Ein kleiner Einwurf noch - hast Du mal geschaut, ob der Halsstab angezogen ist?
Ich hatte mal eine Strat aus hochwertigen Einzelteilen in der Kur, die klang auch irgendwie "tot" - nicht schlecht, aber auch nichts besonderes. Ach ja, ein kleiner Deadspot war auch da, g-Saite am 7 Bund, und das Sustain war insgesamt nicht soo toll. Als ich den Hals abgenommen hatte, habe ich festgestellt, dass die Mutter (am Halsfuß) überhaupt nicht angezogen war. Die Saitenlage und die Krümmung waren gut, also hatte nie einer dran geschraubt - .009er Saiten hält ein guter Ahornhals oft auch ohne die Metalleinlage. Nur leider ist so ein Halsstab dann wohl kontraproduktiv, wen er einfach nur so "drinliegt". ich würde also mal überprüfen, ob das bei Deinem Hals auch der Fall ist. Die Strat ist jedenfalls zu neuem Leben erwacht, als ich die Mutter angezogen hatte - nur gerade soviel, dass ein wenig Spannung auf dem Stab war, denn die Krümmung stimmt ja schon vorher. Erst jetzt wird der Spannstab zum mitschwingenden Bestandteil des Halses, vorher ist er nur loser Ballast in einem Hohlraum. Seither jedenfalls ist die Strat ein richtig gutes Teil und macht dem Besitzer Freude.
Auch ein Punkt: die Halsbefestigungsschrauben werden gerne mal zu fest angeknallt. Das muss nicht sein, und ich hatte schon bei manchen Gitarren den Eindruck, dass ein übertriebenes Anziehen die Tonalität irgendwie entgleisen ließ. Klar, das Ding soll in der Halstasche kein Spiel haben, aber normal handfest reicht völlig und klingt mitunter hörbar besser.
Was damit zusammenhängt, ist ein kleiner Trick, den ich mal gelesen und auch schon mit Erfolg eingesetzt habe: Nach dem Einbau und dem Besaiten alle vier Befestigungsschrauben eine Spur lockern und dann wieder anziehen. Die Saitenspannung zieht den Hals dann nochmal ein bisschen in den Body, einmal musste ich sogar die Oktavreinheit ein wenig nachstellen. Der Sinn ist der, dass die Kräfte in Längsrichtung nicht mehr ausschließlich über die Reibungsstelle der Oberflächen in der Halstasche wirken, sondern der Halsfuß sich am Ende auch kräftig am Korpusholz abstützen kann. Ein wenig Spiel ist da ja immer, und seien es nur 0,5 mm Luft. Diese Lücke bleibt dann aber immer da, jedenfalls, wen die Halsschrauben bei losen Saiten so festgeknallt werden, dass sich der Hals auch über die Jahre nicht mehr verschieben kann.
Als ich das gelesen hatte, leuchtete mir ein, dass schon ein Mini-Zwischenraum die Ankopplung der Stirnseite des Halses völlig beseitigt, also einen Unterschied in der Schwingsankopplung ergeben kann gegenüber zwei zusammengedrückten Stücken. Das Gleiche gilt für die Halsschrauben in den Löchern, wo sie in der Regel auch ein wenig Spiel haben.
Alles in allem denke ich sogar, dass diese unauffälligen Details ein Teil der Prozesse sind, die sich beim "Einspielen" mit der Zeit oft von selbst ergeben und als "rätselhafte" Verbesserung wahrgenommen werden. Bei vibrierenden oder sonst beweglichen mechanischen Teilen ist das ein durchaus bekannter Prozess, also mMn kein Voodoo.
Gruß, bagotrix