Sich gut "verkaufen"?

  • Ersteller Daw12345
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@applcreepz angenommen man tritt in der Öffentlichkeit auf, dann finde ich die Aussage "es ist zweitrangig ob es jemanden Interessiert" nicht ganz richtig, denn ein Beispiel: du wirst gebucht um auf einer Hochzeit zu singen, und das Ehepaar wünscht sich einen bestimmten Song der dir selbst evt gar nicht gut gefällt, ist es dann keine Kunst??

Vorsicht OT:
Nach meiner Definition von Kunst ist es für die Kunst nicht nur zweitrangig, sondern sogar unerheblich, ob es jemandem gefällt oder nicht.
Für die Hochzeit mag das wichtig sein aber wenn es niemanden gefällt, heißt das, dass es keine Kunst ist?
Ich bin der Meinung, es ist sehr mühsam Kunst zu definieren und das Ergebnis wäre sicherlich nicht zufriedenstellend. Damit wir aber mal eine Grundlage haben, hier die Definition von Wikipedia:

Das Wort Kunst bezeichnet im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist (Heilkunst, Kunst der freien Rede). Im engeren Sinne werden damit Ergebnisse gezielter menschlicher Tätigkeit benannt, die nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt sind. Kunst ist ein menschliches Kulturprodukt, das Ergebnis eines kreativen Prozesses.[1]

Die ersten Punkte Wissen, Übung etc. mögen teilweise noch auf eine Coverband zutreffend sein aber an dem Punkt wirds dann schwierig:

"Ergebnisse gezielter menschlicher Tätigkeit benannt, die nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt sind."

Wenn also die Funktion/ Vorgabe besteht "Geld verdienen" oder "Publikum unterhalten" und das Ergebnis danach ausgerichtet wird, kann man dann noch von Kunst sprechen? Nach meinem Anspruch, den ich an den Begriff "Kunst" habe nicht. Aber das lässt sich sicher nicht sauber trennen Kunst- ja/nein. Auch hier gibt es wie immer nicht nur schwarz/weiss. Hierzu das wahrscheinlich ursprünglichste Beispiel der Kunst, die Höhlenmalerei der Steinzeitmenschen. Man könnte sagen, die Bilder haben keine praktische Funktion für die Menschen gehabt, sondern sie haben sich mit ihrem Selbst und der Umwelt auseinander gesetzt. Sie hätten das nicht tun müssen, um sich zu ernähren. Klar kann jetzt wieder einer kommen und sagen: "Die Höhlenbilder haben die Funktion, dass sich die Menschen in den Höhlen wohlfühlen (also Deko)."

Und noch ein Beispiel: Michelangelo und die Decke der sixtinischen Kapelle. Das war für ihn auch eine Auftragsarbeit. Trotzdem käme keiner auf die Idee zu sagen: "Das ist keine Kunst".
Interessant ist doch, was er selbst dazu gesagt hätte.

Es gibt also nicht nur "Kunst" und "keine Kunst", sondern auch viel dazwischen. Für mich wäre die reinste Form vielleicht: Ich "nehme" etwas "war" zb.: die Natur, beschäftige mich mit Malen ("Wissen"/"Übung"), folge meiner "Intuition" beim Malen eines Bildes (kopiere also nicht einfach nur) und das alles obwohl es keinen praktischen Grund dafür gibt, sondern aus einer Art Sehnsucht heraus. (Kunst hat für mich auch oft etwas mit Transzendenz zu tun)

@antipasti: Ich bewundere deine Ausdauer. Das hast du sehr verständlich zusammengefasst.
Ich wollte sicher nicht den Thread in eine "falsche Richtung" lenken. Aber wenn ich solche Allgemeinposten (bezogen auf das Zitat in der Fragestellung) lese, kann ich mir einen kleinen provokanten Kommentar, der zum Nachdenken anregen soll, nicht verkneifen.
 
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Ich bin der Meinung, es ist sehr mühsam Kunst zu definieren und das Ergebnis wäre sicherlich nicht zufriedenstellend.

