Wobei: "leicht" darfst du sagen, das ist die korrekte Bezeichnung für einen bestimmten Stimmtyp. Nicht aber "dünn"
, weil eine "dünne Stimme" ist einfach das Synonym für eine unausgebildete Stimme! Das muss sich also im Laufe der Ausbildung geben! (Auch) leichte Stimmen sind, sofern sie gut ausgebildet sind, nie dünn
Ah oke, danke für die Richtigstellung
Aber stimmt schon, dünn ist in diesem Zusammenhang die falsche Bezeichnung. Obwohl meine Stimme mit beginnender Höhe wirklich "dünn" wird, was aber wohl eher mit noch fehlender hinterer Weite zu tun hat, bzw. der richtigen Kombination aus Maske (Stimmsitz vorne) und hinterer Weite. Mir fehlts noch an Volumen und einem schönen, schwingenden Klang.
Nicht nur für die Oper! Sobald du ernsthaft solistisch auftrittst, musst du wissen wofür sich deine Stimme am besten eignet. Und dabei ist es relativ egal ob du eine ganze Rolle in einer Oper singst oder nur einzelne Opern- oder Konzertarien. Weil, die Zuhörer haben in der Regel wenig Lust, zuzuhören, wie sich eine schwere Stimme durch Koloraturen quält oder wie eine leichte Stimme meilenweit entfernt ist vom satten Legato einer schwereren.
Das stimmt natürlich. Wobei ich mich immer frage: gilt das für alle schwere Stimmen? Oder kann man das mit sehr guter Technik ausgleichen?
Hör dir mal dieses Beispiel an, wunderbare Koloraturen gesungen von Ewa Podles - und für mein Laienohr hört sich das sehr sauber und beweglich an...
http://www.youtube.com/watch?v=thZ5nwXyV78&list=PLAJFm9BBygavLVAZDN71pvBBZ3TGMonq6&index=28
Natürlich ist ein Unterschied DA - wenn ich z.B. die Stimme von Nuria Rial mit der von Ewa Podles vergleiche - dann aber vorwiegend auf Klang und Volumen der Stimme bezogen.
Was du übungshalber im GU und im stillen Kämmerlein treibst, ist dann natürlich wieder eine andere Sache. Ja, es ist sogar wichtig, dass auch schwere Stimmen Koloratur trainieren und leichte durch die Legatoschulung gehen.
Legatoschulung? Hast du da Beispiele? Legato mach ich viel zu Hause und was ich lustigerweise dabei gemerkt habe ist: umso sauberer das Legato, umso weniger Probleme mit dem Atem.
Eine Bacharie von einem lyrisch-schweren oder dramatischen Sopran gesungen - häh
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Wieso eigentlich nicht?
Ich glaube ja, das es fast immer (!) auf die Umsetzung ankommt, sprich: was macht der Sänger (oder Dirigent) aus dem Stück. Wie interpretiere ich es und bin ich in der Lage, das Stück so "umzuformen", dass es zu mir und meiner Stimme passt. Wenn man das gut hinbekommt (als Dirigent und auch als Sänger), dann kann man meiner Meinung nach (fast) alles machen. Ob es dann dem Publikum gefällt, ist wiederum eine andere Frage, aber das bleibt und ist letztenendes sowieso immer eine Frage des eigenen, persönlichen Geschmackes.
Du hast die Noten - und mehr brauchst du meiner Meinung nach nicht. Allerdings, dass muss ich zugeben, stelle ich mir ein solches Vorhaben in der Oper schwieriger vor... einfach, weil da ein ganzes Stück mit dranhängt. Innerhalb eines Liederabends hast du mehr Spielraum und Möglichkeiten.
Wir müssen einfach akzeptieren, dass sich nicht jede Stimme für jede Art von Literatur eignet. Das erspart uns neben peinlichen Momenten vor dem Publikum auch eine Menge Frust beim Versuch ungeignete Stücke auf ein aufführungswürdiges Niveau zu bringen.
Eben, da bin ich mir (noch) nicht ganz sicher. Gut, du hast weitaus mehr Erfahrung als ich, von daher kannst du die Lage mit Sicherheit besser einschätzen. Ich singe seit gerade mal einem Jahr mittlerweile und ich bin auch stimmlich mit Sicherheit noch lange nicht da, wo du jetzt bist. Von daher: vielleicht sehe ich die Sache in drei oder vier Jahren auch anders... man entwickelt sich ja mit der Stimme und den Erfahrungen, die man innerhalb dessen macht, mit.
Aber so vom heutigen Standpunkt aus betrachtet denke ich das alles möglich ist, wenn man sich nur traut und vor allen Dingen, das Stück zu seinem (!) Stück macht. Wenn Koloraturen nicht so ganz liegen, dann eben etwas langsamer... oder eben so "umgeformt", dass es zu dir passt. Das Lied mag sich dann in seinem Wesen zwar etwas verändern, was aber per se nix schlechtes, sondern nur eine Frage des persönlichen Geschmackes ist, wie ich finde.
Ich hab grad neulich mit einem Berufsmusiker über ähnliches gesprochen und wir Beide wären uns fast in die Haare gekommen - und als ich dann auch noch mit Karl Richter gekommen bin, war es ganz aus
Den Spruch "Nein, so darf man das nicht machen" habe ich sicher gefühlte 1000x von ihm gehört. Er ist gut, ein toller Violinist, aber... muss so etwas wirklich sein?
Sogar im GU ist es mir neulich passiert... ich arbeite grade an der Bach-Arie "mit gedämpften Stimmen", wunderbar und sie liegt mir, zumindest "vom Herzen", ich weiß genau, wo und wie ich ansetzen muss. Nicht wie bei Händel, wo ich die ganze Zeit das Gefühl hatte, in einen Abgrund zu stürzen. Mittlerweile hab ich ein bisschen mehr Technik, ergo auch mehr Sicherheit im Singen... und wenn DAS kommt, dann probierst du dich logisch auch aus... und verziehrst ein bisschen rum, oder lässt mal eine Atempause aus, weil du alles schön legato (bzw. mit dem Stück verbunden) singen willst. Jedenfalls hab ich am Ende einer Melodiephrase ein paar Noten "dazugesungen", weil ich Lust drauf hatte, plus habe ich in der Mitte des Stückes eine Atempause weggelassen..."das Geschrei" wird nur dann treffend gesungen (aber das ist nur mein persönlicher Geschmack, keine allgemeingültige Regel), wenn man es ohne Atempause singt, um dann, im "zweiten Geschrei" mit einem schönen Forte ansetzen zu können... jedenfalls, um es kurz zu machen: "nein, im Barock hat man das anders gemacht"... "du musst mehr phrasieren"... "artikuliere dort anders"... hier staccato, nicht legato... und meine ganze Mühe war dann... fast umsonst....
@broeschies: vielen Dank für deine Erklärung
Das erklärt wahrscheinlich auch, weshalb mir meine Stimme seit einiger Zeit etwas tiefer vorkommt - also ein gutes Zeichen, wenn ich dich richtig verstanden habe