[REVIEW] Universal Music Co. - Model 1000 (Stradivari Copy) inkl. Mods

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Universal Music Co. - Model 1000 (Stradivari Copy) inkl. Mods​

GeiGit's neue A-Geige - ein eBay-Schnäppchen mit ungeahnten Möglichkeiten!​

Vorgeschichte​

Der aufmerksame Musiker-Board-Leser ist sicherlich schon irgendwann mal über ein Review, oder einen Workshop von mir gestolpert.
Ich bin leidenschaftlicher Musiker und Bastler und versuche mein Equipment für mich optimal zu gestalten. So kommt es immer wieder zu eigenwilligen Konstruktionen und deren Dokumentation hier im Musiker-Board, da ich es einfach liebe diese Lösungen mit euch zu teilen. Ich probiere die Inspirationen die ich bekomme einfach gerne aus und bin immer wieder selbst überrascht, welche Dinge dabei heraus kommen.
Als Jugendlicher hatte ich mich zwar getraut zwei E-Gitarren zu bauen, aber hatte vor jeglicher Manipulation meiner "teuren" Geige einen großen Respekt, der mir von meinem Opa (einem Berufs-Geiger in Rente) eben auch so vorgelebt wurde.
Trotzdem hatte ich mich 1991 getraut zwei Tonabnehmer zwischen Steg und Decke meiner Geige zu klemmen und führte deren Kabel zum Halter der Kinnstütze, unter den ich ein Blech klemmte in welches ich eine Buchse geschraubt hatte. An der Geige war also alles absolut reversibel geklemmt und angebunden und nur an die Schulterstütze schraubte ich dann eine Buchse und ein Volumenpoti (siehe Review). Ich ging also kleine, zaghafte Schritte, ließ aber die Finger von wirklichen Modifikationen.
Als ich dann mit einer E-Geige liebäugelte und schließlich eine in eBay erstand, hatte ich anfangs eigentlich nicht vor sie zu modifizieren. Aufgrund ihres geringen Preises lag die Schmerzgrenze allerdings viel tiefer und ich setzte die Ideen Schritt für Schritt um. Den Bericht dürft ihr gerne hier lesen: klick.

Als ich dann erfuhr, dass sich eine eigentlich anstehende Reparatur an meiner akustischen Geige nicht mehr wirklich lohnt, da ihr Wert durch diverse Dinge einfach zu niedrig geworden war und es mittlerweile auch gute Geigen schon recht günstig gibt, sank auch bei ihr die Schmerzgrenze diverse Dinge zu optimieren und auszuprobieren.
Also bekam sie eine neue Kinnstütze unter die ich eine 6,3mm-Buchse montierte, ein anklemmbares Mikro mit Funksystem, einen neuen Saitenhalter mit Feinstimmern und als Krönung zuletzt noch ein "Lanzenmikrofon".
Nun war sie im Einsatz durchaus praktischer, konnte besser verstärkt werden, klang gut, war aber leider immer noch schwer zu spielen, da die Saitenlage (schon seit Mitte der 90er) viel zu hoch war.
Ich überlegte immer wieder, ob ich das Griffbrett selbst entfernen, einen größeren Keil unterleimen und ein neues Griffbrett aufleimen, oder ob ich vielleicht ein echtes "Neckreset" (Video1, Video2) durchführen sollte?
Aber irgendwie hatte ich vor beidem einfach Respekt und die Befürchtung, dass sich der Klang ändert, oder dass ich genau dann meine akustische Geige brauche, wenn ich die Reparatur begonnen hätte und sie dann nicht einsetzbar wäre.
Eine Reparatur durch einen Geigenbauer lohnt sich bei dieser Geige leider nicht, das hatte ich schon bei zwei Geigenbauern in Erfahrung gebracht.