Dann frage ich dich, warum du das überhaupt noch tust? ;) Und dann auch noch auf der Grundlage von Wikipedia.

Ich plädiere dafür, die müßige und tausendfach geführte Kunst-Diskussion in den Off-Topic auszulagern. Ich fand das Titelthema eigentlich interessanter. Mir ist es im Prinzip kackegal, ob etwas und was Kunst ist. In der Regel erheben sowieso andere ein Werk zur Kunst und nicht man selbst. Von mir aus kann der Begriff abgeschafft werden. Jemand der malt, ist ein Maler; jemand der Musik macht, ein Musiker. Punkt.

Ich bewundere deine Ausdauer. Das hast du sehr verständlich zusammengefasst.

Danke dafür. Dann hat die Mühe ja wenigstens gelohnt.:)

Aber wenn ich solche Allgemeinposten (bezogen auf das Zitat in der Fragestellung) lese, kann ich mir einen kleinen provokanten Kommentar, der zum Nachdenken anregen soll, nicht verkneifen.

Das Problem dabei ist aber, dass dein "provokanter" Kommentar ein noch viel größerer Allgemeinposten war, während die Fragestellung ja noch halbwegs konkret ist. Der TE hat nicht nach einer persönlichen Bewertung dieser Aussage gefragt, sondern nur, was damit gemeint ist.
 
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Dann frage ich dich, warum du das überhaupt noch tust? ;) Und dann auch noch auf der Grundlage von Wikipedia.

Wahrscheinlich habe ich einfach zu viel Zeit:)
Ne, ich wurde ja gefragt ob etwas Kunst ist. Da komm ich leider nicht drumrum mal ein bisschen zu definieren, was das für mich überhaupt ist.
Weiss garnicht, was an Wikipedia so schlecht sein soll:D

Das Problem dabei ist aber, dass dein "provokanter" Kommentar ein noch viel größerer Allgemeinposten war, während die Fragestellung ja noch halbwegs konkret ist. Der TE hat nicht nach einer persönlichen Bewertung dieser Aussage gefragt, sondern nur, was damit gemeint ist.

Nun ja - dann sieh doch meinen Allgemeinposten als kreative, indirekte Kritik an Allgemeinposten allgemein. Eigentlich wollte ich nur damit meine Meinung zum Ausdruck bringen, dass ich solche Überlegungen/ Äußerungen für unsinnig halte.
Dass niemand nach meiner Meinung gefragt hat, steht auf einem anderen Blatt. Ich wusste nicht, dass das nicht erlaubt ist. Mal ehrlich: Wer etwas für unangebracht hält oder uninteressant, kann es ja auch ignorieren. Falls es zu Offtopic wird, kann man es ja auch auslagern. Aber es gibt nunmal gewisse theamtsiche Überschneidungen, auch wenn die nicht für jeden ersichtlich sind. (oder nur für mich)
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ich plädiere dafür, die müßige und tausendfach geführte Kunst-Diskussion in den Off-Topic auszulagern

Mein kleiner Kunst-Exkurs ist damit beendet.
Es wurde ja nochmal nachgefragt.
 
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Dass niemand nach meiner Meinung gefragt hat, steht auf einem anderen Blatt. Ich wusste nicht, dass das nicht erlaubt ist.

Natürlich ist es erlaubt. Ich bin ja auch kein Mod mehr, der etwas verbietet. Ich habe nur als User darauf reagiert.

Mal ehrlich: Wer etwas für unangebracht hält oder uninteressant kann es ja auch ignorieren.

Genauso wie es dir erlaubt ist, deine Meinung zu äußern, ist es mir erlaubt, einen Kommentar zu deiner Meinung zu äußern.

Und mir ist es nun mal wichtig, auf ein Verständnisproblem hinzuweisen. Daher hat Ignorieren in einem Forum keinen Sinn.

