Technique vs. Tone

Tach!

Tone vs. Technik? Schöne Diskussion. Ohne Technik kein Ton. So einfach ist das.

Gestern Nacht lief auf Arte eine Doku über '67 Flower Power Zeit. Dazu jede Menge Musik aus dieser Zeit. Greateful Dead, The Doors, Jefferson Airplane, Pink Floyd in Urbesetzung, Janis Joplin, Love, Hendrix und wie sie nicht alle hießen. Und ich muss sagen, dass mir diese Musik nach kurzer Zeit auf die Nüsse ging. Es war zwar ziemlich frei und experimentell, zum damaligen Zeitpunkt nie gehört. Aber was mich nervte war diese ungehemmte, aber ungelenke und ungelenkte Kreativität. In den endlosen Stücken ergaben sich manchmal musikalische Bilder, die dann sofort wieder zerfielen, ohne dass sie nochmals auftauchten. Und oft hatte ich den Eindruck, dass es schlichtweg Zufallsprodukte waren (die dann in der Folge dem zahlungsfähigem und von vornherein geneigtem Publikum als "göttliche Eingabe" verkauft wurde). Und sie nahmen es ab, wie schon immer die wenigsten in der Lage zu sein scheinen, mehr als eine einzige Ebene gleichzeitig wahrzunehmen.

So.. und hier sind für mich Batio, Cooley und viele andere Eindimensional-Shredder gut aufgehoben. Es wird nur eine einzige Ebene gleichzeitig bedient. Und zwar auch noch eine sehr spezielle. Nämlich die Sensationslust derer, die wissen, dass das, was diese Jungs spielen, sauschwer in der technischen Ausführung ist. Nur gehört das für mich nicht in den Bereich "Musik", sondern maximal in die "Etüden"-Insiderecke einsortiert.

Vai, Malmsteen, Satch hingegen bedienen immer mehrere Ebenen. Einseits gibt es in ihren Stücken immer einen Spannungsverlauf, andererseits ist fast jeder Ton von verschiedenen Seiten aus betrachtbar und hält immer Überraschungen bereit. Kennt ihr das Prinzip der "rotierenden Aufmerksamkeit" beim Üben? Das bedeutet, dass man ein und dieselbe Tonfolge unter verschiedenen Gesichtspunkten übt, Time/Microtime, Klangmodulationen, Artikulation usw. Und wenn man mal die rotierende Aufmerksamkeit beim Hören auf Batio einerseits und Malmsteen andererseits anwendet, dann wird man bei Batio nicht allzu viel entdecken. Man kann eigentlich nur eine Checkliste abhaken:
Töne sauber getroffen? ja
Time sauber? ja
Irgendwelche Fehler entdeckt? nein

Bei Malmsteen hingegen z.B. klingt kaum ein Ton wie ein anderer und selbst in den schnellsten Passagen ist selbst dann noch absolut im Time, wenn er mit freiem Time spielt. Das bedeutet, dass er sein Time nicht an der einzelnen Note aufhängt, die wie Elemente mit exakt definierter Länge aneinander gereiht eine Zeitskala ergeben, sondern er jongliert mit mindestens zwei Ebenen parallel: Dem Songablauf und dem damit verbundenem Time und mit seinem eigenen Spiel. Hinzu kommen weitere Ebenen: Eine klangliche Ebene, jeder Ton ist kontrolliert. Und er schafft es zudem auch noch, vor oder hinter dem Beat zu spielen. Das gleiche gilt auch für Vai, für Satch, oder für Lukather, oder Robben Ford, oder auch Thomas Blug, Eddie van Halen... oder, oder, oder. Es gilt nicht für Rusty Cooley und auch nicht für Michael Angelo Batio. Auch nicht für Buckethead. Auch bei Paul Gilbert habe ich es noch nicht gehört (ich finde seine Phrasierung übrigens noch ziemlich ausbaufähig). Und irgendwie hatte ich immer schon den Eindruck, dass man Petrucci sagen sollte, dass seine geheimsten Befürchtungen wahr sind (ich tue es aber nicht :D )

