Schau dir mal andere Firmen an. Steinberger und Basslab verwenden anderes Material, Ibanez stellt inzwischen ca. 20 Brücken/Stege selbst her (und hat damit Erfolg!), Fender baut Modelling-Gitarren.
Gibson hat mit der Robot-Gitarre und der Digital-LP die ersten Schritte in diese Richtung gemacht, hängt allgemein gesehn aber doch arg hinterher.
In eine 50 Jahre alte Gitarre eine 30 Jahre alte Brücke einbauen nachdem das zigtausend andere gemacht haben, sehe ich persönlich nicht wirklich als Innovativ an.
Stillstand ist Rückschritt! Wird dir jeder erzählen der was mit Wirtschaft am Hut hat. Auf den Lorbeeren von vor 40 Jahren ausruhen klappt nicht ewig.
Die Mechanismen mit der Innovation bei Gitarren funktionieren vielleicht in anderen Branchen, haben aber hier keine Bedeutung. Warum wohl spielen die meisten Gitarristen noch Verstärker mit einer Technik, die seit Jahrzehnten als veraltet gilt.
Gibson ist und war Vorreiter in vielen Dingen und hat in der Vergangenheit viel experimentiert.
Fing schon in den 50ern an: Flying V und Explorer.
In den 60ern Firebird.
In den 80ern baute man Super-Strats - ging in die hose ( obwohl sie gut waren )
In den 90ern baute man leichte Les Pauls ( Studio Lite ) mit HSH-Bestückung, die M-III mit Floyd Rose in verschiedenen Konfigurationen, war Vorreiter in Sachen alternative Hölzer ( die Smartwood Serie existiert seit den 90ern immer wieder mal für ein paar Monate ), die Nighthawk Serie
Alles Schüsse in den Ofen.
Gibson hat, ähnlich wie Fender, einen riesen Erfahrungsschatz an Konzepten, die sich nicht durchgesetzt haben.
Warum? Weil der Kunde keinen Bock auf eine modern ausgelegte Heavy Metal Les Paul oder Strat hat. Da gibt es ja auch genügend andere Firmen, die das Segment für sich beanspruchen.
Wenn man sich die Steigerungsraten bei den Custom Shop Modellen bei Gibson und Fender anschaut: Mensch, die haben mittlerweile einen Durchsatz erreicht.... Eben, weil alle Leute die traditionellen Modelle wollen.
Mag sein, daß manche qualitativ dem Gibson CS mehr vertrauen als der US-Serienproduktion. Bei Fender gelten aber die Serienstandards einhellig als gute Gitarren und dennoch verkaufen sich die Time Machines wie warme Semmeln.
Also warum weiterhin mit solchen Entwicklungen Geld verpulvern, weiterhin jedes halbe Jahr eine unnütze Sonderserie oder einen Special Run mit irgendwelchen obskuren, aber erfolglosen Modellen auf den Markt jagen?
Ich hab über die Jahre soviel kommen und gehen sehen.
Wie wird wohl die Robot Gitarre enden?
Sie wird in der Versenkung verschwinden. Bald wird kein Hahn mehr nach ihr krähen. Zu Recht? Ich wüßte jetzt nichts damit anzufangen.
Das Vorgehen, was ich mir im Vorpost gewünscht hätte ( auch als Utopie bezeichnet ), ist das, was für den
klassischen Gibson-Kunden eine Option wäre, die viele Vorteile bringen würde: ein auf die Belange hin optimiertes und spezialisiertes Unternehmen.
Was für eine Gitarre will man sich zulegen, wenn man Gibson in Betracht zieht: es sind doch hauptsächlich LP, SG, ES-Modelle und die anderen Klassiker. Selbst farbtechnisch läufts fast immer auf die gleichen raus.
Logischerweise wird es nicht dazu kommen. Davon war und wird auch nicht ausgegangen, wenn man sich ähnliche Projekte anschaut. Gehe davon aus, daß man den Durchsatz steigern will bzw. optimieren will. Erhöhte Gefahr also für eine zweite Norlin-Ära ist durchaus vorhanden, weil es eben um Profit geht.
_xxx_ schrieb:
Vom "wesentlichen" haben wir jedoch unterschiedliche Vorstellungen Auch qualitativ gute senior-einsteiger Gitarren braucht die welt (wie Special Faded z.B.) und die passen noch sehr gut ins Markenbild weil auch der Preisunterschied plausibel sichtbar ist (fehlende Verziehrungen etc.) während das Holz quasi gleich wie bei den "großen" ist und die Marke nicht runterzieht.
Die Special Faded ist eine reine Nischengitarre und ist in den meisten Läden ein Ladenhüter. Nix gegen die Gitarre. Für den, der diese Nischen sucht, sicherlich ne nette Sache. Vom wirtschaftlichen Standpunkt kann man das nicht ganz beschreiben, da genaue Zahlen fehlen. Die Specials u.a. , die ich in den Läden so rumhängen sehe, hängen dort schon seit Jahren rum.
Das würden sie machen wenn sie gewaltig schrumfen wollten. Das steht im gegensatz zum Grundgedanken einer jeden Firma die Geld erwirtschaften will.
Wie gesagt, nur wenn man sagen würde "wir sind nun nur noch Boutique". Ich glaube nicht dass Gibson oder TC das wollen.