Dir mag das unwichtig sein. Eventuell geht es dir nur um irgendeinen anregenden Plausch oder Schlagaubtausch zum Zeitvertreib. Mir liegt aber schon daran, dass der TE am Ende noch weiß, worüber gesprochen wird. Und dass dein Thema "Sich verkaufen = Kommerz != Kunst" eben nicht sachlich sein Anliegen betrifft, sondern weit darüber hinaus geht in eine Interpretations- und Bewertungsebene.

dass ich solche Überlegungen/ Äußerungen für unsinnig halte

Hier bin ich völlig deiner Meinung und das habe auch mehrfach etwa so formuliert. Bei dir konnte ich es aber zugebeben nicht herauslesen.
 
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Dir mag das unwichtig sein. Eventuell geht es dir nur um irgendeinen anregenden Plausch oder Schlagaubtausch zum Zeitvertreib. Mir liegt aber schon daran, dass der TE am Ende noch weiß, worüber gesprochen wird. Und dass dein Thema "Sich verkaufen = Kommerz != Kunst" eben nicht zwingend sein Anliegen betrifft, sondern weit darüber hinaus geht.

Anregender Plausch - vielleicht. Schlagabtausch - nicht wirlklich. Aber vorallem eine andere Perspektive auf das Thema durch Kritik an der Aussage: "Man muss als Künstler..."
Falls der TE sich davon angesprochen fühlt - gut. Falls nicht sagt er sich: "Das wollt ich doch gar nicht wissen" - auch gut.
Aber mir geht es nicht darum Threads zu sprengen. Ich habe schon Interesse an einem echten Austausch. Und es ist doch nicht schlimm, wenn man dabei mal bisschen abschweift.
Was mit der Aussage aus dem Eingangspost gemeint ist, wurde doch auch schon ausführlich besprochen.
 
Aber vorallem eine andere Perspektive auf das Thema durch Kritik an der Aussage: "Man muss als Künstler..."

Bislang war es nicht möglich, ohne die Aussage erstmal neutral zu definieren.

Aber okay - warum nicht? Dann Butter beie Fische. Beleuchten wir mal deine andere Perspektive:


Ich glaube, wenn "man" sich "gut verkaufen" muss ist es Kommerz. Wenn das für dich zweitrangig ist und du etwas erschaffen willst wird es Kunst.

Jetzt mal jenseits von Wiki - denn hier es ja um deine eigene Definition - ein Beispiel, um deine Aussage zu verstehen:

Wenn ich mir jetzt eine Skulptur aus Pappmaché baue und sie auf meinen Schreibtisch stelle, ist es Kunst.

Wenn ich mir aber einen flotten Zweireiher überstreife und damit zu einem Kuratoren renne, um ihn charmant und eloquent davon zu überzeugen versuche, meine kleine Skulptur in ihrem Museum auszustellen, ist mein kleines Kunstwerk plötzlich nur noch Kommerz und keine Kunst mehr?
 
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Also, wenn ich mir jetzt eine Skulptur aus Pappmaché baue und sie auf meinen Tisch stelle, ist es Kunst.

Wenn ich mir aber jetzt einen flotten Zweireiher überstreife und damit zu einem Kuratoren renne, um ihn charmant und eloquent davon zu überzeugen versuche, meine kleine Skulptur in ihrem Museum auszustellen, ist mein kleines Kunstwerk plötzlich nur noch Kommerz?

Nicht ganz. Meine Meinung ist eher, wenn ich das Kunstwerk mit der Zielsetzung mache, es später zu verkaufen, ist es Kommerz. Selbst dann, wenn das optische (akustische) Ergebnis identisch ist. Weil bei Kunst nicht nur das Ergebnis, sondern auch der Prozess wichtig ist.
Aber wie gesagt, ich würde nicht so scharf nach "Kunst" und "keine Kunst" trennen. Selbst ein kommerzielles Projekt kann künstlerische Aspekte enthalten (wenn während des Prozesses zB.: der Geld-Aspekt in den Hintergrund tritt). Letztendlich liegt das aber im Auge des Betrachters. Es geht mehr darum, welchen Anspruch ich an meine eigene Kunst habe. Bisher ist es mir nicht gelungen etwas zu kreieren, was ich als Kunst bezeichnen würde:)
 
Meine Meinung ist eher, wenn ich das Kunstwerk mit der Zielsetzung mache, es später zu verkaufen, ist es Kommerz.