Mal ein Glissando-Problem: Wie z.B. macht man es, dass man ein Ganzton-Bending ganz langsam über zwei Takte zieht, ohne dass es schief oder langweilig klingt, sondern geil? Bei Malmsteen habe ich es schon gehört, bei Satch und Vai auch. Ist vielleicht sogar eine Art ultimativer Test ;) ..denn das kann nur dann gelingen, wenn man innerlich jederzeit absolut präsent ist und genau weiß, wo man gerade ist. Die Spannung muss man jederzeit in allen Nuancen spüren können. Zudem muss man auch voraus planen, denn exakt zur richtigen Zählzeit muss das Bending "aufgelöst" werden, d.h. dass zu einem definiertem Zeitpunkt im Timegerüst ein a' dann genau 440 Hz haben muss. Dafür braucht es schon feine Ohren und mächtig viel Intuition... ;) A propos, ich glaube, Malmsteen ist Absoluthörer. Aber wenn man versucht, es bewusst zu steuern, geht es mit größter Wahrscheinlichkeit in die Hose. Das kann nur intuitiv angegangen werden.

Vorgestern lief im WDR Fernsehen "Zimmer frei" mit Götz Alsmann und Cristine Westermann, Gast war Sarah Connor. Bei ca. 12:10 singt sie, wie immer bei Zimmer frei, spontan und sessionmäßig

http://www.wdr.de/tv/zimmerfrei/sendungsbeitraege/2010/connor/sarah_connor.jsp?sdatum=2010-11-21

(sorry, das mit dem Vorspulen klappt bei Youtube eindeutig besser als bei dieser Flashvideo-Lösung des WDR.. wenn das Video gestartet ist, gibt es aber den rechts "Kapitel"-Bereich, der hilft ein wenig.. unter "Talk und Hausmusik")

Eine unfassbar gute Musikerin, diese Sarah Connor!! Jederzeit präsent, man weiß nie, was sie als nächstes machen wird. Sie nimmt nebenbei das Heft in die Hand un agiert/reagiert mit Götzi in einer Weise, wie man es nur selten sieht bzw. hört. Wer käme hierbei auf die Idee zusagen, dass sich Technik, Ton und Gefühl gegenseitig ausschließen oder gegensätzliche Pole bilden, die nicht in Übereinstimmung zu bringen sind? Und wieso zum Teufel, wird diese Frage so oft bei Gitarristen zur Glaubensfrage erhoben? Gelten für Gitarristen andere musikalische Gesetze als für andere Instrumentalisten oder für Sänger?


Joe Bonamassa? ... mir gefällt gar nicht, was er so treibt. Irgendwie scheint er stets das, was er gerade macht, innerlich zu verneinen. Und das treibt ihn anscheinend von seinem Gefühl weg. Es wirkt ziemlich unkonturiert, was ich so von ihm höre. Beim Grolsch Blues-Festival 2009 sah ich ihn live, und sein Outfit unterstrich diese Unentschiedenheit auch noch: Er kam mit einem Anzug, Seitenscheitel und sah aus wie ein gefeuerter Banker. Dieses 21th Century-Blues-Gehabe zündet nicht, weil es nicht das ist, was Blues für mich so stark macht: Identität und Authentizität. Oder anders gesagt: "Ich bin, wer und wie ich bin und Du frisst das. Wenn nicht, dann wird mich das nicht ändern."

Grüße Thomas
 
@S.Franck Nun, du kannst ihn ja auch weiter gut finden. Trotzdem empfinde ich Keith Richard's Spiel als wenig abwechslungsreich und weiß auch nicht, wo da das "Super-Feeling" genau sitzen soll. Guter Rhythmus-Gitarrist, ok. Passt zu den Stones, ja klar. Dicke Eier? Kann ich nicht beurteilen, woran machst du das fest? Naja und zwischen Gedudele und stimmungsreich-/abwechslungsreicher (Rhythmus-)Gitarre finde ich auch, liegen Welten. Bei den Stones wird ja auch viel "gekreischt".
Hier übrigens noch ein super Beispiel um meinen Punkt zu unterstreichen, dass man beides haben kann. Und zwar tonnenweise!! Meine Damen und Herren, Guthrie Govan:

http://www.youtube.com/watch?v=8o_yoDfYdz8
 
Zuletzt bearbeitet:
da ich das Original von Neil Young selbst in verschiedenen Live Versionen in Konzerten erlebt hab und dabei immer eine Gänsehaut bekam, was Intensität , Feeling , Dynamik, Sound usw betrifft, find ich , dass Warren Haynes dem Song und der Aussage des Songs noch am ehesten gerecht wird . Als Sänger ziehe ich auch Dave Matthews vor, da er die Aussage des Songs besser umsetzt.
 
