Schöne Frau = diskriminierender Text?

  • Ersteller Williamsbirne
  • Erstellt am
spontan: mehr ein Hörstück/spiel als ein song - reizvoll ... aber als radiosender hätte ich auch überlegt, sehr stark sogar ...

Nur:
Mit dieser zusätzlichen Info hab mich entschieden, die Musikjournalisten nicht auf die Frage nach der Zensur anzusprechen. Weil ich nämlich selber der Meinung bin, dass es einen Unterschied zwischen öffentlich rechtlichen Sendern einerseits und Bezahlsendern oder Spartenmedien geben darf. Nein, sogar sollte.
@jongleur: Ich würde das auch gar nicht unter die Rubrik Zensur packen. Jedes nicht-öffentlich-rechtliche Radio darf/kann/soll seine eigene Auswahl treffen -> unterschreib.
Nur: Warum dann der Rückgriff auf die sich als objektiv gebende Aussage, dass dieser Text frauen diskriminiert und deshalb nicht gesendet werden wird?
Das wurmt mich. Ein einfaches: gefällt uns nicht oder paßt nicht in unsere Ausrichtung / ins feature oder ist uns zu experimentell ... hätte vollkommen gelangt, dito ein einfaches: paßt nicht so.

Mögliche Rückfragen sollten also bei der Begründung ansetzen und nicht an der Tatsache, dass der song nicht gesendet / aufgenommen wurde.

@Williamsbirne: Hast ein Talent für Hörgeschichten ... technisch find ich´s auch gut umgesetzt ...

x-Riff
 
Hallo WB,
also - die ersten paar Takte - bei mir immer entscheidend, ob ich bei einem Song bleibe oder nicht - haben mich zuerst ein wenig erschreckt, den Kopf schütteln lassen. Ich hatte schon die Maus in der Hand und wollte abwinken, dann aber hat die Neugier gesiegt und am Schluss war ich froh, dabei geblieben zu sein. Da hatte ich dann ein Schmunzeln im Gesicht und die Maus hat Applaus geklatscht. So eine Musik würde ich mein Leben nicht hinbekommen. Super.
 
@x-Riff
x-Riff schrieb:
Nur: Warum dann der Rückgriff auf die sich als objektiv gebende Aussage, dass dieser Text frauen diskriminiert und deshalb nicht gesendet werden wird?
Das wurmt mich. Ein einfaches: gefällt uns nicht oder paßt nicht in unsere Ausrichtung / ins feature oder ist uns zu experimentell ... hätte vollkommen gelangt, dito ein einfaches: paßt nicht so.

Nun kennen wir natürlich nicht den Verlauf des Gespräches nicht. Also ich würde auch nachhaken, wenn eines meiner "Babies" abgelehnt würde! Vielleicht wollte es WB genau wissen und hat damit den Redakteur zu einer unüberlegten Verteidigung veranlasst....

@JamBass

JamBass schrieb:
Wäre ich Frau, würde mich das eventuell in gleichem Maße stören, wie von dir beschrieben, ehrlich.

Hm...wäre ich Frau, würde ich wahrscheinlich Männer begehren... und was kann Williamsbirne nun daraus entnehmen?...:gruebel:...;)
 
JamBass schrieb:
Lies nochmal den ganzen Post von mir.

Hab ich. Du hast als Mann Deine Meinung gepostet (grob gesagt: nichts Verwerfliches, aber auch nichts sonderlich Ausgefallenes). - Deine Meinung geht mich aber auch nix an!

Aber wenn Du anschließend auch noch als Frau argumentierst, solltest Du schon Verwunderung einkalkulieren. Warum reicht es Dir nicht aus, als Mann zu argumentieren? ...;)
 
Zuletzt bearbeitet:
@ JamBass

Selbstverständlich wird diese Frau für erotische Phantasien "intrumentalisiert".
Ich habe allerdings versucht, das Ganze so zu gestalten, dass es mehr eine Persiflage auf "sexuelle Instrumentalisierung" wird ... wenn man so will. Es ist - da hast Du absolut Recht - überhaupt nicht ausgefallen. In der Ersten Ebene.

In der zweiten Ebene sieht das vielleicht schon etwas anders aus....

Du liest z.B. heraus, dass die Frau eine Geheimagentin ist. Steht ja auch irgendwie so da. Aber im Endeffekt wollte ich eben keine Geheimagentin darstellen, sondern vielleicht etwas in d e r Art zum Ausdruck bringen:

Keine Sache, und erscheint sie einem auch noch so wunderbar, ist vollkommen. Alles hat seine Kehrseite.

Die Kehrseite an der schönen Frau ist eben, dass sie irgendwie eine Sprung in der Schüssel hat. Nicht den üblichen Tussi-Sprung - dann wäre es tatsächlich ein überhaupt nicht ausgefallener Text. Ihr "Sprung in der Schüssel" besteht darin, dass sie sich für eine Geheimagentin h ä l t - was sie aber in Wirklichkeit gar nicht ist. Denn sonst würde sie nicht völlig ernsthaft so wirres Zeug denken (UCK, UCK, UCK...)

Das Lied will also vielleicht sagen: hach ja, die schönen Frauen... lernt man sie aber näher kennen...

Allerdings bin ich mir sicher, dass der erwähnte Redakteur d a s nicht erkannt hat. Aber dazu vielleicht später noch ein Wort.

______________________

@Jongleur

Du siehst viel... !
Ich gehe einfach der Reihe nach durch...
Offensichtlich misstraust Du einfachen Lösungen:D
Das ist möglich bis wahrscheinlich. Zumindest in der Musik sind sie für mich so lange nicht erstrebenswert, bis sie sich mir nicht absolut zwingend in den Weg stellen. Vielleicht habe ich aber auch kein Talent dazu.

Vielleicht misstraust Du sogar Deinen einfachen Gefühlen. Wer weiß.
Wenn Du es nicht weißt...? :D
Da machst Du aber eine ganz schöne Büchse der Pandora auf... Man könnte jetzt beginnen und fragen, was s i n d "einfache" Gefühle?
Ein eher einfaches Gefühl für mich ist - wenn wir schon einmal dabei sind - z.B. ungezwungene Freude, Fröhlichkeit (vielleicht im Gegensatz zu Schmerzen / Trauer etc.) Nur: hat ein solch "einfaches" Gefühl dann nur ein Recht auf eine entsprechend "einfache" Musik?

In Deinen Musiken werde ich regelmäßig zum musikalischnen Karneval eingeladen.
Auf der Straße paradieren die unterschiedlichsten Festwagen. Die Massen lachen, krakeelen, schunkeln... hier und da kotzt jemand abseits und schamvoll ins Gebüsch...
Wenn das so ist, freut es mich.
Und bevor ich weiter schreibe: frage mich diesbezüglich nicht zu viel, wenn Du nicht Gefahr laufen willst, dass ich richtig ins Philosophieren gerate und seitenlange Aufsätze über Musik und wie ich dies oder das auffasse schreibe! :D
Also - der Karneval...
Ja, richtig, das bunte Treiben - das ist für mich u.a. Musik.
Ich habe selbst schon darüber nachgedacht, warum ich denn gerade solche Musik mache (denn man hat mir schon öfters geraten, die Musik doch mit wenigen Strichen etwas massenkompatibler zu machen... dann würde es vielleicht ach zu ein bisschen Erfolg führen) und bin für mich zu dem Schluss gekommen, dass ich wahrscheinlich versuche, das Leben nachzuahmen. Deshalb bevorzuge ich bestimmte Dinge in meiner Musik, z.B. Variation. Ich mag es nicht, wenn ein Thema zweimal in der gleichen Art und Weise erscheint. Genau wie sich bei einer Blume die Blütenblätter ähneln, aber doch jedes einzigartig ist, versuche ich ähnliches zu variieren.
Wahrscheinlich stehe ich deshalb auch so auf Audiosignale, weil die nie gleich sind - im Gegensatz zu einem Sample oder Midi-Klängen.

