Ich fand das Konzert in Hannover richtig genial! Mal abgesehen vom Wetter und der Pause, bei der so langsam die Stimmung umgeschlagen ist. Phil Campell & The Bastard Sons fand ich ganz nett, aber so richtig geflasht haben sie mich nicht. Nette Unterhaltung für nebenbei.
Von Killing Joke habe ich mir etwas mehr erhofft. Die haben so einige geile Alben und Songs rausgebracht, aber auf der großen Bühne und dem riesigen Gelände ist der Funke leider nicht so ganz übergesprungen. Ich glaube, dass man die Band auf einer Headliner-Tour in etwas kleineren Locations erleben muss.
Das und vor allem die später noch auftretenden Komplikation werden dafür gesorgt haben, dass die beiden Vorbands fast so gut wie keine Erwähnung in den ganzen Konzertberichten finden.
Jetzt aber mal etwas mehr zum Headliner:
Der Gig von Guns'N'Roses ging mit "It's So Easy" gut los und man hat gemerkt, dass die Band Spaß hatte. "Chinese Democracy" war aber auch mehr oder weniger ein Lückenfüller, den man ruhig mit einem älteren Song hätte ersetzen dürfen (z.B. "Back Off Bitch"). Dann auch schon gleich die Zwangspause. Gleich am Anfang von "Welcome To The Jungle" hat man gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Am Himmel konnte man auch schon gut erkennen, dass da gleich etwas runterkommt und das es sich nicht um einen leichten, sommerlichen Nieselregen handelt. Wenn die Unterbrechung bei "November Rain" gekommen wäre, hätte es meteorologisch "besser" gepasst
. Die Idee anfangs nur drei Hallen auf einer Seite des Geländes zu öffnen, fand ich aber nicht gelungen. Von meinem Platz wäre es nämlich viel kürzer zur Halle 12 gewesen, die genau gegenüber von den Hallen 24-26 liegt. Später sollen auf der Geländeseite aber auch Hallen geöffnet worden sein. Leider gab es auch mehr als genug Experten, die den Weg versperrt haben, weil sie sich lieber an einer Bierbude angestellt haben, als zu den Hallen zu gehen. Ich habe es noch rechtzeitig in eine Halle geschafft, die auch nicht wirklich voll war. Draußen standen viele vor dem schmalen Vordach und sind richtig nass geworden. Da hätte man auch mal für sorgen sollen, dass die Leute weiter durch gehen. Wahrscheinlich haben viele auch auf bessere Plätze nach dem Unwetter spekuliert.
Um 21:30 sind wir (das Unwetter hatte den positiven Nebeneffekt, seine Leute zu wiederzufinden) wieder raus. Es hat dann nicht mehr so doll geregnet, aber am Himmel zuckten noch so einige Blitze. Von daher hat sich ab 22:00 so langsam die Sorge breit gemacht, dass es vielleicht doch schon zu Ende ist oder das die Band sich durch die Setlist prügelt, da die offizielle Sperrstunde um 23:00 ist. In den angrenzenden Stadtteilen um das Messegelände bekommt man nämlich sehr gut mit, wenn auf dem Messegelände ein Konzert stattfindet und in Hannover ist in letzter Zeit so einiges gegen nächtlichen Lärm von Veranstaltungen getan worden. Stichwort: Zimmerlautstärke. Da ist die Musik dann nur noch eine diffuse Hintergrundbeschallung.
So langsam haben dann die ersten Leute auch gepfiffen aber man hat gehört, dass im Hintergrund der Soundcheck lief. Grund zur Hoffnung und um ca. 22:30 dann die Erlösung. Man hat genau da weitergemacht, wo man aufgehört hat, nämlich mit "Welcome To The Jungle".
Richtig genial fand ich dann aber, als Axl den Special Guest angekündigt hat. Ich habe schon mit jemand "prominenten "gerechnet, aber das Angus Young kommt, hat wohl kaum einer geahnt (Zum Glück hat man nicht die Scorpions geholt
). "Whole Lotta Rosie" war dann meiner Meinung nach auch der bis zu diesem Zeitpunkt beste Song des Sets. Angus Young hat eine wahnsinnige Energie.
Duffs Gesangseinlage bei "New Rose" war auch eine nette Überraschung. Meiner Meinung nach hätte man ruhig mehr Songs von der "The Spaghetti Incident?" reinschieben können. Die Songs kommen live bestimmt gut.