Hier mal einer, der mich aus den Socken haute:



Grüße Thomas
 
Mr Seczko, "dicke Eier" mache ich daran fest, ob's geil groovt und schiebt. Malcolm Young mag ein Paradebeispiel sein, für mich aber auch Keith Richards. Guthrie Govan finde ich übrigens ziemlich scharf, aber eine wirklich gute Rhythmusgitarre habe ich von dem noch nicht ein einziges Mal gehört. Begnadeter Gniedler, aber was sonst?

Thomas: Hinsichtlich Petruccis stimmen wir anscheinend überein (wenn ich deine Aussage richtig interpretiere). Ich finde persönlich, dass der Herr einer der überbewertetsten Typen überhaupt ist. Super Technik, ganz klar, auch super Wissen, etc. Aber was irgendein "Feel" angeht, so lässt der mich genauso kalt wie ein Mr. Batio.
Sarah Connor ist übrigens eine wirklich gute Sängerin, leider lässt auch die sich aber in hochnotpeinliche Produktionen wie "X-Factor" einbinden (noch schlimmer der Herr Brönner, ein an sich ja wirklich begnadeter Musiker).
Und Alex Hutchings ist schon auch 'n ziemlicher Bringer.

Gruß
Sascha
 
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Bei Malmsteen hingegen z.B. klingt kaum ein Ton wie ein anderer und selbst in den schnellsten Passagen ist selbst dann noch absolut im Time, wenn er mit freiem Time spielt. Das bedeutet, dass er sein Time nicht an der einzelnen Note aufhängt, die wie Elemente mit exakt definierter Länge aneinander gereiht eine Zeitskala ergeben, sondern er jongliert mit mindestens zwei Ebenen parallel: Dem Songablauf und dem damit verbundenem Time und mit seinem eigenen Spiel. Hinzu kommen weitere Ebenen: Eine klangliche Ebene, jeder Ton ist kontrolliert. Und er schafft es zudem auch noch, vor oder hinter dem Beat zu spielen. Das gleiche gilt auch für Vai, für Satch, oder für Lukather, oder Robben Ford, oder auch Thomas Blug, Eddie van Halen... oder, oder, oder. Es gilt nicht für Rusty Cooley und auch nicht für Michael Angelo Batio. Auch nicht für Buckethead. Auch bei Paul Gilbert habe ich es noch nicht gehört (ich finde seine Phrasierung übrigens noch ziemlich ausbaufähig). Und irgendwie hatte ich immer schon den Eindruck, dass man Petrucci sagen sollte, dass seine geheimsten Befürchtungen wahr sind (ich tue es aber nicht :D )
Aber dann könnte man doch auch sagen, Malmsteen ist zwischenzeitlich nicht perfekt in Time. Oder könntest du mir ein Video vielleicht dazu zeigen, wo sowas vorkommt?
Weiters ist das bei Malmsteen teilweise auch schwer zu beurteilen, da er nicht immer so perfekt sauber spielt (wie zB Batio).

Zur Phrasierung von Paul Gilbert:
Ich weiß jetzt nicht genau, was du unter Phrasierung verstehst. Meinst du damit, wie "abwechslungsreich"man spielt? Dann verstehe ich nicht, wo zB Malmsteen abwechslungsreicher als Gilbert wäre.
Oder meinst du "Betonungen" wie zB hier:
http://www.youtube.com/watch?v=pXwEjr10DAY
Könntest du mir auch hier ein Video von zB Satriani/Vai zeigen, wo das besonders hervor sticht? Ich kenne eigentlich viele Live-Videos von den oben genannten und natürlich auch von Paul Gilbert. Und mir hat der Tone von Vai/Satriani nie so gut gefallen, wie zB von Malmsteen oder Gilbert.

---------- Post hinzugefügt um 20:40:20 ---------- Letzter Beitrag war um 20:26:35 ----------

Noch zum Video:
Das hört sich ganz gut an, nur was mir dabei fehlt: Er haut nicht so richtig in die Saiten.
(Vielleicht mag ich deswegen den Gilbert-Tone so.)
 
Sarah Connor ist übrigens eine wirklich gute Sängerin, leider lässt auch die sich aber in hochnotpeinliche Produktionen wie "X-Factor" einbinden
Guter Sidestep zu den Sänger(inne)n.

