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broeschies
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Wenn ich in der Nullstellung der Lunge anfange, wie soll ich denn dann die Luft mal eben so verlieren können? Das Zwerchfell ist völlig entspannt dabei. Ich "drücke" lediglich die Luft mit der Ausatemmuskulatur aus der Lunge, kein "Weithalten" des Brustkorbs, kein "Stöhnen". Wie gesagt, wenn man nicht in der Nullstellung anfängt braucht man zwangsläufig die Einatemmuskulatur um wirklich kontrolliert ausatmen zu können, das ist was anderes. Sieh es mal so:Einspruch. Bei der kontrollierten Ausatmung ist die Muskulatur sehr wohl aktiv. Ist sie das nicht, machst du nur einmal "hach!"
- Bei einer entspannten Atmung ist die Ausatemmuskulatur normalerweise passiv, d.h. ich atme ein (Einatemmuskulatur spannt an) und lasse die Luft ausströmen durch langsames Abspannen dieser Muskulatur. Die Kontroller erfolgt durch graduelles Abspannen der Einatemmuskulatur. Der Atemstrom kann hier aber nur verlangsamt werden, der Druck kann nicht verstärkt werden.
- Bei der Übung, die ich beschrieben habe ist die Einatemmuskulatur passiv und nur die Ausatemmuskulatur "drückt" die Luft aus der Lunge. Die Luft tritt eben nicht bei Abspannung "von alleine" aus, weil die Lunge ja in der Nullstellung war. Wenn man nach diesem Vorgang abspannt, fließt die Luft wieder in die Lunge zurück. Manche nennen das "passive Einatmung" (gibt's glaub ich sogar hier in der Atem-FAQ). Die Kontrolle erfolgt durch konstantes Anspannen der Ausatmer. Diese Koordination hat immer einen gewissen Druck (nicht sehr hoch, nicht sehr tief), kann aber die Geschwindigkeit des Atemstroms nicht regulieren. Wird er zu schwach/langsam knattert die Stimme. Zu stark ist wie gesagt sehr schwer von der Nullstellung ausgehend.
Beide diese Vorgänge können "kontrolliert" ablaufen, durch jeweils graduelles An- bzw. Abspannen der Muskulatur. Der entscheidende Punkt ist aber, dass in beiden Fällen nur eine der beiden Muskelgruppen benutzt wird.
- Bei der "echten Stütze" werden beiden Gruppen gleichzeitig benutzt, und genau das macht die Koordination deutlich schwieriger als "kontrolliert atmen". D.h. es wird ein Druck aufgebaut mit der Ausatemmuskulatur und ein Gegenzug erzeugt mit der Einatemmuskulatur. Dadurch kann man eine Phonation mit hohem Druck, aber langsamer Fließgeschwindigkeit erreichen und hat damit die höchstmögliche Flexibilität, die man beim Singen eben braucht, um verschiedene Dynamiken und Modi bedienen zu können.
Da die meisten Leute aktiv Einatmen (erste Koordination) braucht man schon zum normalen Sprechen eine leichte Stütze. Deshalb ist das auch in der Sprechtherapie relevant.