Bis hier hin würde ich dir fast zustimmen ...

Selbst dann, wenn das optische (akustische) Ergebnis identisch ist.

Damit wird meine Zustimmung wieder aufgehoben.

Meine Definition wäre eher:

Wenn ich ein Stück von vornherein auf eine Art gestalte, von der ich der glaube, es würde sich so besser verkaufen, ist es eher keine Kunst, sondern die Herstellung eines Produktes.

Beispiel: Ich schreibe einen 0815-Schlager, von dem ich weiß, dass ich ihn in hoher Auflage loswerde und er sich verkauft - obwohl ich Schlager hasse und eigentlich lieber eine Mittelalter-Balladentrilogie geschrieben hätte.

Oder: Ich schreibe keinen Schlager, sondern genau die Mittelalter-Balladentrilogie, die mir auf der Seele brennt. Ich habe durchaus das Ziel und den Wunsch, diese Balladentrilogie gut zu verkaufen - das Ziel hat allerdings keinen Einfluss auf die Gestaltung meines Werks. Ob es klappt, weiß ich aber nicht. Mein Risiko.

Meine Meinung daher: Solange ich mein Werk genauso produziere, wie ich es will - ohne Zugeständnisse an einen Trend oder Kundenwünsche - ist es völlig unerheblich, ob ich mir Wünsche, damit Geld zu verdienen. Die Hoffnung, von seinem Tun (über)leben zu können, steckt in jedem Menschen. Natürlich auch im Künstler.
 
Meine Meinung daher: Solange ich mein Werk genauso produziere, wie ich es will - ohne Zugeständnisse an einen Trend oder Kundenwünsche - ist es völlig unerheblich, ob ich mir Wünsche, damit Geld zu verdienen. Die Hoffnung, von seinem Tun (über)leben zu können, steckt in jedem Menschen. Natürlich auch im Künstler.

Ja, so meinte ich das. Es geht aber nicht nur um Geld, sondern zb.: auch wenn ich etwas so mache, dass Mutti dann sagt: "das hast du aber fein gemacht."
Ich habe ja auch nicht von einem Wunsch gesprochen, sondern von einer Zielsetzung. Die Frage ist doch, ob ich überhaupt Kunst machen kann, so wie ich es will, wenn ich den Wunsch zum Geldverdienen im Hinterkopf habe?
Der Wunsch muss nicht vorhanden sein. Man kann ja auch Kunst machen, ohne seinen Lebensunterhalt davon bestreiten zu müssen. Jetzt kommt bestimmt: "Willst du sagen, jeder der Geld für seine Kunst nimmt, ist kein echter Künstler?".
Nein aber ich denke es ist schwer, wenn man einmal Geld bekommen hat, noch unbeeinflusst Kunst zu machen. Dass es das nicht gibt, will ich nicht behaupten.

Nachtrag:
Du machst nicht den 0815-Schlager aber du machst bei deinem Mittelalter-Song vielleicht Anpassungen, mit denen du erreichen willst, dass es einer bestimmten Gruppe von Leuten gefällt.
Trotzdem hat die Arbeit dann künstlerische Aspekte. Ob es "Kunst" ist musst du selbst wissen. Ich bewerte auch keine Fremdarbeit als echte Kunst oder nicht, nur meine eigene, weil ich nicht wissen kann, ob das jemand unbeeinflusst gemacht hat. Da gibt es dann nur: spricht mich an oder nicht.
 
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Die Frage ist doch, ob ich überhaupt Kunst machen kann, so wie ich es will, wenn ich den Wunsch zum Geldverdienen im Hinterkopf habe?

Wenn die Kunst, die ich mache, zufällig auch dem Geschmack der Konsumenten entspricht - warum denn nicht?

