Russische Klavierschule nichts für Kinder?

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Hallo, ich bin ja schon groß;) aber beim Üben ist mir so der Gedanke gekommen, dass die russische Klavierschule für Kinder ein Graus sein muss.
Viele "molige" Stücke, wenig was dem Ohr schmeichelt. Bei vielen Stücken muss ich immer wieder hinschauen, ob ich auch wirklich die richtigen Tasten gegriffen haben. Da sind immer wieder Stellen drin, die richtig schräg klingen. Mein Klavierlehrer mag so was ja. Er komponiert auch selber und bewegt sich nach seiner Aussage häufig in diesem "schrägen" Bereich. Aber für mich klingt so was doch noch recht "anspruchvoll". Ich muss zugeben, dass sich da auch bei mir was tut. Das Ohr (eher Gehirn) gewöhnt sich daran und lernt so was zu akzeptieren, aber für Kinder dürfte so was nicht besonders motivierend sein.
Ich bin gerade bei Nr.72 Andante aus dem Streichquartett Nr. 6 von Franz Schubert und da bei der 2. Stimme. Beim ersten durchspielen musste ich ständig schauen, ob das auch wirklich so gemeint ist. Aber es ist nicht nur dieses Stück, gibt da so ein paar von.
Meine Flötenschule war da das ganze Gegenteil. Die war für mich als Erwachsenen schon recht "naiv". Aber für Kinder (die Zielgruppe von Flötenanfängern) gerade richtig.

Gruß Norbert
 
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"molige" Stücke ... aber für Kinder dürfte so was nicht besonders motivierend sein.

Warum?
In meiner Mundharmonikaschule habe ich auch einige Moll-Melodien eingestreut, damit die Hörgewohnheiten nicht einseitig auf Dur fixiert werden. Und was soll ich sagen? Genau die fanden die Kinder immer wieder am coolsten! Bislang habe ich in jeder Gruppe dieselbe Erfahrung gemacht und nicht nur da. Im Flöten- und Klavierunterricht auch. Kinderlieder-Dur-Gedudel ödet dagegen relativ leicht an, wenn man das nicht ganz geschickt verpackt. In der Pop- und Rockwelt findet man übrigens auch Titel in Moll oder Dorisch.

Gruß
Lisa
 
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Viele "molige" Stücke, wenig was dem Ohr schmeichelt.
genau das habe ich mir als Kind immer gewünscht. Stücke in Dur empfand ich immer als leer und flach. Berührt haben mich eher die melancholischen und wehmütigen Stücke. Das ist eben sehr individuell und nicht übertragbar. Deshalb sollte auch die Wahl der Klavierschule individuell sein. Die Russische Klavierschule bietet da übrigens eine gute Mischung für alle Geschmäcker, finde ich. (Abgesehen davon, dass sie sehr schön nach technischen Gesichtspunkten sortiert ist)

Das Problem mit der Schule ist eher, wie sie von manchen Lehrern benutzt wird. Nämlich als Notenlernschule, analog zu anderen "westlichen" Schulen, bei denen nach und nach der Tonumfang erweitert wird. So war diese Schule aber nie gedacht.

Man kann zum Beispiel das ukrainische Volkslied in a-moll (in meiner Ausgabe Nr. 57) mit einem durchschnittlich begabtem 8jährigem Schüler mit 2 Monaten Spielerfahrung innerhalb einer halben Stunde im Blindverfahren erlernen. Die Noten dienen dann nur noch dazu, zu Hause die Erinnerung aufzufrischen.
Würde man einem anderen Schüler - trotz mehr Erfahrung - das Stück zum selbstständigem Erlernen, also mittels Notenlesen aufgeben, würde er Wochen brauchen. Und sehr bald die Lust verlieren.
Das kann jeder nachvollziehen, dem zum ersten Mal eine Synkope (wie in dem ungarischen Volkslied in g-moll) auf dem Papier begegnet ist. Ein empathischer und aufmerksamer Schüler begreift mehr als das er versteht, wie sich eine Synkope anfühlt und anhört. Indem er dem Lehrer zuhört und ihn imitiert. Würde man eine Synkope vom Blatt lesen, müsste man zuerst verstehen, zählen und analysieren, spielen und dann erst - wenn überhaupt - begreifen.

