Ein herausragendes klassisches Symphonie-Orchester bringt Dynamikabstände von 60 bis 70 Dezibel hervor. Technisch sauber auf eine CD übertragen lässt sich allerdings allenfalls eine Dynamik von 60 Dezibel. In einem gewöhnlichen Wohnzimmer herrscht ein Grundgeräusch von circa 40 Dezibel. Wenn also die gesamte Dynamik einer Klassik-CD ausgespielt werden sollte, müsste der Schwankungsbereich von 60 Dezibel zu diesen 40 Dezibel hinzugerechnet werden. Dann käme man zu Hause auf Lautstärken von 100 Dezibel. Eine Lautstärke von 110 gilt als gesundheitsgefährdend. 120 Dezibel laut ist ein Start eines Kampfflugzeugs aus etwa zehn Metern Entfernung.[/img]
Entgegen des Artikels beginnt der gehörschädigende Bereich übrigens schon bei 90-95 dB.
Wenn jemand also - um ein Beispiel aus "meinem" DJ-Bereich zu nehmen - behauptet, im Club würde eine Vinyl viel besser/dynamischer klingen als eine MP3, dann sagt das eigentlich nur aus, dass dieser DJ vollkommen überzogene Pegel fährt. Stellen wir uns nur einmal vor: In einem Club herrscht vielleicht ein Grundpegel durch die Leute von ca. 70 dB. Wenn ich jetzt 90 dB als erstrebenswerte Maximallautstärke nehme (weil darüber Hörschäden kommen können), brauche ich doch letztlich nicht mehr Dynamik als 20 dB. Und die kriege ich auch mit 128 kb/s komprimierten MP3's hin.
Beim Autoradio verhält es sich nicht anders.
Und bei der "normalen Popmusik" hat sich sicher noch nie einer über die Dynamik beschwert, auch wenn die Soundqualität früher bei den Beatles oder den Kinks sicher nicht besser, sondern eher noch schlechter war.
Und ich bin mir sicher, dass die wirklich anspruchsvollen Sachen, die eh nicht im normalen Radioprogramm laufen, auch sicher in hochqualitativer, unkomprimierter Form kaufbar sind. Ich habe vor einiger Zeit "just for fun" mal versucht, den "Liebestraum" von Franz Liszt, der ja extrem große Dynamikunterschiede hat, so "totzukomprimieren", dass es mit einem aktuellen Radiohit konkurrieren kann - keine Chance. Solche Sachen sind auf den Original-CD's schon unkomprimiert drauf.
Bei der "normalen" Popmusik hingegen war es nie anders; die hatte immer schon sehr wenig Dynamik. "You Win Again" von den Bee Gees etwa hat auch praktisch keine Dynamik mehr. Sicher mögen den Audiophilen da die Haare zu Berge stehen. Im Autoradio oder in der Disco hingegen ist das hingegen sinnvoll.
Im Übrigen könnte man auch darüber nachdenken, z. B. auf eine Maxi-CD verschiedene, auf den jeweiligen Einsatzort abgestimmte Mixversionen zu packen. Etwa eine Version mit hohen Dynamikunterschieden für den echten Audiofreak, eine Version fürs Radio und ene für Party/Disco. Dann kann sich jeder die für sein Anwendungsgebiet passende Version raussuchen. Aber wahrscheinlich kostet das wieder zu viel Geld.
DJ Nameless