Text / Gedicht in Song umschreiben

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Ninoshka
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Hallo zusammen,

ich habe gerade in diesem Forum gestöbert und finde es großartig! Jetzt bin ich schon angemeldet und habe ein erstes Anliegen :)
Ich singe schon länger, auch in Bands, habe es aber bisher kaum geschafft, Texte zu verfassen. Irgendwie übernehme ich mich meistens bzw. möchte keinen platten Text à la Baby, I love you, aber andererseits habe ich eigentlich auch nicht die Fähigkeiten, schöne, tiefe Texte zu schreiben. Oft fehlt mir die Idee, aber hierzu gibts ja im Forum schon gute Vorschläge. Meist sind es eher einfach die Gefühle, die ich ausdrücke und das recht direkt. Jedenfalls möchte ich mich jetzt mal endlich so richtig mit der Thematik befassen. Ich habe das Gefühl, dass wenn ich schreibe, es eher Gedichte als Songtexte werden. Der folgende Text / Inhalt liegt mir am Herzen und ich würde ihn gern für einen Song verwenden. Ich befürchte nur, so kann man ihn nicht nutzen - oder seht ihr das anders? Wie geht man vor, wenn man eher ein Gedicht hat, aber eigentlich einen Songtext möchte? Klar, einen Refrain bräuchte ich noch, aber das allein wird sicher nicht reichen. Vielen Dank vorab für Eure Antworten.

Er zeigt uns Grenzen, die wir nicht sehen wollen.
Das Wissen um ihn, vergessen wir zu gerne.
Wenn er uns erinnert, überrascht es uns aufs Neue
und macht uns unseres Seins bewusst.

Doch er hat dich nicht geholt, du hast dich ihm gegeben.
Die Zeit war nicht gekommen, doch du hast es so entschieden.
Bist nicht den Weg gegangen, der dir vorbestimmt,
hast die Abkürzung gewählt, aus Gründen die nur du kennst.
Die Endlichkeit macht traurig und wirft mich in die Sehnsucht,
Erlebtes zu wiederholen, Verpasstes neu anzugehen.

Doch geht’s nicht um mich sondern um dich.
Und so bete ich –
für deine Seele, für einen Neuanfang mit mehr Kraft.
Für deine Familie, dass sie das Leben dennoch mit Freude schafft.
Was mir bleibt ist die Erinnerung an dich,
als einen Mensch, der einzigartig ist
in seiner Freude, in seinem Lächeln,
in seinem Hunger nach der Welt,
in seinem Humor und seinem Stil,
in seiner Leidenschaft und der Energie,
in seinem Kindsein gleichwohl seines Alters,
in seiner Treue zu seinen Liebsten -
nur dir selbst warst du nicht treu.

Ich wünscht ich hätt‘ auch deine andere Seite gesehen,
um dir dabei mehr beizustehen.
Mit meinem Herzen bin ich bei dir,
auf deinem Weg, wohin er dich auch führt.
 
Eigenschaft
 
Ein Songtext wird ein Songtext, weil ein Song darunter liegt. Das ist alles. Das Schöne ist ja, dass man sich überlegen kann, ob man den Text der Musik unterworfen will - oder, wie hier, umgekehrt.

Versuch einfach mal mim Instrument irgendwas zu spielen und deinen Text dazu zu singen. Nimm alles auf, was du da machst, hörs dir später an - vielleicht bringt es dich auf Ideen, was wo wie passen könnte. :)
 
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Möchte Mondluchs da unbedingt beipflichten: jede Kombination von Text und Musik ist möglich, und es MUSS kein Text "umestrickt" werden.
Beispiele für über Musik gesprochene oder gesungene Texte gibt es zu Hauf, hier mal etwas von einem Musiker, den ich sehr mag - wenn Du Bedarf an weiteren Beispielen vielleicht aus anderen Genres oder so hast, sag Bescheid. Der song hier hat zwar auch so etwas wie einen Refrain, aber den könnte man auch gut weglassen. Die darunter liegenden Klavier- und Bassläufe erlauben alles - und von der Stimmung her könnte es passen:
http://www.youtube.com/watch?v=j1_IosjObOQ

Herzliche Grüße

x-Riff
 
Könnte mich x-Riff oder Mondluchs anschließen. Ist alles richtig, was sie schreiben.

