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Reeder
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Och bitte Helft mir.
Ich fasse mein Problem nocheinmal zusammen:
Ich habe Harmonielehre-Kenntnisse, und zwar jegliche Tonleiter, Akkorde (Dreiklänge, Vierklänge, Fünfklänge), Stufenakkordsystem, Funktionsharmonik, Intervalle, Modi, Progressionen (II V I), ... noch ein paar Dinge, die ich jetzt nicht aufzuschreiben weiß..
So, nun ganz knapp geschildert:
Wenn ich auf dem Klavier frei spiele, was gerne herumklimpern genannt wird, ertappe ich mich dabei, eigentlich doch NIE das anzuwenden von dem, was ich über Harmonielehre weiß.
Ich lerne zwar viel darüber, aber nie setze ich es ein, ich habe trotzdem Erolge manchmal auf dem Klavier, mir gefallen Melodien, und Harmonisierungen, aber das beruht dann nie auf harmonischen Grundgedanken.
Ich hoffe, ihr versteht mein Problem.
Ich schaffe es einfach nicht, mein Wissen anzuwenden beim Spielen/Improvisieren auf dem Klavier, natürlich abgesehen davon, dass ich gezielt Dreiklänge oder Vierklänge spiele, die ich sonst nicht kennen würde...
Ein Beispiel:
Eine "Komposition" von mir
Ich bin, ehrlich gesagt, sehr stolz auf das, was ich da geschafft habe, bin sehr zufrieden, mir gefällt das Stück. Aber nun das, was mich selbst etws irritiert und unglücklich macht:
Ich habe das komplette Stück NICHT anhand harmonischer Regeln gemacht, sondern einfach nur die Instrumente gefühlsmaßig eingesetzt, und gewisse Akkordfolgen auf das Orchester arrangiert, die mir aber zufällig "eingefallen" sind.
Wen ihr wollt, erstelle ich gerne ein Notenpapier dazu, also die Partiturnoten.
Ich bitte um Hilfe
Wenn du dein Wissen auf dem Klavier nicht anwenden kannst, hast du nicht genug geübt. Klingt blöd? So leicht ist es aber.
Ich persönlich halte nicht viel von diesem Theorie-Overkill den hier einige fahren, mein theoretisches Wissen ist auf das beschränkt, was ich zum spielen und schreiben brauche (ist ja immer noch ne Menge). Ein Konzept reicht und man muss nicht alle Denkansätze von Pöhlerts und Sikora und Haunschild und de la Motte kennen um gute Musik zu machen.
Nicht das Theorie etwas schlechtes ist; man sollte nur nicht vergessen, was das Ziel ist: Mit dem Instrument auf der Bühne zu stehen.
Hand, Ohr und Hirn sollten im Gleichschritt marschieren; tun sie aber nicht. Das Hirn rennt vorneweg, die Hand hinterher und weitabgeschlagen das Ohr.
Wenn du keine "nach theoretischen Gesichtspunkten" konzipierten Stücke hinkriegst, sondern immer nur hier und da mal rumprobierst, dann liegt das daran, dass sich mit der ganzen angefressenen Theorie keine Klangvorstellung verbindet bzw. sogar UMGEKEHRT: Die schönen Klänge die du durch "Herumklimpern" gewinnst haben bei dir noch keine Namen. Dann halt in einem Moment wo dir etwas Schönes geglückt ist einfach mal an, schreib es auf und analysiere es. Lern es auswendig durch alle Tonarten und präge dir die Verbindung Klang-Begriff-Gefühl gut ein. Dann kannst du es auch in der Improvisation und der Komposition sinnvoll einsetzen UND VORHER NICHT! (Das gleiche gilt natürlich auch für Dinge, die du z.B. in einem Buch gelesen hast oder die dir ein anderer Musiker gezeigt hat)
Auch alles andere was du dir am Klavier so zusammenbaust, muss solange geübt werden bis du es ohne Einsatz des Verstandes umsetzen kannst.
Also statt:
Klangvorstellung->intellektuelle Einordnung->Umsetzung
oder noch schlimmer:
Theoretisches Rumgemeiere im Kopf->Umsetzung
sollte der Weg IMMER sein:
Klangvorstellung->Umsetzung
Dafür üben wir. Um den sch*** Schädel endlich aus dem Weg zu kriegen.
Und das dauert. Ich bin mir fast sicher, dass du zwar alle Skalen und Akkorde kennst, aber nichtmal eine nichtalterierte Zwischendominante auf die 2. Stufe in C#-Moll JETZT SOFORT spielen könntest.
Oder wie wär's mit Eb-Mixolydisch#11 einmal rauf und runter mit beiden Händen? Jetzt sofort? Und falls du es doch kannst - könntest du das auch singen?
Ich hoffe du weißt worauf ich abziele, auch wenn ich dir keinen konkreten Übungsplan aufstellen kann (das Klavier ist nur mein verhasstes Zweitinstrument und orchestrale Filmmusik nicht wirklich meine Baustelle...)
Eine gute Trainingsmethode hab ich aber noch in Petto:
Schreib ein Stück ganz ohne Instrument nur mit Bleistift und Papier (oder Notensatzprogramm ohne Ton), Tonart wird willkürlich festgelegt.
Für den Anfang vllt eine 16-taktige Melodie (selbst vorsingen oder noch besser nur denken), die muss auch erstmal nichts besonderes sein. Bewege dich hier in Bereichen du selbst wirklich HÖREN kannst.
Harmonisiere diese Melodie nach den Regeln eines beliebigen Musiktheoretikers (Tipp: Hinten anfangen!). Ab dieser Arbeitsphase haben die Ohren Pause.
Schreib einen Kontrapunkt/ein Arrangement nach dir bekannten "Gesetzmäßigkeiten". Dabei kannst du gleich die Instrumentierung mit üben.
Du kannst am Stück noch weiterarbeiten oder abbrechen und dein Gedankenkonstrukt nun musikalisch umzusetzen. Achte darauf, wie sich deine nach theoretischen Gesichtspunkten erstellten Harmonien nun tatsächlich anhören. Achte auch auf folgendes:
- wissen warum die Harmonie funktioniert
- wissen wie sie sich am Instrument anfühle (alle Tonarten!)
- genaue Klangvorstellung mit genauer theoretischer Vorstellung verknüpfen. Wärst du in der Lage einelne Töne aus einzelnen Akkorden zu singen, wenn du nur die Melodie hörst? Jetzt sofort?
Hierbei ging es nur um Harmoniefolgen. Du kannst auch deine Kenntnisse von Melodie und Rhythmus auf diese Art erweitern, in dem du zum Beispiel zu einer gegeben Akkordfolge eine Melodie entwickelst, die du nicht innerlich hören kannst, aber bei der du weißt, dass sie stimmig klingen müsste. Danach wieder mit einer Klangvorstellung verbinden.
Und zum Abschluss nochmal was für aus dem Lehrbuch:
Beschäftige dich mit Instrumentierung. Das klingt alles etwas schwammig da in deinem Track.
Liebe Grüße,
Reeder.