Ich fürchte manchmal, dass die Gibson-Führungsriege eine geschönte Vorstellung vom Standing ihrer Produkte hat. Irgendwie realitätsfremd.
Punkt 1: Qualitativ sind sie schon seit vielen Jahren nicht mehr Marktführer. Sie sind gut, aber nicht überragend oder gar alleinstehend. Wirklich erschreckend sind die immer wieder auftauchenden Fotos von -sry- qualitativ erbärmlichen Ausrutschern, so etwas darf einfach nicht passieren.
Punkt 2: Niemand muss zwingend eine Gibson kaufen. Selbst die bereits in Europa befindlichen gebrauchten Gibsons reichen locker aus, um noch ganze Generationen nach uns mit ausreichend Gibson-Gitarren zu versorgen.
Punkt 3: Lassen wir mal die Rs und die CCs außen vor, dann haben sich die Gitarren so wenig verändert (was ich gut finde), dass der größte Konkurrent von Gibson der Gibson-Gebrauchtmarkt sein dürfte. Und ebay und Co bekommt niemand mehr klein.
Punkt 4: Wer Händler knebelt, ihnen also -falls das stimmt- vorschreibt, welche und wie viele Modelle sie zu bestellen haben, der bringt sie gegen sich auf. Die Händler, insb. die Großhändler, sind nicht dumm. Was wäre, wenn die sich absprechen und alle mal für 1 - 2 Jahre keine Verträge mit
Gibson schließen? Anschließend könnten die Händler die Bedingungen bestimmen, sofern es Gibson nach 1-2 Jahren ohne Europa-Absatz überhaupt noch gäbe.
Punkt 5: Manchmal drängt sich mir der Eindruck auf, bei Gibson würde man meinen, dass Kunden ALLES kaufen, wenn nur Gibson drauf steht.
Punkt 6: Vor allem aber: Man lebt vom Ruf, klar, die Marke ist bekannt. Aber diesen Ruf muss man immer wieder stützen, mit viel Aufwand eine herausragende Qualität sichern, usw. Preis-Leistungssieger wird Gibson ohnehin nie. Dann müsste man aber wenigstens spürbar besser sein als die Konkurrenz. Ich gewinne seit Jahren den Eindruck, dass man den Ruf noch ausnutzt, so lange es geht, aber nicht genügend Anstrengungen unternimmt, um die Fertigungsqualität zu optimieren. Man wird sehen, wie lange das noch funktioniert.
Ich wünsche Gibson wirklich, dass man dort die Probleme in den Griff bekommt. Aber den Weg mit quitschbunten Floyd- Les Pauls für 4880 $,
ebenfalls quitschbunten Billigmodellen, kaum erreichbaren Websites, Einstellung/Reduzierung des Custom Shops usw. halte ich für falsch. Ich meine, dass nur eine Qualitätssteigerung langfristig zum Erfolg führen kann.