Hallo und willkommen hier!
Ich unterrichte derzeit knapp 25 Schüler in der Altersklasse deines Sohnes und erfahrungsgemäß kann ich dir Folgendes mit auf den Weg geben:
Auch wenn das Schlagzeug in dem Sinne kein klassisches Instrument ist, hat es gerade heutzutage seine Daseinsberechtigung und sollte nicht unterschätzt werden. Grade was die Koordination angeht, tut das dem ein oder anderen Kind denke ich sehr gut. Auch wenn es sich nicht um ein Melodieinstrument handelt, gibt es Noten, die man lesen lernen kann - nicht, dass das ein Instrument "wertiger" machen würde, aber ich wollt's mal gesagt haben da viele Eltern oft das Gegenteil denken.
"Nur so verschiedene Rhythmen" ist in etwa gleichzusetzen mit der Aussage, dass man beim Klavier ja "nur so verschiedene Töne" spielt.
Das fängt an bei der Rhythmik (Notenwerte mit entsprechenden Pausen), verteilt auf die verschiedenen Komponenten des Schlagzeugs und angewandt in Grooves und Fill-Ins, geht über Improvisation hin zu einer Vielzahl an Stilistiken.
Mal abgesehen davon dass man mit diesem Instrument einen recht modernen Bezug hat, ist für viele Schüler vor allem eine anfangs sehr steile Lernkurve motivierend. Man braucht nicht erst irgendwelche Tasten oder Bünde auswendig lernen und man braucht auch erstmal kein großes Theorieverständnis.
Die meisten meiner Schüler haben nach ein, zwei, spätestens drei Stunden die ersten Beats raus, mit denen sie oft schon erste Lieder begleiten können; meistens sind das dann eben die eigenen Lieblingssongs, die sie aus dem Radio kennen.
Das bringt dann nebenbei noch den moderenen Bezug ins Spiel, den ich bzw. viele Schüler u.a. auch am meistens leider konservativen Musikunterricht in Tagesschulen vermissen.
Was die Anschaffung eines Schlagzeugs angeht, so hängt das in erster Linie vom Schüler ab. Überstürzen würde ich in dem Alter nichts und meistens schlage ich den Eltern für die ersten paar Monate vor, Sticks, Gehörschutz (für den Unterricht), und ein Practise Pad für daheim sowie eine kostenlose Metronomapp anzuschaffen. Ist relativ preiswert und wenn man nach einigen Monaten sieht dass der Schüler Spaß an der Sache hat und dabei bleibt, kann man sich mal auf die Suche machen.
Hier wiederum kann man nicht pauschal sagen was angeschafft werden sollte. Das hängt ja vor allem auch mit dem Budget zusammen, nicht zuletzt aber mit der Wohnsituation (A-Schlagzeug oder E-Schlagzeug?) und ich bin der Meinung, bevor der Schüler jahrelang nicht daheim üben kann (auch schon vorgekommen, in der Folge dann schlechte Fortschritte und weniger Langzeitmotivation), schaff man sich eben ein Billigset an.
Erfahrungsgemäß kommt man aber schon mit 300-500€ hin, wenn man gebraucht ein für den Anfang annehmbares Komplettset sucht. Bei E-Schlagzeugen tendenziell etwas mehr, aber alles im selben Preisbereich.
Wenn dein Sohn bisher keine Anstalten gemacht hat Klavier zu lernen und sich auch nicht für das Instrument interessiert, würde ich es ihm nicht aufzwängen wollen. Das ist meistens eher kontraproduktiv. Wenn er es nicht ausschließt, macht eben mal ne Probestunde in der örtlichen Musikschule aus. Wie schon gesagt: meistens kostenlos.
Ansonsten gilt das natürlich auch fürs Schlagzeug: Schaut mal, welche Lehrer/Schulen es in der Nähe gibt und macht Probestunden aus.
Ich hatte durchaus auch schon Probeschüler da, die nach kurzer Zeit festgestellt haben dass es nix für sie ist - die meisten bleiben aber erstmal dabei
Tl,dr (was schade wäre):
- Schlagzeug ist keine "Modeerscheinung" und es gibt vieles nützliches, das man aus dem Unterricht mitnehmen kann
- man hat durchaus einige Leben damit zu tun, wenn man das Instrument in allen Facetten kennen lernen möchte
- richtiger/passender Lehrer ist wichtig; Schnarchnasen, die erstmal monatelang nur "Kleine Trommel" üben lassen, würde ich vermeiden
- Anschaffung nach einigen Monaten sinnvoll, wenn sich abzeichnet dass der Sohn dabei bleibt. Kosten ca 300-500€