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Zungenmaterial: Geschmeidigkeit des Federstahls (hart, mittel, weich)
Seid mir nicht böse aber als Maschinenbauer sträuben sich mir hier immer die Nackenhaare:
Ein Stahl ist ein Stahl und bleibt ein Stahl und der ist gar nie nicht geschmeidig! Ein Stahl ist hart, oder weniger hart, fest, hochfest oder gut umformbar, mehr oder weniger elastisch, hat aber mit den Schwingungseigenschaften bezüglich der Frequenz fast gar nichts zu tun, weil hierzu nur eine Materialkonstante eingeht und die ist eben konstant.
Bei der Schwingungsfrequenz geht als einzige Materialeigeschaft nur der Elastizitätsmodul ein - und der ist wirklich eine Konstante. Die ist von Stahl zu Stahl nur minimal unterschiedlich und nur von der Legierung abhängig (schwankt zwischen etwa 190.000N/mm^2 und 210.000 N/mm^2) und ändert sich über die Lebensspanne nicht!
Nimmt man statt Stahl Messing (ca. 100.000 N/mm^2) oder Alu (ca. 70.000 N/mm^2) oder Titan, bei sonst gleicher Geometrie, dann änder sich die Schwingungsfrequenz, weil die Materialien einen anderen Elastizitätsmodul haben aber nicht weil die fester oder weniger fest sind und bleibt wiederum übder die Lebensdauer konstant.
Wenn man vom Stahl von der Elastizität spricht, ist immer gefragt, wieweit man den Stahl belasten kann, bevor er sich verformt oder reißt. Auf die Stimmzunge heißt das dann Funktion oder Zungenbruch! Dazwischen gibt es im Spielbetrieb nichts! Das ist dann der Wert der für das Zugnematerial interessant ist, weil ein hochfester Stahl eine größere Schwingungsamplitude aushält ohne sich zu verfromen oder zu brechen, als ein weniger fester, was sich in der Spieldynamik ausdrückt, sprich Lautstärke.
Wenn also eine Stimmzunge erst eingespielt werden muß, dann ganz sicher nicht, weil man der Stimmzunge das Schwingen erst eintrainieren muß, sondern weil sich erst noch irgendwelche Verspannungen lösen müssen, Ventile richtig angeformt werden müssen, oder irgendwelche Fertigungsgrate oder Kanten erst noch eingeplättet werden - bei sowas ändert sich die Schwingungsfrequenz schon noch, weil sich die Geometrie der Stimmzunuge noch minimal ändert, aber nicht weil der Stahl erst noch geschmeidig gemacht werden muß - ist doch kein Leder.
Also nix für ungut, ich weiß, das Märchen vom erst noch geschmeidig machen oder weich spielen ist uralt und hält sich extrem hartnäckig, ist aber schlichtweg falsch!
Die nackte Wahrheit heißt einfach ganz prosaisch: da müssen mechanische Unsauberkeiten erst noch eingebügelt werden!
Gruß,
maxito