Tanzmucker

  • Ersteller Orgelmensch
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Letztes Jahr passiert :
Hochzeit im Intellektuellenkreis. Anwesende: Doktoren, Anwaelte, Lehrer, sogar einige Professoren aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich. Prototyp einer gepflegten Gesellschaft. Ort des Geschehens daran angemessen. Saal in einem Schloss. Wir hatten wenig zu tun. Bischen Dinnermusik. Immer wieder gab es Einlagen. Kein Kutscherspiel !!!. Dafuer jede Menge Laudatios. Ansprachen auf allerhoechstem Niveau in denen z.B auch gekonnt Dichter und Denker zitiert wurden.
"Liebe Gaeste richten wir unser Augenmerk auf eine Satz von Goethe ..."
Brille zurechtrueck ... u.s.w.

Ein Beamer sollte im weiteren Verlauf des Abends aufgebaut werden. Ein Gast, anfang 60, nutzte die Gelegenheit und erhob sich unaufgefordert mit den Worten.
"
Liebes Brautpaar sehr verehrte Gaeste .... lassen sie mich diese technische Umbaupause dafuer nutzen um auch mit einem kleinen Beitrag zum Gelingen dieses Festes beizutragen ...
Ich dachte dabei an eine kleine humoristische Einlage ....
Nun lassen sie mich also beginnen. Ein Mann kommt zu seinem Psychologen und bittet mit folgenden Worten um einen Rat:"

Das Puiblikum verfolgt gespannt die Worte des Vortragenden :)

Herr Doktor ich traeume jede Nacht davon, dass mein Schwanz in eine Gurkenschneidmaschine geraet "

:)))

nein nein richy du hast dich verhoert. Ein Witz ueber einen Hundeschwanz oder Pferdeschwanz muss das sein. Graeuschpegel im Saal sinkt um 10 dB.

Der gepflegt gekeidete Herr faehrt fort.

"Aha, sie traeumen jede Nacht davon, dass ihr Schwanz in eine Gurkenschneidmaschine geraet ?"

Totenstille im Saal, denn jetzt war allen klar, dass man sich nicht verhoert hat. Mein Musikerkollege guggt unglaeubig.
Nach dem ersten Schock war mir aber auch klar, dass ich in den naechsten 5 Sekunden ein Problem haben werde. Einen Lachkrampf ungeahnter Dimension.
also Hilfe Hilfe Wo ist der Ausgang ? Daher bekam ich auch die Pointe des Witzes net mit. Denn da war ich schon laengst eiligst auf dem Weg zur Toilette.
Mein Musikerkollege meinte spaeter es gab auch gar keine Pointe.
Auch nicht bei dem anschliessend dargebotenen Baeckerwitz :)
"Ein Baecker hat eine Baeckerei in der Baeckerstrasse ..."

Feldversuch eines Psychologieprofessors ?
Professor der irgenwo gelesen hat dass auf Hochzeiten auch Witze erzaehlt werden muessen? Moeglichst unter der Guertellinie.
Vielleicht aus dem Handbuch des Alleinunterhalters aufgeschnappt :) ?

Mir bis heute unerklaerlich.
Mein Kollege rettete sich schliesslich auch auf die Toilette.
Hat mir da den weiteren Verlauf der humoristischen Einlage geschildert.
Wir kruemmten uns mindestens 15 minuten vor Lachen auf dem Boden.

Bis auf diesen Zwischenfall war die Hochzeit natuerlich trotzdem gelungen.

ciao
Hey jetzt sind aber die anderen wieder dran.
 
OK also dann .... einen hab ich noch.....


