Singen "nur" durch Zwerchfell Spannung richtig? Verstehe ich die FAQ falsch?

  • Ersteller FinnChord
  • Erstellt am
Ich kann Nuria nur zustimmen. Also dass Wochenendkurs in Ordnung ist und vor allem besser als gar nichts.
Mich wundert es auch nicht, dass dir noch die Puste ausgeht und du nach zwei Stunden nur noch aus dem Hals singst. (Aber hallo, ZWEI Stunden!) Dir fehlt einfach noch die Ausdauer, um das Zwerchfell gespannt zu halten. Oder kannst du zwei Stunden lang eine große Kiste auf einer Höhe halten? Hier in München sind die harten Kerle froh, wenn sie eine Minute lang ein Maß Bier mit gestrecktem Arm auf Schulterhöhe halten können :D Nur mit langem konsequentem Training kannst du irgendwann mal länger halten (oder du trinkst die Maß aus ;))
Also, völlig normal, dass nach einer gewissen Zeit der Körper nicht mehr will und die Luft nicht mehr reicht.

Was die pdf angeht, ist die Wortwahl mal wieder unglücklich gewählt, aber ich bin mir sicher, dass dasselbe gemeint ist, was wir hier auch meinen. Natürlich muss man einen gewissen Druck auf die Stimmlippen ausüben, dass die auseinander gehen, damit sie schwingen können und ja, natürlich entsteht ein Überdruck im Brustkorb, denn wie soll sonst die Luft bitte raus, also könnte man eigentlich schon von drücken (im Sinne von Druck aufbauen) sprechen. Sagt man aber einem Anfänger, dass er die Luft drücken soll, passiert genau das, was man beim Singen absolut nicht gebrauchen kann: Das Zwerchfell wird losgelassen, der Brustkorb fällt ein, die Schultern heben sich und der Hals wird eng. Auf diese Weise baut man so einen übermäßig riesigen Druck auf, dass es auf die kleinen Stimmlippen haut und vor allem ist die Luft ganz schnell alle. In Wirklichkeit soll man zwar einen Überdruck im Brustkorb entwickeln, aber den so gering halten, dass die Luft langsam und kontinuierlich entweicht. Um das zu erreichen, hält man das Zwerchfell auf Spannung, ich wiederhole: relativ angespannt, absolut gesehen entspannen. Um den Bierkrug nochmal aufzugreifen, lässt du den nicht einfach fallen, indem du deinen Bizeps komplett entspannst und noch schlimmer, den Trizeps anspannst, sondern behältst eine Grundspannung, dass du den Krug langsam ablegst, denn sonst machts klirr und platsch ;)

Was einatmen angeht, ein lockerer Atemzug reicht. Wenn du was sagst, nimmst du vorher auch nur einen lockeren Atemzug und kannst trotzdem reden ohne dass du bei jedem Satz blau anläufst (und wenn doch: ab zur Logopädie!). Auf keinen Fall bis zum Anschlag mit Luft vollpumpen, denn ist die Lunge überbläht, kannst du den Luftstrom schlecht kontrollieren. Also ganz locker einatmen, ganz normal, als ob du gleich was sagen willst.

Was Üben angeht, lieber regelmäßig und kurz und sich langsam steigern. Was du betreibst ist Muskeltraining und auch im Fitnesscenter fängst du nicht gleich mit täglich 50 Kniebeugen an, sondern langsam, erst alle zwei bis drei Tage 15-20 Kniebeugen und dann mit der Zeit immer mehr und häufiger. Das ist bei der Atemmuskulatur nicht anders!
 
Hallo zusammen!

Vielen Dank für Eure Antworten.

@Bell*

Für einem weicheren Stimmeinsatz, reicht es einfach langsam die Lautstärke "hochzufahren"?
Oder einen leiseren Ton und direkt danach den lauteren Ton?
Man soll schließlich den leiseren Ton nicht hören, oder?