Die Russische Schule richtet sich also nicht nur an jene, die auch mal gerne "Moll" spielen, sondern auch an die, die jenseits des Notenlesens lernen. Für die anderen gibt es andere Schulen mit einem anderen Zugang. Als Nebenschule für schöne kleine Stückchen taugt die russ.Schule aber immer, finde ich.
 
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Das Ohr (eher Gehirn) gewöhnt sich daran und lernt so was zu akzeptieren, [...]
Jop, und das ist zu jeder Zeit der entscheidende Punkt, und zwar auch dann, wenn wir nur hören und nicht selbst spielen. Was Kinder schön finden, kann man nicht an den Hörerfahrungen von Erwachsenen festmachen. Die landläufige Einteilung Dur=fröhlich/moll=traurig ist ja ebenfalls sehr willkürlich und wird von so manchen Stücken schwer Lügen gestraft.

(P.S. Übrigens nicht nur zu akzeptieren, sondern auch zu schätzen!)

Man muss sich außerdem klarmachen, dass unser besonders auf dem Klavier herrschendes 12stufiges Tonsystem (das seinerseits mit seinen gleichen Halbtonabständen einen Kompromiss darstellt) weltweit betrachtet nur eine von unzähligen Möglichkeiten ist. Die Melodien aus Indien, der arabischen Welt, dem Kaukasus, dem Altaigebirge oder von der Insel Bali funktionieren in völlig anderen Intervallsystemen, und mir ist nicht bekannt, dass sich die dortigen Kinder darüber beschweren.

Was für Melodien Kinder mögen und was für Klangwelten sie als »korrekt« erachten, bildet sich erst mit ihren Hörerfahrungen heraus. Dazu gehören die unterschiedlichsten Einflüsse, vom Wiegenlied der Eltern über das Spiellied im Kindergarten und die Melodien aus dem Radio bis zu den ersten Versuchen am Orff-Instrumentarium oder anderen Instrumenten. Deshalb ist auch die These, dass die Rufterz (eine kleine Terz abwärts) die Keimzelle kindlicher Melodik sei, wissenschaftlich absolut nicht haltbar. (Zumal derjenige, der diese These einst aufstellte, selbst den Kindern vorher solche Melodien vorgesungen hatte...)

Wir können also nie sicher sagen, welchen musikalischen Background unsere Schüler haben. Natürlich kann es sein, dass ein Kind bislang nur Durmelodien gehört hat und Mollmelodien zunächst als befremdlich wahrnimmt. Genauso gut könnte es aber sein, dass das Kind schon zu Brahms' Ungarischen Tänzen durch die Wohnung geturnt ist, und die lebensbejahende Energie dieser zum großen Teil in Moll geschriebenen Melodien in sich aufgesogen hat. Oder es kommt (hierzulande weniger wahrscheinlich, aber dennoch nicht auszuschließen) aus dem indischen Kulturkreis und hat schon zahlreiche Ragas gehört - einem solchen Kind muss unser Intervallsystem und unsere Rhythmik geradezu primitiv bis steril vorkommen.
[...] akzeptieren, aber für Kinder dürfte so was nicht besonders motivierend sein.
Was wie bereits dargelegt einzig und allein von den bis dahin gemachten Hörerfahrungen der Kinder abhängt, und die sind so unterschiedlich wie die Kinder selbst, weshalb man das so absolut nicht sicher sagen kann.
Ein empathischer und aufmerksamer Schüler begreift mehr als das er versteht, wie sich eine Synkope anfühlt und anhört. Indem er dem Lehrer zuhört und ihn imitiert. Würde man eine Synkope vom Blatt lesen, müsste man zuerst verstehen, zählen und analysieren, spielen und dann erst - wenn überhaupt - begreifen.
Ein enorm wichtiger Punkt, der leider von nicht wenigen Kollegen massiv unterschätzt wird. Leider wird in unserer Klavierunterrichtspraxis viel zu häufig gleich mit dem Notenlesen begonnen, bevor die Kinder überhaupt selbst Musik gemacht haben. Und das Wesen der Musik sind niemals die Noten, denn diese sind nur eine Codierung, die außerdem nur unsere abendländische Musik zufriedenstellend festzuhalten vermag. Das Wesen der Musik ist zuvorderst der Klang und die von ihm ausgelösten Emotionen.