Mir fällt fällt auf, dass in deinen Songs niemals längere Zeit Ruhe ist.
Zwischen 3:30 und 3:34min ist doch Ruhe in TABWOTR! ;)
Ich habe aber einen Song, den ich für sehr ruhig und reduziert halte - fast für "einfach". Der macht mir in der Tat ein wenig Sorge, weil ich bei dem Stück wirklich schwerer einschätzen kann, ob er gelungen ist und die Leute erreicht. Wenn es gewünscht ist, kann ich ihn auch mal einstellen.
Findest Du "totale" Stille bedrückend oder eher nur schlecht beobachtet?
Ja, vielleicht finde ich totale Stille zu oberflächlich. Totale Stille gibt es ja eigentlich nicht. Es ist immer etwas da. Völlige Stille, das ist für mich der Tod, das Gegenprinzip zu dem, was ich mit der Musik nachzuahmen versuche. Man hat übrigens herausgefunden, das menschen irgendwann wahnsinnig werden, wenn man sie zu lange in einem schalltoten Raum gefangen hält. Der Mensch braucht Geräusche. Der Gehörsinn ist der erste Sinn, der sich beim Embryo herausbildet und schon im Mutterleib vollständig arbeitet und Informationen sammelt. Und angeblich soll der Gehörsinn auch der letzte SInn sein, der beim Sterben verlischt...
Wie ich weiter oben schon sagte, versuche ich mit der Musik nachzuahmen. ich mache Musik nicht in erster Linie, um meine Gefühle zu verarbeiten oder mir meinen Schmerz von der Seele zu schreiben; auch nicht, um Geld damit zu verdienen oder die Massen zu mobilisieren - sondern weil ich den Wunsch verspür(t)e, etwas Schönes zu erschaffen.
Ich blickte mich um, sah und hörte, wie schön das alles ist und dachte, ich will doch mal sehen, ob ich das auch kann. Natürlich in der Hoffnung, andere damit ebenso zu erfreuen...

Gut, jedenfalls freue ich mich sehr, dass die Medien deine Kunst zur Kenntnis nehmen!!
Ich glaube nicht, dass das der Fall ist. Das eingangs berichtete Ereignis ist nun schon auch wieder eineinhalb Jahre her. Seitdem ist in dieser Richtung nichts geschehen. Und dass ich gedenke, das nicht mehr lange zu machen, habe ich Dir ja schon geschrieben.

Was den Redakteur angeht:
Der war kein Student, sondern ein Mann in den besten Jahren, Rechtsanwalt, der nebenberuflich sein Hobby, Sendungen zu produzieren, ein wenig ausbauen wollte. Den Song hat er abgewimmelt, als ich hm den Titel sagte. Es war aber keineswegs so, dass wir uns deswegen gestritten hätten. Er hat auf mich wirklich den Eindruck gemacht, als würde er im vorauseilenden gehorsam - oder vielleicht auch aus Angst, seine freie Redakteursstelle wieder zu verlieren, sollte er bei einer der Hauptverantwortlichen in Ungnade fallen - gehandelt.


@ x-Riff

->Hörgeschichten

Es ist oft so, das ich meine Songs wie einen Film betrachte ... siehe "Leben nachbauen / -ahmen"
James Bond würde vielleicht sagen: "a song is not enough".


@ Schneemax

Stets zu Euren Diensten! *verbeug* :)
 
@ Williamsbirne

hab deine Antwort mit viel Freude gelesen.

Zumindest in der Musik sind sie [die einfachen Lösungen (jongleur)] für mich so lange nicht erstrebenswert, bis sie sich mir nicht absolut zwingend in den Weg stellen.

Ich denke, ich versteh Dich: gut! ;) Aber ich denke: Kompliziert sind nur menschliche Wertungen und die damit verbundenen Erklärungsgeflechte. - Unsere Wahrnehmungen hingegen erscheinen mir einfach. Mein Schmerz, die Freude, die Lust, die Traurigkeit: alles ist so einfach, bis ich nach dem Woher oder Wohin frage...
...dann beginnt der Kopf zu rauchen. Der ist natürlich ebenfalls eine Realität. Also stünde es wieder patt.- Aber ich glaube, dass meistens nur die Worte alles verkomplizieren. (So wie meine jetzt sicher auch.)

Die Musik hingegen kann Ruhe an sich abbilden.

Meine Freundin hat einen leichten Schlaf. Manchmal erwache ich bei ihr im Morgengrauen und kann nicht mehr schlafen. Um sie nicht zu wecken, liege ich dann ruhig - konzentriere mich auf die Stille. Erst kommt der Wecker ins Bewußtsein. dann unsere Atemzüge. Später die Herzschläge. Durch die gut abgedichteten Fenster höre ich kaum das Erwachen der Großstadt. Auch wenn Wecker, Atemzüge und Herzschläge Geräusche machen, es bleibt stundenlang wahrhaft still. Eine einfache Stille :) Bei mir hingegen lese oder arbeite ich in schlaflosen Nächten. Da nehme ich diese wunderbare Stille fast nicht wahr...

Ein Freund (erfolgreicher Filmkomponist) machte mir mal klar, wie man dieses Gefühl der Stille musikalisch potenzieren kann:

Nimm "alle meine Entchen."
Vorausetzungen:
1.Man singt die Melodie immer im (scheinbar) gleichen Tempo, aber halbiert das gedachte Tempo bei jedem Durchgang
2. Anders gesagt: Man kann sich "Alle meine" zuerst als Viertel vor, dann als Achtel und zuletzt als Sechszehntel vorstellen.
3.. Man nehme sich vor, nur die "Eins" und die "Drei" jedes Taktes zu betonen. (sagen wir bei gesungenen 120b/m)
4. Wenn man sich die ersten 4 Noten als Viertel vorstellt, kommt die "Drei" auf meine (120b/m; 4/4-T.)
Sind die ersten vier Noten Achtel, kommt die "Drei" auf ENTchen (60b/m)
Sind es Sechszehntel, kommt die "Drei" auf SCHWIMMen (30 b/m)

Je langsamer das gedachte Tempo (bei unverändertem gesungenen Tempo) wird, umso mehr werden die Taktschwerpunkte zu Ruhespunkten. Und je langsamer mein gedachte Tempo wird, um so schwerer, tiefer, dunkler wird bei mir der rhythmische Teppich. Vielleicht stellst Du das ebenso fest? Mein Freund nannte diesen Wechsel im Kopf einen musikalischen Wechsel der Perspektive.

Williamsbirne schrieb:
Ein eher einfaches Gefühl für mich ist...

Gibt es wirklich komplizierte Gefühle? Hat die Angst vor dem Ruin eine andere Farbe als die Angst vor dem Verbrecher in der Dunkelheit oder die Angst vor dem Meteoriteneinschlag ?

Williamsbirne schrieb:
Nur: hat ein solch "einfaches" Gefühl dann nur ein Recht auf eine entsprechend "einfache" Musik?
Ich plädiere ja gar nicht für "einfache" Musik... sondern für längere, NICHT komplexe Teile in einer Musik ;) Teile, in denen mal ein einziges Instrument, oder die Halben oder gar Ganzen den Ton bestimmen.

Dein letzter Text behandelte Ruhe auf einem Feld. Ich schrieb über die Rehspur, der ich SO nicht folgen könnte. Ich wollte ihr quer übers Feld folgen. Weil ich gern stundenlang über winterstille Schneefelder streife. Auch das sind wertvolle Stunden voller Stille

ja, vielleicht finde ich totale Stille zu oberflächlich. Totale Stille gibt es ja eigentlich nicht. Es ist immer etwas da. Völlige Stille, das ist für mich der Tod, das Gegenprinzip zu dem, was ich mit der Musik nachzuahmen versuche.