Ich war mit meiner Frau bei der Hochzeit einer ihrer Freundinnen eingeladen.
Dort spielte eine Alleinunterhalterin. Ist eher selten, kommt aber vor. Nur diese Dame war so was von zurückhaltend, das hab ich vorher noch nie erlebt.....
Njaja der Abend nahm seinen lauf, die Gäste waren gut drauf und sagten zu Ihr
"gib mal ein Bisschen Gas..." Das versuchte sie dann indem sie den Schneewalter 3 db lauter spielte ;-). OK die Dame machte eine Pause und in dem Moment begann die ganze Hochzeitsgesellschaft eine Polonäse ohne Musik !!!!! :eek:
Kurz darauf kam die Musikerin wieder und traute ihren Augen nicht.....
Das ging noch 2 - 3 Mal so, dass das Publikum immer in den Pausen anfing zu gröhlen. Dann ging die Musikerin zum Brautpaar und sagte dass sie sowas nicht verkraften könne und das ihr das alles viel zu viel wäre....
Der Bräutigam entließ sie dann so gegen 12 Uhr und dann ging die Party richtig los. Irgendjemand organisierte ein Akkordeon und ich musste ran. wir haben von "Smoke on the water" bis zum "Donaulied" alles auf dem Akkordeon abgerockt. Und jetzt kommts. Irgendwann kam die Musikerin dazu und machte einfach mit und tanzte auf dem Tisch:D
Da soll jemand die Frauch verstehen....:eek:

Michael
 
lol :)
Neues Berufsbild: Alleinunterhalterpsychologe.
Im Prinzip hat sie ihren Job aber doch erledigt. Es wurde getanzt:)
Gut dass die Hochzeiter es anscheinend mit Humor genommen haben :)
 
:D :D :D

Hab waehrend meiner aktiven Buehnenzeit nicht annaehernd soviele Geschichten erlebt (oder ich kann mich nur nicht mehr daran erinnern ;) ).

Mehr davon! :great:

Wir "Kuenstler" haben immer auf die Tanzmucker herabgeschaut. Handwerker halt, die's nur fuer's Geld machen (und deshalb immer das beste Equipment hatten).

Dafuer sind die Muckis aber staerker mit der hmmm ... wie soll ich sagen ... "dunklen Seite" des etablierten Buergertums konfrontiert, die sich bei entsprechenden Promille unerwartet auftut. Als Rock'n Roller oder Heavy Metaller weiss man jedenfalls ungefaehr, was einem beim Gig erwartet.
 
Na, das Fischerfest ging 3 Tage. Und 6 Tanzmusiker haben viel Durst. Das Bier war umsonst, aber trotzdem wollte unser Manager doch mal wissen woher die einhundertfuenfzig Bier auf der Kapellenstrichliste kommen.
Es war halt sehr heiss ! Wir hatten einfach durst :)
Solche Geschichten bestaetigen natuerlich das Image des Tanzmusikers.
Aber: DAS WAR EINMAL ! (1985 z.B)
Als Tanzmusiker bist du heutzutage vor allem nur noch Dienstleister, der einfach zu funktionieren hat. Und funktionierst du nicht, dann gibt es ganz schnell einen Ersatz. Da wird dann schonmal gefragt, was wir denn fuer komische Musiker sind. "Ihr trinkt ja nur Wasser !".
Der Job ist auch viel zu anstrengend, dass man da jede Woche noch kraeftig mitfeiern kann. Inzwischen faehrt man fuer einen Gig auch schon mal 150 km weit.Die Midimusiker haben den Markt naemlich ganz schoen kaputt gemacht.

Auch das Publikum hat sich geaendert. Der gemischte Braten ist bei Hochzeiten genauso verschwunden wie die Schnapsleichen.Genauso friedlich laufen Geburtstage ab.Ohne spezielles Dinnermusikprogramm wuerde man ab und zu ganz schoen alt aussehen.
Dagegen koennen Weihnachtsfeiern es inzwischen mit jedem Weinfest aufnehmen. Ganz zu schweigen von Faschigs-Tanzveranstaltungen.
Das ist nur noch Massenbesaeufnis.
Man beisst aber die Zaehne zusammen und spielt Wannsee, Holzmichel, Pizza Hut und hofft dass dies nicht "die laengste Nacht der Welt" wird.