@Nuria_

Ja, so ein Wochenendkurs wäre sicherlich mal eine gute Alternative.
Das komische ist bei mir, der Ton klingt (so finde ich) immer nur dann
optimal wenn ich richtig laut bin (> Zimmerlautstärke).
Dann klingt der Ton auch satt. Ich befürchte, dass ich wenn ich leise singe
mehr mit Unterstützung des Kehlkopfes singe.
Wenn mir etwas weh tut, ist es bisher immer nur der Hals. Und der dann beim Schlucken.
Muskelkater im Zwerchfell habe ich zum Glück noch nicht gehabt.
Irgendwie glaube ich die letzten Sätze hängen zusammen ;-)

@Vali

Naja, mit den zwei Stunden meinte ich jetzt nicht eine ununterbrochene Singzeit.
Sondern schon mit Pausen. Und Text nachlesen.
Texte kann ich mir nicht merken. Noten auch nicht, das macht aber nichts weil ich eh keine kann ;-)
Ich sing halt einfach nach was ich glaube zu hören.
Das mit der Atmung klappt, so finde ich, schon viel besser. Du beschreibst es sehr gut finde ich.

Nur verwende ich immer noch sehr oft den Kehlkopf. Man sagst ja man soll sich so eine Art Gähn-Stellung denken. Irgendie klappt das nicht so ganz.
Soll ich einfach vor dem Spiegel darauf achten, dass beim Singen der Kehlkopf nur sehr wenig bis gar nicht nach oben geht, oder wäre das zu technisch oder falsch?
 
Richtig gutes leise singen ist die hohe Kunst. Am einfachsten ist eine mittlere Lautstärke, da wo deine Stimme von alleine gut trägt - das kann durchaus über Zimmerlautstärke sein. Aber volle Kraft voraus, also richtig laut, ist auch schwer, wenn man nicht nur im Hals rumdrücken, sondern das mit voller Atempower machen will.
Versuche es doch mit etwas Gefühl. Deine Lieblingslautstärke singen und dann dem Ton versuchen, eine zartere Klangfarbe zu zu verpassen. Das gelingt vielleicht nicht auf Anhieb, ist aber ein guter Weg, einen weicheren Stimmsitz inkl. Atem drunter zu finden. Und zum leise ansetzen: Schwelltöne, also leise ansetzen und dann nach und nach den Ton mit dem Atem verstärken, ist auch eine gute Übung, allerdings braucht es da schon ein wenig Grundpuste, damit das gut gelingt. Fange damit am besten in einer bequemsten Lage an, wenn es da gut klappt, kannst du es ausweiten.
Noten lernen ist kein Hexenwerk und auf Dauer wirklich hilfreich zum Sachen einstudieren!
Ich würde mir nicht zu viel Platte darum machen, wie der Kehlkopf vorm Spiegel aussieht, sondern mehr versuchen, den richtigen Sitz zu erspüren. Zu stark runterdrücken kann auch wieder schlecht sein, und je weiter du den Hals hast, desto mehr Puste brauchst du, damit der Ton klingt - daher ist es am Anfang nicht verwunderlich, wenn das nicht gleich super klappt.
 
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Nuria hat es schon gesagt - leise und dennoch tragfähig singen (sprich: gestütztes piano) gehört schon zur hohen Gesangskunst, da müssen einige Grundvoraussetzungen gegeben sein, vor allem eine funktionierende Atemtechnik.

Einen weichen Stimmeinsatz kannst du üben, indem du vor dem ersten Ton an ein Seufzen oder Stöhnen denkst. So fängt man auch Schwelltöne an, das sind diese piano angesetzten Töne, die man nach und nach ins forte übergehen lässt - wobei die Power nicht aus dem Hals kommen soll, sondern aus der Atemmuskulatur. Deshalb sind Schwelltöne auch eine gute Atemübung. Da merkt man schnell, was Sache ist und wie es um die Ausdauer steht.
 
Vielen Dank Euch Beiden. Ihr habt mir wirklich sehr weiter geholfen!

Wow, das seufzen geht ganz schön auf die Puste. Das werde ich mal ein wenig üben (ist besser als das Stöhnen, denn da ernte ich bestimmt auf Dauer komische Blicke von allen die das hören könnten).

Ich merke schon, ich muss mehr Üben. Das sieht immer bei Anderen so einfach aus :)
 

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