"Coma" war auch etwas langwierig. Da wären zwei kürzere Songs auch nicht schlecht gewesen. Der Song kommt erst gegen Ende zum Klimax, aber im Publikum waren trotzdem viele begeistert, dass er gespielt wurde.
Irgendwann hat man dann gemerkt, dass die Band einfach weiter macht und das Set wohl nicht vorzeitig unterbrochen wird. Die restlichen Songs von Chinese Democracy hätte man ruhig weglassen können, wie schon geschrieben. Das "originale" Bandmaterial kommt einfach besser an. Aber was solls, die Setlist war ja nun mehr als lang genug. Der Tod von Chris Cornell liegt jetzt auch schon etwas zurück und ist nicht mehr so präsent in den Köpfen, aber das Cover von "Black Hole Sun" fand ich trotzdem gut gelungen. Die Cover- und Solodichte war nicht gerade klein. Ich schätze mal, dass diese teilweise auch als Pause für Axl dienten, der so seine Stimme wieder etwas regenerieren konnte.
Bei der Zugabe hat die Band noch mal richtig Gas gegeben und die Pyroeffekte bei "Paradise City" waren ein guter und würdiger Abschluss. Lustigerweise haben wir uns kurz vorher noch darüber unterhalten, dass es ruhig etwas mehr Pyro hätte sein dürfen und dafür etwas weniger Videoanimation. Die Animationen waren gut gemacht, aber liefen einfach im Hintergrund durch. Da wäre ein überraschendes "Feuerwerk" noch etwas erfrischender und oldschooliger gewesen.
Axls Stimme war nicht immer wirklich gut und teilweise etwas leise abgemischt (extra?), aber im Laufe des Abends hat er sich richtig reingesungen. Slash hatte bis auf ein paar Schnitzer auch einen sehr guten Gitarrensound. Besonders über den Halspickup seiner Les Pauls. Bei den Soli, die er über den Steg-HB gespielt hat, ist der Sound manchmal etwas "dünn" gewesen. Die BC Rich fand ich vom Sound auch nicht ganz gleichwertig zu den Gibsons (Powerstrat vs Paula, der alte Disput
). Slash hatte einen durchaus beachtlichen Fuhrpark an Gitarren dabei. So etwas sieht man auch nicht jeden Tag. Die Pentatonik scheint er auch sehr zu mögen
, aber am Ende zählt nur, wie es klingt . Das ist aber alles Meckern auf sehr hohem Niveau (die Musikerpolizei darf natürlich nicht fehlen
).
Die gesamte Band hat eine sehr gute Leistung gebracht. Auch Richard Fortus (ein wenig Ähnlichkeit mit Izzy hat er ja
) fand ich als zweiten Gitarristen sehr gut. Toll war auch, dass er seine Soloeinlagen bekommen hat. Von Dizzy, Melissa und Ferrer hat man, wenn man weiter hinten gestanden hat nicht übermäßig viel mitbekommen. Die drei Originalmitglieder standen bei den Leinwandprojektionen auf jeden Fall im Vordergrund. Frank Ferrer hat einen Abend vorher auf der
Fête de la Musique auch noch eine spontane Jamsession gegeben.
Ich glaube, dass das Konzert auch ohne die schwierigen Begleitumstände ein Hammer gewesen wäre. Aber gerade diese Schwierigkeiten, bei denen glücklicherweise nichts schlimmeres passiert ist, haben dann noch dafür gesorgt, dass es zu einem wirklich unvergesslichen Abend gekommen ist. Die Band wollte einfach spielen und durch eine Sondergenehmigung des Oberbürgermeisters durfte sie auch. Für die Leute, die auf eine Zugverbindung angewiesen waren, ist es nicht so schön gewesen, man konnte nämlich gut sehen, wie sich die Reihen am Ende immer weiter gelichtet haben, obwohl gerade zu dem Zeitpunkt richtig aufgedreht worden ist.
Irgendwie scheinen Komplikationen zu einer Band wie Guns'N'Roses dazuzugehören. Entweder es ist richtig geil oder ein Totalausfall (das 1992er Konzert in Hannover haben viele nicht gerade toll in Erinnerung). Ist halt kein Kaffeeklatsch, sondern eine Rock'N'Roll-Show
. Als die Karten auf den Markt gekommen sind, war ich auch noch etwas skeptisch, was mich erwarten würde, aber am Ende ist es doch noch zu einem geilen Abend gekommen, den man so schnell nicht vergisst!