt schafft an").
4.Der Unterricht ist in erster Linie von wirtschaftlichen Notwendigkeiten bestimmt und nicht von den individuellen Möglichkeiten.
5.Möglichkeiten, die den Unterricht auf andere Weise fördern könnten als durch Geld, bleiben ungenutzt.

Jetzt werdet Ihr Euch fragen: Wie soll das sonst funktionieren? Genau das frage ich mich auch, allerdings vor dem Hintergrund, dass ich wirtschaftlich nicht auf jeden € angewiesen bin (grundsätzlich kostenlos wär's nicht möglich), dass ich gerne experimentiere, und dass ich zu der Einsicht gekommen bin, dass die obigen Einschränkungen gewichtiger für das Ergebnis des Unterrichts sind, als man sich gemeinhin vorstellt. Dementsprechend sehe ich in den obigen Punkten folgende Entwicklungsmöglichkeiten:

1.Die Länge des Unterricht richtet sich danach, wie lange ein Schüler konzentrationsmäßig und körperlich durchhält. > Der Unterricht gewinnt an Effizienz.
2.Der Unterricht kann jederzeit frei nach dem Motto "Probieren geht über Studieren" begonnen, erweitert, ggf. auch wieder beendet werden. > Keine für den Fortschritt hemmende Einschränkung, auch kein unnötiger "Verschleiß".
3.Der Unterricht kann inhaltlich völlig frei nach den Erkenntnissen und Einsichten des Lehrers sowie nach den Notwendigkeiten, die er für den einzelnen Schüler sieht, gestaltet werden.
4.Die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Schülers bzw. der Schülereltern spielen eine nachgeordnete Rolle. Stattdessen lassen sich "Gegenleistungen" einbeziehen, die den Unterricht und damit den Lehrer auf andere Weise fördern können (Bsp: Bereitstellung eines Raums)

Momentan stelle ich mir vor, im Unterrichtsvertrag verschiedene Möglichkeiten der Gegenleistung anzubieten, es aber freizustellen, wie, wann und wieviel Gegenleistung erbracht wird. Auf der anderen Seite stelle ich mir vor, den pädagogischen Freiraum, der sich dadurch ergibt, voll zu nutzen.

Meine Frage an Euch: Wie wirkt der Vorschlag auf Euch? Kennt Ihr Unterricht, der ähnliche Rahmenbedingungen hat? Wo seht Ihr Klärungsbedarf? Was sind Eure konkreten Erfahrungen mit vertraglichen Vereinbarungen zwischen Lehrer und Schüler(eltern)? Habt Ihr Ideen, den Ansatz zu erweitern?

Danke für die Aufmerksamkeit, nicht jeder kommt bis hierher ;), ich freue mich auf Eure Antworten...
 
Eigenschaft
 
Seriously: Wenn mir ein "Fremder" eine Leistung extremst günstig anbietet oder gar auf eine Gegenleistung (zumindest zeitweilig) verzichtet, dann würde ich (1) extremst stutzig werden und wahrscheinlich (2) meine Kinder nicht mit dieser Person allein lassen. Man will doch einen Profi, und man weiß was die kosten bzw. "wert sind", keinen Hobby-Teacher, der gottweißwas beibringt. Führt der nicht vielleicht was im Schilde?

Zudem ist es meiner Erfahrung nach so, dass gute Lehrer genau das tun, was Du willst - sie unterrichten entsprechend der Fähigkeiten ihrer Schüler! Aber eben der finanzielle und zeitliche Rahmen ist gesteckt. Muss ja auch - wie will man sonst seine Zeit einteilen und sicherstellen, dass man an sein Geld kommt? Und ich bleibe dabei: Ein Musiklherer, der was kann, der ist sein Geld auch wert. Kostenlosen bzw. sehr günstigen Unterricht gibt man vielleicht mal im Freundes- und Bekanntenkreis, aber nicht "professionell".

Und wir reden ja hier nicht nur von Eltern und Kindern - es gibt genug (junge wie alte) Menschen, die ihren Unterricht selbst finanzieren und die Inhalte bestimmen. Ich mach' das auch so - suche mir den Lehrer, der mir was bringt, der vom Gesamtkonzept her passt, etc. - und zahle dafür gerne den entsprechenden Stundenlohn.

Kurzum - ich sehe das innovative Element dieses "Konzepts" nicht, es gibt heute schon Unterricht, der im Wesentlichen genau so funktioniert. Und ich bin der Meinung, dass dieser "Gegenleistung, Kosten, etc." Aspekt auch bei Anderen zu extrem fragenden Gesichtern führen wird.
 
Also gut, eine Meinung ...
 
1.Die Länge des Unterrichts richtet sich danach, was die Eltern des Schülers oder der Schüler bezahlen will und nicht nach der momentan aus der Sicht des Lehrers sinnvollen Länge des Unterrichts.

Wovon reden wir hier? Länge einer Unterrichtseinheit, oder wie viele Monate/Jahre ein Schüler Unterricht nehmen sollte?



2.Die Hürde, ein Instrument zu erlernen, ist relativ hoch. Am Anfang weiß keiner so recht, was dabei herauskommt.

Die Hürde, ein Leben zu beginnen, ist relativ hoch. Am Anfang weiß keiner so recht, was dabei herauskommt... :)

Sorry für die Polemik, aber ich verstehe diesen Punkt nicht. Bei sehr vielen Dingen weiß ich vorher nicht, was dabei herauskommt. Manchmal mache ich es aber trotzdem, einfach weil es mir Spaß macht. Oder weil ich neugierig bin. Wieso sind beim Erlernen eines Instrumentes die Hürden höher?