Aber darum geht es eigentlich gar nicht. Wichtig ist doch, das DU eine Unterscheidung zwischen Gedichten und Songtexten machst. Worin also besteht dieser Unterschied für Dich?

Ich mache übrigens ebenfalls einen Unterschied zwischen beiden. Wenn du mir Deinen nennst, nenne ich dir meinen;)

lg
 
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Vielen Dank für Eure Antworten.
@x-Riff: Stimmt, irgendwie komisch, obwohl mir klar war, dass die meisten erst Texte schreiben, bin ich trotzdem davon ausgegangen, dass sie sich gleich in "Songform" schreiben. Danke auch für den Songtip, mir persönlich fehlt da was, aber grundsätzlich stehe ich schon auch auf modale Musik oder Akkordfolgen, die nicht unbedingt eine typische Harmonie darstellen.
@Jongleur: Danke für den Hinweis. Scheinbar habe ich tatsächlich eine Vorstellung davon, wie ein Songtext zu sein hat, z. B. mit B-Teil, Refrain usw. Teilweise einfach zu merkende Passagen oder Textteile, die im Gedächtnis bleiben. Wobei ich beim Gedicht gar nicht darauf achte. Werde mich einfach mal davon frei machen und...
@Mondluchs: ...mich mit dem Text ans Klavier setzen und rumprobieren. Bei mir ist es bisher so, dass ich viele Harmonie- und Melodieideen habe und dann eigentlich noch der Text fehlt. Der oben angezeigte Text würde z. B. in keine meiner Ideen passen. Aber dann muss halt eine neue Harmonie und Meloldie her. Ich probier das mal aus.

Liebe Grüße,
Ninoshka
 
@Jongleur: Danke für den Hinweis. Scheinbar habe ich tatsächlich eine Vorstellung davon, wie ein Songtext zu sein hat, z. B. mit B-Teil, Refrain usw. Teilweise einfach zu merkende Passagen oder Textteile, die im Gedächtnis bleiben. Wobei ich beim Gedicht gar nicht darauf achte. Werde mich einfach mal davon frei machen und...

Ok. Hier wie versprochen MEINE Auffassung zum Unterschied Gedicht / Liedtext:

1. Ein gutes Gedicht will gern mehrfach gelesen werden.
Absicht:
Die Zeilen sollten nicht gleich beim ersten mal ALLES verraten.
Mittel: Dichter bauen gern Stolpersteine ein, welche die volle Aufmerksamkeit des LESERS erfordern. Manchmal empfindet man deshalb (fälschlicher Weise) ein Gedicht auch als zu kompliziert oder schwer lesbar. Stilmittel können sehr vielfältig sein: Aussparungen, ungewohnte Wortumstellungen, Anspielungen...

2. Ein guter Song will natürlich ebenfalls mehrmals gehört werden. ABER jetzt kommt ja Musik zum Text. Und da wird es kurios. Wir hören eine Musik viel lieber öfters, wenn sie uns bereits beim ersten Mal "erobert. Die meisten Komponisten sind auf einen Ohrwurm aus.
Absicht: Der Song soll beim ersten Mal (fast) alles geben. Und nun kommt es: Ein Gedichttext kann die Musikrezeption erheblich stören, wenn er zu kompliziert ist.Im Verhältnis zum Gedicht , dem Einzelkämpfer, muss sich der Text als Teamplayer bewähren.
Mittel: Plakativere, deftigere Sprache, stärkere Ausrichtung auf Witz, Sarkasmus, Ironie oder auch nur Humor....