War Mozart kein Künstler, weil er Luxus liebte und sich gern und gut bezahlen ließ? Sind seine Werke dadurch weniger bedeutend?


Ich habe ja auch nicht von einem Wunsch gesprochen, sondern von einer Zielsetzung.

Ich ahnte, dass das kommt. Daher nochmal: Solange das Werk, was ich schaffe, unbeeinflusst davon bleibt, ist die Zielsetzung egal.

Nein aber ich denke es ist schwer, wenn man einmal Geld bekommen hat, noch unbeeinflusst Kunst zu machen. Dass es das nicht gibt, will ich nicht behaupten.

Möglich. Aber das ist - wie ja selbst einräumst - eine Mutmaßung.

Mal andersrum - wieder etwas mehr auf das Thema bezogen:

Wir sind ja im Sängerforum des Musikerboards. Gehen wir mal davon aus, dass der durchschnittliche Sänger ganz gern Publikum hat, das ihm zuhört. Und dass er tendenziell nicht gern ausgebuht wird. Und dass keiner ewig glücklich damit ist, dass jeder gratis in den Genuss seiner schönen Stimme kommt.

Reden wir also mal nicht von großem Kunstbegriff, sondern wieder von einer RockPopband. zB Wir sind Helden (nur als Beispiel). Deine Einstellung suggeriert, dass man eine Wahl hat. Solche Musiker machen aber im Prinzip nur das, was sie können und selbst gutfinden. Sie entscheiden sich nicht, ob sie Kunst machen oder Kommerz. "Verkauft" haben sie sich dennoch gut. Und zwar schon lange lange vor ihrem Durchbruch. Meine erste (unangeforderte) private Konzerteinladung per E-Mail von "Wir sind Helden" bekam ich bereits, da haben die noch vor einer Handvoll Leuten in kneipenartigen Clubs gespielt.

Sie haben wie gesagt nur das gemacht, was sie konnten. Nun fanden ein oder zwei Jahre später plötzlich ganz, ganz viele Menschen "Wir sind Helden" gut. Sie machten immer noch nur das, was sie konnten und selbst gut fanden.

Irgendwann machten sie wohl nicht mehr das, was sie konnten und gut fanden (oder fanden es nicht mehr so gut) und haben sich wieder aufgelöst.

War es also "künstlerisch", viel durch die Gegend zu touren fürn Appel und Ei, aber "unkünstlerisch" nebenbei Einladungen per Mail an fremde Leute zu schicken mit der Zielsetzung, dass ein paar mehr zahlende Gäste zum Konzert kommen und eine CD kaufen?

Nun ja - sie hätten schon eine Wahl gehabt. Sie hätten keine CD aufnehmen müssen, sie hätten keine Einladungen verschicken müssen und weiter für eine Handvoll Leute in Kneipen spielen können.

Aber wurde der künstlerische Wert nur deshalb dezimiert, weil sie Maßnahmen ergriffen haben, ein größeres Publikum zu finden? Ihre Musik wurde ja dadurch nicht verändert. Denn wie gesagt - sie haben nur gemacht, was sie konnten. Kann man das überhaupt selbst entscheiden, ob man Kunst macht oder Kommerz? Solange ich kein Ziel verfolge, mache ich Kunst? Oder ist bereits das Ziel, als Sänger überhaupt ein Publikum zu haben, schon Kommerz?
 
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War Mozart kein Künstler, weil er Luxus liebte und sich gern und gut bezahlen ließ? Sind seine Werke dadurch weniger bedeutend?

Bedeutend? - sicherlich, durch die Qualität/ Innovation/ Bekanntheit. Kunst?
Kann ich nicht beurteilen, weil ich nicht weiss, was er sich bei seinen Werken gedacht hat.
Ich denke seine Musik hatte kommerzielle und künstlerische Aspekte. Das ist bei jedem so. Bei dem Einen ist es mehr hiervon, bei dem Anderen mehr davon.

Ich ahnte, dass das kommt. Daher nochmal: Solange das Werk, was ich schaffe, unbeeinflusst davon bleibt, ist die Zielsetzung egal.