Das selbe mit Fergie. Macht die Kohle mit der Kinderpopcombo Black Eyed Peas. Was sie wirklich kann zeigt sie zusammen mit Slash. Eine Rockröhre der allerfeinsten Sorte
http://www.youtube.com/watch?v=X85UUDhZaCw

Mein neuer Liebling ist ja Grace Potter.
Welche Superstars und konstruierte "Pop Idols" können sowas rüberbringen? Wenige. Ein Take, kein Editing, kein Autotune. Die Gitarrenarbeit auch perfekt (um den Sidestep zu beenden):
http://www.youtube.com/watch?v=tgc5l9X3Dn4
 
Diese Diskussion ist hochspannend für mich. Seit einiger Zeit denke ich darüber nach woran das liegt, dass mir der eine Gitarrist nach den ersten 3 Tönen die Schuhe auszieht und der nächste mich nach wieviel Tönen auch immer eher dazu veranlasst ihn abzuwürgen.
Zur Zeit habe ich dazu ein paar Ansatzpunkte, die bei mir zumindest ziehen:

1.) Den einzelnen Ton zu schätzen wissen und ihn quasi so zu spielen, als wäre es der letzte Ton dieser Welt. Viele haben meines Erachtens schon den nächsten Ton in Arbeit ohne den aktuellen Ton so richtig ausgekostet zu haben. Das macht dann unabhängig der Geschwindigkeit gerne einen etwas hektischeren Eindruck als gewünscht

2.) Pausen und Ghost Notes sind ganz wichtig. Es gibt ganz viele Töne die man damit zur rechten Zeit erzeugen kann. Diese Töne bilden sich dann nicht auf der Gitarre, sondern im Kopf des Zuhörers. Eine immer wieder sehr beeindruckende Erfahrung.

3.) Dynamik und die schon angesprochenen "Eier" gegen den Lautheitswahn zu bestehen. Bei diesen beeindruckenden akrobatischen Läufen kommt die Dynamik immer zu kurz. Man muß dabei seine Zuhörer auch einmal mitnehmen, daß sie wirklich die Ohren spitzen um auch den ganz leisen Tönen zu folgen. Meines Erachtens ist das die Königsdisziplin.
 
@Eierkopf:

Phrasierung ist natürlich grundsätzlich einmal Geschmackssache.

Phrasierung und Artikulation sind zwei unterschiedliche Dinge. Artikulation bezieht sich auf einzelne Noten innerhalb einer Phrase, ist z.B. das bewusste Versetzen einzelner Noten innerhalb sehr enger Timing-Grenzen (vor oder hinter dem Beat), sind synkopische Betonungen (was man bei Higain ja schon komplett vergessen kann ;) ), sind der bewusste Einsatz von Stakkato oder Legato. Stakkato z.B. indem Viertelnoten nicht ostinat ausgespielt werden, sondern bewusst auf z.B. eine 32tel Länge gekürzt gespielt werden. Es gibt so viele Möglichkeiten, eine Notenfolge hiermit zu würzen, dass man sich echt damit beschäftigen sollte. Dadurch multipliziert man seine Ausdrucksmöglichkeiten.

Phrasierung ist hingegen ungefähr vergleichbar mit "Sätzen" in der Sprache. Eine Phrase hat einen Anfang, ein Ende und natürlich eine Mitte. Vom Anfang zum Ende hin sollte es so etwas wie eine nachvollziehbare Aussage geben, also einen Spannungsverlauf. Man kann mit einer Phrase keinen Satz bilden wie: "Ich gehe zum Bäcker und kaufe mir ein Brötchen". Aber trotzdem kann eine Notenfolge einen emotionalen Inhalt haben, und einem Zuhörer etwas mitteilen! Denn: Musik ist Kommunikation.

Wenn die Phrase zu Ende ist, kann man sofort eine neue Phrase beginnen, oder man kann halt eine Pause lassen. Paul Gilberts Phrasierung würde ich als meist viel zu lang benennen. Ein nicht enden wollender Fluß von möglichst schnell gespielten Noten, innerhalb derer -zumindest für mich- keine erkennbare Spannungskurve Tension/Release stattfindet. Wie sagte mal die Freundin eines Bassisten zu mir: Paul Gilbert fehlt Verwegenheit. Das war im Zusammenhang mit der Hendrix-Tribute-Geschichte aus 1991. (die habe ich noch auf VHS ;) ) Bei 1:04 übrigens ein klein bisschen Artikulation durch Timingverschiebung.. Pablo Gilberto verzögert ein paar Noten ganz minimal und bringt so Spannung ins Geschehen. Aber ich kann seine Phrasen nicht nachvollziehen, so ab 3:18 fängt er mit seinem üblichen Zeugs an. Ganz bestimmt gut gespielt, aber er traut sich zu keiner Pause. Reine Feigheit!:D Nun gut.. später nimmt er sich mal zurück, aber selbst da bleibt es statisch wie Kniebeugen in Opas Ganzkörper-Turnanzug.