Ich rede nicht von absoluter Stille, sondern von relativ absoluter Stille. Eine Stille, die im Vergleich zur Normalität der Moderne absolut still wirkt. Auch 4 Minuten Stille ein einem Konzertsaal sind nicht absolut still (Straßenlärm, Husten, Klimaanlage...). Dennoch wird der moderne Hörer die absoluten Stille erkennen, wenn der Komponist den Klavierdeckel öffnet und nach 4 Minuten des Wartens wieder schließt.

Williamsbirne schrieb:
Ich mag es nicht, wenn ein Thema zweimal in der gleichen Art und Weise erscheint. Genau wie sich bei einer Blume die Blütenblätter ähneln, aber doch jedes einzigartig ist, versuche ich ähnliches zu variieren.
Wahrscheinlich stehe ich deshalb auch so auf Audiosignale, weil die nie gleich sind - im Gegensatz zu einem Sample oder Midi-Klängen.

sehr schön!:) Ich denke wieder, ich verstehe Dich sehr gut. Weil ich sehr ähnlich arbeite. Ich wiederum arbeite seit jahren daran, Wiederholungen als selbstverständlich zu nehmen. Weil ich ebenfalls in Wiederholungen zu oft nur als Schablone oder Zeitschinderei wahrnehme. Aber es gibt diese Wiederholungen. Wenn auch nicht so stark im Mikrokosmos, so doch im Makrokosmos. Und auch der will vertont werden.

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ich hoffe, Du verstehst mich ebenfalls ganz gut. Wenn nicht, dann nimm meine Gedanken bitte nicht als Streitschrift. Ich will Dich animieren, einmal etwas länger als gewöhnlich MEINE Position einzunehmen. Auf dieser Position hast Du sicher auch schon gestanden, aber sie vielleicht recht schnell wieder verlassen.

Umgekehrt fühle ich mich inspiriert, die Positionen, die Du bevorzugst, ebenfalls mal etwas länger auf mich wirken zu lassen. Es bleiben doch eh immer nur zwei Seiten einer Medaille.

Lg

P.S.

Williamsbirne schrieb:
Da machst Du aber eine ganz schöne Büchse der Pandora auf.

dafür ist es aber auch DEIN thread. Eine Gelegenheit, mal über eigene Interessen zu reden, ohne ständig den Hinweis :redface:t: befürchten zu müssen;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Noch meine bescheidene Meinung, welche sich durch deine Interpretation des Textes doch sehr geändert hat.

DAVOR:
Text ist lieb, harmlos, etwas skurril, absurd vielleicht, jedenfalls nimmt es das Thema der begehrenswerte Frau auf die Schaufel. Er fängt mich nicht ganz ein, dafür fehlt mir was dran, deswegen habe ich auch bisher nicht geantwortet - ich fand ihn weder so gut noch so schlecht, dass ich das Gefühl hätte, etwas Sinnvolles sagen zu können.

DANACH:
Es ist sehr... konfus. Ich glaube grundsätzliche Ansätze zu erkennen, die Mehrschichtigkeit des Gefühls "Wow, die Frau haut mich um!" - aber es fällt mir schwer mich da irgendwie zu identifizieren. Dann der "Hauptakzent", diese stark südlich eingefärbte Englisch, widert mich etwas an. Das gesprochene Outro kommt nicht sympathisch, sondern extrem schmierig und unsympathisch für mich rüber. Die Betonung des "body" ist so extrem, dass ich ehrlich davon ausgehen würde, dass dieses Lied eben diese Machos persiflieren soll - das passiert aber überhaupt nicht, und deswegen will ich das nicht mehr hören. Dass die Frau sich das mit der Geheimagentin einbildet, hätte ich NIE gedacht. Dadurch, dass das LI trotzdem dran bleibt, hätte ich es auch nicht negativ gesehen - ich verstehe also nicht, wie ich darauf kommen soll, dass sie einen Knacks hat?

Positiv will ich jedenfalls den Stil allgemein vermerken - die Mehrstimmigkeiten, dieses leichte Chaos, auch dein Gitarrenspiel ist großartig, und man merkt, dass du deine Stimme beherrscht.
 
Danke!
Dann der "Hauptakzent", diese stark südlich eingefärbte Englisch, widert mich etwas an. Das gesprochene Outro kommt nicht sympathisch, sondern extrem schmierig und unsympathisch für mich rüber. Die Betonung des "body" ist so extrem, dass ich ehrlich davon ausgehen würde, dass dieses Lied eben diese Machos persiflieren soll - das passiert aber überhaupt nicht,
Doch natürlich, da hast Du vollkommen recht (auch wenn Du nicht Recht haben willst): nicht nur SIE, auch ER ist Persiflage (im Outro).
Das ist nicht das Lyrische Ich, bzw. bin das nicht ich in Gestalt des lyrischen Ichs - das sind zwei Karnevals-Figuren.
Wenn Du im Text die Oper suchst, wirst Du nicht fündig werden. Wenn Du die Operette suchst, schon eher.

Es bringt also nichts (jedenfalls mMn), wenn Zuhörer (wie ich es aus Deinem Post herauslas) sucht, ob er sich an irgendeiner Stelle mit einer der Figuren "identifizieren" kann - dafür ist es nicht gemacht.
Wie ich weiter oben schon geschrieben habe, war es als "leichtes" (nicht tiefschürfendes) Sommerliedchen gedacht ... also reine Unterhaltung.*

Davon abgesehen gebe ich zu, dass ich ein ungezwungenes Verhältnis zu einem gewissen "Machismo" habe, ganz einfach weil es ein griffiges Sujet ist, mit und an dem man sich gut (ab)arbeiten kann. Wenn der Redakteur allerdings d a s bemerkt hat und d e s w e g e n - ebenfalls wie Du - wenig damit zu tun haben wollte, dann war er wirklich gut...


* e i n e Inspiration für den Song war Tea for two in der Version von Stephan Grapelli und Joe Venuti. Das Ding haut mich immer wieder um und ich wollte sehen, ob ich auch so etwas hinbekomme. Einfach diese übersprudelnde Lebenslust.
Insofern gehen Musik und Text (nach Deinem Verständnis) wenigstens konform: die Anleihen beim Zigeuner-Jazz haben ja auch was Südliches und ein bisschen Machismo.

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Jongleur... morgen! ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Es bringt also nichts (jedenfalls mMn), wenn Zuhörer (wie ich es aus Deinem Post herauslas) sucht, ob er sich an irgendeiner Stelle mit einer der Figuren "identifizieren" kann - dafür ist es nicht gemacht.
Wie ich weiter oben schon geschrieben habe, war es als "leichtes" (nicht tiefschürfendes) Sommerliedchen gedacht ... also reine Unterhaltung.*

Inwiefern die fehlende Möglichkeit, sich mit jemanden identifizieren zu können, zur "reinen Unterhaltung" beiträgt, würde mich interessieren.

Du erwähnst die Operette, wo meist gewisse Eigenschaften des Publikums (Gier, Unverfrorenheit, Naivität) in überspitzter Weise anhand von Darstellern gezeigt werden. Dort schmunzelt man darüber und denkt sich "Nun, ein bisschen was davon stimmt schon". Das bekomme ich bei deiner Version überhaupt nicht - ich selbst bin kein Kind von Traurigkeit, und die Schönheit von Frauen war oft genug Thema für mich, aber ich erkenne nichts von mir in diesem Macho. Bzw. WILL nichts erkennen - und wenn du möchtest, dass ich mich trotzdem damit auseinandersetze, dann ist das überhaupt keine "reine Unterhaltung" mehr für mich, kein leichtes Sommerliedchen.