Was ist eine Bierstaffel ?
6 Kandidaten stehen in einer Reihe.Jeder mit einem Bier bewaffnet.Das trinkt der hinterste Kanditat aus und stellt es dem Vordermann umgekehrt auf den Kopf. Dann darf der weitertrinken u.s.w.
Eine bayrische Mannschaft machte das mal ganz schlau. Zogen sich bis auf die Unterhosen aus. Ein Schluck und flatsch :)
Spielen auf der Veranstaltung seit 15 Jahren. Kein Jahr ohne den Krankenwagen. Irgendein Magen muss immer ausgepumpt werden.
"Leute macht Platz fuer den traditionellen Krankenwagen :)"

Hey moechte auch noch paar Stories hoeren

> Wir "Kuenstler" haben immer auf die Tanzmucker herabgeschaut.

Beim Anschlussball heisst es:
Naechste Runde spielen sie eine Rhumba dann slow walz, cha cha ,
Samba, Jive und noch nen schoenen Disco Fox. Aber langsamer als ADTV.

Da moechte ich mal so manchen "Kuenstler" sehen :)
Viele Tanzmusiker haben das aber auch nicht mehr drauf, wissen nichtmal die bpm ihrer Songs. Obwohl das Tempo das Wichtigste ist.
 
BlueNote schrieb:
:D :D :D

Wir "Kuenstler" haben immer auf die Tanzmucker herabgeschaut. Handwerker halt, die's nur fuer's Geld machen (und deshalb immer das beste Equipment hatten).

Man muß das natürlich immer bezogen auf die jeweilige Epoche sehen ! Wir wären 1970 natürlich auch lieber kreative "Künstler" statt nachspielender Mucker gewesen. Aber im Gegensatz zur moderneren Zeit gab es für uns (und die meisten anderen) damals eigentlich keine Alternative. Die Frage war nicht "Künstler" oder "Coverer", sondern Musiker oder Nichtmusiker. Einigermaßen vernünftiges Equipment war so teuer, dass es von Schülern, Studenten oder Lehrlingen einfach nicht zu finanzieren war. Nur ein Beispiel: meine Yamaha YC20 kostete damals so um die 2000 DM. Ein kleiner Verstärker dazu (Dynacord Favorit 2 + eine Winston Bassbox) nochmal ca. 1200. Mikrofone, Kabel und sonstiges Zubehör mal gar nicht einberechnet und eine gemeinsam finanzierte "Gesangsanlage" mußte ja auch noch sein. Mein Taschengeld als Schüler betrug 20 Mark pro Monat, Ausbildungsbeihilfe im dritten Lehrjahr ca. 250.-., selbst ein Gesellenlohn betrug nur so um die 1200.- monatlich. An eine Finanzierung ohne "Refinanziermöglichkeit" war einfach nicht zu denken, weil reiche Omas, unerwartete Erbschaften o.Ä. halt auch fehlten. Zu dem hatten wir natürlich mit unserer "Beat-, Neger- Ami-, Affen"-Musik natürlich gerade seitens der Eltern und Großeltern ja auch noch gegen ganz andere Barrieren ankämpfen. Obwohl meine Oma nicht arm war, war eine kleine Finanzspritze zur Anschaffung irgendwelcher Equipmentparts unvollstellbar. Hätte ich mich vielleicht bei der Bundeswehr verpflichtet, hätte man darüber schon eher reden können...