3.Die pädagogische Freiheit hat seine engen Grenzen, man ist als Lehrer ja auch dem Vertrag verpflichtet ("Wer bezahlt schafft an").
Öhm, nach der Logik deines Zitates würden ja Freier anschaffen... aber egal.

Mir ist jetzt nicht ganz klar, wie die Tatsache, dass du Geld für den Unterricht nimmst, deine pädagogische Freiheit einschränkt. In meinen Verträgen steht nichts von der pädagogischen Gestaltung des Unterrichts. Und es gab bislang auch noch nie Vorgaben seitens der Eltern oder der Schüler. Sinn des Ganzen ist doch, den Schülern die Beherrschung eines Instrumentes zu vermitteln. Das versuche ich im Rahmen meiner Möglichkeiten mit den Methoden, die ich zur Erreichung dieses Ziels für geeignet halte. Schüler/Eltern können ähnliche Ansichten haben wie ich, dann buchen sie mich, oder sie können anderer Ansicht sein, dann buchen sie mich nicht. Allen recht machen kann ich es per se nicht. Aber bislang waren eigentlich alle immer ziemlich zufrieden.

Ich verstehe einfach dieses "ich werde bezahlt, also bin ich Sklave des Auftraggebers"-Ding nicht. Ich biete eine Dienstleistung an. Kann man in Anspruch nehmen oder eben auch nicht.


4.Der Unterricht ist in erster Linie von wirtschaftlichen Notwendigkeiten bestimmt und nicht von den individuellen Möglichkeiten.

Wo hast du denn das her? Wenn du damit meinst, dass sich vielleicht nicht jeder Unterricht leisten kann: Es gibt Schlimmeres. Professioneller Instrumentalunterricht ist aus meiner Sicht ein Luxusgut, nicht lebensnotwendig.

Wenn du aber meinst, dass die Gestaltung deines Unterrichts von der Bezahlung abhängig ist, oder anders gesagt, dass dein Unterricht anders aussehen würde, wenn du weniger/mehr/gar kein Geld dafür bekämest, würde mich das sehr misstrauisch machen. Was würdest du denn anders machen, und warum?


5.Möglichkeiten, die den Unterricht auf andere Weise fördern könnten als durch Geld, bleiben ungenutzt.

Tja, diese Sache mit dem Geld als allgemeines Zahlungsmittel für alle Waren und Dienstleistungen hat sich einfach bewährt. ;) Was aber nicht heißt, dass man nicht trotzdem noch über andere Förderungen sprechen könnte. Wer hindert dich denn daran, individuelle Verträge mit verschiedenen Schülern abzuschließen? Oder einfach mal mit ein bisschen Goodwill von beiden Seiten ohne Vertrag zu unterrichten? Man kann sich ja z.B. gegenseitig verschiedene Instrumente beibringen oder sich das Dach decken oder das Auto reparieren lassen. Möglichkeiten gibt es viele. Wieso es die nicht mehr geben sollte, wenn man Geld für Unterricht nimmt, will sich mir partout nicht erschließen.


... und dass ich zu der Einsicht gekommen bin, dass die obigen Einschränkungen gewichtiger für das Ergebnis des Unterrichts sind, als man sich gemeinhin vorstellt.

Ich hab's ja schon angedeutet: Mir erschließt sich diese Einsicht nicht zwingend. Was genau wäre denn anders? Wo genau liegen denn die Einschränkungen? Wieso wird mein Unterricht zwingend schlechter, wenn ich Geld dafür nehme?


1.Die Länge des Unterricht richtet sich danach, wie lange ein Schüler konzentrationsmäßig und körperlich durchhält. > Der Unterricht gewinnt an Effizienz.

Naja, und erfahrungsgemäß danach, wann die Busse fahren und das Basketball-Training anfängt... aber gut, verschiedene Schüler könnten im Idealfall unterschiedlich lange Unterrichtseinheiten bekommen. Wo ist dann das Problem mit der Bezahlung? Du könntest sozusagen einen "Minutensatz" festlegen, die Kosten für eine Unterrichtseinheit berechnen sich dann halt nach der Minutenzahl.

Oder du spielst den Idealisten und nimmst immer gleich viel (oder wenig) Geld. Dann wirst du aber dem mit den kürzeren Unterrichtseinheiten dringend erklären müssen, warum er genauso viel zahlen soll wie jemand, der länger bei dir sitzt... :D

ABER:

Wenn ich dich richtig verstehe, soll also der Lehrer bestimmen, wie lang die Stunden sind. Wie machst du das? Guckst du dir den Schüler ein paar Stunden lang an und sagst dann, bei dir sollte eine Unterrichtseinheit x Minuten dauern? Was wären die Kriterien dafür? Inwiefern hängen die nicht nur von deiner persönlichen Ansicht, sondern von auch für Eltern nachprüfbaren Kriterien ab? Mit anderen Worten: Wie beugst du dem Verdacht der Willkür vor?


2.Der Unterricht kann jederzeit frei nach dem Motto "Probieren geht über Studieren" begonnen, erweitert, ggf. auch wieder beendet werden. > Keine für den Fortschritt hemmende Einschränkung, auch kein unnötiger "Verschleiß".