Musik ist in dieser Hinsicht der Sprache sehr nah. Das Wesen der Letzteren ist die Kommunikation mit den Mitmenschen, und genau auf diesem Wege lernen Kinder sie auch. Wir sprechen schon mit Babys, bevor sie auch nur ein Wort verstehen können, aber bevor sie die ersten Worte lernen, begreifen sie schon die Sprachmelodie, den Tonfall, den Rhythmus und die Dynamik unseres Sprechens und die dadurch vermittelten Emotionen und Bedürfnisse - und damit einen elementaren Teil dessen, was das Kommunikationsmedium Sprache ausmacht.

Vor diesem Hintergrund halte ich persönlich es sogar für absolut abwegig, schon von Beginn an das Notenlesen trainieren zu wollen. Schließlich haben wir in der Regel schon 5 bis 7 Jahre sprechen gelernt, bevor wir die dazugehörige schriftliche Fixierung kennenlernen. Hat der zwischenzeitliche Mangel an Schrift uns in unserer Kommunikationskompetenz gehindert? Hindert uns unsere Fähigkeit, mit Sprache zu kommunizieren, dann etwa am Erlernen der Schrift?

Ich selbst unterrichte am Anfang grundsätzlich nach Gehör und nehme mir auch wirklich Zeit dafür. Nicht wenige Schulen weisen tatsächlich auch auf die enorme Wichtigkeit dieses Lernschritts im Vorwort hin und widmen ihm (wie die Russische) auch das erste Kapitel - das im Fall der RK wirklich so gedacht ist, dass der Lehrer dem Schüler die Melodien vorsingen und -spielen soll, und dieser sie dementsprechend nachsingt und -spielt, und zwar gleich in verschiedenen Tonarten, damit von Beginn klar ist, dass die schwarzen Tasten mit dazugehören und die Wiedererkennbarkeit einer Melodie nicht von absoluten Tönen abhängt, sondern von den Beziehungen der Töne untereinander.

Die Russische Klavierschule ist, wenn sie richtig gebraucht wird, um Längen besser als 80% der Schulen, die derzeit auf dem Markt sind. Nicht wenige Klavierschulen arbeiten nämlich sehr intensiv mit der sogenannten Zentraltonmethode (engl. middle c approach), bei der beide Daumen auf das c' gelegt werden und die ersten Melodien (häufig für sogar relativ lange Zeit) nur mit den Stammtönen gespielt werden, die von dort aus in Fünffingerlage erreichbar sind, nämlich diejenigen zwischen f und g'. Mal abgesehen davon, dass diese Fingerhaltung die Kinder in eine physiologisch absolut fragwürdige Zwangsjackenhaltung zwängt, das Repertoire an Melodien, die so spielbar sind, massiv einschränkt und die Melodien obendrein in eine für die meisten Kinderstimmen absolut besch****** Singlage versetzt, führt diese Methode in zahlreichen Fällen dazu, dass sich die Kinder hauptsächlich bis ausschließlich die Finger merken, die sie zu spielen haben, und weder auf den Klang, die Töne an sich noch auf die Logik der Anordnung der Töne auf dem Klavier achten. Man kann zwar theoretisch mit dieser Methode sofort mit Notenlesen beginnen, aber die Kinder lernen häufig die Noten als Codierung der Finger, und nicht als Codierung der Musik zu lesen. Später werden sie dadurch massiv behindert, ich habe in meiner noch jungen Klavierlehrerlaufbahn schon zahlreiche bedauernswerte Schüler übernommen, denen es sehr schwer fiel, aus dieser Denke wieder herauszukommen und ihre Ohren zu benutzen. Deshalb lehne ich die Zentraltonmethode rundweg ab, da sie für Kinder, die nicht durch ihren familiären Background musikalisch »geimpft« sind, eine massive Gehörsabotage darstellt.