Beispiel für ein "leichtes Sommerlied" mit ähnlichem Sujet wäre das: http://www.youtube.com/watch?v=L4w1Mp6Mce4 (Hey Baby von Bruce Channel)
Das funktioniert viel eher für mich - auf der einen Seite ist er natürlich vom Text her zwar auch sehr direkt, aber er ist absolut aufrichtig dabei, nicht irgendwie schleimerisch. Darüber hinaus fragt er noch bewusst nach "You wanna be my girl?" - es wirkt wie ein offenes Spiel für mich, wo sie entscheiden kann, ob sie mitspielt oder nicht. Bei dir hängt da dieser schleimige Italomacho, der lauter falsche Komplimente macht, nur um eine Tropähe mehr zu haben.

Ich habe mir den Song jetzt nochmal angehört, nur weil ich grad noch an dieser Antwort gesessen bin. Es fällt mir ehrlich schwer zu sagen, was mich genau stört... ich glaube, die "verstelle" Stimme spielt für mich da erheblich mit... da fehlt mir einfach die Authenzität, welche bei "leichten Liedern" für mich wichtig ist... keine Oper, keine Operette, einfach ein Typ auf der Bühne der singt... aber ich bin allgemein seltsam, auch in meinen verschiedenen Geschmäckern, wurde mir schon oft bestätigt. Sieh es also als statistischer Ausreißer, wenn der Zuspruch sonst so positiv ist. ;)
 
Der eine noch schnell, bevor es zu Bett geht....
Das bekomme ich bei deiner Version überhaupt nicht - ich selbst bin kein Kind von Traurigkeit, und die Schönheit von Frauen war oft genug Thema für mich, aber ich erkenne nichts von mir in diesem Macho. Bzw. WILL nichts erkennen - und wenn du möchtest, dass ich mich trotzdem damit auseinandersetze, dann ist das überhaupt keine "reine Unterhaltung" mehr für mich, kein leichtes Sommerliedchen.
Aaaalso:
der Typ... sagt das ja nicht wirklich zu ihr. Man hört ja, dass er aus Schüchternheit, sie tatsächlich anzusprechen, viele Male vor sich selbst das Fragen nach der Uhrzeit durchspielt.
Er sucht also Zuflucht im Machismo ohne es wirklich zu sein. Wäre er tatsächlich so ein Draufgänger, wäre er zu ihr hingegangen, hätte seine Hand um ihre Taille gelegt und hätte gesagt, mein Cabrio hat einen sehr bequemen Beifahrersitz...

Den von Dir verlinkten Song kenne ich natürlich. Genau das richtige Lied für den angesprochenen Zweck. Aber auch schon 60 Jahre alt.
Wer heute Musik macht hat die gesamte Popmusik im Nacken. Viele sind der Meinung, es ist schon alles gemacht worden. Wenn ich hoffnungslos bin, tendiere ich auch dazu. Aber manchmal will ich die Hoffnung nicht aufgeben und sehen, ob nicht vielleicht doch etwas möglich ist, was wenigstens ein klitzekleines Bisschen neu ist.

Aber wenn Dir der Text gegen den Strich geht - na ja... ist doch gut zu wissen. Vielleicht war es ja doch okay, dass der Redakteur damals abgewunken hat...

- - - Aktualisiert - - -

Inwiefern die fehlende Möglichkeit, sich mit jemanden identifizieren zu können, zur "reinen Unterhaltung" beiträgt, würde mich interessieren.
Na ja, wenn man sich nicht damit identifizieren muss, muss man auch nicht intellektuell, moralisch oder emotional Stellung beziehen. Man kann einfach ES und SICH stehen lassen wie und wo beide gerade sind und sich evtl. am Rest erfreuen.

Wenn ich mir z.B. Bicycle Race von Queen anhöre, indentifiziere ich mich auch nicht mit Radfahrern, Schwarzen oder Weißen, Frankenstein oder Superman u.s.w. Es ist einfach ein lustiger, nicht tiefsinniger Text. Er wirkt rein unterhaltend, hat einen gewissen Wortwitz und dient der Musik ohne im Niveau im Bodenlosen zu versinken.

- - - Aktualisiert - - -

ich verstehe also nicht, wie ich darauf kommen soll, dass sie einen Knacks hat?
Wegen der Textzeile
"Now! Let's take a look inside her mind"

Die andeutet ("Mooooment mal jetzt!"), dass es neben dem äußeren Anschein noch eine andere Seite gibt - die ja nur unerfreulich sein kann, da das Äußere ja so überaus erfreulich ist...
 
Lieber Mondluchs, darf ich mitmachen?

Ich will nicht gegen deine Empfindungen sprechen. Die nehme ich einfach als objektiv gegeben. Aber vielleicht wächst auf deinem Erfahrungsbaum gerade ein neuer zarter Zweig;)

Denn gerade bei Dir - der gern experimentiert - wundert mich die Vehemenz etwas, mit der Dein Verstand WBs Song den Eintritt zur Seele verweigert;)

Mondluchs schrieb:
Inwiefern die fehlende Möglichkeit, sich mit jemanden identifizieren zu können, zur "reinen Unterhaltung" beiträgt, würde mich interessieren.

Die Groteske bietet wenig Identifizierungsmöglichkeit. Und trotzdem ist "Alice im Wunderland" bei (wie man so schön sagt) Jung und Alt beliebt. Ich denke an Bob Dylan (Desolation Row), Randy Newman (Short People) Tom Waits (jeder zweite Song). Es ist eigentlich der Aberwitz, der fasziniert, weniger eine Empathie. - Ach, was sag ich - denk an die Satire deiner Landsleute, die manchmal so schräg und böse ist, dass meine Seele jahre brauchte, um sie wie Freunde zu empfangen .

Mondluchs schrieb:
ich selbst bin kein Kind von Traurigkeit, und die Schönheit von Frauen war oft genug Thema für mich, aber ich erkenne nichts von mir in diesem Macho.

Deine Gefühle gehören Dir allein! - Aber mit dem Erkennen ist das bei mir so eine Sache. Ich erkenne mich (im Gegensatz zu Anderen) kaum in der Exaltiertheit einer Nina Hagens oder der Schrulligkeit eines Tom Waits....und mag dennoch ihre verrückte Art. Das Verrückte zieht mich an. Mancher Künstler streichelt die Vorstellung von meinem Ich, manche von meinem Alter Ego.

Im Text könnte ich nach logischen Gesichtspunkten Schwächen aufdecken. Aber warum? Warum muss ein Verrückter logisch sein, Wohlgemerkt, WB argumentiert klar und klug. Aber seine Attitüde ist die eines Clowns oder weisen Narrens.
Der Text plappert im Brustton der Überzeugung eine ganze Menge Unsinn. Hat das nicht was vom Macho?

Mondluchs schrieb:
Beispiel für ein "leichtes Sommerlied" mit ähnlichem Sujet wäre das: http://www.youtube.com/watch?v=L4w1Mp6Mce4 (Hey Baby von Bruce Channel)

wie unterschiedlich doch die Wahrnehmungen sind. Selbst bei Leuten, die einem online vertraut scheinen.

Hm... ich vermute eher, Williamsbirne hatte bei seinem "Sommerlied" eher etwas Verrückteres im Sinne. Vielleicht näher an Brian Wilsons dran wie z.B. " Good Vibrations".http://www.youtube.com/watch?v=K4AJjrxcxzg oder an Robert Wyatt http://www.youtube.com/watch?v=Ny7QmSUNAiE :)

Lg
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum reicht es Dir nicht aus, als Mann zu argumentieren? ...;)
Ganz einfach und abschliessend:
Wenn man sich in die Lage anderer Menschen hineinversetzen will, - und das sollte man in diesem Fall -, dann sollte man eine andere Perspektive als die eigene annehmen.
Ich finde, in einem Zeitalter wie dem derzeitigen, wo "der Body" so extrem wichtig geworden ist, stellt die Sichtweise des Songtextes keine sonderliche "Verfehlung" bezüglich der Stellung der Frau dar. Du sagtest ja selbst, dass du als Frau ebenfalls nur dein Begehren im Blick hättest.

Eigentlich weiss ich aber immer noch nicht, was dich an meiner Antwort zum Threadersteller gestört hat, ausser vielleicht, dass sie anders ist als deine. Das ist aber auch hier nicht sonderlich wichtig.