Ich wünschte mir ab 2016 alle Jahre wieder beim Weihnachtsgewinnspiel eine Geige
:m_vio2:
(2016, 2017, 2018, 2019, 2020)...
:nix:
, aber das sollte wohl auch nicht die Lösung sein, also spielte ich eben die Geigen die ich habe und arrangierte mich damit.

Mein Problem: Die unterschiedliche Mensurlänge meiner Geigen​

Wenn ich von der E- auf die A-Geige wechselte hatte ich immer Anfangschwierigkeiten mit der Intonation. Die legten sich natürlich nach einiger Zeit wenn sich die Finger an die Geige gewöhnt hatten. Ich dachte Anfangs es läge eben daran, dass ich die Geige wieder in die Hand nahm, aber als ich feststellte, dass es genau dann besonders stark war, wenn ich von einer auf die andere Geige wechselte, wollte ich der Sache auf den Grund gehen und kontrollierte mal die Mensur, also die Saitenlänge. Sie war bei meiner E-Geige 327mm, also sehr nahe an dem Standard-Wert für eine 4/4-Geige von 328mm. Bei meiner A-Geige war sie jedoch nur 320mm, also ganze 7mm kürzer. Das war dann eher ein Zwischending zwischen 3/4- und 4/4-Geige. Das war also mein Problem! Ich musste bei jeden Geigenwechsel den gewohnten Fingerabstand anpassen. Mich, bzw. meine Greifpositionen also neu "eichen".
Bei meiner E-Geige konnte ich an der Mensur nichts ändern. Durch die Kunsttoffwanne, in der der Steg auf dem Piezo steht und die Fräsung für die Wanne in der Decke, war der Steg fix.
Bei meiner A-Geige konnte ich ihn aber ebenfalls nichts ändern, da der Steg ja exakt auf einer gedachten Linie zwischen den inneren Kerben der F-Löcher stehen soll. Wenn man davon abweicht, ändert das den Klang der Geige total!
Ich konnte ihn zwar auf 323mm erhöhen, aber mit der restlichen Differenz musste ich mich einfach arrangieren.
Rein von der Saitenlage und der Mensurlänge spielte ich viel lieber auf meiner E-Geige. Vom Klang her gefiel mir aber die A-Geige doch etwas mehr und der "Monitor direkt am Ohr" ist in mancher Situation einfach ein klarer Vorteil für die Intonation.
Somit war für mich klar, dass ich zumindest die Mensurlänge nicht mit einem Neckreset, oder einer Unterkeilung des Griffbretts ändern könnte. Da sie mich jedoch am meisten störte ging meine innere Tendenz dann doch eher Richtung "neue A-Geige".

Weitere Reparatur-Überlegungen​

Vielleicht würde auch ein Austausch des Halses mit Griffbrett hier die Möglichkeit bieten die Mensurlänge näher an die 327mm zu bekommen?
Ich suchte auf eBay schließlich Hälse, oder komplette Geigenbausätze, aber irgendwie kam ich auch da nicht weiter.
Ich brauchte vielleicht mehr Übung im Geigenbau um zu lernen wie man einen Steg sauber anpasst, oder eine Stimme versetzt. Also kam eines Morgens unter der Dusche die Eingebung: Kauf dir doch eine billige Geige und probiere die Dinge dann mit ihr aus?
Somit machte ich mich auf eBay auf die Suche nach einer günstigen und guten 4/4-Geige.

Eine 4/4-Geige in eBay: Universal Musical Instrument Co.,Inc. - Stradivari Copy Model 1000​