Bei Steve Vai finde ich auch, dass die Phrasierung manchmal hausbacken ist. Er beginnt oft neue Phrasen direkt auf den starken Einsen seiner Stücke und beendet sie ziemlich unspannend auf vorhersehbaren Zählzeiten. Hör Dir diesbezüglich mal For The Love Of God an. Aber Vai kann auch anders, ganz klar. Trotzdem: Ich habe hier eine CD von Steve Lukather "Sentamental". Auf der gibt es einen Gastauftritt von Vai. Luke: In der Phrasierung Eier ohne Ende, dagegen wirkt die Phrasierung von Vai wie aus einem Streichelzoo (Nicht falsch verstehen, ich finde Vai endgeil, nur seine Phrasierung halt nicht :) )

Bei Satch finde ich die Phrasierung oft besser und geschmackvoller. Flying in a blue dream ist hierbei echt empehlenswert. Er macht es oft so, dass eine Phrase über die nächste starke Eins hinausgeht. Hat er vielleicht bei Eddie van Halen abgeschaut.. im Solo von "Hot for Teacher" (so ab 3:30 )macht er das gnadenlos und mit einer Chuzpe, dass ich nach über zweieinhalb Jahrzehnten immer noch grinsen muss, wenn ich das höre (habe die LP 1984 im Dezember 1983 gekauft :) ) Wow. Das hat Eier! Oder hier, Romeo Delight von 1980 (ab 1:50), ebenfalls die Phrasen oft über die Eins hinweg gezogen. Geil!

Oder Stevie Ray Vaughan: Hör Dir das Solo zu David Bowies "China Girl" an.. ab 3:30, wie locker er da Noten in die Nummer schmeißt, das konnte und kann kein anderer... aber is' ja bloß Pentatonik, nicht wahr? ;)

Perfekt in Time? Im maschinellen Sinn kann man sagen, dass Malmsteen nicht perfekt in Time spielt. Aber im musikalischen Sinn kann man das nicht sagen. Jede Noten ist da, wo sie zu sein hat. Das ist hohe Schule. Und das ist der Unterschied zwischen Etüde(=Skills) und Musik(=Anwendung von Skills)

Malmsteens Phrasierung und Artikulation ist manchmal echt zum Niederknien. Hör Dir mal das Outro von Overture 1383 so ab 1:40 und 2:20, da steht mir immer noch der Mund sperrangelweit offen. Und die Vinyl-Platte besitze ich auch schon seit 1985 oder so... der Kerl war bei der Aufnahme knappe 20 Jahre alt.

Tolle Phrasierung Pink Floyds Comfortably Numb ab 4:25

Weißt Du, das Schwierige an Phrasierung ist, dass man jederzeit unbewusst oder bewusst entscheiden muss, ob und wie man eine Note spielt oder nicht spielt, sie stehen lässt, sie moduliert, oder sie beendet. Und zwar, BEVOR man sie spielt, stehen lässt, beendet, moduliert oder was auch immer! Ausdrucks- und musikalische Urteilskraft würde ich das nennen. Viele haben gerade das nicht.

Grüße Thomas

---------- Post hinzugefügt um 21:52:29 ---------- Letzter Beitrag war um 21:42:28 ----------

Mr Seczko, "dicke Eier" mache ich daran fest, ob's geil groovt und schiebt. Malcolm Young mag ein Paradebeispiel sein, für mich aber auch Keith Richards. Guthrie Govan finde ich übrigens ziemlich scharf, aber eine wirklich gute Rhythmusgitarre habe ich von dem noch nicht ein einziges Mal gehört. Begnadeter Gniedler, aber was sonst?

