So, heute komme ich mal auf ein seit längerem angenkündigtes Thema zurück, nämlich dem der "
Coporate Identity", was gerade im Metalbandsektor eine hohe (kommerzielle) Bedeutung hat.
Definition: Der Grundgedanke des Corporate-Identity-Ansatzes ist, dass nicht nur echte Personen eine einzigartige, wiedererkennbare Identität/Persönlichkeit haben, sondern, dass in Analogie dazu, auch Organisationen jeglicher Art (Firmen, aber eben auch Musikbands) eine unverwechselbare "Persönlichkeit"/CI erwerben können. Damit wandelt sich ihre öffentliche Erscheinung von eine anonymen, abstrakten Instanz unter der man sich nicht so recht was vorstellen kann, zu einem klar konturiertem Image, das man mit der Organisation verbindet. Die CI macht also Bands unabhängig von den einzelnen Mitgliedern "identifizierbar".
Diese Unternehmenspersönlichkeit kann man analytisch in verschiedene Komponenten herunterbrechen, von denen jede einzelne ein Stückchen dazu beiträgt, dass beim Konsumenten/Fan eine einheitlichee Organisationpersönlichkeit wahrgenommen wird. Zu diesen einzelnen Komponenten zählen:
- corporate design (visuelles Erscheinungsbild),
- corporate behaviour (einheitliches Verhalten) und die
- corporate communications (Kommunikationsregelungen).
Konkret geht es also um die eingesetzte(n) Symbolik, Rituale, Verhaltensnormen, materiellen Artefakte, etc. Beispielhaft erläutere ich dies an meinen Lieblingen "
Manowar", die ganz gezielt im Laufe ihrer Karriere eine Corporate Identity aufgebaut haben. Zur Einstimmung eine Bildergeschichte der Band, um zu sehen, dass das Image, was die Band heute innehat keineswegs von Beginn an vorhanden war, sondern Schritt für Schritt aufgebaut wurde.
Ganz früh noch ohne Corporate Identity
Etwas später mit beginnender Corporate Identity
Mittendrin
Heute
Da hat sich also einiges im Laufe der Zeit getan bei Manowar. Es folgt ein Überblick über zentralen Identitätskomponenten der Band. Ausführliches Bildmaterial an dem man die Aussagen prüfen kann findet sich hier:
http://s249.photobucket.com/albums/gg225/metaladje/Manowar/
Symbolik (Artworks auf CDs, Postern, T-Shirts, Videos, Livedeko):
Es dominieren Darstellungen von nackten Frauen, muskulösen Kriegermännern, Leder und Felldresse, Eisen und Stahl, Schwerter und Thors Hammer, Götterkult, Elementargewalten (Feuer, Blitz und Donner), in die Höhe gereckte Fäuste. Insgesamt also eine martialische, auf Männlichkeit, Dominanz, Erotik und urgewaltliche Sinneseindrücke abzielende Symbolik mit Anleihen aus dem Mythologie und Fantasybereich (Man beachte hierzu die neue Zusammenarbeit zwischen Manowar und Wolfgang Hohlbein: Asgard Saga
http://www.hohlbein.net/de/bg/_main/2009_01.htm)
Rituale (vor allem Live sehr gerne unter Anleitung von Herrn Demaio zelebriert):
http://www.youtube.com/watch?v=SHRLwixVhUg
Kollektives Mänowargepose mit über dem Kopf verschränkten Armen, gemeinsames Singen der Bandhymnen, Fans auf die Bühne holen, Busen entblößen, mit der Harley auf die Bühne fahren, Demaio-Ansprachen um den Zusammenhalt aller Manowarfans zu fördern, Saiten vom Bass reißen, aber auch mittlerweile regelmäßige Fan-Conventions zählen dazu.
Verhaltensnormen (in Gestalt von verbindlichen
Sprachregelungen und
Selbstdarstellungsregeln für Bandmitglieder): Steter Verweis auf den Kampf für den True Metal, Alles für die Fans tun, Born to drink, rock and fuck. Derartige Ansagen müssen natürich immer mit fest entschlossener Stimme und entsprechend martialischer Gestik vorgetragen werden:
Joey und Eric (glaubwürdige Rollenträger, trotzdem zum Schlapplachen. Jeweils nur ganz kurze Clips, 30-60 Sek.)
http://www.youtube.com/watch?v=cJ9sWHnYG6g&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=0hNEQh50fso&feature=rela
zu geil: Metal Motherfuckers of Deutschland unite!
http://www.youtube.com/watch?v=pkK7BwrTg40&feature=related
Schön zu sehen sind auch die enormen Glaubwürdigkeitskontraste zwischen Eric und Joey auf der einen Seite und Karl Logan (zum Teil auch Scott) bei denen die Manowarrolle extrem aufgesetzt wirkt. Nicht umsonst hat Herr Demaio die beiden daher von der Pressearbeit weitestgehend enthoben (keine Interviews mit den beiden auf Youtube):
Karl Logan (Für mein Empfinden ein unglaubwürdiger Rollenträger, bei dem durch Körpersprache, Mimik, Gestik und Sprechweise deutlich wird, dass er nur sein Sprüchlein aufsagt.)
http://www.youtube.com/watch?v=lzJDgtW34Js
http://www.youtube.com/watch?v=hebJ4vDdhFI&NR=1
Mythen/Geschichten (Transportiert über Texte, Interviews und auch Liveansage): "Ich würde für den Metal sterben", "They tried to put us down, but they will never win", langjährige Selbstinszenierung der Band und der Fans als vereinte "Metal Warriors" oder auch "Warriors of the world united", Lauteste Band in der Welt ("All men play on ten"), "Other bands play, Manowar kill". Übergeordnetes Motiv scheint hier der vehemente Wunsch nach Selbsterhöhung und -Selbstidealisierung zu sein, gekoppelt mit dem Einnehmen einer Märtyrer-Rolle. Manowar haben als einzige den "gerechten Kampf" für den Metal aufgenommen haben und dabei allen Widrigkeiten (Plattenfirmen, Trends, Wimps and Posers) getrotzt - so besagt es zumindest der Bandmythos.
Ergebnis: Den Manowar-Kriegern ist es mit ihrer CI m. E. recht gut gelangen eine treue, zusammenhaltende (und kaufwillige) Fanbase aufzubauen und sich imagemäßig eine eigene Nische zu schaffen. Dass dieses groß angelegte CI-Konzept bei Manowar ganz gewiss die Funktion hat, sich im Aufmerksamkeitswettbewerb des Musikbusiness hervorzutun (wozu Musik alleine nicht [mehr] genügt) brauche ich wohl nicht weiter zu erwähnen. Insofern: Gute Arbeit!
Abschließend mein Bekenntnis: Ja, ich bin Manowarfan!