Ja, und? Wo ist da das Neue? Natürlich kann jeder anfangen, wann er es für richtig hält - es sei denn, ich hätte gerade keine Kapazitäten frei. Und selbstverständlich gibt es erst mal eine Probezeit, in der ein neuer Schüler jederzeit wieder aufhören kann. Die nach der Probezeit bei mir übliche Kündigungsfrist von zwei Monaten hat den Effekt, dass in den Unterricht eine gewisse Regelmäßigkeit kommt. Erfahrungsgemäß steigt nämlich gerade an heißen Sommertagen die Bereitschaft, den Unterricht abzusagen, proportional mit der Bereitschaft, stattdessen ins Freibad zu gehen... ;)


3.Der Unterricht kann inhaltlich völlig frei nach den Erkenntnissen und Einsichten des Lehrers sowie nach den Notwendigkeiten, die er für den einzelnen Schüler sieht, gestaltet werden.

Und noch mal: Wer verbietet dir das denn? Noch nie ist ein Schüler/Erziehungsberechtigter zu mir gekommen und hat gesagt "Das können Sie so aber nicht machen...!" Es bleibt dabei: Ich sehe immer noch nicht, wie sich die Bezahlung des Unterrichts auf die Gestaltung der Inhalte oder der Lehrmethoden auswirkt.


4.Die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Schülers bzw. der Schülereltern spielen eine nachgeordnete Rolle. Stattdessen lassen sich "Gegenleistungen" einbeziehen, die den Unterricht und damit den Lehrer auf andere Weise fördern können (Bsp: Bereitstellung eines Raums)

Auch hier noch mal: Ich biete eine Dienstleistung an, und die kostet erst mal Betrag x. Wenn jemand ein nicht-monetäres Angebot hat, das für mich von Interesse ist, bin ich gerne bereit, darüber mal nachzudenken und den Vertrag entsprechend zu gestalten, kein Problem. Dafür brauche ich aber kein neues Unterrichtskonzept.


Momentan stelle ich mir vor, im Unterrichtsvertrag verschiedene Möglichkeiten der Gegenleistung anzubieten, es aber freizustellen, wie, wann und wieviel Gegenleistung erbracht wird.

Sehr schön. Wenn du das so machen möchtest, ist das allein dein Ding. Kann ja sein, dass das für dich auch funktioniert. Ich mache dir folgenden Vorschlag: Wenn du meinen Vermieter, meinen Supermarkt und meine Tankstelle von diesem Konzept überzeugen kannst, biete ich dir gerne Unterricht zu genau diesen Konditionen an.


Auf der anderen Seite stelle ich mir vor, den pädagogischen Freiraum, der sich dadurch ergibt, voll zu nutzen.

Ich versteh's einfach nicht: Wieso ergibt sich plötzlich neuer pädagogischer Freiraum, wenn der Unterricht nicht bezahlt wird? Wo kommt der her? Warum ist der nicht da, wenn Geld im Spiel ist?


Meine Frage an Euch: Wie wirkt der Vorschlag auf Euch? Kennt Ihr Unterricht, der ähnliche Rahmenbedingungen hat? Wo seht Ihr Klärungsbedarf?

Habe ich versucht darzulegen, s.o.


Was sind Eure konkreten Erfahrungen mit vertraglichen Vereinbarungen zwischen Lehrer und Schüler(eltern)? Habt Ihr Ideen, den Ansatz zu erweitern?

Konkrete Erfahrungen: Schüler/Eltern nehmen eine Dienstleistung in Anspruch. Sie vertrauen darauf, dass ich dem Schüler bei der Beherrschung seines Instrumentes weiterhelfen kann, und es ist ihnen klar, dass ich bis zu dem Tag, an dem ein funktionierender Kommunismus weltweit eingeführt wird, ein bestimmtes Entgelt dafür nehmen muss.

Ideen, den Ansatz zu erweitern: Da mir das zentrale Argument deines Ansatzes, nämlich mehr pädagogischer Freiraum bei Verzicht auf Geld oder Vorgaben, nicht einleuchtet, muss ich bezüglich weiterer Vorschläge erst mal passen.

Das ist gar nicht böse gemeint, aber ich verstehe halt den kausalen Zusammenhang zwischen beidem nicht.
 
Guter Beitrag von LeGato!
...so funktioniert das, so funktioniert das schon immer, so wird das auch in Zukunft funktionieren!

Musik ist in seiner professionellen Form in ziemlich großen Umfang eine reine Dienstleistung - das kann man mögen, muß aber nicht. Wenn nicht, dann sollte man aber den vielen Kollegen, die das mögen müssen nicht unnötig ans Knie pinkeln.


@farinelli
meistens ist es ja so, daß mein Glas halb voll ist, das von anderen halb leer - bei dir habe ich den Eindruck, ich hätte zwei Gläser, du keines.

Außerdem solltest du ganz dringend in einen Tauschring eintreten (gibts im Umfeld jeder größeren Stadt), dann kannst du dein Unterrichtsangebot direkt in Haare schneiden, Rasen mähen, etc. umsetzen lassen.
Nur wenn du gut beschäftigt bist, macht da das Finanzamt nicht mit, die haben das nicht gerne, wenn sich jemand vor Umsatz- und Einkommenssteuer drückt.
 
Dann mach ich mal den derzeitigen advokatus diaboli ...

Erstens finde ich den Grundansatz von farinelli, den ich so verstanden habe, dass ein pädagogisch orientiertes und der Situation der Schüler jeweils angepaßtes Lehrkonzept den Lernerfolg und die Akzeptanz des Unterrichts zu steigern vermag, gut.

Zweitens finde ich sein Anliegen, dies in seinem Konzept umzusetzen bzw. herunterzubrechen, gut, weil es damit vom bloßen Vorhaben zu einem handhabbaren Verhältnis werden kann.