Und müssen wir am Anfang auch unbedingt schon Notenlesen lernen? Sollten wir, um das Beispiel Sprache nochmal anzuführen, nicht erst einmal sprechen lernen, bevor wir uns an das Lesen machen?

Das von klangraumer genannte Beispiel der Synkope ist ein sehr gutes dafür, dass manche musikalischen Phänomene nach Gehör oft sogar viel leichter zu begreifen sind als durch Noten. Noch viel deutlicher wird das, wenn man Transkriptionen von Popsongs aus dem Radio liest, als Beispiel ist mir da in den letzten Monaten I see fire von Ed Sheeran begegnet. Der Rhythmus der Gesangslinie wirkt auf dem Notenblatt unglaublich kompliziert. Aber wenn wir den Song oft genug gehört und emotional in uns aufgenommen haben, können wir ihn trotzdem ohne Probleme mitsingen, wofür wir, wenn wir nicht gerade topfit in rhythmischer Notation sind, von Noten ein Vielfaches an Zeit benötigen würden.
 
Grund: Postskriptum nach dem ersten Absatz
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Hallo,
Danke für eure Ausführungen. Aber es würde mich doch interessieren, wie im Allgemeinen die Erfahrungen mit der russischen Klavierschule und Kindern sind. Es sind ja nicht nur die "molligen" Stücke, sondern auch die ganze Aufmachung. Es reiht sich einfach Stück an Stück mit ein paar trockenen Erklärungen dazwischen. Mir ist klar, die RK ist nicht für Autodidakten, sondern für den Klavierunterricht mit einem Lehrer gedacht. Aber trotzdem scheint mir die Aufmachung wenig nach neueren kinderpsychologischen Gesichtspunkten aufgemacht. Mir als Erwachsener kommt so was ja entgegen, aber eigentlich sollte man doch so früh, als möglich mit dem Klavierunterricht beginnen. Mit meinen 47 Jahren bin ich, glaube ich, doch ein wenig spät dran.
Gruß Norbert
 
Kinderpsychologische Gesichtspunkte - Von welchem Alter reden wir?