Ein Teil der Texter, die ich kenne, kommen vom Gedicht. Sie sind durchaus erfolgreich, haben aber auch immer einen leicht intellektuellen Touch in ihren Texten. Das kann bei vielen Musikrichtungen hinderlich sein. Sie toben sich eher im Pop, Schlager oder Chanson aus. Bei den härteren Gangarten ist eher der Urschrei gefragt, weshalb solche Texte eher von Musikern geschrieben werden, die genau wissen, wie viel Aufmerksamkeitspotential sie einem Text einräumen wollen.

Somit erklärt sich von selbst, warum die Lyriker scheel auf die Musiktexter schauen und umgekehrt.

Die von Dir aufgeführten formalen Kriterien (Refrain, Strophe oder C-Teil) sind eigentlich unwesentlich bei unserem Problem. Jeder gute Lyriker könnte diese Formen mühelos einhalten. Aber eine plakative Sprache...:gruebel:.....:D

Lg
 
Moin!

Ich habe mir auch einmal Gedanken zu dem schwierigen Thema gemacht. Ich hoffe, die schiere Menge an Text erschreckt nicht gleich alle guten Geister hier… Der Ansatz ist etwas theoretisch.

Der Verfasser eines Gedichtes hat als Mittel zum Ausdruck „nur“ die Sprache. Alles, was er seinem Leser (oder Zuhörer, wenn es zum Vortrag kommt) vermitteln möchte, muss er mit sprachlichen Mitteln bewältigen. Wortwahl, Metrik, Reimform – alles beeinflusst die Art und Weise, wie das Gedicht verstanden werden kann. Idealerweise gelingt es dem Verfasser, die sprachlichen Mittel so gekonnt einzusetzen, dass seine Erzählabsicht den Empfänger in genau der richtigen Weise berührt.

Wer einen Songtext schreibt, hat im Prinzip die gleichen Absichten. Jedoch stehen dem Songtexter zusätzlich die Mittel der Musik zur Verfügung. Es ist relativ einfach, mittels Musik Gefühle anzusprechen. (Was dabei assoziativ alles passiert, sprengt hier den Rahmen.) Aufpassen muss der Texter hierbei, dass Text und Musik zusammenpassen sollten. Natürlich gibt es genretypische Unterschiede. Dennoch sollte eigentlich klar sein, dass eine frohe Botschaft zu froher Musik passt und ein zorniges „Du Mistkerl hast mich betrogen!“ eben nicht. Als positives Beispiel für das gelungene Zusammenwirken von Text und Musik möchte ich „The Rain“ von Melody Gardot anführen. Abschreckende Beispiele gibt es zuhauf in Dauerrotation im Radio zu hören…

So viel zu den Unterschieden in der Wahl der Mittel. Ein Gedicht zu vertonen, ist eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe. Zunächst muss das Gedicht in all seinen Facetten verstanden worden sein. Dann muss, dem vorliegenden Text folgend, die Musik dafür geschrieben werden. Dabei darf man natürlich nicht den sprachlichen Ausdruck des Gedichtes stören oder gar zerstören. Vielmehr gilt es, mit der Spraache der Musik die literarische Sprache so zu ergänzen, dass das Gesamtwerk wiederum eine runde Sache ist. Hilfreich dabei sind auch Hintergrundinformationen zu dem Gedicht, seinem Autor, der Zeitpunkt der Entstehung etc. Natürlich wird hierbei auch interpretiert. Jeder empfindet den Ausdruck eines Gedichtes anders und wird dem seinen eigenen Stempel aufdrücken, wenn er dazu die Musik schreibt (auch genretypische Stempel, Vertonung à la Schubert klingt natürlich etwas anders als ein Rezitativ von Jim Morrison…). Wichtig ist m.E. nur, dass die Interpretation nicht dem Ausdruck des Gedichts zuwiderläuft. Hier ist Platz für künstlerische Freiheit.

