So wollte ich noch nie spielen. Ich musste jeden Ton, den ich greife, auch benennen können.
Deto.
Ich hab anfänglich als gewohnter nach-Noten-Spieler versucht, die Gitarre nach Noten zu spielen und bin natürlich erstmal grandios gescheitert - bis zur Gitarre war ich es gewohnt mir zu merken "diese Note geht SO". Und nur so.
Das man diese Note je nach Situation mit einem anderen Finger und ggf. auch an 5 verschiedenen Stellen greifen kann, das kann man in so eine Routine einfach nicht einbauen.
Aber es hat ein paar "Ankertöne" geliefert.
Nach der Erkenntnis, dass ich niemals mit der Gitarre werde vom Blatt spielen können wie das mit Posaune und Bariton sehr wohl funktioniert hat kam aber dafür die Erkenntnis, jetzt ja ein polyphones Instrument zu haben und mehrere Töne gleichzeitig spielen zu können.
Und nach einer gewissen Zeit mit (übender) Beschäftigung mit Intervallen und Akkord(aufbau) wird das irgendwann ein "geschlossenes System". g' ist die kl. Terz über e', aber auch die Quinte zu d' und die Oktave von g'. Eine kl. Terz sieht am Griffbrett "so" aus, eine Quinte "so oder so" und eine Oktave "so oder so". Alle Leersaiten haben eine Saite und 7 Bünde höher die Oktave, .....
F-Dur kann man als Barree übern 1. Bund spielen, bei "Standard-Barres" ausgehend von der tiefsten Saite folgen immer folgende Intervalle:....
Dann lernt man nämlich auch Scales eher nach Intervallstrukter, denn das man nur irgendwelche "Muster" am Griffbrett auswendig lernt.
Etwas Zusatz macht natürlich der Umstand, dass man zwischen G- und H Saite etwas umdenken muss, aber es gibt eine Milliarde hoch viel Möglichkeiten, wie man die Töne zueinander in Bezug setzen kann. Und mit jeder, die man halbwegs verinnerlicht hat zementiert sich mehr und mehr ein, wo was ist.
Da ist Gitarre insofern ein fieses Instrument, die meisten anderen Instrument kann man gar nicht so lernen sondern arbeitet sich (meist notiert) von neuem Ton zu neuem Ton - und wenn man fähig ist, endlich so halbwegs alle relevanten Töne zu produzieren weiß man dadurch automatisch, wie sie heißen und wie sie auf einem Notenblatt aussehen. Und auch wenn ich Gitarre eigentlich kaum nach Noten spiele, dass abstrakte System läuft trotzdem im Hinterkopf, im Sinne von ich spule eben keine Griffmuster ab, sondern weiß sehr wohl auch auf einer abstrakten Ebene was ich mache.
Das verinnerlichen, welche Töne man gerade spielt ist eine sehr gitarrentypische Problemstellung, eben weil man auf diesem Instrument (spieltechnisch) sehr weit kommen kann ohne auch nur einen einzigen Ton benennen zu können.