Seh ich auch so.

Aber wurde der künstlerische Wert nur deshalb dezimiert, weil sie Maßnahmen ergriffen haben, ein größeres Publikum zu finden? Ihre Musik wurde ja dadurch nicht verändert. Denn wie gesagt - sie haben nur gemacht, was sie konnten. Kann man das überhaupt selbst entscheiden, ob man Kunst macht oder Kommerz? Solange ich kein Ziel verfolge, mache ich Kunst? Oder ist bereits das Ziel, als Sänger überhaupt ein Publikum zu haben, schon Kommerz?

Das ist auch die Frage, die ich mir immer wieder selbst stelle. Am Anfang steht ja immer der kreative Prozess.
Wenn man ganz am Anfang steht, kann man denke ich bei vielen Künstlern davon ausgehen, dass das Werk "relativ" unbeeinflusst ist. Es sei denn man geht gleich mit der Einstellung rein, "Ich will was Erfolgreiches machen (mich gut verkaufen)". Falls das nicht so ist, entsteht vielleicht der Wunsch das Werk zu präsentieren, also kümmert man sich um den ersten Auftritt. Hier frag ich mich selbst dann, "wenn niemand mein Werk kennt, bin ich dann kein Künstler?" Wenn ich es präsentiere, gehört die Aufführung ja auch noch zur Kunst. Letztendlich könnte ich es auch einfach aufnehmen und in den Schrank stellen. Man könnte aber auch argumentieren, die Reaktion des Publikums gehört auch noch zum Kunstwerk.
Gehört der Auftritt noch dazu oder ist er eigentlich nur für mein EGO? Aber interessant wird dann meist die weitere kreative Arbeit. Wie sehr ist sie vom Erfolg/ Misserfolg beeinflusst?
Letztendlich ist "Kunst" für mich ein Ideal, das ich nicht erreichen kann, sowie Uneigennützigkeit oder Liebe. Ganz einfach, weil ich als Mensch nunmal Aufmerksamkeit, Geld (was weiss ich noch) will. Aber ich kann von Zeit zu Zeit überprüfen, wie weit ich mich von meinem Ideal entfernt habe.
 
Letztendlich ist "Kunst" für mich ein Ideal, das ich nicht erreichen kann, sowie Uneigennützigkeit oder Liebe. Ganz einfach, weil ich als Mensch nunmal Aufmerksamkeit, Geld (was weiss ich noch) will.

Damit ja eigentlich alles beantwortet. Dann gibt es Kunst aus Menschenhand nicht. Oder zumindest wird sie für dich nie als solche erkennbar werden. Da du nie mit ganzer Sicherheit weißt, aus welchem Antrieb des Werk geschaffen wurde.

Und dass Künstler allgemein als nicht gerade uneitel gelten und häufig ihre liebe Not mit dem Geld haben, macht es nicht gerade einfacher.
 
Sind das nicht eher müßige Überlegungen? Niemand lebt im luftleeren Raum. Menschen sind soziale Wesen und Anerkennung/Ablehnung/finanzielle Sachzwänge/Erfolg werden wohl immer einen gewissen Effekt in irgendeine Richtung auf einen Künstler haben. Und das Wesen eines Künstlers beeinflusst wiederum seine Kunst.
Für mich ist in Bezug auf Kunst die Frage viel wichtiger, inwieweit es sich um reines Handwerk handelt, was da präsentiert wird oder ob etwas "durchschimmert", was "irgendwoanders" herzukommen scheint. Ob eine gefühlmäßige oder seelische Ebene ausgedrückt wird. Etwas das berührt.
Und wenn ich mir etwas anschaue/anhöre, dann ist für mich eine weiter Grundvoraussetzungen, dass das, was mir da präsentiert wird, in sich stimmig ist. Wenn also jemand sagt, dass etwas nicht richtig "verkauft" wird, dann würde ich vermuten, dass irgendetwas am Gesamtpaket nicht zusammenpasst. Dass das Präsentierte nicht zur Person/zum Auftreten des Künstlers passt, dass es handwerkliche Mängel gibt, dass es nicht in den gegebenen Rahmen/zum vorliegenden Anlass passt, ...
Spätestens wenn man als Präsentierender dann noch Geld mit seinem Tun verdienen möchte/muss, muss die geschäftliche Seite des Auftretens auch noch professionell sein. Das hat schon allein praktische Gründe (so brauchen z.B. Veranstalter Pressetexte und anständige Bilder, um eine Veranstaltung bewerben zu können), wirkt aber auch zurück auf die persönliche Professionalität, die dem Präsentierenden unterstellt wird (traust Du einem Künstler ein tolles abendfüllendes Bühnenprogramm zu, der keine oder nur eine besch* Homepage hat und ein paar verwackelte Videos mit bescheidenem Ton auf YouTube? Lässt Du Dich als Zuschauer auf einen Konzertbesuch ein, wenn Du den Künstler noch nicht kennst, aber im Internet auch nix Gutes/Interessantes von ihm findest?).
 