Drittens habe ich das Gefühl, dass eigentlich bestimmte Erfahrungen oder Situationen ausschlaggebend für seinen Ansatz sind. Vielleicht lernwillige SchülerInnen mit wenig Geld? Vielleicht Erfahrungen mit Unterricht in der Schule oder in einigen Musikschulen, wo ich den Eindruck habe, dass es eher darum geht, dass die Schüler in das System (45 bzw. 60 Minuten) oder zu Lehrern und ihrere Vorgehensweise (Nein, zuerst wird klassische Gitarre gemacht und später Rock) passen als dass es nach den Schülern, ihren Voraussetzungen und Bedarfen geht.

Das bleibt aber leider unausgesprochen. Das finde ich spannend. Welche konkreten Gründe oder Annahmen gibt es denn für dieses Lehrkonzept, welche Erfahrungen - vielleicht im semi-professionellen Bereich - wurden schon gemacht und haben zu dem Konzept geführt? Geht es überhaupt um professionellen Musikunterricht in dem Sinne, dass farinelli davon leben will? Vielleicht geht es um einen Nebenjob für ihn, bei dem er sich fragt, ob er nicht einfach bei seinem Angebot von dem üblichen "von der Stange"-Angebot abweichen kann und ob vielleicht andere Leute ähnliche Erfahrungen damit haben?

Auf diesem Gebiet sind für mich noch viele Fragen offen.

Die zwei unterschiedlichen Seiten sollten klar sein: gleiche Einheiten (Unterrichtsstunden) lassen sich besser planen, langfristige Verträge sorgen für eine gute Auslastung von Räumen, Instrumenten, Lehrern, für ein gutes betriebswirtschaftliches Ergebnis und Planbarkeit. Jede individuelle Regelung kann den individuellen Lernerfolg bzw. die Attraktivität des Unterrichts erhöhen, alternative Regelungen für die Bezahlung kann es bestimmten Schülern überhaupt erst ermöglichen, Unterricht in Anspruch zu nehmen.

Persönlich würde ich es jedoch anders angehen. Ich würde einen relativ simplen Vertrag entwerfen, der Platz für individuelle Einigungen hat. Das beträfe Unterrichtszeiten beispielsweise. Hier könnte man einfach ein Unterrichtskontingent ausmachen und sagen, dass die jeweiligen Termine und Stundenlängen in beiderseitigem Einvernehmen und gesondert ausgemacht werden.
Ähnliches mit der Bezahlung. Der Preis wird im Vertrag festgelegt, es wird aber generell die Möglichkeit, ihn in beiderseitigem Einvernehmen anderweitig zu begleichen, benannt.

x-Riff
 
Zuletzt bearbeitet:
Zitate lasse ich jetzt mal weg, damit der Beitrag nicht zu lang wird. Mehrere Einwände erledigen sich durch nochmaliges Lesen des Eingangsposts. Ich gehe mal auf ein paar weitere Punkte ein:

Die beiden Antworten sind jetzt aus der Sicht des Lehrers geschrieben. Zwar wird von Euch versucht, sich in die Rolle des Schülers zu versetzen, ich denke aber, dass Euch das nicht vollständig gelingt. Zumindest sehe ich an diesen Versuchen (Ich wäre skeptisch! Was will der eigentlich?), dass die Variabiltät der Bezahlung und eine Vereinbarung wohl am besten auf persönlicher Ebene unter 4 oder 6 Augen erläutert werden bzw. zustande kommen sollte. Insofern @LeGate, danke für die Ermutigung.

Es wird von Euch mehrmals darauf Bezug genommen, sinngemäß, guter Unterricht kostet, was nichts kostet ist nichts wert, Entwertung des Unterrichts dadurch, dass man nichts verlangt, Anbiederung... Grundsätzlich begrüße ich die Rückmeldungen, weil sie mir zeigen, wo die Probleme in der Vermittlung liegen. Es ist aber nicht meine Absicht, meinen Unterricht wie im Discounter zu verramschen, Kinder zu mißbrauchen (@DerZauberer) oder den Gutmenschen zu spielen. Vielmehr suche ich nach Möglichkeiten, Strukturen zu schaffen, die den Unterricht und das Unterrichtsergebnis verbessern. Ich höre Eure Einwendungen. Hier muss ich aber deutlich sagen: Über die Auswirkungen der Strukturen auf das jeweilige Ergebnis (ob es nun ein Produkt, eine Dienstleistung oder Unterricht ist) wird allgemein viel zu wenig nachgedacht. Auf diesem Auge sind wir tatsächlich fast blind. Und nachdem auch die Kommunismuskeule schon ausgepackt wurde, gleich um vorzubeugen: Meine Vorstellungen beziehen sich auf Unterricht, sicherlich nicht auf Super-Benzin oder Cornflakes. Aber auch die Qualität von Cornflakes hängt nicht nur von der schönen Werbung, den Qualtiätssiegeln und TÜV-Abzeichen und der Tatsache, ob die Kinder danach lechzen, ab, sondern sehr wohl davon, unter welchen Strukturen und Bedingungen sie produziert werden, wenn die auch andere sein müssen als bei Instrumentalunterricht. Ich hoffe, das wird verständlich!?