Die vordergründig schwierigste Aufgabe ist dabei, einen musikalischen Ausdruck in Takt und Rhythmus zu finden, der zu dem Gedicht passt. Das nämlich schert sich in seiner Metrik (bestenfalls!) einen feuchten Kehricht um jeglichen musikalischen Aspekt. Ohne Reimschema, ohne metrischen Ansatz wird es noch schlimmer: Jeder Versuch, so einem Gebilde eine musikalische Grundform zu geben, droht wegen Beliebigkeit zu scheitern. Hier muss die Stimmung stimmen, es reicht nicht mehr, nur das Gedicht zu vertonen, man braucht Hintergrundinformationen noch dringender als es ohnehin schon der Fall ist.

Der hörbarste Unterschied erschließt sich durch Zuhören und ausprobieren. Ein Songtext ist grundsätzlich an die Musik geknüpft und „fließt“ mit ihr. Das Gedicht sperrt sich schlimmstenfalls dagegen. Es ist relativ leicht, ein Gedicht aufzusagen und ein Lied zu singen. Umgekehrt eben nicht. Ein Hörbeispiel für die Umsetzung von Gedicht und Liedstrophe liefern zum Beispiel Iron Maiden mit Ihrem Song „Revelations“ auf dem „Piece of Mind“-Album. Das Stück beginnt mit einem Gedicht („Oh God of earth and altar bow down to hear ou cry…”) und geht ab ca. 1’07 in die normale Liedstrophe über. Der Bruch zwischen diesen beiden Teilen ist deutlich und zeigt ganz gut, wie verschieden Gedicht und Songtext wirken.

So weit einmal von mir. Nicht gerade ein Kochrezept, aber das gibt es hierzu wohl auch nicht.
Wenn mir noch was einfällt, meld’ ich mich…… (soll keine Drohung sein)
 
*schmunzel* zu so viel Text muss ich schon noch mal antworten...


Der Vorteil des Songwriters liegt darin, so viele Mittel zur Verfügung zu haben, Musik und Text... nun.

Lass dir eines gesagt sein: ich habe schon manches gesehen und erlebt, so manches geschrieben und komponiert. Doch die größten Worte, die kräftigsten Tonfolgen, die schönsten Filmen konnten nie so manchen einfachen Kuss auch nur im Ansatz irgendwie erreichen...

Nicht jeder Mensch kann jeden Menschen küssen, nicht für jeden eröffnet sich mit dem Anderen die schönste Geschichte. Nicht jeder Text wird für jeden Musik in sich innewohnen haben. Ich selbst habe noch zuhauf Texte, die ich noch musikalisch unterlegen muss, und wo ich teilweise seit Jahren darauf warte, wenn sie mich erreichen. Oder ich stelle sie anderen vor, die mehr damit anfangen können.

Natürlich - das Handwerk darf nicht unerwähnt bleiben. Auch die leidenschaftlichste Geschichte leidet, steckt der arme Bettlersjunge der reichen Prinzessin beim ersten, hartverdienten Kuss einfach die Zunge in den Hals. ;) Hier hat Jongleur, wie immer, gute Hinweise gegeben, und das ist auch der Grund, warum ich regelmäßig hier reinschaue - weil bei aller Leidenschaft man muss trotzdem Handwerk beherrschen muss.

Aber DAS Rezept, um alle Lyrik in Gedichte und Songtexte unterteilen zu können - daran glaube ich genauso wenig wie an den Menschen, der nicht zumindest einen anderen findet, der ihn liebt. :)
 
Hallo Mondluchs,

die Symbolik mit dem Kuss finde ich gewagt - aber gut.

Du hast recht, eine Unterteilung entlang scharfer Grenzen gibt es sicher nicht. Ich hoffe aber, das ist auch nicht so rübergekommen. Mir ging es darum, die unterschiedlichen Mittel zu veranschaulichen. Das ergibt freilich kein Rezept, und das ist wohl auch ganz gut so. :)

Beste Grüße,
6f
 

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