Lasst das Ohr entscheiden - EUER Ohr ,-)
Klingt wie aus ´ner Predigt (oder ´ner Massenheilungszeremonie)! - Wie wäre ansonsten: UNSER Ohr? Oder: das EIGENE Ohr?
Ein Problem bei der klanglichen Beurteilung von Perkussionsinstrumenten ist, dass sich deren Eigenschaften und Schlagtechniken gegenseitig bedingen. Von daher ist einem Anfänger durchaus anzuraten, jemanden beim Ausprobieren mitzunehmen, dessen Spielweise ihm gefällt (oder gar fasziniert). Diese wird für´s eigene Spiel wahrscheinlich (zunächst oder stets) vorbildlich sein.
Letztlich bestehen niemals REIN akustische Wahrnehmungen, sondern immer Vermengungen mit Assoziationen und Konnotationen (auch mit Ängsten, Zwängen und Verdrängtem), d. h. bewusst wird uns alles in einem fortgeschritten verarbeiteten Zustand. Die Annäherung an eine "unbefangene" (offene?) Wahrnehmung kostet demgegenüber viel bewusste Mühe. Denn unser Gehirn tut immer, was es kann, um innerhalb von unendlicher Wahrnehmungs-Komplexität zu prioritieren/zu filtern. Es möchte uns das Nicht-Notwendige (Nicht-Angenehme, Infrage-Stellende) quasi "ersparen" und orientiert sich zunächst einmal an relativ rudimentären Selbsterhaltungs und -behauptungsstrategien.
- Anm.: hier haben die Drogen-Experimente der 60er- und 70er-Jahre ihre künstlerische Begründung. Ihr Ziel war letztlich die Umgehung von Filtern bei der Wahrnehmungsverarbeitung. Musikmachen und Musikerlebnis (letztlich aber auch Kunst im Allgemeinen) vielleicht mit der Vision des Zulassens einer uneingeschränkten Kommunikation/Verbundenheit von jedem mit allem.
Wenn wir Klangeigenschaften im Hinblick auf ihre musikalischen Verwendbarkeit BEURTEILEN, geschieht das also nicht mit den Ohren. Manchmal wünschen wir uns z. B. sehr, dass das hübscheste Cajon auch am besten klingt. Den konkreten Klang dieses Cajons werden wir immer ein wenig toleranter (oder als ausbaufähiger
) beurteilen. Und selbstverständlich wünschen wir uns auch, dass das billigere Cajon allen relevanten Ansprüchen genügt - hier nimmt auch Einfluss, wenn viele Andere bereits eine Pro-Entscheidung getroffen haben (und diese - z. B. in Internet-Foren - bei jeder Gelegenheit propagieren).
Man kann aber auch fragen, ob z. B. das CP404 so erfolgreich wäre, wenn Martin Röttger in d e m YouTube-Clip nicht einen derart eingängigen Rhythmus klopfen würde. Viele übersehen, dass Martin über eine Technik verfügt, mit der er auch auf einer Küchenarbeitsplatte faszinieren würde, und dass der Grad der De-Sensibilisierung seiner Schmerzrezeptoren in den Fingern im Laufe vieler Jahre im professionellen Einsatz um einiges höher anzusiedeln ist, als er bei hobby-mäßigen Spielern jemals erreicht werden wird.
Um nicht missverstanden zu werden: das CP404 ist ein empfehlenswertes Instrument. Denn es "verzeiht" motorische und koordinative Defizite, d. h. nimmt technische Unsauberkeiten und Probleme der Kraft-Dosierung bei Anfängern nicht so übel wie ein sensibler konzipiertes Cajon, das auch extreme spielerische Feinheiten mit klanglichen Nuancierungen honoriert.
Erstmal!
olliB. …