Schließlich stolperte ich bei dieser Suche über eine Geige mit sehr spärlicher Beschreibung, aber schöner Farbgebung die mir irgendwie ins Auge sprang. Ich speicherte mir den Link, vergas die Geschichte aber wieder für ein paar Tage, da ich viel um die Ohren hatte.
Als ich dann erneut den Link am Freitag, den 11.11.2021 in meiner Frühstückspause öffnete, sah ich, dass die Versteigerung um 20 Uhr enden würde.
Und es hatte immer noch niemand etwas geboten! Da stand immer noch der Anfangspreis von 107€. Und es gab auch keine Beobachter.
Ich schaute mir nochmals alle Bilder an und vermutete eben, dass durch die spärliche Beschreibung und die Tatsache, dass ein Piezo-Sensor und dessen Klinkenbuchse auf die Decke geklebt waren, der eine oder andere lieber die Finger von dieser Geige lassen wollte. Wer weiß wie gut das Ding da wieder runter geht?
Außerdem fehlte die Kinnstütze.
Das waren für mich aber beides keine Gründe. Im Gegenteil. Der Sensor wäre eine willkommene Dreingabe und meine alte Kinnstütze lag ja noch in meiner Schublade. Also beschloss ich mit meiner Frau gemeinsam beim Abendessen die Geige in eBay zu beobachten.
Ich setzte mir ein Limit von 150€ und wir waren erstaunt, dass sich auch in den letzten Minuten nichts bewegte.
Also beschlossen wir die 150€ 30 Sekunden von Ende zu setzen und dann zu schauen was passiert.
So machten wir es dann auch - und ersteigerten die Geige tatsächlich für den Mindestpreis von 107€!
Niemand anderes hatte Interesse. Wir waren der einzige Bieter.
Krasse Sache!
:juhuu:

Hier das eBay-Angebot: Klick und ein paar Bilder des Verkäufers
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Warten und geduldig sein​

Es folgte eine lange Zeit der Geduld, da Tag für Tag verging, ohne dass die Geige per DHL geliefert wurde. Am 18.11.2021 schrieben wir den Verkäufer an, was den los sei und ob er uns eine Sendungsnummer habe? Die bekamen wir dann auch. Er hatte die Geige am Vorabend erst aufgegeben.
Egal. Sie war nun zumindest unterwegs.
Am Freitag, den 20.11.2021 kam dann Abends schließlich ein großer, leichter Karton per DHL in's Haus! Halleluja!

Unboxing​

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Ich machte kurz ein Bild und öffnete dann behutsam den Karton. Als ich den ersten Deckel geöffnet hatte, sah ich, dass ein zweiter Karton im ersten sehr passgenau drin steckte. Ich öffnete ihn und fand darin sehr gut gepolstert die Geige in einer Plastiktüte. Wahrscheinlich hatte der Verkäufer erstmal ne Weile gesucht, biss er solch einen Karton und das Auspolsterungsmaterial zusammen hatte. Ich packte sie vorsichtig aus und sah, dass der Steg für den Transport entfernt worden war. Also schaute ich, ob die Stimme noch stand, da sie natürlich durch den Transport ohne die Saitenspannung bei "härterer Gangart" durch den Zusteller umfallen könnte. - Aber sie stand noch! Gott sei dank!
:juhuu:

Ich klopfte Decke und Boden ab und schaute die Geige genau an. Ich konnte keinen Riss finden. Alles schien in Ordnung!
Also packte ich den Steg aus der Serviette aus, stelle ihn auf die gedachte Linie zwischen die inneren Kerben der F-Löcher, legte die Saiten oben in die Kerben und stimmte Saite für Saite langsam hoch. Dabei musste ich den Steg natürlich immer wieder senkrecht stellen, da er sonst immer mehr Vorlage bekommen hätte und umfallen könnte. Wenn dann der Feinstimmer unter dem Saitenhalter mit Wucht auf die Decke knallt, kann diese sehr schnell einen Riss bekommen.

Die ersten Töne​

Ich stimmte die Geige und spielte ein paar Läufe auf ihr. Sie war leise, etwas nasal, hatte wenig Bässe und meine Frau meinte nur: "Da musst du aber einiges dran machen, damit die gut klingt!" und sie hatte ja recht. Ich spielte zum Vergleich ein paar Töne auf meiner alten A-Geige und der Unterschied war echt deutlich!