@LeGato: In der Bemerkung, dass Du nicht nachvollziehen kannst bzw. fast süffisant nachfrägst, was an meinem Unterricht anders aussehen würde, wenn die Bezahlung anders wäre, kann ich im Moment nur eine Berufskrankheit entdecken. Ist dein Unterricht evt. "sozialistisch", wenn Du den Begriff schon einführst??
Um es nochmals zu wiederholen und mancher wird es kennen:

Eine hohe Bezahlung kann durchaus Geringschätzung beinhalten, eine niedrige Bezahlung kann durchaus Wertschätzung beinhalten. Das ist das, was ich zum Ausdruck bringen wollte. Und wer jetzt meint, Gering- oder Wertschätzung des Unterrichts würde sich nicht auf das Ergebnis des Unterrichts niederschlagen, dem will ich nichts mehr entgegensetzen. Für den, der das nachvollziehen kann: Eine freier Gestaltung kann der einen Tatsache, dass der Schüler den Unterricht wertschätzt, die Eltern aber weniger, genauso Rechnung tragen wie der anderen Tatsache, dass die Eltern den Unterricht mehr wertschätzen als der Schüler. Und in beiden Fällen ist ein Unterricht sinnvoll, solange eine gewisse Übereinkunft besteht.

Ein Beispiel, wie sich die unterschiedliche Wertschätzung ausdrücken kann und gleichzeitig wie relativ das mit den Kröten evt sein kann: Als ich vor 20 Jahren zu unterrichten begonnen habe, wechselte eine Schülerin zu einem anderen, in der Gegend sehr hoch angesehenen Lehrer. Die Schülerin wollte nicht wechseln, die Eltern wollten sehr wohl, dass sie wechselt. Ein paar Wochen später zollte mir der besagte Lehrer Respekt für das, was aus der Schülerin bisher geworden ist, und bat mich, einen Teil seiner Schüler zu übernehmen.

Die grundsätzliche Überlegung, den Unterricht auf individuellere Ebene zu bringen und auf soziale Prozesse einzustellen, kann sowohl für den interessant sein, der seinen Unterricht ausweiten will, als auch für den, der sich bei seinem Unterricht an Fließbandarbeit erinnert fühlt. ;)

Danke noch x-Riff für den Beitrag und den advocatus diaboli. Der Beitrag wurde mehr oder weniger gleichzeitig geschrieben. Deine Sichtweise trifft es gut ... ich gehe später noch darauf ein ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Es wird von Euch mehrmals darauf Bezug genommen, sinngemäß, guter Unterricht kostet, was nichts kostet ist nichts wert, Entwertung des Unterrichts dadurch, dass man nichts verlangt, Anbiederung...

Das ist ganz klar ein Missverständnis. Es geht mir nicht um "mehr Geld = mehr Wertschätzung". Es geht mir um die Frage: Wie unterscheidet sich der Unterricht, für den du bezahlt wirst, von dem, für den du kein Geld nimmst?

Ich gebe durchaus auch Freunden Unterricht, den ich natürlich nicht berechne. Und ich hatte auch schon Fälle, wo ich einen talentierten Schüler vor mir hatte, dem ich zu deutlich reduzierten Sätzen Unterricht gegeben habe, weil er sonst auf Unterricht hätte verzichten müssen.

Der Punkt ist: Bei allen Schüler, ob normaler Satz, reduzierter Satz oder kein Geld, gehe ich gleich an den Unterricht ran: Sehen, wo der Schüler steht, herausfinden, wo er hin will, individuelle Methoden erforschen, mit denen wir das Ziel am besten erreichen. Ich versuche IMMER, den Unterricht so zu gestalten, dass der Schüler Spaß daran hat, motiviert ist und Fortschritte erzielt.

Ich sehe immer noch nicht, warum mein Unterricht zwangsläufig schlechter werden sollte, wenn ich Geld dafür nehme. Bitte erkläre es mir.


Vielmehr suche ich nach Möglichkeiten, Strukturen zu schaffen, die den Unterricht und das Unterrichtsergebnis verbessern. Ich höre Eure Einwendungen. Hier muss ich aber deutlich sagen: Über die Auswirkungen der Strukturen auf das jeweilige Ergebnis (ob es nun ein Produkt, eine Dienstleistung oder Unterricht ist) wird allgemein viel zu wenig nachgedacht. Auf diesem Auge sind wir tatsächlich fast blind.

Das mag ja sein. Aber es hilft mir nicht, wenn du hier immer wiederholst, dass es so ist. Um es zu verstehen, bräuchte ich auch das WARUM. Möglichst konkret. Warum wird mein Unterricht schlechter, wenn ich Geld dafür nehme?


Und nachdem auch die Kommunismuskeule schon ausgepackt wurde, gleich um vorzubeugen: Meine Vorstellungen beziehen sich auf Unterricht, sicherlich nicht auf Super-Benzin oder Cornflakes. Aber auch die Qualität von Cornflakes hängt nicht nur von der schönen Werbung, den Qualtiätssiegeln und TÜV-Abzeichen und der Tatsache, ob die Kinder danach lechzen, ab, sondern sehr wohl davon, unter welchen Strukturen und Bedingungen sie produziert werden, wenn die auch andere sein müssen als bei Instrumentalunterricht. Ich hoffe, das wird verständlich!?

Äh, nein, nicht für mich, sorry... :redface:

Ich brauche (u.a.) den Unterricht, um mir Cornflakes und Superbenzin leisten zu können, unter welchen Umständen beides auch immer produziert worden sein mag. Aber das ändert immer noch nichts daran, dass ich noch nicht verstanden habe, warum mein Unterricht schlechter werden muss, sobald ich Geld dafür verlange.

