Deine Stimme ist sehr angenehm anzuhören, finde ich.
Ein klein wenig wacklig wird es, wenn es nach oben geht, und ja, dieses "Anschleifen" der Töne von unten nach oben hin zum Zielton ist mir z.T. auch aufgefallen. Das kriegst Du mit Unterricht, Übung und vor allen Dingen mit wachsender Sicherheit schon hin. Und sei da nicht zu ungeduldig mit Dir!
Ich finde Dein Englisch jetzt nicht schlimm anzuhören. Ja, ich erkenne, dass Du mit deutschem Akzent singst, aber hey, es ist noch kein
Engländer vom Himmel gefallen. Ausserdem - was ist Englisch? American English? British English, wenn ja, aus welcher Gegend denn, Liverpool, London, Nordengland? Der walisische Singsang vielleicht? Oder der Irische oder Schottische "Brogh". Und dann die Australier, die Tasmanen oder Neu Seeländer (dort wird aus "catch a fish" ganz schnell ein "kitch a fesh" - höre Dir mal das Bonusmaterial von Lord of the Rings auf Englisch an, wenn die Leute der Firma WETA, die für die meisten Effekte zuständig war, zu hören sind - Wahnsinn! Aber ich drifte ab...) Also Englisch ist nicht gleich Englisch, und ein deutscher Akzent wird einem hierzulande durchaus verziehen. Sage ich, der mit einer Amerikanerin verheiratet ist und sowohl privat wie auch beruflich den ganzen Tag lang Englisch redet.
Was bereits gesagt wurde, Deine Performance klingt so, als würdest Du Dich nicht trauen, mal ein wenig mehr Gas zu geben und aus Dir heraus zu gehen. Du singst stellenweise mit angezogener Handbremse. Zwar schriebst Du mehrfach, dass Du nicht klingen willst wie Adele. Lass Dich trotzdem von einigen ihrer Performance-Aspekte inspirieren, denn sie hat mit ihrer Interpretation den Nagel ziemlich auf den Kopf getroffen. Ausserdem ist Deine Stimme durchaus mit ihrer vergleichbar (was ich als Kompliment verstanden wissen möchte, selbst wenn es Dir nicht recht ist).
Als Musiker habe ich viel live gespielt. Da ist es leicht, Stimmung aufkommen zu lassen und mit dem Gefühl mitzugehen. Eine Studioaufnahme dagegen ist eine fürchterlich trockene Situation, in der die rechte Stimmung kaum aufkommen mag. Profis haben im Lauf der Zeit gelernt, auch im Studio eine bestimmte Stimmung zu fühlen und zu erzeugen. Ausserdem haben Profis meist einen ganzen Stab von Helfern, die auch daran arbeiten, das richtige Ambiente und Stimmung entstehen zu lassen. Celine Dion z.B. hat "My heart will go on" morgens aufgenommen und vor den Aufnahmen auf nüchternen Magen drei oder vier Tassen Kaffee getrunken - die war nahezu high und hat mit dem ganzen Körper gezittert, als sie ihre Jahrhundert-Aufnahme hingelegt hat! Manche Leute haben bestimmte Rituale. Sich als Alleinaufnehmende auch noch um die Technik zu kümmern, trägt eher dazu bei, dass man in einer sachlichen, nüchternen Stimmung bleibt. Nicht hilfreich bei "Skyfall." In dem Punkt weiß ich nicht wirklich, was ich Dir raten könnte. Vielleicht holst Du Dir für die Bedienung der Technik jemanden dazu, damit Du Dich auf Deine Performance konzentrieren kannst?
So, viel geschrieben. Ich hoffe, Du nimmst das als ermutigend wahr, denn so meine ich das. Mach weiter, die Stimme ist da, der Rest ist Technik und Übung (und beides kommt im Lauf der Zeit).