An ein "hobbymäßiges" Musizieren war ganz einfach nicht zu denken, es war schlicht und ergreifend nicht finanzierbar.
Was blieb, war (in unserem Falle) die Möglichkeit, die Anlage über zwar sehr schlecht bezahlte aber weil regelmäßig stattfindend dennoch einigermaßen lohnenswerte Jobs bei den Amis im nordbayrischen Raum zu finanzieren. Wir mußten als sogenannte "Variety-Band" zwar versuchen, den Geschmack der GIs zu treffen, was angesichts der grundverschiedenen Geschmäcker dieser Jungs (Schwarze wollten Soul ála James Brown, Weiße natürlich Country rauf und runter, es gab aber auch noch Hawaianer, Südstaatler usw.) nicht immer ganz einfach war. Allerdings konnten wir fast regelmäßig - meist zu späterer Stunde auch unseren eigenen Geschmack (John Mayall, Vanilla Fudge, Iron Butterfly, Spencer Davis Group, Santana, Stones, Joe Cocker usw.) verwirklichen. Auch den einen oder anderen selbstbestrickten Song konnten wir dann mal einstreuen.
Man kann sich das heute einfach nicht mehr vorstellen. Man kam an die Jobs in den Clubs ausschließlich über eine Künstleragentur, die ihrerseits von den sogenannten "Special Services" (zuständig für die Truppenbetrueung) Aufträge erhielt. Es konnte Dir passieren, dass Du an einem Freitagabend irgendwo 100km weit hin kutschiert bist, und dann vor 10 Leuten den ganzen Abend gespielt hast, weil die ansässigen Soldaten gerade im Manöver waren oder (ohne Schei$$) drei Tage vorher nach Vietnam abgezogen worden waren. Einfluß auf die Gage hatte das aber nicht. Die gabs immer am 15. des Folgemonats in Form eine Verrechnungsschecks. Die Kohle wanderte dann regelmäßig von der einlösenden Bank in die Musikgeschäfte, um Schulden abzuzahlen. - ganz selten einmal, dass ein paar Mark überblieben ! Pro Auftritt gab es ca. 250 bis 400 Mark (für die Band - nicht für den einzelnen), Getränke und Essen mußten ebenso wie die Kosten für Sprit und Klamotten natürlich selbst getragen werden ! Allerdings war die Gage netto, d.h. die Umsatzsteuern wurden bereits von der Agentur entrichtet. Als Schüler, Lehrling oder Student gab es dann einmal jährlich die Steuerrückvergütung, die - dreimal dürft ihr raten - ebenfalls in die Musikgeschäfte wanderte.

Tja es war eine sehr harte, dennoch aber überwiegend schöne Zeit ! :great:

Manne



Eine
 
Interessante Zeit...spiele gerade mit ein paar alten Haudegen (Beatgruppe von 1965-1969) ein Set ein...was die so erzählen...
Engagements waren ja auch anders...teilweise für 3-4 Wochen, jeden Abend 3 Sets etc.
Ganz andere Zeit, ganz andere Verhältnisse...
Wir haben mal probiert ein Engagement als "Hausband " zu bekommen, macht kein Mensch/Laden mehr...
Aber so lernt man richtig schnell!!!
Und jede Menge "Havarieunterricht!!! :D
 
Tja die Zeit der Hausbands... Es gab bei uns einen Schuppen, (ein umgebautes Kino) indem monats-, oder zweiwochenweise Profibands meist aus England spielten. Die kamen dann mit Top-Equipment (echte Marshalls-, Gibsons, Hammonds, Leslies, manchmal auch Vox Continental II usw.) an, was uns natürlich mächtigst beeindruckte. Leider habe ich mich damals nicht getraut, schuldenmäßig mal so richtig hinzulangen. Mit einer Hammond und einem richtigen Leslie wäre wohl unter dem Strich weniger Geld in die Musikshops geflossen, als das in den folgenden Jahren durch die häufigen Wechsel der Orgeln und Verstärker (der YC20 folgte irgendwann der Crumar Organizer, die CX3, die VK1 bevor in den 80ern dann die Synthiezeit begann - bei den Verstärkern wars kaum anders) der Fall war. Aber das wären halt damals so um die 13000 DM gewesen, und das war trotz 400 bis 600 Mark monatlichen Gagen ein beachtlicher Betrag, verbunden mit einem nicht geringem (Kredit-)Risiko - von den Zinsen ganz zu schweigen !

So mußte ich wirklich noch ca. zehn Jahre warten, bis ich endlich meine erste eigene (natürlich gebrauchte) Hammond mein Eigen nennen durfte !
Aber trotzdem: auch und gerade das ständige Streben nach besserem Equipment hatte seinen Reiz und trieb uns auch musikalisch mächtig an !