Sorry, wenn ich darauf so herumreite. Das ist gar nicht provokant gemeint. Aber das ist, soweit ich das verstanden habe, der zentrale Punkt deiner Argumentation. Und den habe ich noch nicht verstanden. Erwähnte ich das schon? :)

@LeGato: In der Bemerkung, dass Du nicht nachvollziehen kannst bzw. fast süffisant nachfrägst, was an meinem Unterricht anders aussehen würde, wenn die Bezahlung anders wäre, kann ich im Moment nur eine Berufskrankheit entdecken.

Mag ich gar nicht ausschließen. Wenn das so ist, hilft es mir aber wenig, wenn du mir sagst, erstens ist Unterricht besser, wenn man kein (oder wenig) Geld dafür verlangt, und zweitens bist du zu blind, das zu erkennen.

Also noch mal die Frage, süffisant oder nicht: Wie unterscheidet sich bei dir ganz konkret unbezahlter Unterricht von bezahltem? Ich bilde mir ein, dass sich das bei mir eben nicht unterscheidet. Kann ja eine Fehleinschätzung sein, daher wäre es hilfreich, wenn du mir mal konkrete Beispiele nennen könntest statt pauschal zu behaupten "ist so!".


Ist dein Unterricht evt. "sozialistisch", wenn Du den Begriff schon einführst??
Ich habe mir meinen letzten Beitrag noch mal von vorn bis hinten durchgelesen, das Wort "sozialistisch" habe ich nicht gefunden...


Eine hohe Bezahlung kann durchaus Geringschätzung beinhalten, eine niedrige Bezahlung kann durchaus Wertschätzung beinhalten. Das ist das, was ich zum Ausdruck bringen wollte.
Da sind wir durchaus einer Meinung. Jemand, der sich das Geld für einen reduzierten Unterrichtssatz vom Mund absparen muss, wird das Ganze sicher mehr wertschätzen als der sprichwörtliche Anwaltssohn, der mit seinem Golf Cabrio vor der Tür parkt. Über den Punkt gab es nie unterschiedliche Meinungen.


Und wer jetzt meint, Gering- oder Wertschätzung des Unterrichts würde sich nicht auf das Ergebnis des Unterrichts niederschlagen, dem will ich nichts mehr entgegensetzen.

Auch das ist unbestritten.

Aber man hüte sich bitte vor dem Umkehrschluss "Wer wenig bezahlt, wird den Unterricht auf jeden Fall höher schätzen als jemand, der einen höheren Betrag aus der Portokasse zahlt".

Die Wertschätzung meiner Dienstleistung hängt von vielen Faktoren ab, z.B. von der jeweiligen Relevanz für den Schüler, sprich: Will er selber unbedingt lernen, oder wird er von seinen Eltern dazu gedrängt? Und wie gut kommen wir menschlich miteinander klar? Lernt er bei mir das, was er lernen wollte? Wie wichtig ist Musik für ihn?

Die Wertschätzung allein von der Bezahlung abhängig machen zu wollen halte ich für einen schweren Fehler.


Für den, der das nachvollziehen kann: Eine freier Gestaltung kann der einen Tatsache, dass der Schüler den Unterricht wertschätzt, die Eltern aber weniger, genauso Rechnung tragen wie der anderen Tatsache, dass die Eltern den Unterricht mehr wertschätzen als der Schüler. Und in beiden Fällen ist ein Unterricht sinnvoll, solange eine gewisse Übereinkunft besteht.

Volle Zustimmung. Aber meine zentrale Frage ist und bleibt: Wieso fühlst du dich durch die Tatsache, dass du Geld für Unterricht nimmst, so eingeschränkt in der Gestaltung?



Ja doch, aber was soll mir das jetzt sagen? Es widerlegt die These "was nix kostet, is nix". Aber darum geht es (mir) hier doch gar nicht.

Die grundsätzliche Überlegung, den Unterricht auf individuellere Ebene zu bringen und auf soziale Prozesse einzustellen, kann sowohl für den interessant sein, der seinen Unterricht ausweiten will, als auch für den, der sich bei seinem Unterricht an Fließbandarbeit erinnert fühlt. ;)

Und noch mal Zustimmung. Und noch mal die Frage: Wieso kann ich das nicht auch, wenn ich Geld dafür nehme? Wer hindert mich denn daran, meinen Unterricht individuell zu gestalten?

Sei mir nicht böse, ich verstehe es wirklich nicht!
 
Ich (als Lernender, nicht als Lehrer, aber durchaus als Lehrerkind ;)) muss zugeben, dass sich mir die Komplexität der Problematik nicht erschließt.

Wer (als Kind) von seinen Eltern gegen seinen Willen zu irgendeinem Musikunterricht "geschickt" wird, hat (a) entweder Glück und erwischt einen guten Lehrer, der ihn vielleicht (!) trotzdem motiviert oder (b) Pech und erwischt einen Lehrer, der das nicht kann (und wird dann irgendwann entnervt das Instrument nicht mehr anfassen, wenn er älter wird) oder (c) irgendwas dazwischen.

Es gibt bereits heute alle möglichen Arten von Unterricht - vom Gruppenunterricht in der Musikschule über Volkshochschulkurse bis zur wirklich individuellen Betreuung durch einen Profi, der einen vielversprechenden Newcomer unter seine Fittiche nimmt (und das vielleicht sogar kostenlos), dazwischen tummeln sich (zumindest im popoulärmusikalischen Bereich, nur von dem kann ich sprechen) alle Arten von Profis, Semi-Profis, Studenten, usw. die in irgndeiner Form Unterricht anbieten. Hier heißt es also, die "Perlen" zu finden (entweder man selbst oder durch die Eltern, wenn es um Kinder geht) oder eben nicht.

