@thomastux Viielen Dank für diese ausführliche Stimmtabelle!
Anlass für meine Bitte war folgende Bemerkung von Dir:
Solo ohne Grundton-Doppelung
Da meines Erachtens die "Grundton-Doppelung" das charakteristische Merkmal des Solo-Stimmsystems ist, las sich diese Definition für mich paradox und mich interessierte, was Du damit meinst.
An
anderer Stelle beschrieb ich kürzlich Variationen von Richter- und Solo-Stimmsystem, die ich der Einfachheit halber hierher kopiere, um dann anschließend das Stimmsystem
"ohne Grundtondoppelung" damit in Bezug zu setzen.
Teil 1 - Variationen des Richter-Stimmsystems
Das Prinzip des Stimmzungenlayouts bleibt in den verschiedenen Variationen des Richter-Stimmsystems immer dasselbe:
- Unterhalb der Kernoktave werden zwei Akkorde eingerichtet.
- Oberhalb der Kernoktave wird die Tonfolge sowohl mit den Blaszungen als auch mit den Ziehzungen immer weiter fortgesetzt.
- Da es in jeder Oktave eine Ziehzunge mehr gibt als Blaszungen, verschieben sich die Paarungen der Blas- und Ziehzungen von Oktave zu Oktave immer mehr.
Die Variationsmöglichkeiten:
- Das Richter-Stimmsystem kann verlängert und verkürzt werden.
- Die Akkorde (Kanal 1-3) können verdoppelt werden.
- Man kann mitten in der Oktave starten.
- Die Blas- und Ziehzungen können
- paarweise in einer Kanzelle verbaut werden (Blues-Harp) oder
- jeweils für sich eine eigene Kanzelle bekommen (Tremolo-Harp, Oktav-Harp).
Teil 2 - Variationen des Solo-Stimmsystems
Die Zentral-Oktav (Oktav in der Mitte des Tonraums) weist im Solo-Stimmsystem dieselbe Anordnung auf wie die Zentral-Oktav des Richter-Stimmsystems.
Im Gegensatz zum Richter-Stimmsystem wiederholt sich dieses Stimmzungenlayout in der Oktave darunter und darüber. Es entsteht keine Verschiebung der Paarungen von Blas- und Ziehzungen. Salopp ausgedrückt: Die Kernoktave wird gestapelt. Das ist natürlich nicht ganz korrekt ausgedrückt, da sich nur die Notennamen wiederholen, sich die Oktavlagen (eingestrichen, zweigestrichen, dreigestrichen) aber ändern.
Erreicht wird diese "Stapelung" dadurch, dass sowohl für den Grundton=Prim als auch die Oktave eine Stimmzunge eingesetzt wird.
Richter 24 Stimmzungen:
blasen: 1 3 5 / 1 3 5 / 1 3 5 /1 3 5
ziehen: 2 5 6 / 2 4 6 7 / 2 4 6 7 / 2
ergibt die Paarungen:
1 2-
3 5
-5 6 -
1 2 -
3 4 -
5 6
- 1 7
- 3 2
- 5 4
- 1 6 -
3 7 -
5 2
Solo 24 Stimmzungen:
blasen: 1 3 5 8 / 1 3 5 8 / 1 3 5 8
ziehen: 2 4 6 7 / 2 4 6 7 / 2 4 6 7
ergibt die Paarungen:
1 2-
3 4
-5 6 -
8 7 /
1 2 -
3 4 -
5 6
- 8 7 /
1 2 -
3 4 -
5 6
- 8 7
Durch diesen Trick sind nun die Reihe der Blaszungen und die Reihe der Ziehzungen je Oktave gleich lang und es verschiebt sich nichts mehr.
Auch das Solo-Stimmsystem kann variiert werden.
- Man kann mitten in der Oktave starten. (Seydel nennt das Orchestra-Stimmung)
- Man kann die Anzahl der Kanäle verringern und vergrößern.
> 1,5 Oktaven > BigSix Orchestra (Seydel Sonderanfertigung)
> 2 Oktaven > Melody Star / chromatische Mundharmonika Chrometta 8 (beides Hohner)
> 2,5 Oktaven > Orchestra (Seydel) / chromatische Mundharmonika Chrometta 10 (Hohner)
> 3 Okaven > Marine Band Soloist (Hohner), Solist Pro 12 (Seydel) / chromatische Mundharmonikas
> 4 Oktaven > chromatische Mundharmonikas
Hinweis:
Die Tontabellen habe ich mit der Erlaubnis von Seydel von deren Webseite kopiert und dann mit den farbigen Rahmen ergänzt.
Die Grafik der Tontabelle der Melody Star habe ich von einer Seydel Tontabelle abgeleitet.
Hohner Stimmtabellen:
http://www.hohner.de/fileadmin/documents/instruments/harmonicas/hohner-harmonicas-tuning-chart.pdf
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Nun stelle ich mir die
Frage:
Mit welchem Stimmsystem hat das von "Sailor Steel" (Seydel) und "Humming" (Suzuki) die größte Gemeinsamkeit und könnte daher als Variation davon betrachtet werden?
Charakteristisches Merkmal für die
Solo-Stimmung ist die "Stapelung" der Kern- oder Zentraloktave, die in den Stimmtabellen grün markiert wurde. Diese "Stapelung" kann nur durch die Doppelung des Grundtons erreicht werden. Fehlt diese Doppelung, entsteht etwas anderes.
Für das
Richter-Stimmsystem gibt es zwei charakteristische Merkmale:
1. Die Akkorde unter der Kernoktave
2. Die Wiederholung der in der Kernoktave vorgegebenen Reihung der Blas und Ziehzungen ohne Grundtondoppelung und die sich daraus ergebende Verschiebung der paarweisen Zuordnung von Blas- und Ziehzunge.
Blas- und Ziehzunge können sowohl in einem als auch in getrennten Kanälen verbaut sein.
Aus dieser Warte betrachtet sehe ich in dem von Dir beschriebenen System eine
Variante des Richter-Stimmsystems, bei dem eines der beiden charakterischen Merkmale, die
Akkorde unter der Kernoktave, wegfällt, um das andere charakteristische Merkmal, die
Fortsetzung der in der Kernoktave vorgegebenen Reihung der Blas- und Ziehzungen ohne Grundtondoppelung, unterhalb der Kernoktave sozusagen in Gegenrichtung fortsetzen zu können.
Welche Bezeichnung(en) es für dieses Stimmsystem gibt, kann ich momentan nicht sagen. Beim Erstellen der Vergleichsliste war ich auch auf das Stimmsystem der "Sailor Steel" gestoßen. Seydel nennt dafür keine Bezeichnung. Daher ...
Es gibt auch noch andere Varianten des Richter-Stimmsystems, die einen Namen bekommen haben. >
Paddy-Richter
Davon ein anderes Mal ...
Gruß Lisa