Es gibt Klavierschulen, die mit bunten Bildern oder Strichzeichnungen aufgepeppt sind und in denen Überschriften bzw. Titel über den einzelnen Stücken Stimmungsbilder erzeugen (sollen). Da auch bei Kindern die Geschmäcker grundverschieden sind, kann es passieren, dass diese Bilder und Überschriften von Kindern (8 - 10 Jahre oder sogar jünger) abgelehnt werden, während ältere sie nett finden oder sie ihnen egal sind und es ihnen mehr darauf ankommt, wie ihnen die Stücke gefallen und wie sie damit klar kommen, wenn sie vor lauter Schulaufgaben und anderen Interessen nur wenig Zeit und Konzentration zum Üben aufbringen (können). Die Klavierschule von Terzibaschitsch wurde erst vor wenigen Wochen irgendwo in diesem Forum wegen ihrer Aufmachung von jemandem sehr ablehnend (... rosa ... nichts für coole Jungs) erwähnt, was ihrem musikalischen Inhalt nicht gerecht wird.
Die neutrale Aufmachung (nicht nur) der Russischen Klavierschule gibt viel Interpretationsspielraum. Wenn man das als Lehrer fantasievoll nutzt, finden auch Kinder ihren Gefallen daran. Wenn ein Kind darauf steht, überlegt man mit dem Schüler zu jeder Musik z.B. ein passendes Bild, macht sich Gedanken darüber, durch was die Idee von diesem Bild erzeugt wird und (z.B. durch Artikulation) verändert werden kann ... Unterricht ist eben mehr, als nur ein Notenbuch aufschlagen und zu spielen, was da steht. (siehe oben #4 und andere Ausführungen hier im Forum). So wird jeder Lehrer mit der russischen Klavierschule andere Erfahrungen machen.
Neben den Klavierschulen gibt es dann auch noch Notenhefte, deren Inhalt unter einem bestimmten Motto steht und zum Thema passende Bilder enthält, die als Ideengeber bei der Interpretation gedacht sind. Auch hier wird man beobachten, dass dies sehr unterschiedlich von Käufern bewertet wird. Bei den einen löst es einen "Greifreflex" aus, bei anderen Ablehnung. Ein Thema, mit dem sich vermutlich Marketingstrategen auseinandersetzen.

Meine Strategie: Ich habe Klavierschulen in ganz unterschiedlicher Aufmachung hier liegen. Ich treffe eine für den jeweiligen Schüler sinnvolle Vorauswahl und probiere dann aus, welches Heft ihm zusagt. Das nehmen wir dann.
 
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Mit meinen 47 Jahren bin ich, glaube ich, doch ein wenig spät dran.

Für was? Unterricht, oder bunte Bildchen im Klavierheft? :)

Ich bin Deine Altersklasse und mir ist das eigentlich relativ egal, ob das Lehrmaterial teilweise mit bunten Luftballons oder rosa Elefanten verziert ist. Diese hatte ich früher schon mal gesehen...:D

Auch als Späteinsteiger geht es mit gutem Unterricht deutlich schneller und bequemer vorwärts.

Von daher...
 
Kinderpsychologische Gesichtspunkte
Sehe ich auch so, wobei man noch ehrgeizige Eltern hinzufügen muss. Manchmal (zu häufig) geben diese die Richtung vor. Meine Tochter hatte ein Jahr privaten Klavierunterricht ohne Noten. Davon profitiert sie motivationsmäßig noch immer, auch wenn man ihr derzeit im Klavierunterricht der Schule den Spaß zu verderben versucht. Hätte Sie mit einer "harten" Schule begonnen, wäre Klavier für Sie heute wohl kein Thema mehr.
 
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interessante Diskussion. Ich schreibe anfangs viele kinderlieder im fünftonraum auf, lasse recht bald das “bunte Drachen schaukeln im Wind“, Manfred Schmitz (akkord arpeggios) spielen, das auch die jüngsten schaffen durch handlungsanweisungen und was sehr motiviert weil's gleich klanglich was hermacht.

Als Schule finde ich die von Bettina Schwedhelm (Maus Band 2) gut, wer mag nimmt Band eins ohne Noten.

Das mit der russischen klingt jetzt aber auch gut. Bei der Zentraltonmethode war ich immer skeptisch und freue mich, hier eine kritische Haltung dazu zu lesen. Kommt aber bei Schwedhelm anfangs auch vor. Bei mir nicht schlimm, da ich ja viele Zusatzübungen aufschreibe.

Manfred Schmitz hat auch “klavier - die Schule für alle“ verfasst, hier finden sich viele Übungen zum freien spielen. Verwende ich aber auch nur auszugsweise.

Rico hat auch einen netten Ansatz. Verwende ich aber auch nur dosiert.



