Schreiben von Songs

ich selber sehe die Beatles neben Guns N' Roses als Paradebeispiel eines Modells b) an, dass letztendlich gescheitert ist. Klar, gerade bei den Beatles ist das Wort "Scheitern" mutig. Aber ich sehe Vier hochgradig talentierte Musiker, alle fähig, tolle Songs zu schreiben, wo aber zwei die Führung für sich beanspruchen, und letztendlich eine Störgrösse von Außen (Yoko Ono) das fragile System soweit (zer)stört, dass am Schluss viel Verdruss übrig bleibt.
 
@noslash deine Thesen sind aber etwas gewagt.

Einige der grössten Erfolge haben sich aus "Reibereien" von zwei dominanten Songwritern ergeben. Metallica sind nicht nur Lars, die Songs haben Ulrich und Hetfield ausgekaspert. Rolling Stones mit Jagger/Richards. Beatles mit Lennon/McCartney (und ja, auch gewissem Unterdrücken der anderen). Oasis mit den Gallagher-Brüdern, die Kinks mit den beiden Davies, Pink Floyd mit Waters/Gilmour, und so weiter. Einige Bands haben einen Modus gefunden, der langfristig zu funktionieren scheint (auch wenn ja z.B. im Falle von Metallica die Reiebereien super dokumentiert sind, und auch wenn die Rolling Stones nicht immer die besten Kumpels sind).

(Und ob und wieweit Yoko Ono nur "Schuld" ist, kann man seitenlang diskutieren, denn auch da gibt es ganz verschiedene Sichten).

Wohlgemerkt - ich beziehe mich hier aufs Thread-Thema (Songwriting), nicht auf das Business Management (daher hat Sharon Osbourne bei mir auch nix zu suchen, die mag Managerin sein aber eben nicht Teil der Band).
 
Reduzierungsversuch:

Kreatives Gesamtpotenzial + gleiche Zielsetzung + Soziale Kompetenz = funktionierende Band

...?
 
Kann sein, muss aber nicht.

Denn - die Combo aus "Schwieriger alles dominierender aber extremst kreativer Frontmann" + "Band macht mit weil Geld und Erfolg in Summe stimmen" gibt's ja auch. Funktioniert auch immer wieder (mein Lieblingsbeispiel is James Brown).

Aber das Thema "wer macht was in einer Band" hat meiner Meinung nach nur bedingt was zur Frage hier "wie schreibt man Songs in einer Band-Situation" zu tun. Zum Thema "wer macht was" gibt's ja schon viele andere Threads, z.B. auch hier https://www.musiker-board.de/threads/verstaendnis-rollenverteilung-in-einer-band.684744/
 
"Schwieriger alles dominierender aber extremst kreativer Frontmann" + "Band macht mit weil Geld und Erfolg in Summe stimmen"
Passt doch: Hohes kreatives Potenzial beim Frontmann, hohe soziale Kompetenz bei allen anderen (um den Frontmann bei Laune zu halten), Geld und Erfolg als gemeinsames Ziel.
 
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Passt doch: Hohes kreatives Potenzial beim Frontmann, hohe soziale Kompetenz bei allen anderen (um den Frontmann bei Laune zu halten), Geld und Erfolg als gemeinsames Ziel.
Stimmt, so kann man das auch sehen ;) Allerdings sind diese "Reibe"bands oft von hohem kreativen Output zu Beginn geprägt, das Gebilde kann aber auch fix mal explodieren, genauso wie die "Jagger/Richards" usw. Combo auch ein fragiles Konstrukt ist. Aber hast Recht, high-level betrachtet ist das eine super Zusammenfassung.

Ich fand ja diesen (alten) Artikel immer ganz gut, wenn man sich mal Gedanken zum Setup seiner eigenen Band machen will: https://www.musiker-board.de/threads/bandgruppendynamik-wann-funktioniert-eine-band.484268/
 
Kreativität birgt ja immer Emotionalität, und i.d.R. auch von der extremen Sorte. Es gibt ja kaum Intimeres, als seine Kreativität zu teilen und zu vermengen; Bands sind ja hoch emotional motivierte Beziehungsgeflechte. Deshalb glaube ich, dass es völlig egal ist, wie die Grundkonstellation ist: Früher oder später wird es immer irgendwie knallen, spätestens, wenn man es nicht mehr schafft, die Einzelenergien gemeinsam zu fokussieren (zu einem Song zum Beispiel). Und wenn dann die üblichen Autonomie/Abhängigkeits-Konflikte auftreten, kommen halt die "Softskills" ins Spiel: Konfliktfähigkeit, Kritikfähigkeit, Toleranz, Offenheit, Kompromisbereitschaft... Wenn die nicht ausreichend vorhanden sind, funktioniert eine Band halt genauso wenig wie jedes andere soziale Gefüge.