Thomas: Hinsichtlich Petruccis stimmen wir anscheinend überein (wenn ich deine Aussage richtig interpretiere). Ich finde persönlich, dass der Herr einer der überbewertetsten Typen überhaupt ist. Super Technik, ganz klar, auch super Wissen, etc. Aber was irgendein "Feel" angeht, so lässt der mich genauso kalt wie ein Mr. Batio.
Sarah Connor ist übrigens eine wirklich gute Sängerin, leider lässt auch die sich aber in hochnotpeinliche Produktionen wie "X-Factor" einbinden (noch schlimmer der Herr Brönner, ein an sich ja wirklich begnadeter Musiker).
Und Alex Hutchings ist schon auch 'n ziemlicher Bringer.

Gruß
Sascha

Oh Mann.. statt zu üben texte ich jetzt hier im Forum herum :D

Ja, gut Castingshows sind Unterhaltung. Aber ich muss gerade bei X-Factor sagen, wenn die da weiterhin so begnadete Sänger/innen wie die Edita Abdieski aus dem Hut zaubern, dann können die von mir aus noch lange Jahre weitermachen.

Ja, ich denke, mit Petrucci stimmen wir überein. Obwohl z.B. das Lines in the Sand-Solo echt geil ist, oder Hell's Kitchen.

Zu Guthrie: Seine Rhythmusarbeit hörst Du auf seiner CD Erotic Cakes einfach deshalb nicht, weil er ein begnadeter Rhythmusgitarrist ist :D

Grüße Thomas
 
Guthrie Govan finde ich übrigens ziemlich scharf, aber eine wirklich gute Rhythmusgitarre habe ich von dem noch nicht ein einziges Mal gehört. Begnadeter Gniedler, aber was sonst?
Kein einziges Mal gehört? Dann fehlt da wohl einfach der Input, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass du so auf deinen Ohren sitzt :D In erster Linie ist er natürlich auch Solo Artist und eher instrumental unterwegs, also braucht er auch nicht auf einen Sänger Rücksicht nehmen, der über allem steht und von dem nichts ablenken darf. Und in den mir bekannten Mitschnitten, wo er mit Sängern oder anderen Solisten zusammenspielt, nimmt er sich auch komplett zurück und spielt dann nicht den Leuten ins Solo, wie z. B. Herr Y. J. Malmsteen es bei G3 nicht lassen konnte. Und auf dem Album gibt es auch keine Stelle, wo ich finde, dass die Rhythmusgitarre Anlass zur Kritik geben würde. Mal Wonderful Slippery Thing gehört? Ist halt um einiges eklektischer als die Stones...
 
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie ich Technik und Tone für mich persönlich richtig definieren soll.

Sagen wir mal so. Der Musikstil ist gar nicht ausschlaggebend. Wenn ich beim Zuhören ein gewisses Etwas verspüre, wie z.B. ein Wohlgefühl, sich ein Lächeln auf dem Gesicht abzeichnet, oder schlicht und einfach 'ne Gänsehaut bekomme, dann hat der Künstler für "mich" alles richtig gemacht. Dabei spielt es keine große Rolle, ob derjenige 2 oder 20 Töne pro Sekunde spielen kann.

Auffällig ist dabei, dass mich anscheinend technisch perfekte Spieler weniger in diesen Bann ziehen können, als eher die, die irgendwie dreckiger, rotziger, nicht immer fehlerfrei spielen, und dabei den Eindruck vermitteln sie würden gerade in eine andere Welt abtauchen.

Philip Sayce gehört da z.B. zu meinen absoluten Favoriten. Ich steh auch weniger auf Geshredder, aber bei Philip (ab 1:10) find ich es schon irgendwie so abgefahren, dass es mir schon wieder gefällt. Das sieht für mich so aus, als würde er seiner Strat jeden Ton aberkämpfen müsssen.

Der King an der Gitarre ist für mich aber eh dieser Knirps aus Minneapolis. Rotzig, dreckig, funky, manchmal unsauber, aber durchsetzungsfähig und emotional. Fesselt mich seit mehr als 25 Jahren durch enorme Vielseitigkeit.

Ob der Technik und Tone beherrscht kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, dass er zu denen gehört, die oben genannte Stimmungen bei mir auslösen können.
 
Das selbe mit Fergie. Macht die Kohle mit der Kinderpopcombo Black Eyed Peas. Was sie wirklich kann zeigt sie zusammen mit Slash. Eine Rockröhre der allerfeinsten Sorte
http://www.youtube.com/watch?v=X85UUDhZaCw

So, jetzt mal Butter bei die Fische (wie man im Norden so sagt...): Wieso kann ich das nicht hören, wegen irgendeiner Content-Scheiße? Wie hörst du das?