Auch das cherish Thema lernen bei mir schon die Jüngsten (wobei bei meinem Konzept Mindestalter sieben gilt)

Lese durch Recherche gerade gutes über die Schule von Erika Holzweißig
 
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Ich unterrichte seit 20 Jahren und habe von Anfang an (gerade auch bei den Kleinen) darauf geachtet, daß es ihnen Spaß macht. Fast jeder hat in seinem Umfeld Beispiele, wie man Kindern das Klavierspielen und die Musik vergrault. Die hören irgendwann auf und fangen z.T. nie wieder an zu spielen, auch wenn sie das manchmal hinterher bereuen. Die Kids kommen zu mir und wollen z.B. unbedingt die Titelmelodie von Fluch der Karibik spielen. Ich schreibe ihnen das auch anfangs noch in Tönen und nicht in Noten auf (das kommt etwas später) Die sind sehr stolz, wenn sie das spielen können. Warum soll ich ihnen das verwehren und sie mit Stücken belästigen, die sie überhaupt nicht mögen. Das kann nur demotivierend sein.
Natürlich macht das dem Lehrer mehr Arbeit. Es ist viel einfacher nach einer Schule vorzugehen, da hat man so gut wie keine Arbeit. Manche Lehrer sind auch der Ansicht, das nur die Klassik eine hochwertige Musik darstellt und vergessen dabei, das schon kleine Kinder sehr genau wissen, was sie mögen und was nicht. Ich sehe es so, das jeder Mensch ein Recht auf individuellen Geschmack hat und das respektiere ich, auch wenn ich manche Stücke schrecklich finde.
 
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Ich unterrichte seit 20 Jahren und habe von Anfang an (gerade auch bei den Kleinen) darauf geachtet, daß es ihnen Spaß macht. Fast jeder hat in seinem Umfeld Beispiele, wie man Kindern das Klavierspielen und die Musik vergrault. Die hören irgendwann auf und fangen z.T. nie wieder an zu spielen, auch wenn sie das manchmal hinterher bereuen. Die Kids kommen zu mir und wollen z.B. unbedingt die Titelmelodie von Fluch der Karibik spielen. Ich schreibe ihnen das auch anfangs noch in Tönen und nicht in Noten auf (das kommt etwas später) Die sind sehr stolz, wenn sie das spielen können. Warum soll ich ihnen das verwehren und sie mit Stücken belästigen, die sie überhaupt nicht mögen. Das kann nur demotivierend sein.
Natürlich macht das dem Lehrer mehr Arbeit. Es ist viel einfacher nach einer Schule vorzugehen, da hat man so gut wie keine Arbeit. Manche Lehrer sind auch der Ansicht, das nur die Klassik eine hochwertige Musik darstellt und vergessen dabei, das schon kleine Kinder sehr genau wissen, was sie mögen und was nicht. Ich sehe es so, das jeder Mensch ein Recht auf individuellen Geschmack hat und das respektiere ich, auch wenn ich manche Stücke schrecklich finde.

Hallo Jost!

Ich finde Deine Achtung den Kindern gegenüber sehr nobel. Ich bin ja auch eines dieser für's Leben Geschädigten. Dennoch denke ich, dass man bei den Kindern noch nicht von einem ausgeprägtem Musikgeschmack reden kann. Dieser entwickelt sich doch erst im Laufe des Lebens. Nimm mich z.B.: Ich bin mit Klassik aufgewachsen, habe sie schon als Dreijähriger begeistert gehört und sie hat mich auch bis heute stark beeinflusst. Zuhause wurde weder Jazz, welcher als Affenmusik bezeichnet wurde, noch Musik jüdischer Komponisten gespielt. Da war mein alter Herr sehr speziell. Später habe ich mich gezielt den in der Kindheit verbotenen Musiken gewidmet und möchte sie heute nicht mehr missen. Ich möchte nur sagen, dass wir Erwachsenen nicht davor zurück schrecken sollten, die Kinder zu formen und auch zu beeinflussen. Alles im menschlichen Rahmen. Ich hätte Dich auch gerne als Kind zum KL gehabt, nur hätte ich Dir sicher gar nicht sagen können, was ich will.