Manne
 
Manned,

Man muß das natürlich immer bezogen auf die jeweilige Epoche sehen !

Das stimmt schon. Ich hab Anfang der 80er mit Musik angefangen und da standen sich die beiden Lager ("Kuenstler"/Tanzmucker) unversoehnlich gegenueber. Da gab es weit weniger Ueberschneidungen wie vermutlich in den 60er und 70ern. Wir waren halt junge Schnoesel, die sich fuer genial hielten, wenn sie mal 2-3 Akkorde aneinander gereit hatten.

Dabei haben wir uebersehen, dass viele Tanzmucker eine Menge Ahnung + viel Praxiserfahrung hatten. Obwohl ich bis heute das dumpfe Gefuehl nie losgeworden bin, dass einen so'n Job auf Dauer musikalisch abstumpft. Ich kenne einige Musiker, die das mal "ein paar Monate" machen wollten, um Rechnungen zu bezahlen und dann haengengeblieben sind. Die haben dann aber ein sehr zynische Einstellung gegenueber der Musik im allgemeinen entwickelt.
 
BlueNote schrieb:
... dass einen so'n Job auf Dauer musikalisch abstumpft.
Hi Stefan,
...da ist natürlich was dran. Vor allem dann, wenn es um Berufsmusiker geht, die sich in irgendwelchen mehr oder weniger zwielichtigen Schuppen oder Bierzelten die Nächte um die Ohren schlagen, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Da ist dann wohl schnell ein Punkt erreicht, wo der Spass an der Sache der Routine und damit die Kreativität dem Gleichmut weichen muß. Ich habe allerdings auch Bands kennengelernt, die jahrelang auf Top-Niveau gearbeitet haben und deren solistische Fähigkeiten mit den Anforderungen ständig gewachsen sind und bei denen man als Aussenstehender immer den Eindruck hatte, dass sie von mal zu mal besser werden - aber das ist wohl nicht unbedingt die Regel.
Es kommt halt - wie so oft im Leben - drauf an, wie man die Sache sieht, in welchem Umfeld man sich bewegt. Bei mir war das ganz immer mehr semiprofessionell anzusehen - ich hatte "nebenbei" immer noch einen "ordentlichen" Beruf, was im Nachhinein auch nicht bereut habe. Gerade in der Zeit, als es mit den Amis langsam zuende ging, haben wir schon ab und an mal darüber nachgedacht, den Job an den Nagel zu hängen, um die Mucke als Beruf zu betreiben.
Ich denke, dass es so, wie es gelaufen ist ganz ok war. Irgendwelche Bierzeltjobs sind mir bisher immer erspart geblieben !

Manne
 
Manned schrieb:
Es kommt halt - wie so oft im Leben - drauf an, wie man die Sache sieht, in welchem Umfeld man sich bewegt. Bei mir war das ganz immer mehr semiprofessionell anzusehen - ich hatte "nebenbei" immer noch einen "ordentlichen" Beruf, was im Nachhinein auch nicht bereut habe. Ich denke, dass es so, wie es gelaufen ist ganz ok war. Irgendwelche Bierzeltjobs sind mir bisher immer erspart geblieben !

Manne

Das seh ich ganz genauso.

Ich habe ca. 15 Jahre gemuckt - meist kleinere Veranstaltungen - und damit gut Geld verdient. Aber um davon leben zu können hätte man wohl noch zusätzlich irgendeine feste Mucke in einem Hotel o.Ä. und tagsüber noch Musikunterricht machen müssen.

Was mir im im Laufe dieses Threads noch aufgefallen ist, ist die Trennung zwischen "Künstlern" und "Tanz-Musikern" das könnte man heute wohl auch in
"Bands mit eigenen Stücken" und "Coverbands" teilen.

DAS FINDE ICH HIRNRISSIG !!!!

Es ist sicherlich toll wenn man sich in seiner Musik selbst verwirklichen kann.
Aber muss man deswegen den gleich ein Künstler sein ? Oder umgekehrt ist der Top-Musiker, der keine eigenen Stücke schreibt deswegen kein Künstler??? Das sind viele oftmals vorab schon zu überheblich.....