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Sind das nicht eher müßige Überlegungen?

Ja.

Für mich ist in Bezug auf Kunst die Frage viel wichtiger, inwieweit es sich um reines Handwerk handelt, was da präsentiert wird oder ob etwas "durchschimmert", was "irgendwoanders" herzukommen scheint. Ob eine gefühlmäßige oder seelische Ebene ausgedrückt wird. Etwas das berührt.

Das liegt wiederum im Auge oder Ohr des Konsumenten, was mir aber völlig recht ist.
 
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Damit ja eigentlich alles beantwortet. Dann gibt es Kunst aus Menschenhand nicht. Oder zumindest wird sie für dich nie als solche erkennbar werden. Da du nie mit ganzer Sicherheit weißt, aus welchem Antrieb des Werk geschaffen wurde.

Und dass Künstler allgemein als nicht gerade uneitel gelten und häufig ihre liebe Not mit dem Geld haben, macht es nicht gerade einfacher.

So siehts aus. Aber es muss auch keine Kunst sein, um mir zu gefallen. Ich finde, je mehr man versucht dieses Ideal zu erfüllen, umso ehrlicher und interessanter wird die Arbeit. Ich benutze trotzdem das Wort "Kunst", wenn ich glaube, etwas kommt dem sehr nahe.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
traust Du einem Künstler ein tolles abendfüllendes Bühnenprogramm zu, der keine oder nur eine besch* Homepage hat und ein paar verwackelte Videos mit bescheidenem Ton auf YouTube? Lässt Du Dich als Zuschauer auf einen Konzertbesuch ein, wenn Du den Künstler noch nicht kennst, aber im Internet auch nix Gutes/Interessantes von ihm findest?).

Die beschissene Homepage wäre mir in dem Fall egal. Auch die verwackelten Videos. Das sagt nichts über seine Musik aus. Wenn ich nichts Interessantes über ihn finde, geh ich natürlich auch nicht hin, es sei denn ich wüsste aus anderer Quelle, dass er interessant ist.
 
Ich finde, je mehr man versucht dieses Ideal zu erfüllen, umso ehrlicher und interessanter wird die Arbeit.

Jetzt muss ich dich zitieren: "Wer ist überhaupt dieser "man", von dem immer alle reden?"

Von wem sprichst du jetzt? Denn ehrlich gesagt, wüsste ich von niemandem, von dem ich sicher weiß, ob überhaupt und in welchen Maßen er versucht hat, das von dir konstruierte Ideal zu erfüllen. Also kann ich - bzw kann "man" - auch nie wissen, ob die Arbeit ehrlicher oder interessanter wird.
 
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Jetzt muss ich dich zitieren: "Wer ist überhaupt dieser "man", von dem immer alle reden?"

Von wem sprichst du jetzt? Denn ehrlich gesagt, wüsste ich von niemandem, von dem ich sicher weiß, ob überhaupt und in welchen Maßen er versucht hat, das von dir konstruierte Ideal zu erfüllen. Also kann ich - bzw kann "man" - auch nie wissen, ob die Arbeit ehrlicher oder interessanter wird.

