Leute, dieses "hätte wäre wenn" und "man müsste" und "das Format gefällt mir nicht" sind zwar alles nette Aussagen, helfen aber hier nicht weiter. Das Format ist festgelegt, die Regeln sind klar, der Ablauf ist so, wie er ist, ob es Euch gefällt oder nicht... und so lustig ich es finde, dass in der Sendung letztlich mehr vom neuen Album und der bevorstehenden Tour gesprochen wurde als vom ESC, so sehr möchte ich mich doch auf den eigentlichen Sinn der Sendung konzentrieren - "Unseren Song für Deutschland" zu finden.
Nun denn:
Ich empfehle diesen Artikel (
http://www.spiegel.de/kultur/tv/0,1518,742798,00.html), der fasst das gestern passierte auch halbwegs meiner Meinung entsprechend ganz nett zusammen. Bemerkenswert finde ich, dass dort auch der schlechte Sound kritisiert wird. Ich habe mich in der Sendung wirklich bei jedem Song aufgeregt, dass Lenas Stimme (die sie deutlich besser unter Kontrolle hat als letztes Jahr) gegenüber der Band wirklich untergeht und nicht gut zur Geltung kommt. Im Großteil ein reines Lautstärkeproblem, kein Frequenzthema - aber eigentlich für eine so große Produktion unrofessionell. Man merkt aber auch, dass "im Fernsehen" fast keiner mehr Ahnung davon hat, wie man einen Live-Sound hinbekommt - in normalen Sendungen gibt's ja maximal das eingeblendete "Live gesungen".
Also Kritikpunkt 1: Sound schwach.
Zu den Songs - es ist schon symptomatisch, dass die "internationalen" Songwriter schwerpunktmäßig aus Sunny California kommen... da kommt dann schon fix der entspannte Unter-Palmen-Sound raus, der sich bei Jack Johnson & Co. wirklich gut macht, dem aber doch das "poppige" etwas fehlt. Nett, lala, SommerSonneSonnenschein... aber poppig, tanzbar, catchy? Fehlanzeige. Raab kann halt nur Raab (mit Glöckchen im Refrain), das merkt man bei seinem Song und bei "Lenas" Song (der ja auch eine Raab/Lena-Koproduktion ist!) ganz besonders. Und "Raab" hat letztes Jahr nicht gereicht und wird auch dieses Jahr (hoffentlich) nicht reichen. Warum nicht mal ein Songwriter aus dem Alt.Country-Umfeld? Warum nicht mal einer aus NYC? Warum nicht mal die britische Power mehr anzapfen? Oder die skandinavischen Profis?
Kritikpunkt 2: schwache Songs.
Da schließt sich gleich folgender Punkt an: Jaja, Pop ist gesucht/gewollt, aber warum fast alles so seicht? Pop reicht auch bis hin zu "Teenage Dream" von Katy Perry oder "Are You Satisfied" von Marina & The Diamonds oder meinetwegen sogar "TiK ToK" von Ke$ha oder Madonna-Dancefloor oder rockigeres a la Pink... warum fast alles nur glattgebügelte lala-Nummern? Klar, dass da der einzige etwas "andere" Song ("Taken By A Stranger") gewinnen muss.
Kritikpunkt 3: zu einseitiger Pop
Zur Jury... naja, die sollten doch schon mal was zu Lenas Performance sagen, oder? Oder dazu, wie sie den Song und das Arrangement und alles so insgesamt fanden? Auch ein "ich fand, da war Lena nicht so spritzig, wie sie sein kann" ist ja noch nicht Bohlen-mäßig. Eine Jury ohne Zähne braucht keine Sau. Und Raab sollte sich als großer Organisator und Chef-Koordinator aus der Jury raushalten. Was soll er denn sagen? "Ich finde, die Songs auf Lenas Album (und besonders meine) reichlich mittelprächtig?" Also Bitte. Ein paar ernsthafte Tipps (und wenn sie nur das Outfit und die Frisur und das Setting betreffen meinetwegen) hätten sein dürfen. Woran sonst soll sich das Publikum orientieren?
Kritikpunkt 4: keine funktionierende Jury.
Mein Fazit: Hoffentlich kommen in der nächsten Sendung ein paar bessere Songs mit besserem Sound...