Wenn ich mir manche Musiker anhöre - egal ob Tanzmucker oder (Rock)-Band-Musiker - egal ob eigenes oder gecoverte Sachen......
Bei vielen kommt mir das große Grauen - dabei ist es für mich belanglos ob einer einen Volksmusik-Titel schräg spielt oder einer in einer Heavy-Band über 3 Akkorde und etwas Mikrofon-Schreierei nicht hinauskommt....
Mist ist es Beides !

Ebenso gibt es in allen Musik-Kategorien und unter allen Musikern Leute
die ihr Instrument toll Beherrschen und das auch Publikumswirksam umsetzen können und das Publikum merkt das dann auch.

Das war jetzt alles ziemlich provokativ geschrieben, aber in einem Thread wo es um Tanzmusiker und "Anständige" Musiker geht, sollte das auch mal zur Spache kommen.

Musik ist was man daraus macht !:great:

Michael
 
Bluebox,

Da ich leider mit dem K-Wort angefangen habe, moechte ich unterstreichen, dass ich es immer und bewusst in Anfuehrungszeichen gesetzt habe. Nicht ohne Grund.

Ich glaube dennoch, dass Bands und Tanzmusik-Kapellen mit einer unterschiedlichen Zielsetzung an die Sache herangehen.
 
@bluenote
Die Anfuehrungszeichen waren eigentlich eindeutig. BlueBox hat wohl die Musiker gemeint die diese Anfuehrungszeichen bei sich vergessen.
 
@bluenote: richy hat das ganz recht bemerkt. Ich wollt niemanden besonders dich, nicht angreifen.

Mir ging es nur ums Prinzip. Ich war z.B. am WE auf einem Fest da habe ich sowohl grottige 2-Mann-Bands als auch eine nicht so tolle Rock-Band gehört....
Trotzdem geben die sich irgendwo alle Mühe (hoffe ich) und machen das was sie wollen. Ganz ohne eigenen Willen macht auch der größte Rocker keine Tanzmusik...:)

So long

Micha
 
Tja, was das Geldverdienen angeht, so kann man mit Tanzmusik wohl nicht reich werden. Aber wir haben immer noch ganz schön zu tun und liegen mit der Gage so im Mittelmaß, denke ich. Aber das wichtigste ist doch der Spaß dabei!!

Anfang der 80er hatten wir einen Saxophonisten zur Aushilfe der war bei der Bundesbahn angestellt ( Job auf Lebenszeit!!!). Hatte aber in einem Jahr soviel zu tun und gedacht er verdient mit Musik viel Kohle, so das er den Job bei der Bundesbahn gekündigt hat....na ja, dass war halt nur für ein Jahr und dann gings mit den Geschäften wieder zurück. Ich weiß aber nicht, was aus ihm geworden ist...habe den Kontakt zu ihm verloren...
 
Solche Bands sind doch auch sicher totale Beziehungskiller, oder???
Dauernd unterwegs, immer abends und nachts...
Meine Erfahrung ist, daß Frauen Musiker toll finden solange sie nicht mit ihnen zusammen sind :D
 
bluebox schrieb:
Mir ging es nur ums Prinzip. Ich war z.B. am WE auf einem Fest da habe ich sowohl grottige 2-Mann-Bands als auch eine nicht so tolle Rock-Band gehört....
Trotzdem geben die sich irgendwo alle Mühe (hoffe ich) und machen das was sie wollen. Ganz ohne eigenen Willen macht auch der größte Rocker keine Tanzmusik...:)