Gruß
Sascha
 
So, jetzt mal Butter bei die Fische (wie man im Norden so sagt...): Wieso kann ich das nicht hören, wegen irgendeiner Content-Scheiße? Wie hörst du das?
Ich bin .at, da ist viel mehr erlaubt. Google nach: Slash Fergie Beautiful Dangerous
 
Ich bin .at, da ist viel mehr erlaubt.

Sauerei.

Google nach: Slash Fergie Beautiful Dangerous
Jo, mach ich mal.

Gruß
Sascha

---------- Post hinzugefügt um 01:50:41 ---------- Letzter Beitrag war um 01:44:00 ----------

Philip Sayce gehört da z.B. zu meinen absoluten Favoriten. Ich steh auch weniger auf Geshredder, aber bei Philip (ab 1:10) find ich es schon irgendwie so abgefahren, dass es mir schon wieder gefällt. Das sieht für mich so aus, als würde er seiner Strat jeden Ton aberkämpfen müsssen.

Da sieht man's mal wieder: Jedem das Seine.
Ich finde so Gegniedel ohne musikalischen Hintergrund einfach unendlich öde und kann das kaum 20 Sekunden lang ertragen, ganz egal wie gut der Typ das können mag. Ist einfach absolut keine Musik für mich.

Gruß
Sascha
 
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie ich Technik und Tone für mich persönlich richtig definieren soll.

Philip Sayce gehört da z.B. zu meinen absoluten Favoriten. Ich steh auch weniger auf Geshredder, aber bei Philip (ab 1:10) find ich es schon irgendwie so abgefahren, dass es mir schon wieder gefällt. Das sieht für mich so aus, als würde er seiner Strat jeden Ton aberkämpfen müsssen.

Wo hast Du denn den schon wieder aufgetrieben? Unglaublich!* Und Sound ...typisch Eb-gestimmte Strat

Und seine Stimme.. die toppt alles!

Grüße Thomas

*auch wenn ich das Gefühl habe, dass er jedes SRV-Stück auswendig spielen kann, Thomas Blug kennt, und auch Walter Trout schon intensiv gehört hat
 
Oh, hab die Nummer mit Band gar nicht gehört. Das ist natürlich 'ne ganz andere Sache als sein Alleingespiele.

Gruß
Sascha
 
@FretboardJunkie
Ich glaube, jetzt verstehe ich was du unter Phrasierung verstehst.
Dann hat aber zB Malmsteen live oft eine sehr schlechte Phrasierung, weil da spielt er meist immer wieder seine gleichen langweiligen Läufe, oder? Da ist nirgends Aufbau von Spannung.

Trotzdem kann ich noch nicht erkennen, dass das Gilbert nicht macht.
Was ist mit solchen Gilbert-Sachen?
http://www.youtube.com/watch?v=ti4GzNUmeKw
http://www.youtube.com/watch?v=s2Xi8BHwGpg (Eine meiner Lieblingsversionen von diesem Lied.)

Nochmals kurz zum Timing von Malmsteen:
Ich hab das selbst nie untersucht, aber wenn man von vielen Gitarristen schnelle Wechselschlag-16tel-Läufen (14nps aufwärts) verlangsamt und mit dem Metronom (vielleicht auch am PC) kontrolliert, dann sind angeblich viele Gitarristen nicht ganz im Timing.
Ich finde jetzt leider dieses Forum nicht an, wo ich das her habe. Jedenfalls kann ich mich erinnern, dass Malmsteen dort nicht so gut im Vergleich abgeschnitten hat. Zu den besten gehörten in dieser Rubrik übrigens Gilbert und wie immer Batio (sogar bei Sweeping soll er perfekt im Timing sein, naja gefällt mir trozdem nicht so.).
(Vai, Satriani wurden da natürlich nicht berücksichtigt, da von denen keine solchen schnelle Wechselschlag-Läufe bekannt sind.)
Zum Beispiel verwendet Gilbert aus Timing gründen auch kaum Sweeping.

Vielleicht machen diese minimalsten Unsauberkeiten in Malmsteens-Spiel gerade diesen dreckigen Sound aus.
Aber wie gesagt ist das alles Geschmackssache und mir gefallen fast alle oben genannten Gitarristen und vorallem die, die einen richtig festen Anschlag haben. :D


Was haltet ihr übrigens von Shawn Lane?
ZB sowas:
http://www.youtube.com/watch?v=8eDV4fJcRUI
 
Wo hast Du denn den schon wieder aufgetrieben? Unglaublich!* Und Sound ...typisch Eb-gestimmte Strat

der hat früher bei Jeff Healey als Tourgitarrist mitgespielt.

