Heisst das jetzt, dass heutige Stimmplatten eigentlich alle gleich sind
Ganz klar nein!
Zum einen nimmt die Qualität in allen Eigenschaften mit den besseren Stimmplatten zu, beginnend vom Luftverbrauch,über das Ansprechverhalten, bis hin zu den Klangeigenschaften.
Zum anderen macht es schon einen Einfluss, wie die Stimmplatte aufgebaut und insbesondere, wie die Stimmzunge geformt ist. Und das ist schon von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Je nachdem, wie die Zungenform ausgebildet ist, Parallel, trapezförmig, gleich dick, mit Hohlschliff im Mittelteil versehen usw. gibt die Zunge beim Schwingen ein unterschiedliches Frequenzspektrum ab, was den ihr eigenen typischen Klang ausmacht. Und diese Eigenschaften können (können! nicht zwangsläufig müssen) bei a mano Platten noch durch manuelle Feinarbeit daran besser zur Geltung gebracht werden. Die manuelle Arbeit betrifft allerdings nur die Nacharbeit an der Zunge. Das Gedöns um die Handnietung halt ich für kokolores, denn bezüglich der Genauigkeit beim Nieten ist eine Maschine jedem altehrwürdigen Handnietmeister immer überlegen was die Gleichmäßigkeit und Fertigungsstreuung betrifft, sobald sie mal richtig eingestellt ist.
Aber! und das halte ich im Gegensatz zu Richter durchaus für nicht vernachlässigbar, macht die Gehäusekonstruktion sehr wohl auch einen deutlichen Einfluss auf den Klang aus , der letztlich aus dem Gerät herauskommt, denn die verschiedenen Instrumente klingen bei gleichem Stimmplattensatz sehr wohl deutlich wahrnehmbar anders. Jedoch hat Richter in dem Punkt absolut recht, dass das Gehäuse nicht als Resonanzkörper an der Klangformung beteiligt ist.
Ganz krasses Beispiel ist z.B. die Morino, denn die klingt trotz allem nach Morino, egal, ob sie nun aus komplett duetscher Fertigung mit Hohner Stimmplatten versehen ist, oder aus italienischer Fertigung mit italienischen Siummplatten ist - untereinander klingen diese Instrumente schon sehr wohl unterschiedlich, aber allesamt klingen sie wie eine typische Morino. Und die einzige Gemeinsamkeit ist das Gehäuse in der grundsätzlichen Bauform.
Anderseits klingt eine Morino mit Bugaristimmsatz deutlich anders, als eine mit Artiste Stummplatten, aber immer noch nach Morino und ist nicht zu verwechseln mit einer Bugari mit gleichem Stimmplattensatz!
Drum gilt für mich nach wie vor, dass die Summe aller Teile das Gesamte ausmacht und ein super Zungensatz in eine verheerenden Gehäusekonstruktion ist genauso für die Katz, wie umgekehrt.
In diesem Sinne, Gruß, maxito