Andreas
 
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Hallo Jost!

Ich finde Deine Achtung den Kindern gegenüber sehr nobel. Ich bin ja auch eines dieser für's Leben Geschädigten. Dennoch denke ich, dass man bei den Kindern noch nicht von einem ausgeprägtem Musikgeschmack reden kann. Dieser entwickelt sich doch erst im Laufe des Lebens. Nimm mich z.B.: Ich bin mit Klassik aufgewachsen, habe sie schon als Dreijähriger begeistert gehört und sie hat mich auch bis heute stark beeinflusst. Zuhause wurde weder Jazz, welcher als Affenmusik bezeichnet wurde, noch Musik jüdischer Komponisten gespielt. Da war mein alter Herr sehr speziell. Später habe ich mich gezielt den in der Kindheit verbotenen Musiken gewidmet und möchte sie heute nicht mehr missen. Ich möchte nur sagen, dass wir Erwachsenen nicht davor zurück schrecken sollten, die Kinder zu formen und auch zu beeinflussen. Alles im menschlichen Rahmen. Ich hätte Dich auch gerne als Kind zum KL gehabt, nur hätte ich Dir sicher gar nicht sagen können, was ich will.

Andreas

Hallo Andreas,
erstmal danke für deine netten Worte. Mit dem musikalischen Geschmack hast du völlig recht, er entwickelt sich meist weiter. Das ist aber überhaupt kein Problem, denn die Schüler lernen ja das Instrument zu spielen und können die Stilistik jederzeit ändern. Bei uns zuhause wurde viel Klassik gehört. Ich weiß noch sehr genau den Moment als ich mit vier Jahren durch rumspielen am Radio die englische Hitparade hörte. Ich wollte nie wieder Flugkapitän oder sowas werden, ich wollte zu den Beatles oder Stones. Zwischen 12 und 18 kamen dann Hardrock, Fusion, Funk und auch Chill und Worldmusik dazu. Von der Klassik ist nur die sinfonische Dichtung und ein paar Preludien geblieben. Im Unterricht mache ich schon Klassik, aber die meisten Schüler wollen andere Schwerpunkte.
 
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Ich glaube, wir sind "Overtread" oder wie man das nennt. Wird sicher bald die Forumpolizei da sein. :(

Andreas
 
Wir sind gar nicht so weit vom Thema weg: Von der Eignung der Russischen Klavierschule für (kleine) Anfänger zu dem, wie man die Begeisterung der Kinder für Musik erhalten kann.

Vor längerer Zeit habe ich den Vortrag eines Lehrers über die "Karriere" der Schüler im Gymnasium gehört. Er stellte es so dar, dass die Schüler mit viel Motivation ankommen, die sich dann über die Jahre wie ein Treibstoff verbraucht und lustlose und desillusionierte Abiturienten zurück lässt. Ich konnte nur mit dem Kopf schütteln. Dass die Schule aktiv Motivation vernichtet, war dem guten Mann noch gar nicht aufgegangen.

Deshalb gefallen mir die verschiedenen Ansätze in dieser Diskussion, wie man auf vorhandener Motivation aufbauen und Freude am Spiel vermitteln kann.
 
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Danke McCoy, ich finde die Moderation hier im Forum sehr gelungen. Hier wird Augenmaß bewiesen. In vielen anderen Foren wird entweder rigoros eingegriffen oder Alles laufen gelassen.
Allerdings haben wir hier ein sehr "gesittetes" Publikum. Es zeigt sich auch hier, was alles Positives über Musik und deren Einfluss auf den Menschen gesagt wird.