Von mir kann ich schon sagen: Hätte ich damals einen guten Gitarrenlehrer gehabt, könnte ich (a) heute wirklich Gitarre spielen und (b) hätte ich das Instrument nicht mit 13 an den Nagel gehängt, um es mir dann mit 18 wieder selbst zu erschließen. Jetzt - mit 35 - habe ich einen Lehrer, der wirklich richtig gut ist und freu' mich daran, was ich alles lernen kann.

Wenn Du also ein gutes individualisiertes Unterrichtskonzept anbietest, sehe ich gute Chancen, dass Du damit erfolgreich bist. Ich sehe aber die größeren Chancen, zunächst ein "normales" (also Stundenbasiertes o.ä.) Konzept anzubieten und dann im Gespräch mit Eltern/Schülern weitere Möglichkeiten zur "customization" anbietest. Aber auch so: "hingeprügelte" Schüler, die einfach keinen Bock auf Musikunterricht haben, wirst Du trotzdem haben - hier ist dann die kleine Frage zwischen "Ehre" ("den nehm ich nicht, der will ja nicht") und "Geld" ("hey, so lange ich bezahlt werde, tu ich was ich kann").

Damit mir aber klarer wird, ob ich hier überhaupt "mitreden" sollte, würde die Beantwortung folgender Fragen evtl. helfen:

- Um welche Art von Unterricht geht es denn (klassisch, Pop/Rock, etc.)?
- Wer ist die primäre "Zielgruppe" dieses Unterrichts (Kinder, Schüler, Erwachsene, Anfänger, Fortgeschrittene)?
- Was hat für Dich dabei Priorität (Geld verdienen, gute Musiker hervorbringen, ein guter Pädagoge sein, etc.)?

Sonst wird meiner Meinung nach das Spektrum der Diskussion hier einerseits sehr breit und andererseits sehr theoretisch, und damit wird es nicht einfach, hier wirklich konstruktiv dran zu werkeln.
 
Eine hohe Bezahlung kann durchaus Geringschätzung beinhalten, eine niedrige Bezahlung kann durchaus Wertschätzung beinhalten.

Sehr richtig. Die Höhe der Bezahlung sagt nichts über eine wechselseitige Wertschätzung des Lehrers oder des Schülers aus.
Genau deswegen ist die Bezahlung eines Unterrichts auch nur ein formaler Parameter, der mit dem Lernerfolg nur sehr sehr indirekt zu tun hat. Wenn es dir darum geht, besseren Unterricht zu erteilen, sodaß der Schüler besser lernt, solltest du IMHO den Kostenfaktor nicht so vorrangig betrachten.

In der Musikpädagogik gibt es viele Ansatzpunkte, wie besserer Unterricht erteilt werden könnte. Einer ist z.B. die üblichen Strukturen von Lehrer-Schüler-Zeit-Raum-Zuordnung variabler zu gestalten. Gerhard Wolters hat das mit dem MultiDimensionalen InstrumentalUnterricht als Konzept publiziert.

Du sagst, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dürfe man nicht zu sehr vernachlässigen. Da stimme ich voll zu. IMHO bewertest du diese Rahmenbedingungen aber viel zu hoch: bei der Planung von Unterricht kommt zuerst die Musikpädagogik, dann ihre Bezahlung.

Harald
 
...Grundansatz von farinelli, (...) dass ein pädagogisch orientiertes und der Situation der Schüler jeweils angepaßtes Lehrkonzept den Lernerfolg und die Akzeptanz des Unterrichts zu steigern vermag...

... Anliegen, dies in seinem Konzept umzusetzen bzw. herunterzubrechen, weil es damit vom bloßen Vorhaben zu einem handhabbaren Verhältnis werden kann.
Genau darum geht es, nicht mehr und nicht weniger

Drittens habe ich das Gefühl, dass eigentlich bestimmte Erfahrungen oder Situationen ausschlaggebend für seinen Ansatz sind. ... Das bleibt aber leider unausgesprochen.
Schülervorführungen, Werbung für Unterricht, das Vorgehen von Vereinen, aber auch bspw. das Konzept von Zukunftsmusiker (dm) habe ich immer interessiert verfolgt. Das meiste überzeugt mich aber nicht sonderlich. Meistens habe ich das Gefühl, dass es um den Schüler nur in zweiter oder dritter Linie geht. Ich arbeite selbständig, erfolgsorientiert (im Sinn des einzelnen persönlichen Fortschritts), Alter der Schüler spielt keine Rolle (in der Pädagogik natürlich schon). Muss ich davon leben? So würde ich es nicht formulieren. Der Unterricht ist mein drittes Standbein. Ich erwarte eine Gegenleistung, die letztlich auch darin bestehen kann, ein sehr guter Schüler zu werden...

Vielleicht geht es um einen Nebenjob für ihn, bei dem er sich fragt, ob er nicht einfach bei seinem Angebot von dem üblichen "von der Stange"-Angebot abweichen kann und ob vielleicht andere Leute ähnliche Erfahrungen damit haben?
Ich möchte jetzt nicht ausschliessen, dass ich ähnliche Fragen stellen würde, wenn Unterricht meine Haupteinkommensquelle wäre. Im Prinzip stimmt die Vermutung aber.