Ich seh das eigentlich auch so ! Es gibt gute und weniger gute Musiker. Egal, welche Richtung sie eingeschlagen haben.
Von der Vielseitigkeit her ist der Tanzmucker - oder Coverer - sicher am meisten gefordert. Er muß sich - wie schon erwähnt mit verschiedensten Stilen und Musikarten auseinandersetzen.
Ein Spartenmusiker hat´s da schon irgendwie leichter. Ich habe in der Zeit, als ich in der Bluesband gespielt habe wesentlich weniger üben müssen, als davor in den Showbands. Das lag natürlich auch daran, dass unser Repertoire nur etwa 30 - 40 Songs umfasste, während es in guten Zeiten als Tanzmusiker halt so um die 80 bis 100 Titel waren.
Auch eine Band, die "nur" eigene Titel spielt, hat es relativ leicht. Schon allein aus dem Grund, weil ja keiner so bescheuert sein wird und sich den Bandkollegen etwas komponieren bzw. zu arrangieren, was dieser nicht oder nur mit großen Anstrengungen spielen kann. Man muß in diesem Fall zur musikalischen Leistung natürlich noch die "Kompositionsleistung" zählen.

Zu den Zeiten, in denen ich in den Showbands gearbeitet habe, haben wir immer die 75% Theorie gelebt: Die Stücke, die wir gespielt haben, sollten das Können der einzelnen Musiker nur bis ca. 75% ausreizen. Nur dann können die Titel überzeugend und mit der sprichwörtlichen Leichtigkeit dem Publikum rübergebracht werden. In diesem Genre gehören nun mal Dinge wie "ein freundliches Gesicht machen" genauso zum Geschäft, wie die richtigen Harmonien, ein exaktes Timing oder ein sauber gesetzte Solo.
Bands, bei denen der Zuhörer merkt, dass einer oder mehrere Musiker ständig höchst konzentriert und vollkommen umweltverloren am - oder über ihrem Höchstlevel agieren, kommen im Showgeschäft meist nicht gut an ! Am schlimmsten sind Fälle, die mir noch von unserer Anfangszeit in Erinnerung sind, wo Du bei manchen Soli genau gewußt hast, dass jetzt wieder die Stelle kommt, wo du schon drauf wartest, dass er (oder du selbst) wie in 50% aller Fälle daneben langt...

Wie gesagt: es gibt in allen Musikstilen gute und weinger gute Musiker - aber es ist sicher nicht so, dass irgend ein Mucker auf einen anderen von oben herabschauen kann, nur weil der vielleicht eine andere Musikart bevorzugt.

Manne
 
Manned schrieb:
Es gibt gute und weniger gute Musiker. Egal, welche Richtung sie eingeschlagen haben.
Von der Vielseitigkeit her ist der Tanzmucker - oder Coverer - sicher am meisten gefordert. Er muß sich - wie schon erwähnt mit verschiedensten Stilen und Musikarten auseinandersetzen.
Ein Spartenmusiker hat´s da schon irgendwie leichter.
Manne

Tja...und lass mal den Spartenmusiker, oder wie sie sich selber bezeichnen " richtige Musiker " 8 oder 9 Stunden durchwühlen....die reissen ihre 90min. oder vielleicht 120min. ab und das war`s!!
 
So, mein Senf: ich bin inzwischen gut 12 Jahre in der Tanzmuckerszene und ich denk mir, dass es da auch wieder Unterscheidungen gibt. Mein typischer Gig-Ablauf ist folgender:
- 17:00 Anreise (je nach Weg auch früher)
- 17:50 Aufbau der eigenen Backline (PA und alles restliche haben bereits Techniker und Roadies erledigt)
- 18:00 Soundcheck (und In-Ear Probleme der Sängerinnen lösen :D, Streiterein der Gitarristen mit dem Tontechniker schlichten, ... ;-) naja, so schlimm ist´s nicht.... )
- 18:30 Essen gehen
- 19:00 - 21:00 ist die "Puffer Zeit", falls was nicht so funktioniert wie es sein sollte. Ansonsten schlafen, fernsehen (Zimmer oder Bus), XBOX-Gamblen, Startpilot trinken (Cola Bacardi, ..) ...
- 21:00 - 21:30 Bühnenklamotten anziehen, 2. Startpiloten trinken
- 21:30 - 02:00 Showtime mit 3 Sets (exkl. 2-3 Zugaben).
- 02:30 - ???? Heimreise oder schlafen im Bus