@ williamsbirne
Schön, dass du auf meine Kritik eingehst.
Bei "Kunst" ist es in meinem Verständnis nicht wichtig, was der "Künstler" wollte, sondern das, was der Hörende (oder Sehende) sieht oder versteht.
Er muss deshalb mit der Gefahr von Missverständnissen leben, wie es dir deiner Meinung nach ergangen ist.
Ich wollte dir nur insofern eine Rückmeldung geben, als dir eventuell damit gedient ist, wie die Wirkung auf mich war, der ich keine zusätzlichen Erläuterungen zum Text hatte (wie es jedem Radiohörer ja auch gegangen wäre).
Spätere Ergänzungen zu Songa gab es zwar hin und wieder (man denke an Lucy in the Sky), waren aber immer zu spät am Ball und manchmal auch fadenscheinig ...
 
Zuletzt bearbeitet:
DISCLAIMER: Ich sehe mich nachwievor nicht als gutes Beispiel für ein breites Publikum und antworte in erster Linie, weil ihr anscheinend interessiert seid - NICHT weil ich glaube, dass ich die Wahrheit gepachtet habe oder meine Anregungen gaaanz wichtig und von WB umzusetzen sind. ;)

Das aus dem Weg:

WB schrieb:
Aaaalso:
der Typ... sagt das ja nicht wirklich zu ihr. Man hört ja, dass er aus Schüchternheit, sie tatsächlich anzusprechen, viele Male vor sich selbst das Fragen nach der Uhrzeit durchspielt.
Er sucht also Zuflucht im Machismo ohne es wirklich zu sein. Wäre er tatsächlich so ein Draufgänger, wäre er zu ihr hingegangen, hätte seine Hand um ihre Taille gelegt und hätte gesagt, mein Cabrio hat einen sehr bequemen Beifahrersitz...

Den von Dir verlinkten Song kenne ich natürlich. Genau das richtige Lied für den angesprochenen Zweck. Aber auch schon 60 Jahre alt.
Wer heute Musik macht hat die gesamte Popmusik im Nacken. Viele sind der Meinung, es ist schon alles gemacht worden. Wenn ich hoffnungslos bin, tendiere ich auch dazu. Aber manchmal will ich die Hoffnung nicht aufgeben und sehen, ob nicht vielleicht doch etwas möglich ist, was wenigstens ein klitzekleines Bisschen neu ist.

Aber wenn Dir der Text gegen den Strich geht - na ja... ist doch gut zu wissen. Vielleicht war es ja doch okay, dass der Redakteur damals abgewunken hat...
Ich höre keine Schüchternheit, ich höre einen Typen, der verschiedene Varianten durchspielt, die alle zum Erfolg führen. Ich bin da wohl begriffsstutzig, aber ohne ein dazwischen gesprochenes "No, that's not it" oder ein Räuspern, wie es entsteht, wenn man nervös ist, kommt die Nervosität bei mir nicht an.

Ich denke im Übrigen, dass die bisher gemachte Popmusik zwar interessant ist, und oft hilft, aber letztendlich man selbst individueller Mensch genug ist, etwas komplett Neues zu schaffen. Gerade bei dir würde ich nicht die Gefahr sehen, dass du ins "Kenn ich schon" abdriftest, auch wenn du weniger bewusst experimentell wirst. ;)

Nachdem der Großteil der User hier den Text und die Interpretation gut finden, scheint dein Song gut anzukommen und ein bisschen kontrovers zu sein - beste Vorraussetzungen dafür, auf ein größeres Publikum losgelassen zu werden. ;)

WB schrieb:
Na ja, wenn man sich nicht damit identifizieren muss, muss man auch nicht intellektuell, moralisch oder emotional Stellung beziehen. Man kann einfach ES und SICH stehen lassen wie und wo beide gerade sind und sich evtl. am Rest erfreuen.

Wenn ich mir z.B. Bicycle Race von Queen anhöre, indentifiziere ich mich auch nicht mit Radfahrern, Schwarzen oder Weißen, Frankenstein oder Superman u.s.w. Es ist einfach ein lustiger, nicht tiefsinniger Text. Er wirkt rein unterhaltend, hat einen gewissen Wortwitz und dient der Musik ohne im Niveau im Bodenlosen zu versinken.

Wenn dieses ES und ICH so getrennt sind, sehe ich kaum Grund mich damit auseinander zu setzen. Ich bin zum Beispiel ein großer Fan des deutschen Sprechgesang, wenn ein Flow vorliegt - und habe mir, nachdem Fettes Brot, Blumentopf, Fanta 4 ein bisschen abgehört waren, auch mal Bushido aufgelegt… ich war recht überrascht, dass mir doch einiges gefiel, ich habs neben dem Computerspielen laufen lassen. Hätte ich alleine konzentriert zugehört, ich hätte es wohl nicht bis zum Ende geschafft - so ging es. Dein Lied hat, rein musikalisch, ganz viele großartige Elemente, die ich gern nebenbei höre - aber wenn ich mich näher damit auseinandersetze, kommen halt die anderen Punkte…

Bicycle Race funktioniert für mich übrigens wegen dieser absoluten Begeisterung, die ich darin spüre - diesem epischen Feeling, obwohl es um eine relativ triviale Sache geht. Klar, ich denke nicht darüber nach, ob ich Fahrräder mag oder nicht - es ist dieses "Alles ist kompliziert, aber ich will grad mein Fahrrad fahren, also lass mich!", zumindest für mich bei dem Song. :) Würde z.B. etwas Zusätzliches vorkommen wie "Ich will für immer Fahrrad fahren, und mich nie wieder mit den nervigen Dingen des Alltags auseinandersetzen", dann würde ich stutzen, weil ich den extremen Eskapismus nicht besonders mag… schwierig, das alles zu beschreiben, weil ich ein extremer Bauchmensch bin.

WB schrieb:
Wegen der Textzeile
"Now! Let's take a look inside her mind"

Die andeutet ("Mooooment mal jetzt!"), dass es neben dem äußeren Anschein noch eine andere Seite gibt - die ja nur unerfreulich sein kann, da das Äußere ja so überaus erfreulich ist...
Ich fand das mit der Superagentin eigentlich sehr positiv besetzt - von wegen "Die ist nicht nur hübsch, sondern hat auch was im Kopf!" Ich hab's, wie gesagt, ernst genommen, dass sie eine Superagentin ist, ist zwar etwas absurd, aber hat für mich gearbeitet bei dem Song…


Jongleur schrieb:
Lieber Mondluchs, darf ich mitmachen?

Ich will nicht gegen deine Empfindungen sprechen. Die nehme ich einfach als objektiv gegeben. Aber vielleicht wächst auf deinem Erfahrungsbaum gerade ein neuer zarter Zweig ;)

Denn gerade bei Dir - der gern experimentiert - wundert mich die Vehemenz etwas, mit der Dein Verstand WBs Song den Eintritt zur Seele verweigert ;)
Fragt so unschuldig und ist gleich dabei. ;)

Mein Erfahrungsbaum ist immer am Wachsen, gerade hier, wenn ich so tolle Antworten kriege, wo ich merklich zögern muss - dann tut sich schon was.