Das "man" sei mir an dieser Stelle verziehen, weil ich geschrieben habe "ich finde es gut, wenn man" und nicht "man muss" (also kein Dogma, wie der Eingangspost). Dass, das nicht überprüfbar ist, hatten wir ja schon. Es bezieht sich ja auch vorallem auf die eigene Kunst und darauf, was der Auftritt eines anderen Künstlers vermuten lässt.

Wenn ich sehe, dass jemand ein erfolgreiches Programm qualitativ gut kopiert (Coverband), finde ich das weniger interessant, als wenn jemand etwas völlig Neues abliefert und sich damit vielleicht in die Nesseln setzt. Ob das nun Kunst ist, kann ich nicht beurteilen aber ich kann die Kunst dahinter vermuten. (Es spielt auch keine Rolle, ob das Kunst in Reinform ist oder nur künstlerische Aspekte beinhaltet - es ist interessanter)

anderer Gedanke: Harpe kerkeling mit "Der Wolf" (oder wie das heißt). Kennst du das? Er verarscht die Leute mit dem Kunstbegriff. Und obwohl es eine Verarsche ist, steckt da mehr Kunst drin, als wenn ein Kandidat bei DSDS ein Cover singt und "top performt" (und interessanter ist es auch)
 
Harpe kerkeling mit "Der Wolf" (oder wie das heißt). Kennst du das?

HURZ! Ääääh - wollte sagen: Ja klar.

Und obwohl es eine Verarsche ist, steckt da mehr Kunst drin, als wenn ein Kandidat bei DSDS ein Cover singt und "top performt" (und interessanter ist es auch)

Obwohl beide das Ziel haben, damit auch Geld zu verdienen. Wobei ich selbst mir nicht anmaßen würde, den künstlerischen Anteil einer Darbietung in Maßeinheiten wie mehr oder weniger zu bewerten. Das ist letztendlich auch eine Frage des Geschmacks oder der Wahrnehmung. Für jemanden, der den Kunstbegriff selbst nicht so überbewertet, ist der Sketch schlicht und einfach nur ganz lustig.

Er verarscht die Leute mit dem Kunstbegriff.

... eben auch genau jene Leute, die vom Künstler ein intellektuell, moralisch, ethisch oder emotional übergeordnetes Ansinnen erwarten. Mit Erfolg. Denn die Reaktion des Publikums ist das eigentliche Kunststück.

Kunst ist etwas, das keinen vordergründig praktikablen Nutzen erfüllt, sondern etwas beim Menschen bewegt. Dabei ist es ziemlich egal, ob es das Tanzbein, die Lachmuskeln, das Gefühlsleben, die Sinne oder der Intellekt ist. Daher ist der Volksmusiker natürlich genau so ein Künstler wie der Aktionsperformer oder Komiker. Zur Kunst gehört sowohl die Erschaffung des Werkes als auch die Aufführung oder Darstellung. Daher ist der Komponist genauso ein Künstler wie der Interpret, der Dehbauchautor genau wie der Schauspieler. Über die Qualität lässt sich wie bei allem natürlich streiten.

Das mag bis vor knapp 100 Jahren noch anders gewesen sein. Lange wurde strikt und ziemlich elitär zwischen Volksmusik und Kunstmusik unterschieden. Da der Kunstbegriff aber immer in seinem historischen und vor allem gesellschaftlichen Kontext zu sehen ist und immer mehr subversive Kunstformen wie Jazz, Rock, Avantgarde usw entstanden sind, wurde er schon mehrfach neu definiert. Heute spricht man zum Beispiel lieber von "Volkskunst" oder auch "Unterhaltungskunst", anstatt es strikt zu trennen. Was ich auch völlig richtig finde. Denn eine Heimatballade kann den einen oder anderen zum Weinen bringen - und das ist die Kunst.

Kurzum: Ich halte es mit der Kunst recht ähnlich wie meine Künstlersozialkasse.
 
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