Folgende Sachen müssen einem egal sein:
- nichteinhaltung von Engagement-Vertragsteilen (z.B. Bühnengrösse, Strom)
- Angesoffene und desinteressiertes Publikum, die nicht wegen der BAND, sondern wegen der Musik + Saufen + Poppen kommen
- Getränke IMMER selbst mitnehmen, die ewigen Diskussionen darüber, ob nun Bargetränke "frei" sind oder nicht ("da muss ich jetzt aber den chef fragen ...") hängen stehen mir persönlich schon bis da :eek: hin.
- Gagenabzug, weil die Band soviel gesoffen hat (obwohl wir eigene Getränke mithaben ... hmm ... da hat sich wohl wer als KEyboard beim Barpersonal vorgestellt ;-) Abzug wird das darauffolgende Jahr automatisch "d´raufgeschlagen" :redface:
- Immer das selbe zu spielen, in unserem Fall bis zu 80mal pro Jahr, ohne grossartig von dem Arragement abweichen zu dürfen.

Tja, so isses im grossen und ganzen bei uns. Dazu kommt noch, dass wir uns in der Band verdammt gut verstehen, d.h. es gibt immer eine menge Spass.
Dafür bekomme ich in den guten Monaten 2.500€, in den eher schlechteren 1.500€ / Monat. Steuerbegünstigt durch Kilometerbuch und Diäten. Meine Frage ganz nebenbei: welcher Amateurmusiker/Spartenmusiker bekommt denn das bitte? Zugegebenermaßen ist Geld in der Tanzmuckerszene eines der Hauptpunkte - auch für mich. Eben ein Job wie jeder anderer. Deshalb trenne ich einfach die "Tanzmucke" von den Sachen, auf die ich persönlich stehe (z.B. Proggr. wie Dream Theater). lg. Klaus
 
@klaus
hey so nen job moechte ich auch (30 Jahre Tanzmusik).

Glaube bei den meisten Tanzmusikern sieht der Zeitplan doch eher so aus:)
Fr:
Abfahrt KA: 14.30 Uhr.
Ankunft Frankfurt: 17.00
Roadies fahren net so weit daher Aufbau bis 18.30
19.00 - 24.00 Dinnermusik, nebenher mitessen (war erstklassig)
24.00 - 02.00 Tanzmusik, Abbauen, Abfahrt 03.30
Ankunft Ka 5.30
(Bis 8.00 noch Karte vom Synthie neu ueberspielt)
Glatt verpennt
Sa:
Abfahrt Ka 15.00 Uhr
Ankunft Stuttgart 17.30 Aufbauen Tanzmusik von 20.00 - 2.00
Ankunft Ka 5.00 Uhr
dafuer gibts 500 Euronen. Doppeljobs freut man sich, aber Knochenarbeit.

@Orgelmensch
Willst du nen Tanzmusiker mit ausgedrueckter Zahnpastatube vergleichen oder liegengelassenen Socken ? :) Aber schon was dran.
Mein Opa war 9 mal verheiratet und kein Musiker :)

Unter Kuenstler verstehe ich:
geniale Songwriter, genialer Gesang, virtouse Instrumentalisten, vielleicht frueher noch die Gesammtheit der Band.
in dem Sinne, dass du nach dem Gig deine Schlagzeugstoecke, Klavier oder sonstwas am liebsten verbrennen moechtest. Bei Drumworkshops habe ich das ab und an schon erlebt, oder EWF, Dream Theater, Mothers finest, Gino Vanelli ... also in der Groessenklasse, andere Welt, "in dem leben nimmer".
Ich spiele in Bands aus allen 3 Kategorien. Alles keine Kuenstler.
Die Gewichtung ist in allen 3 Kategorien anders. Net besser , schlechter.
Letzter Gig in der "Nicht-Cover"-Band war vor 20 Jahren. Obwohl hier die besten Instrumentalisten sind. Muss man auch sehen. Nur Proberaum ?
Wer lange auf der Buehne bleiben will kommt um Tanz/Cover musik net rum.

ciao
 

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