Ich bin ehrlich gesagt auch etwas überrascht - im Endeffekt führe ich es auf ein paar persönliche Erfahrungen zurück, welche mir diesen Lation-Machoismus zuwider gemacht haben. ;)


Jongleur schrieb:
Die Groteske bietet wenig Identifizierungsmöglichkeit. Und trotzdem ist "Alice im Wunderland" bei (wie man so schön sagt) Jung und Alt beliebt. Ich denke an Bob Dylan (Desolation Row), Randy Newman (Short People) Tom Waits (jeder zweite Song). Es ist eigentlich der Aberwitz, der fasziniert, weniger eine Empathie. - Ach, was sag ich - denk an die Satire deiner Landsleute, die manchmal so schräg und böse ist, dass meine Seele jahre brauchte, um sie wie Freunde zu empfangen .
"Alice im Wunderland" funktioniert für mich wegen Alice - dieses ehrliche Staunen, diese Naivität, diese Aufrichtigkeit, mit der sie diese Welt erlebt, macht (zumindest den Zeichentrickdisney, den ich in erster Linie kenne) so großartig - in Verbindung dann mit der verrückten Welt natürlich. :)

Bob Dylan hat mich noch nicht durch und durch erreicht, Randy Newman auch nicht wirklich, Tom Waits eher - und hier habe ich ihn erst gerne gehört, als ich mich etwas an seine Stimme gewöhnt hatte. Ich erinnere mich, ich habe "Somewhere over the Rainbow" von ihm abgeschaltet, weil ich seine Stimme so furchtbar fand - einige Zeit später habe ich den Zugang gefunden. Ich kann es schwer sagen - sie wirkt einfach stark auf mich jetzt, sie erreicht mich, ich habe das Gefühl ich sehe den Menschen dahinter, nicht einfach die komische Stimme…

Oh, und unsere Satire - die ist einfach drinnen bei mir. ;) Ich glaube schwieriger wäre es für mich z.B. japanischen Humor, den ich WIRKLICH skurril finde, anzunehmen - Takeshi's Castle hieß da eine recht populäre Show, die ich ebenfalls nicht einfach anschauen konnte…

Jongleur schrieb:
Deine Gefühle gehören Dir allein! - Aber mit dem Erkennen ist das bei mir so eine Sache. Ich erkenne mich (im Gegensatz zu Anderen) kaum in der Exaltiertheit einer Nina Hagens oder der Schrulligkeit eines Tom Waits....und mag dennoch ihre verrückte Art. Das Verrückte zieht mich an. Mancher Künstler streichelt die Vorstellung von meinem Ich, manche von meinem Alter Ego.

Im Text könnte ich nach logischen Gesichtspunkten Schwächen aufdecken. Aber warum? Warum muss ein Verrückter logisch sein, Wohlgemerkt, WB argumentiert klar und klug. Aber seine Attitüde ist die eines Clowns oder weisen Narrens.
Der Text plappert im Brustton der Überzeugung eine ganze Menge Unsinn. Hat das nicht was vom Macho?
Mich zieht… hm, ich glaube die Ehrlichkeit an… das, was ich dahinter sehe. Man sagt mir, ich habe einen ganz guten Blick dafür… ich kann es nicht sagen. Vor allen, weil ich nicht in erster Linie drüber nachdenke - ich lasse alles auf mich wirken… aber mich zieht eher eine Band an, wo ich merke, dass für sie etwas dahinter steht, als jemand, der ganz aufgesetzt versucht, besonders verrückt zu sein oder so… aber das ist schwer so zu sagen, und natürlich absolut abhängig vom persönilchen Eindruck, den man mal bekommen hat…

Es ist auch nicht die Logik, die hier spricht aus mir. Es gibt hundert logische Wege, wie ich einen Text bearbeiten kann - angefangen mit "Hat er ein bestimmtes Ziel", weiter zu "Wie ist die Form, Ordnung, Chaos, geordnetes Chaos", oder vielleicht "Einsatz bestimmter Signalwörter zu bestimmten Zeiten"… aber mich interessiert das alles nicht direkt. Klar, mein Verstand mag Herausforderungen, mag es mal zögern zu müssen - aber bei so Sachen entscheidet viel mehr der Bauch. Und der Bauch stößt sich an diesem komischen Akzent, dass es nicht ganz aufrichtig klingt… das ist meine Meinung als "Konsument", als "Laie", wo ich ohne viel nachzudenken sage, was mir gefällt und was nicht.

Und wie gesagt: ich habe sicher einen schwer erklärbaren Geschmack. ;)

Jongleur schrieb:
wie unterschiedlich doch die Wahrnehmungen sind. Selbst bei Leuten, die einem online vertraut scheinen.

Hm... ich vermute eher, Williamsbirne hatte bei seinem "Sommerlied" eher etwas Verrückteres im Sinne. Vielleicht näher an Brian Wilsons dran wie z.B. " Good Vibrations".http://www.youtube.com/watch?v=K4AJjrxcxzg oder an Robert Wyatt http://www.youtube.com/watch?v=Ny7QmSUNAiE :)
Ich habe deswegen an "Hey, Baby" gedacht, weil der Song sehr impulsiv und einfach gehalten wirkt - klar, im Arrangement geht's wild her, aber das Grundmotiv ist sehr einfach, sehr klar, und auch textlich direkt auf den Punkt gebracht… naja, er hat schon gemeint, Tea for Two war seine Vorlage, also lagst du wohl eher richtig als ich. ;)
 
@JamBass

JamBass schrieb:
Wenn man sich in die Lage anderer Menschen hineinversetzen will, - und das sollte man in diesem Fall -, dann sollte man eine andere Perspektive als die eigene annehmen.

Hm... das ist wohl meine Frage: wie weit kann man sich in die Lage von anderen Menschen rein versetzen.

Ich hab jetzt mal 2 Frauen zum Text befragt und beide sahen sich nicht diskriminiert. Das sind natürlich keine repräsentative Meinungen, aber eben doch 2 Frauen. Mach doch mal selber mal den Test.

Richtig - DAS meine ich wohl: testen geht über vermuten. Wahrscheinlich hatte ich sofort ne Menge Frauen vor mir, die vermutlich nicht in dein Raster passen würden und sagte mir: Lieber möchte ich wibliche Gefühle von Frauen als von "Frauenverstehern" erklärt bekommen. Aber natürlich sind Vermutungen völlig legetim. Ich hab wohl etwas überreagiert.

Also wenn Dich mein abschließender Erklärungsversuch nicht überzeugt, dann entschuldige ich mich für den Ärger, den Dir mein Gedankenspiel bereitet hat. Ich wollte dein Posting nicht diffarmieren.


jamBass schrieb:
Eigentlich weiss ich aber immer noch nicht, was dich an meiner Antwort zum Threadersteller gestört hat, ausser vielleicht, dass sie anders ist als deine. Das ist aber auch hier nicht sonderlich wichtig.

Alle Menschen haben andere Meinungen als ich. Dagegen an zu kämpfen, wäre ein Kampf gegen Windmühlen.;)

@ Mondluchs
Mondluchs schrieb:
"Alice im Wunderland" funktioniert für mich wegen Alice - dieses ehrliche Staunen, diese Naivität, diese Aufrichtigkeit, mit der sie diese Welt erlebt, macht (zumindest den Zeichentrickdisney, den ich in erster Linie kenne) so großartig - in Verbindung dann mit der verrückten Welt natürlich. :)

Interessant. Ich sehe es umgekehrt. Die naiven Fragen der Alice sind für mich der Trommelwirbel für die Auftritte der paradoxen Figuren. - Da ich mich aber auch viele Jahre als offen und vor allem an Ehrlichkeit interessiert sah, verstehe ich hoffentlich deine Antwort recht gut. -

Heute habe ich immer größere Schwierigkeiten mit dem Wort "Ehrlichkeit"... ich glaube, wir adeln als ehrlich all zu gern nur das , was uns angenehm ist... unsere eigenen Notlügen oder rhetorische Tricks verzeihen wir viel schneller als die der Anderen;) - Bei all diesen dialektischen Überlegungen entscheide natürlich auch ich mit dem Bauch, ob etwas ehrlich gemeint ist oder nicht. Aber vielleicht zieht mich in meinem intellektuellem Zwiespalt deshalb das Paradoxe mehr an als das Ehrliche.

mondluchs schrieb:
Mich zieht… hm, ich glaube die Ehrlichkeit an… das, was ich dahinter sehe. Man sagt mir, ich habe einen ganz guten Blick dafür… ich kann es nicht sagen. Vor allen, weil ich nicht in erster Linie drüber nachdenke - ich lasse alles auf mich wirken… aber mich zieht eher eine Band an, wo ich merke, dass für sie etwas dahinter steht, als jemand, der ganz aufgesetzt versucht, besonders verrückt zu sein oder so… aber das ist schwer so zu sagen, und natürlich absolut abhängig vom persönilchen Eindruck, den man mal bekommen hat…

Vielleicht hab ch einfach mit zu vielen Künstlern gearbeitet, die ich anfangs etwas naiv als ehrliche Typen sah. Später kamen dann die berufsbedingten Konflikte und mit denen wandelte sich mein Bild. Heute hat das Attribut "ehrlich" bei all der antrainierten Perfektion eines Künstlers eine untergeordnete Bedeutung. Vielleicht würde ich sagen, manche Künstler lassen mehr Platz für Spontanität als andere. - Wobei mich Künstler, die alles immer spontan rüber bringen wollen, oft wegen des Unausgereiften langweilen. Bin aber selber auf der Bühne eher spontan.