Ich sehe immer noch nicht, warum mein Unterricht zwangsläufig schlechter werden sollte, wenn ich Geld dafür nehme. Bitte erkläre es mir.
Dem Vegetarier geht es wie mir mit Deinen Antworten: Er erwähnt, dass er kein Fleisch ißt, weil er kein Fleisch mag, sein Gegenüber fängt an sich zu verteidigen... Du machst sicherlich einen guten Unterricht. Er ist sicherlich nicht schlechter, weil Du dafür Geld nimmst. Ich will mit den vorgestellten Überlegungen nichts anderes als individuellere Voraussetzungen schaffen für einen Prozess, der nur individuell stattfinden kann. Dies meine ich, hat Auswirkungen darauf, wie empfänglich der Schüler ist. Man kann da einen Zusammenhang sehen und ihn beeinflussen wollen oder auch nicht.
 
ich habe mich vor ein paar Jahren in Berlin mit einem prominenten indischen Trommel-Lehrer unterhalten. Er sagte, daß seine indischen Schüler viel schneller lernen würden und letztendlich in der Regel auch weiter kommen.

Ich habe ihn daraufhin gefragt, ob er denn glaube, daß die nationale Zugehörigkeit so viel ausmache - worauf er dann sagt, das hat damit nichts zu tun, aber die deutschen Schüler darf er nicht verprügeln.

Das zum Thema individuelles Eingehen auf die persönlichen Animositäten von Schülern und deren Lernfortschritte...
 
Hallo farinelli,

schön das Du Dir solche Gedanken machst.
Besonders wenn es Dir gelingen sollte auch Personen mit geringem Geldvorkommen an die Musik zu bringen.
Ich hätte mich damals als Kind gefreut wenn es so etwas gegeben hätte. Dann hätte ich damals schon ein Instrument lernen können.
Aber es gibt eben auch viele die durchaus gerne Unterricht hätte es sich aber nicht leisten können jeden Monat 50-100€ für die Musikschule zu zahlen.
Und leider wird in unserer Gesellschaft nicht besonders großer Wert auf die Musikalische Ausbildung von Kinder gelegt.

Ich kann durchaus einige der Einwände der anderen (scheinbar) Musiklehrer verstehen die damit Ihren Lebensunterhalt verdingen müssen.
Wobei ich die Antworten zum Teil unangebracht finde. Das klingt nach dem Motto "Pinkel mir nicht in meinen Teich"
Wenn Du das ganze nicht zum Lebensunterhalt brauchst und es trotzdem durchziehst verdienst Du meinen Respekt.

Arbeite weiter an Deinem Konzept und mach was daraus
 
@rambatz
Danke für die Ermutigung. Man sieht an Deinem Beispiel, dass mangels geeigneter Gelegenheit ein vorhandenes Talent, wenn auch nicht verloren gehen, so doch beschnitten werden kann. Schade für den Einzelnen, in diesem Fall für Dich, schade aber auch für Dein Umfeld und die Gesellschaft.

@WilliamBasie
Das Beispiel zeigt zumindest, dass unterschiedliche Bedingungen unterschiedliche Ergebnisse bringen. Bitte nehmt davon Abstand, mich jetzt als angehenden Prügler zu diffamieren, so ist das nicht gemeint. Ich finde, wir in Deutschland sollten unsere Möglichkeiten mit Kreativität nutzen.

Vielleicht ist es möglich, mehr solche Beiträge zu formulieren, die sich auf tatsächlich Erlebtes und Beobachtetes beziehen. Ich finde einen Erfahrungsaustausch interessanter als diese bereits angesprochene sich-gegenseitig-in-den-Teich-Pinklerei.
 
Aber es gibt eben auch viele die durchaus gerne Unterricht hätte es sich aber nicht leisten können jeden Monat 50-100€ für die Musikschule zu zahlen. Und leider wird in unserer Gesellschaft nicht besonders großer Wert auf die Musikalische Ausbildung von Kinder gelegt.

Sorry, aber das ist absoluter Humbug. Alle öffentlichen Musikschulen in Deutschland bieten Sondertarife für Menschen mit wenig Einkommen an. Meist ist das gekoppelt an einen ALG2-Bezugsnachweis o.ä. . Natürlich sind sich die meisten Politiker darüber klar, daß musische Bildung ein wichtiger Faktor für Kinder ist und daß gerade die Aufgabe einer öffentlichen Musikschule darin bestehen sollte, Kindern eine solche Bildung zu ermöglichen. Das hat zur Folge, daß meines Wissens nirgendwo ein ALG2-Bezieher 100 Euro im Monat für Musikunterricht ausgeben muss, sondern bedeutend weniger. Hier in NRW ist Musikunterricht für viele Menschen an/unter der Armutsgrenze faktisch kostenlos, weil zu 100% übernommen.

Wer wenig Geld hat und trotzdem Musikunterricht haben will, für den findet sich eine Lösung. Das war vor 20-30 Jahren so und ist heute genauso.

Harald
 
@Harald
Hast Du Dir schon einmal überlegt, das es auch Leute gibt die kein ALG2/Hartz IV (und wie diese Dinge auch benannt sind) bekommen die trotzdem keinen Euro über haben.
Es soll auch Leute geben die versuchen dann trotzdem über die Runden zu kommen.
Füe diese Menschen finde ich das Konzept von farinelli ideal. Und glaube mir wenn wir in unserer Gesellschaft ohne die Hilfsbereiten und Ehrenamtlichen auskommen
müßten wären es schon lange sehr duster. Ich finde es toll wenn jemand die Zeit und das Wissen aufbringt anderen etwas beizubringen ohne nur auf den Euro zu schauen.
 

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