Gruß Norbert

PS: Das war jetzt aber wirklich OT
 
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... solange hier mit Spaß zum Thema Klavier und Klavierpädagogik diskutiert wird ... :)
... und alsbald zum eigentlichen Thema zurück gefunden wird.
Wenn sich ein "Seitenstrang" auftut, kann man den ja auslagern. :)

Apropos "auslagern".
Auf der Musikmesse sprach ich mit Verlegern über generelle Konzepte von Instrumentalschulen.
Ich habe den Eindruck, dass in so manchen (! nicht allen) neuen Instrumentalschulen im Vergleich zu den alten kompakt und nüchtern gestalteten Heften weniger Inhalt auf mehr Platz verteilt wird. Das habe ich kritisiert. Die Antwort darauf hat mich nicht gewundert.
Ich fasse die mal so zusammen: es ist eine Politik der kleinen Häppchen, anfüttern und dann für jeden Hunger das passende anbieten.
So enthalten "Haupthefte" lediglich das methodische Gerüst bzw. die wichtigsten Arbeitsschritte und wenn man an eine Stelle kommt, die intensiver geübt werden muss, greift man zu den Ergänzungsheften.
Dass viele dünne Hefte unterm Strich teurer sind als ein paar dicke wird von den Kunden anscheinend in Kauf genommen. Wie groß der Vorteil dieses Systems ist, hängt einerseits vom Schülertyp und andererseits vom angebotenen Material ab.

Auch die alten Klavierschulen setzen darauf, dass der Lehrer sich nicht allein auf eine Schule verlässt, sondern sie den Anforderungen seiner Schüler entsprechend angemessen ergänzt. Diese Ergänzungen müssen bei Kindern anders aussehen, als bei Erwachsenen. Und heute sehen sie anders aus als früher, weil die Kinder mit völlig veränderten Medien aufwachsen.
Die russische Schule ordne ich da so ein:
Schulen wie die "russische" bieten ein umfassendes Konzept, mit viel Übungsmaterial, das ohne "optischen Firlefanz" dargeboten wird und vom Schüler erwartet, dass er regelmäßig und effektiv mitarbeitet. Wenn er das tut, kommt man im Stoff zügig voran. Vom Lehrer erwartet diese Schule wie jede andere Klavierschule auch, dass er erkennt, wann er einen auf den Schüler abgestimmten Abstecher einbauen muss. Einem Autodidakten fehlt dafür (also dies zu erkennen und das richtige Ergänzungsmaterial zu finden) zunächst einmal das Wissen und er muss sich mühsam Hinweise auf ergänzendes Notenmaterial zusammensuchen.

@flautino musikus
Suchst Du nach konkreten Beispielen, wie man Kindern die russische Klavierschule schmackhaft machen kann oder suchst nach ergänzendem Material, dass gleichermaßen für Kinder wie Autodidakten geeignet ist?

Gruß
Lisa
 
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Ich schreib den Schülern auch viele populäre Sachen als Lead sheet auf. Vorschläge kommen aber mehr und mehr von mir, da sie das meistens mögen

und bei den eigenen Vorschlägen oft selbst schnell merken, dass sie einfach doof nachzuspielen sind (rap und sprechgesang, ich schreib dann höchstens die akkorde des backings auf oder ein leitthema, fill-in-vorschläge oder refrain)

Durch Klavierdemos bei den dpianos kam jetzt aber zum Beispiel auch der Vorschlag frensh suite no 6 von einer Schülerin. Ein befreundeter Kantor lieh die Noten und sie erarbeitet es allein (!)
 
Als ich den letzten Post schrieb, fragte ich mich das auch.
Ich denke, hier sollten wir ganz konkret bei der russischen Schule bleiben.
Etwa in diesem Sinne:

@flautino musikus
Suchst Du nach konkreten Beispielen, wie man Kindern die russische Klavierschule schmackhaft machen kann oder suchst nach ergänzendem Material, dass gleichermaßen für Kinder wie Autodidakten geeignet ist?

Die allgemeine Diskussion würde ich "drüben" weiterführen.

Gruß
Lisa
 

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