Ich schätze einige wenige Kollegen, die sich viel Zeit für ein Gespräch nehmen und sich vor einer kontroversen Meinung nicht elegant ab ducken. Aber diese Fähigkeit sieht man auf der Bühne nicht zwingend.

Aufgesetzt verrückt...hm... geht das? Ich empfinde Williamsbirne nicht gerade als Sponti. Aber als Sponti empfinde ich den Hutmacher in "Alice im Wunderland" auch nicht gerade. WB textet und noch mehr musiziert offensichtlich mit der Absicht, aus der Norm zu fallen. Die meisten wollen mMn eher die Besten im Normbereich sein.


Mondluchs schrieb:
Oh, und unsere Satire - die ist einfach drinnen bei mir. ;)

Hm... worin unterscheidet sich den deiner Meinung nach ein Hirsch oder Kreisler von einem randy Newman? - Oder meinst du mit "einfach drinnen" - Du bist so sozialisiert? Hast deren satire quasi mit der Muttermilch eingenommen, während man andere Satire als Erwachsener erst erobern muss?

Aber abschließend nochmals: ich entscheide wie jeder anderer spontan und ungerecht aus dem Bauch. Keiner hat Anlass, sich dafür zu entschuldigen!
 
@ Jongleur

Der größere Teil meiner Antwort wird sich vermutlich an Mondluchs richten, weil ich weitgehend mit Dir einer Meinung bin, auch, was diesen Punkt...
Ich will Dich animieren, einmal etwas länger als gewöhnlich MEINE Position einzunehmen. Auf dieser Position hast Du sicher auch schon gestanden, aber sie vielleicht recht schnell wieder verlassen.
...angeht. Das sehe ich als eine echte Herausforderung; vielleicht noch mehr als die, deutsche Texte zu schreiben und v.a. zu singen.

Deshalb vielleicht noch ein abschließendes Wort, warum ich das bunte Treiben in der Musik der Stille vorziehe (und vielleicht der Stille sogar mistraue). Ich lag gestern Nacht im Bett und dachte darüber nach, weswegen ich es kompliziert - oder besser komplex - mag. Die Nachbildung des Lebens war die eine Erklärung an der ich auch nach wie vor festhalte, denn ich habe nicht erst durch diesen Thread für mich selbst erkannt, dass dem so ist, sondern schon vor langer Zeit.
Aber die Frage nach dem Mistrauen gegenüber den einfachen Lösungen ließ mir doch keine Ruhe.

Und siehe da, ich erkannte tatsächlich etwas.

Ich verstand, das ich all das Überbordende, das an der Substanz des jeweiligen Musikstückes jedoch nicht wirklich etwas ändert, als eine Art Hebammenwerkzeug benutze, um im Hörer jene Empfindungen zur Welt zu bringen, die ich selbst automatisch auch bei einer abgespeckten Version hätte. Vielleicht mistraue ich also dem Hörer, dass er in dem Stück von selbst all das erkennen würde, was ich darin sehe / höre. Und erkennt er es doch - erkennen wir es also beide - dann steht plötzlich die Frage im Raum, wieso es dann nicht musikalisch umgesetzt wurde. Also kann ich auch gleich alles mit verwirklichen.



@ Mondluchs

zu Ehrlichkeit / Authentizität

Dass ich in der Musik 100% ehrlich bin, diesen Gedanken habe ich schon länger begraben. Ich bin heute schon froh insoweit authentisch zu sein, dass ich dass, was ich texte und komponiere, vor mir selbst als legitim rechtfertigen kann. Denn ich hatte (und habe teilweise bis heute) sehr lange mit der offenen Ablehnung durch die Familie zu kämpfen. Es ist fast unmöglich, aus diesem moralischen Verdun ohne Kriegsverletzungen herauszukommen. Wenn ich es nicht gelernt hätte, die Maskierung als obligatorischen Teil der Kunst anzuwenden, wer weiß...
Was nicht heißt, dass es keine ehrlichen oder authentischen Anteile in meinen Texten und der Musik gibt. Diese stehen immer zu Anfang. Aber dann beginnt die Arbeit und das Spiel mit den Möglichkeiten...

Die im Outro gesprochene Stimme ist zumindest von daher "authentisch", dass ich sie noch einmal neu eingesprochen habe als ich eine starke Erkältung hatte. Meine Stimme klang damals wirklich so. Und ich bin froh, die Gunst der Stunde genutzt zu haben, denn so gefällt es mir viel besser als vorher.


zum Text

Dann wollte ich noch ein paar Hinweise geben, woran man denn hätte erkennen können, dass die Frau eben keine Geheimagentin ist.
Neben dem Genannten ist es auch noch die Zeile, in welcher ER sie eine "unbelievable special agent shwobble-di-double" nennt.
Es gibt nun mal keine Geheimagenten mit der Dienstbezeichnung schwabbel-di-doppel ... meint also (ich hoffe man hat es verstanden), das alles, was an ihr doppelt in Erscheinung tritt, irgendwie schwabbelig ist. Daran wiederum sieht man, worauf ER fixiert ist. Und diese Fixierung steht (und kann es auch gar nicht) überhaupt nicht in irgendeinem Zusammenhang damit, dass hier irgendjemand ein Geheimagent ist. Ergo - vielleicht hat nicht nur SIE einen Sprung in der Schüssel - vielleicht ist auch einfach ER nur ein skurriler Witzbold, der Frauen allgemein gern "Geheimagentin" nennt - vielleicht weil er eine Vorliebe für solche Filme hat, weil er der Frau, die ihn fasziniert, damit noch zusätzlich etwas Verruchtes anheftet, weil er ihre "Agententätigkeit" darin sieht, dass sie ihre doppelt vorhandenen "Agentinnenwaffen" zum Einsatz bringt... oder was auch immer.

Ich kann aber verstehen, dass das alles nicht unbedingt sofort durch das Lesen des Textes offenbar wird. Aber es waren meine Gedanken beim Texten.

___________

Du hast nun noch einmal angedeutet, Dein widerstrebendes Empfinden könnte auch von einem konkreten Erlebnis herrühren. Das vermutete ich spätestens seit Du mit Großbuchstaben geschrieben anmerktest, Du WOLLEST es gar nicht verstehen.

Dann ist das eben so. Es herrscht ja kein Zwang zum Verständnis. Ich habe damit wirklich kein Problem und freue mich auf weitere Diskussionen.

