...werden wir das wohl nie erfahren, was es denn nun wirklich ist.
Aber so ein zwei Punkte möchte ich noch anmerken. Das mit den gleichen Bedingungen z.B. - so etwas gibt es nicht. Es gibt keine zwei Menschen, die genau unter den gleichen Bedingungen aufwachsen, den gleichen Einflüssen ausgesetzt sind usw., nicht mal bei eineiigen Zwillingen kann das so sein. In jedem Moment, den wir erleben, wird unser Hirn geprägt, d.h. theoretisch, selbst wenn alles gleich wäre, müßten sie nur zu verschiedenen Zeiten mal auf's stille Örtchen gehen und schon ist eine Unterscheidung vorhanden. Natürlich überspitzt formuliert, aber vom Prinzip her ist es nunmal so. Einer sieht sich gern die Ludolfs an, der andere Richter Hold - schon war's passiert (nicht, daß ich für beide viel Hoffnung hätte...). Keine zwei Menschen sind genau gleich geprägt und dann kommt ja die oben erwähnte Entwicklung schon im Mutterleib noch dazu.
Und wo wir beim Singen sind, da spielen natürlich Größe des Kehlkopfs, Form der Resonanzräume etc. eine Rolle - es gibt keine zwei gleichen Stimmen, brauche ich hier wohl nicht zu sagen. Also ist es für die eine Stimme evtl. einfach schwieriger, einen bestimmten Klang zu erzeugen als für eine andere. Oder jemand hat ein anderes Körpergefühl und spürt deshalb die Stütze anders und müßte deshalb etwas anders ansetzen...
Dann noch ein Punkt. Nur weil jemand singt, heißt das ja noch lange nicht, daß das die Tätigkeit ist, für die er/sie besonders geeignet wäre. Es gibt eine Menge Sachen, an denen ich Spaß habe, für die ich aber ganz sicher nicht geschaffen bin. Also gibt es in den Chören dieser Welt sicher einen Haufen Leute, die zwar gerne singen, denen es aber eben nicht leicht fällt (und die Sauferei verträgt schließlich auch nicht jeder, von den Orgien ganz abgesehen
). Vielleicht könnten sie ohne mit der Wimper zu zucken ein göttliches Soufflé zaubern, so wie IcePrincess ohne Mühe Töne trifft. Wer weiß das schon? Eigentlich kann man sowas für sich nur erfahren, indem man so viel wie möglich ausprobiert - naja, eine Ahnung, was einem liegen könnte, hat man ja meistens. Aber das zeigt ja, daß man sich nicht einfach mit wem anders vergleichen kann.
Merke: Ich habe ja nie behauptet, daß es "Talent" nicht gäbe (oder doch? War jedenfalls nicht meine Absicht). Ich bin lediglich der Meinung, daß das, was wir Talent nennen, sich aus etlichen Teilen zusammensetzt, von denen man einige durchaus erklären kann. Genmix, embryonale Entwicklung, Erziehung, Prägung durch das Umfeld, Eigeninitiative etc.
Es ist da sicher noch nicht alles erforscht und erklärt und wird es vielleicht auch nie und vielleicht hat mancher Aspekt was mit Vollmond oder sonstigem Gespinst zu tun. Aber man kann den Mantel des Geheimnisvollen durchaus ein ganzes Stück lüften...
Da fällt mir sogar noch mehr ein. Die Art des Übens spielt natürlich auch eine gewaltige Rolle. Nur weil A und B gleich lange geübt haben, bedeutet das ja noch lange nicht, daß sie beide gleich effizient geübt haben. Ich brauche heute einen Bruchteil der Zeit, die ich früher gebraucht habe, um etwas Neues zu lernen - einfach weil ich jetzt besser weiß, wie man richtig lernt und übt. Also fällt es mir leichter, aufgrund von Know-How.
Und es gibt natürlich auch Leute, die etwas tun (müssen), das sie evtl. noch nicht mal mögen und wozu sie auch kein Talent (wie auch immer geartet) haben. Und trotzdem werden sie mit der Zeit wahnsinnig gut darin. Z.B. jemand revolutioniert einen Produktionsablauf einfach weil er früher Feierabend haben will. Oder jemand beschäftigt sich wie bekloppt mit etwas, weil er's jemand anderem heimzahlen will (siehe Lape z.B.
) - oder oder oder. Oft fängt einem etwas an, leicht zu fallen, nachdem man sich lange damit beschäftigt und sich evtl. auch die Zähne dran ausgebissen hat. Und plötzlich macht's "Klick" - quasi ein Göttergeschenk mit Verspätung
Hübsche Diskussion, da kommen einem interessante Gedanken...