Oh, hab die Nummer mit Band gar nicht gehört. Das ist natürlich 'ne ganz andere Sache als sein Alleingespiele.

das freut mich zu hören. Ich dachte zuerst, du würdest den Song mit der Band meinen.
Du hast natürlich recht, dass das Sologedudel ohne Begleitung 'ne ganz andere Sache ist. Da ging es mir nur um den kurzen Shredderpart, der mir im Vergleich zu anderen Musikern besser gefällt. Länger anhören muss ich mir das auch nicht. Da bevorzuge ich seine CDs.
 
Shawn Lane konnte zweifelsohne spielen, hat streckenweise auch einen ganz netten Finger-Ton, aber leider Gottes vergisst man das sehr schnell, weil ja dann doch immer die endlose Nähmaschine dran ist. Da hab' ich genau keine Bewunderung für.
Ich finde ja, dass von den hier erwähnten "Helden" da Paul Gilbert noch eine ziemlich gute Figur macht.
Mit Malmsteen kann man mich übrigens jagen, ich kann so Neo-Classic-Metal Zeugs gar nix abgewinnen. Außerdem ist der leider ein ziemlich widerlicher Proll (ich hatte die zweifelhafte Ehre, den mal kurz Backstage erleben zu dürfen, ist ja aber auch ansonsten kein Geheimnis...).

Wen ich ja nach wie vor super finde, das ist Robben Ford, da finde ich für mich genau die richtige Mischung aus Ton, Technik und genereller Musikalität (leider ist der als Sänger nicht so begnadet...). Ganz schwerer Geheimtipp (kennt kaum eine Sau): Das Album "Pop Pop" von Rickie Lee Jones. Da spielt Ford nur akustisch, meist auch noch Nylon, eigentlich ziemlich in der Art von Joe Pass, aber man hört trotzdem den Ford heraus, wie ich finde sogar sehr deutlich. Das muss man auch erstmal können.

Auch von Scott Henderson habe ich als Gitarrist eine sehr hohe Meinung (sein "Melodic Phrasing" Video sollte eigentlich jeder ambitionierte Spieler mal angeschaut haben), leider stehe ich auf das meiste seiner Musik nicht so, auch nicht wirklich auf den neueren Blues-Kram. Henderson fand ich schon als ganz jungen Kerl bei Chick Corea fantastisch. Ist zwar komischer modaler Fusion-Kram (und den ab und an per Video eingeblendeten Tänzer muss man ganz schnell für sich ausblenden...), aber wie Mr. Henderson da gen Ende losgeht, das hat für mich absolut Klasse, Chick Corea Electric Band halt, 1986 in Madrid (ob des Alters der Aufnahme darf man auch die fiesen 80er Sounds verzeihen):
http://www.youtube.com/watch?v=TuOntJp6Inw

Auch ganz fett: Buzzy Feiten. Hier das Solo von "Physical", live mit der wahnsinnig rumhopsenden Olivia Newton John:
http://www.youtube.com/watch?v=562IWO_wmNA
Und grooven tut der Mann halt ganz unfassbar, die Mucke muss man nicht mögen, aber der Typ ist halt funky:
http://www.youtube.com/watch?v=hgT172TEEMI&feature=related

Gruß
Sascha
 
Beide Bands sind toll, die Sänger spitze, die Gitarrenarbeit Weltklasse. Aber für mich (persönlich, subjektiv) klingt Satriani nach irgendwas und bei Haynes weiß ich nicht wie mir geschieht.

ENDLICH spricht es mal einer aus.

Satriani ist auch für mich total überbewertet. Ich kann dem auch nicht mehr abgewinnen als "irgendwas". Da fällt mir nur sinnloses Gedudel ein...

Mir persönlich kommt es so vor, als probiere Satriani mit seinem Gitarrespiel etwas zu sein (cool, melodisch, mystisch, was auch immer), wird es aber deshalb nie sein. In seinen Songs höre ich nur Bauklötze. Andere Leute komponieren mit einem bestimmten Flow und leimen diese Klötze zusammen. Irgendwie bekommt er das nicht hin...
 

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