@ JamBass
Bei "Kunst" ist es in meinem Verständnis nicht wichtig, was der "Künstler" wollte, sondern das, was der Hörende (oder Sehende) sieht oder versteht.
Nun, der Künstler will in der Regel, dass der Hörer das versteht, was der Künstler will. Oder halt - ich will nicht sagen "in der Regel". Doch zumindest für mich wäre es eine Enttäuschung, wenn es mir als Künstler nicht gelingen würde, dieses Verständnis beim Hörer hervorzurufen. Ich weiß, da gibt es auch den gegenteiligen Ansatz, der sicher genauso legitim ist.
Mozart hat als Kind alle Musiker - v.a. Komponisten - für die größten Zauberer gehalten. Und jeder Zauberer spielt mit den Erwartungen des Publikums. Er kann nur durch Überraschung faszinieren. Er muss also sehr planvoll und zielgerichtet vorgehen. Dem Zufall kann nur wenig überlassen werden - und dieses Wenige macht dann vielleicht die Spontaneität aus, die ihn menschlich oder authentisch erscheinen lässt.
 
Der Hörer hört nicht, was der Künstler irgendwann wollte. Der Hörer greift die Musik körperlich und emotional auf und stellt parallel dazu mit dem Verstand Spekulationen an.
Der Musiker kann zwar weitgehend, aber letztlich auch nur bedingt mit diesen drei Funktionen jonglieren.
Was das Verständnis angeht, das er auf den Text entwickeln kann, so ist der Hörer ein unbekanntes, von Strömungen beeinflusstes und indifferentes graues Nebelgebilde....
... solange er sich nicht wie hier dem Künstler gegenüber möglichst ehrlich äussert.
Wenn ich dies tue, dann ist es sinnvoller, von vorne herein auf zusätzliche Erklärungen deinerseits zu verzichten, denn die hat der Hörer nicht.
Eine Erscheinung von Menschlichkeit , Spontaneität oder Autentitizität gibt es nicht (mMn.).
Entweder sie ist, oder sie ist nicht. Der Zufall ist autentisch.
Meine Lieblingsmucke, Jazz oder Jazzrock - improvisiert, passt nicht so ganz in dein Erklärungs-Schema. Er ist spontan und menschlich obwohl er in großen Teilen planlos und nicht zielgerichtet anmutet.
Aber das führt von deinem Thema ab.

@Jongleur
;);)
 
Ich verändere mal die Reihenfolge der Zitate.
Meine Lieblingsmucke, Jazz oder Jazzrock - improvisiert, passt nicht so ganz in dein Erklärungs-Schema. Er ist spontan und menschlich obwohl er in großen Teilen planlos und nicht zielgerichtet anmutet.
Aber das führt von deinem Thema ab.
Nein - da komme ich erst richtig in Fahrt! :D

Ich hatte in einem anderen Thread schon einmal geschrieben, dass ich mich aus eben diesen Gründen seltener mit Jazz anfreunden kann. Das ist keine allgemeingültige Aussage. Nur von meiner Natur her neige ich eher zum Planvollen.

Eine Erscheinung von Menschlichkeit , Spontaneität oder Autentitizität gibt es nicht (mMn.).
Entweder sie ist, oder sie ist nicht. Der Zufall ist autentisch.
Stimmt. Und ich hatte es auch nicht so gemeint, dass das Spontane, Ehrliche immer nur spontan und ehrlich "erscheint", es aber nicht wirklich ist.
Was ich meinte war, dass das Spontane nie oder selten (im Jazz mehr als anderswo) völlig losgelöst vom Geplanten in Erscheinung tritt und dass das Gemenge aus beiden beides gegenseitig beeinflusst. Jedes verliert etwas von sich selbst, um etwas vom anderen anzunehmen.

Der Hörer hört nicht, was der Künstler irgendwann wollte. Der Hörer greift die Musik körperlich und emotional auf und stellt parallel dazu mit dem Verstand Spekulationen an.
Der Musiker kann zwar weitgehend, aber letztlich auch nur bedingt mit diesen drei Funktionen jonglieren.
Was das Verständnis angeht, das er auf den Text entwickeln kann, so ist der Hörer ein unbekanntes, von Strömungen beeinflusstes und indifferentes graues Nebelgebilde....
Das glaube ich nicht. Der Mensch lebt als Wesen in diesem Universum und ist körperlich den Naturgesetzen unterworfen, als auch seelisch / geistig den auf diesen Ebenen herrschenden "Gesetzen". Wenn man diese erkannt und verstanden hat, ist jeder Mensch nur noch bedingt ein "unbekanntes, von Strömungen beeinflusstes, indifferentes Nebelgebilde".
Werbung, Propaganda, Massenveranstaltungen - alle nutzen diese Art der Manipulation. Und es wirkt. Oder willst Du etwas anderes behaupten?
 
Da hast du recht.
Und eigentlich meinte ich genau das. Werbung, Propaganda, Massenveranstaltungen, Youtube, Facebook, Jugendsprache.
Du weisst nicht, wer er ist, was seine Peergroup hört, welchem Kulturkreis er eigentlich entstammt, ob er Städter oder Landei ist.
Willst du thematisch etwas transportieren, das nur eine kleine Zielgruppe anpeilt oder soll dein Inhalt möglichst breit verstanden werden.

Will man es philosophisch betrachten, so tendiere ich zu der Ansicht, dass der Mensch nur aus Innenwelt besteht und auf Schlüsselreize reagiert; - die der Musiker sehr wohl in deinem Sinne verantwortlich und sensibel zu benutzen hat; ganz deiner Meinung. ;)
 
Hallo Williamsbirne,


zu Ehrlichkeit / Authentizität

Dass ich in der Musik 100% ehrlich bin, diesen Gedanken habe ich schon länger begraben. Ich bin heute schon froh insoweit authentisch zu sein, dass ich dass, was ich texte und komponiere, vor mir selbst als legitim rechtfertigen kann. Denn ich hatte (und habe teilweise bis heute) sehr lange mit der offenen Ablehnung durch die Familie zu kämpfen. Es ist fast unmöglich, aus diesem moralischen Verdun ohne Kriegsverletzungen herauszukommen. Wenn ich es nicht gelernt hätte, die Maskierung als obligatorischen Teil der Kunst anzuwenden, wer weiß...
Was nicht heißt, dass es keine ehrlichen oder authentischen Anteile in meinen Texten und der Musik gibt. Diese stehen immer zu Anfang. Aber dann beginnt die Arbeit und das Spiel mit den Möglichkeiten...

Die im Outro gesprochene Stimme ist zumindest von daher "authentisch", dass ich sie noch einmal neu eingesprochen habe als ich eine starke Erkältung hatte. Meine Stimme klang damals wirklich so. Und ich bin froh, die Gunst der Stunde genutzt zu haben, denn so gefällt es mir viel besser als vorher

Ich lese interessiert mit und habe mir über diesen Text und deinen Wintertext schon unzählige Gedanken gemacht, keiner davon schien formulierbar. Mondluchs' Gedanken oben konnte ich aber zumindest verstehen und sie haben mir als Sprungbrett gedient für weitere Überlegungen. Die musikalische Umsetzung dieses Textes finde ich grandios, abwechslungsreich und überraschend, ich fühle mich auch nicht diskriminiert. Ich komme am Textende ins Trudeln und zwar so, dass ich das Lied im Radio wegdrehen würde. Auf einmal kippt das Lied für mich um und aus der wagemutigen Spielerei wird Spinnerei. Erst jetzt wird mir klar, dass ich das unbewusst auch an der Authentizität fest mache. Die Zeilen mit dem shwobble und sneedle und den nicht-schwulen Ärzten (so lese ich straight doctors hier) verdirbt mir das Stück, es beginnt zu gewollt cool und abgedreht zu klingen in meinen Ohren.

Nun lese ich was du über Ehrlichkeit/Authentizität schreibst und ich verstehe dich und deinen Song besser. Vielen Dank, dass du dich so "nackt" machst vor uns. Ich könnte mir vorstellen, deine Scheibe zu kaufen, um dich und deine Kunst zu unterstützen. Oft hören und vielleicht sogar mitsingen würde ich wohl eher nicht. Ich schätze ich hab nen Knall, wie deine Dame, Textstellen, die mich über-oder unterfordern, bereiten mir körperliches Unbehagen.

Viele Grüsse, Annette
 

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