Diese Rollenunterscheidung in einer Band ist daher für mich wenig brauchbar - außer vielleicht als nachträgliche Analyse, wenn's in die Hose gegangen ist. Aber was hat man davon. Man plant ja nicht die Besetzung seiner nächsten Band "am Reißbrett" anhand der benötigten Softskills... "Sorry, Keith, wir haben schon genug Kreativität, wir bräuchten an der Klampfe eher noch einen unkreativen Teamplayer."

Ich bin da mittlerweile eher sehr bei Projektideen angekommen: Wenn es gut läuft, genießt es, und wenn zu viel Energie in soziale Regulierung statt in Musik geht, ist es Zeit für Veränderungen. Ich glaube, viel negative Emotionalität kommt aus der Nicht-Akzeptanz, dass es eigentlich vorbei ist, dem krampfhaften Analysieren von Störungen und dem Kämpfen um überhöhte Ideale, anstatt sich respektvoll in die Augen zu sehen und weiter zu ziehen. Denn dann geht's schon lange nicht mehr um Musik.
 
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Mitunter ist das dann ein Riff, dass spontan mal entstanden ist, das ich später für eine Songidee wieder aufgegriffen hab. Bzw. wir als Band ausgegraben haben, wobei die anderen da durchaus von meinem offenbar ganz guten Gedächtnis profitieren.

Hahaha, leider waren unsere Hirne irgendwie nie so ganz geignet für solch' bibliothekarische Erinnerungsleistungen.
Früher war's bei uns oft so: "hey, letztes mal hast du doch so ein Riff gespielt..." und natürlich hatte keiner mehr einen Plan, wie es tönte oder was es war. Lösung seit ein paar Jahren: wir schneiden alles mit, wenn wir denken, cooles Riff, geiler Schlagzeugpart, tolle Baseline oder schöne Gesangslinie - aber gerade nicht hier. Digitalmischpult an Laptop ist Gold wert :). Aus solchen Schnipseln haben wir schon zig Songs gezimmert.

War jetzt ziemlich Off-Topic, sorry for that :D.
 
Aber ich sehe Vier hochgradig talentierte Musiker, alle fähig, tolle Songs zu schreiben, wo aber zwei die Führung für sich beanspruchen, und letztendlich eine Störgrösse von Außen (Yoko Ono) das fragile System soweit (zer)stört, dass am Schluss viel Verdruss übrig bleibt.
Die Beatles sind mit dem Tod ihres Managers Brian Epstein ziemlich aus dem Lot gekommen. Dass Yoko Ono mit dem zerbrechen der Band nichts zu tun hatte, wurde von Paul McCartney bestätigt. Gerade bei den Beatles war es so, dass man sich relativ früh darauf geeinigt hat, als Songwriter immer das Duo Lennon/ McCartney anzugeben. Später hat man sich dann noch geeinigt, dass derjenige zuerst steht, der den Song tatsächlich geschrieben hat. Es müsste also bei vielen Song heißten McCartney/ Lennon. Und das hat es die Band noch gegeben, es wurde nur nie umgesetzt.
"hey, letztes mal hast du doch so ein Riff gespielt..." und natürlich hatte keiner mehr einen Plan, wie es tönte oder was es war. Lösung seit ein paar Jahren: wir schneiden alles mit
ganz so genau ist mein Gedächtnis ja auch nicht. So manches Riff wurde/ wird weiterverwendet, wie ich (wir) es in Erinnerung haben bzw. rekonstruieren können. Penibel bin ich eigentlich vor allem bei Arrangements, wenn da mal was erarbeitet und vereinbart wurde hat sich mir das eingeprägt.
Mitschneiden probier ich auch immer wieder wenn ich eine Idee habe. Aber entweder vergesse ich dann darauf, dass ich das aufgenommen hab oder ich kann auch mit der Aufnahme nicht mehr wirklich rekonstruieren was es war. :redface:
Und in meiner Jugend gab es noch nicht so einfache Möglichkeiten zum aufnehmen - da ging das noch über Kassettenrekorder und dann hat nur einer die Kassette gehabt (und wahrscheinlich darauf vergessen).
 
Wohlgemerkt - ich beziehe mich hier aufs Thread-Thema (Songwriting), nicht auf das Business Management (daher hat Sharon Osbourne bei mir auch nix zu suchen, die mag Managerin sein aber eben nicht Teil der Band).
Wenn wir streng nur das Songwriting betrachten, dann bin ich bei dir.... "aber" ich sehe das immer stark gesamthaft und das Songwriting nur als einen Teil vom Ganzen.
 

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