Aber E-moll gibt es harmonisch melodisch und natürlich ...
Das ist korrekt, dabei handelt es sich aber um sogenannte Material-Skalen, die nicht unmittelbar etwas mit der
Harmonisierung dieser Skalen zu tun haben.
In Moll als "Tonart" wird die V. Stufe seit über 400 Jahren in der musikalischen Praxis mit einem Dur- bzw. Dur7-Akkord harmonisiert, um einen Leitton zum Grundton (#VII-VIII) zu erhalten. Verwendet man eine Moll-V, klingt es nicht mehr "tonal", sondern "modal", z.B. nach a-Aeolisch. Wenn man unbedingt einen
modalen Klang haben möchte, ist es natürlich OK, die V als Mollklang zu verwenden - man kann das dann aber nicht mehr als "Moll" verkaufen - DAS ist der Punkt.
Die Materialskalen sind reine Abstraktionen zur Darstellung einiger kompositorischer Besonderheiten in Moll:
- Ausgangspunkt ist die "natürliche" Mollskala (a h c d + e f g a). Unveränderlich sind hier im Prinzip nur die Töne des ersten Tetrachords, der zugleich das Tongeschlecht definiert (a-c = kleine Terz = Moll). Die Töne der zweiten Vierergruppe können verändert werden - wie nachfolgend beschrieben.
- Da die V. Stufe - zumindest im Kontext der "Tonart x-Moll" - bei ihrer Harmonisierung grundsätzlich (!) "verdurt" wird (s.o.), wird die VII (g) erhöht (gis). Das dadurch entstandene Tonmaterial läßt sich in der "harmonischen" Mollskala darstellen: a h c d + e f gis a. Diese Skala ist also das Ergebnis einer bestimmten, historisch gewachsenen Harmonisierungspraxis, nicht ihre Voraussetzung!
- Durch das gis entsteht in Aufwärtsrichtung ein übermäßiger Sekundschritt zwischen VI und VII (f - gis). Früher wurde dieser etwas "orientalisch" klingende Schritt entweder umgangen, indem man die Melodien von f abw. zu e und dann von gis aufw. zum a führte (harmonisiert z.B. als Dm-Am E7-Am), oder indem man den zweiten Molltretrachord komplett "verdurte", was die "melodische Mollskala aufwärts" ergibt: a h c d + e fis gis a (harmonisiert z.B. als: Am E7-Am-Dm + Am-Hm7-E7-Am). Diese Skala ist somit das Ergebnis einer bestimmten historisch bedingten Melodieführungspraxis, und - siehe "harmonisch Moll"- nicht deren Voraussetzung.
... warum E Pentatonik und C-Dur Akkord zusammenpassen.
Das war aber doch überhaupt nicht die Frage!
Die Frage war, wieso die e-Pentatonik (die ja kein c enthält), nach der (rein subjektiven) Annahme des Fragestellers zur
Akkordfolge C Em G Am passt.
Meine Antwort war, dass e-Penta aufgrund gemeinsamer Töne zwar bedingt passt (was zumindest rein
statistisch richtig ist), aber durch die Akkorde C und Am nicht optimal ist, weil das pentatonische
h bei diesen beiden tonal wichtigen Akkorden zur
avoid note wird und melodisch "wie ein rohes Ei" zu behandeln wäre..
Ich hatte das einfach von da [link]
Wobei diese Seite zwar "Stufentheorie.de" heißt, mit dieser Theorie aber offenkundig absolut nichts zu tun hat - möglicherweise, weil die Seite von jemandem erstellt wurde, der (wie so viele) das grundlegende Prinzip dieser Theorie überhaupt nicht verstanden hat.
"Stufentheorie" hat nichts mit ihrer zwar üblichen, aber wenig erhellenden
Darstellung von Akkorden "über Tonleiterstufen" zu tun, sondern beruht auf dem Prinzip der Quintgenerierung aller Töne einer Tonart, die erst durch ihre Quintbeziehung zu Stufen werden - siehe dazu die "große Quintfall-Kadenz" in meinem Post #5:
In a-Moll: Dm-G-C-F-Hdim-E-Am =
(I) IV-VII-III-VI-II-V-I. Alle Töne stehen in einer linearen, zirkelförmig geschlossenen Quintbeziehung: Das ist das grundlegenden Prinzip der Stufentheorie! Anders ausgedrückt: Erst die Zugehörigkeit eines Klanges zu einer geschlossenen Quintbeziehung macht sie zur "Stufe", die dann auch zu anderen Stufen führen oder von anderen Stufen aus erreicht werden kann.
Was man gemeinhin in Harmonielehrebüchern sieht, nämlich die skalare Anordnung dieser Kadenz (I=Am-II=Hdim-III=C usw..) ist lediglich eine nicht sonderlich glücklich gewählte Darstellungsweise, d.h. eine extrem vereinfachende Abstraktion des eigentlichen Konzepts, vergleichbar mit dem - im Prinzip überflüssigen - Ballast unterschiedlicher Mollskalen.
Da die meisten zweit- und drittklassigen "Harmonielehren"für die Hobbymusikanten-Zielgruppe nur auf unreflektiertem Abschreiben alter Kamellen beruhen, wird sich an dieser irrtümlichen Gleichsetzung von äußerer Darstellung und innerem Konzept leider nicht viel ändern - womit sich den meisten z.B. auch der wirklich tiefgreifende Unterschied zwischen Stufen- und Funktionstheorie nicht wirklich erschließen wird, bei der die I als Tonika gleichsam das
Zentrum eines mehrdimensionalen tonalen Netzes bildet, und nicht den
Endpunkt einer linearen Quintfolge, wie in der Stufentheorie. Aber das ist ein anderes Thema ...