Aber genau das würde der Marke Profil geben, das über die Jahre verloren gegangen ist ( gleiches trifft auf Fender zu: zu viele unterschiedliche Serien, zu wenig Übersicht). Mir ist dabei klar, daß damit der Umsatz nicht zunimmt und die Mechanismen der Marktwirtschaft gegenteilig funktionieren.
Aber wie geschrieben:
genaue, sich abgrenzende Serienbezeichnungen, weniger Sondermodelle, die an sich nichts besonderes vorweisen, eine andere Philosophie, was die Preispolitik angeht:
Anders als hier die Meinung umgeht, wäre ich eben dafür, daß man die
Studio als Einstiegsmodell betrachtet, mehr Budget beim Materialverbau zur Verfügung stellt und sie qualitativ aufwertet. Das bedeutet: garantiert einteiliger Mahagonikorpus, Holzqualität wie bei Standard-Serie, gleiche Korpusmaße wie bei Standard-Serie, usw.
Den Unterschied zur
Standard würde ich nur bei Bindings, Riegelahorndecke und gegebenenfalls Lackierungen machen. Vielleicht andere Tonabnehmer und ein Alu-Stoptail bei der Standard.
Ja, aber die haben nicht mal einen hunderstel der Gibson Stückzahlen. Die sind eben Boutique und pflegen es so. Aber auch PRS haben ja SE ins Leben gerufen, was sagt uns das denn zu der obigen Frage?
Nun, PRS hat zwischenzeitlich die Produktion auch gewaltig aufgebläht. Von nur einem hunderstel Durchsatz gegenüber Gibson kann nicht mehr die Rede sein. Genau wie Mesa ist PRS mittlerweile auch ein Big Player im Geschäft.
Die SE Serie ist aber die Korea-Linie von PRS, die sich zwar recht ordentlich verkauft, aber wohl eher als Epiphone-Äquivalent anzusehen ist. Im Übrigen auch eine sehr überschaubare Produktpalette. Und man grenzt die SE-Serie schon sehr, sehr stark von der US-Marke ab.
Ausserdem ist man immer bemüht junges Publikum und Einsteiger früh ins Boot zu holen weil die sich oft aus Gewohnheit später die teuren Teile zulegen werden. Das ist ein Werbemittel und absolut goldwert für jede große Firma die Umsätze machen muss.
Die stolpern zwangsweise über Gibson, wenn sie auf der Suche nach einer Les Paul sind.
Um aber mal auf das Image und die Assoziation mit dem Billigsegment nochmal einzugehen:
Marshall ist dafür das klassische Beispiel, daß durch Billigsegment eine richtige Imagebeeiträchtigung stattfindet.
Marshall müßte, was den historischen Background angeht, einen ähnlich legendären Ruf wie Fender und Gibson haben, also als eine Art Premiummarke gelten ( sorry für das unsägliche Wort ). Haben sie evtl. auch noch bei Anfängern aufgrund der Allgegenwärtigkeit. Diese vergrault man sich dann spätestens mit den Transistoramps.
Im Röhrensektor hat man relativ gute Amps, was Preis/Leistungsverhältnis angeht. Man bekommt brauchbare Ware für wenig Geld.
Über die Marshalls von heute kann man geteilter Meinung sein, mein Fall sind sie nicht. Man merkt ziemlich schnell, daß gespart wurde und wo gespart wurde.
Noch weiter oben im Preissegment liegt die Handwired-Serie, die ich, mit Ausnahme des Bluesbreaker-Combos als Totalausfall und weit abgeschlagen hinter der Kloner-Konkurrenz sehe. Weil sie halbgar umgesetzt wurden und das Bauteile-Budget offensichtlich zu gering ausfiel.
Marshall macht ca. ein Drittel bis die Hälfte des Umsatzes mit eben den Billigserien. Dieses Segment ist sehr stark umkämpft und sie sind qualitativ hinten dran.
Die Röhrenamps haben das Problem, daß sie sich nicht mehr so recht platzieren können, weil der klassische Marshall-Sound immer mehr verwässert wird. Ja, damit habe ich auch die neuen Serien mit einbezogen.
Der letzte gute Marshall war der JCM 2000 DSL 100, die letzte Serie, die man als Klassiker bezeichnen könnte, ist die JCM 800er. Vielleicht wird man den besagten 2000er mal als solchen titulieren, ich empfinde da aber schon einen deutlichen Unterschied zur 800er Serie.
Da passt jetzt auch der Satz von the_priest:
the_priest schrieb:
Es gibt einen schönen Spruch, der heißt: "Schuster, bleib bei deinen Leisten."
Insgesamt wär ich dafür, daß sich diese ( Traditions- ) Firmen auf ihre traditionellen Fähigkeiten verlassen würden und diese möglichst kompromisslos umsetzen würden. Es gehört ein gewisser Mut dazu, zeitlose Produkte zu platzieren, die sich keinen Trends beugen. Aber das wird gerne mal als Innovationsarmut und Ausruhen auf den Lorbeeren missinterpretiert.
Diese Produkte haben aber meistens die Eigenschaft, daß sie die neuen ach so innovativen Gitarren überdauern.
Das wär jetzt mein persönlicher Wunsch, der nicht in Erfüllung gehen wird. Nicht, weil ich jemanden seine günstige Gibson nicht gönne, sondern, weil ich mir dadurch eine bessere Qualität auch bei den Serien-Gibsons erhoffe. Würde auch viele Threads ersparen.