Potential​

ich legte alle Geigen erstmal wieder weg und wir aßen zu Abend. Dabei ließ ich in Gedanken nochmal alles Revue passieren:
-Sie hatte keinen Riss
-Sie war etwas anders, aber soweit gut gebaut
-Sie sah gut aus
-Der Steg war zu hoch und überhaupt nicht richtig optimiert. Man hatte ihn eben halbwegs an den Füßen angepasst, aber mehr auch nicht.
-Die Stimme stand an einer deutlich anderen Stelle als bei meiner A-Geige
-Rein vom Geräusch des Abklopfens her, war der Klang gar nicht so unterschiedlich zu meiner A-Geige

-> Es gab jedenfalls einiges positives und auch augenscheinliches Optimierungspotential

Der verbaute Piezo-Tonabnehmer: Boston TD-10​

Am nächsten Tag war Samstag und ich hatte Nachmittags etwas Zeit um mich mit der Geige weiter zu beschäftigen.
Als erstes schaute ich mir den Piezo-Tonabnehmer genauer an. Es war ein Boston TD-10-CJ. Ich prüfte wie fest er wohl verklebt sei, da in der Original-Beschreibung des Tonabnehmers im Internet stand, dass er mit einer speziellen Klebefläche versehen sei und sich problemlos ablösen lassen sollte, ohne den Lack zu schädigen.
Bei dieser Prüfung löste sich erstmal seine schwarze Abdeckkappe und es kam ein offener Standard-Piezo zum Vorschein.
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Ich schob die Klinge meines Taschenmessers von der Kabelseite her unter den Piezo und wunderte mich, dass er wohl nur zur Hälfte mit einem doppelseitigen, gepolsterten Klebeband festgeklebt war. Somit konnte er ja mit der freien Seite munter gegen die Decke klappern. So wollte ich ihn auf keinen Fall montiert lassen, also drehte ich die Klinge sanft nach oben. Er löste sich nur sehr schwer und ich war mir echt nicht sicher, ob das das Originalklebeband war. Gott sei Dank habe ich mit dem Ablösen solcher Kleber schon viel Erfahrung und bekam ihn nach einigen Minuten konzentrierten Agierens komplett entfernt ohne die Decke zu beschädigen.
Auch das doppelseitige Spiegelklebeband unter der Buchse ließ sich entfernen und abreiben.
Die Klebereste radierte ich mit einem weißen Edding-Radierer und half auch immer wieder zwischendurch mit etwas "Viol" auf einem Baumwolllappen nach.
Nach einer halben Stunde war von der Montage fast nichts mehr zu sehen.
:juhuu:

Dann schaute ich mir den Piezo nochmal genau an.
So wie es aussah, war der Massekontakt gut auf die Messingscheiben gelötet. Der Innenleiter war oben in der Mitte auf die versilberte Keramikoberfläche des Piezokristalls aufgelötet und mit einem Tropfen Heißkleber gesichert. Als ich diese Verklebung kontrollierte, löste er sich fast von selbst. Aber das war kein Problem. ich wollte ihn sowieso etwas versetzen um später das Stegfüßchen mittig auf dem Abnehmer platzieren zu können.
Nun nahm ich einen Schleifschwamm und schliff die Messing-Platten des Piezos beidseitig blank und verrundete dabei auch deren Kanten. Dann kürzte ich die Litze etwas, isolierte sie ab, verzinnte die Piezofläche und die Litze und lötete sie wie gewünscht am Rand an.
Ich testete den Piezo an meinem Verstärker und war happy, dass er funktionierte. Er war jetzt bereit um ihn später provisorisch unter eines der Stegfüßchen zu klemmen.
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Optimierung des Steges​

Nun war es Zeit sich mit der Optimierung des Steges auseinander zu setzen.
Er war ja zu hoch und hatte einiges an Masse, die natürlich den Sound leiser und nasaler machte - ähnlich wie ein Dämpfer.
Manches wusste ich schon von diversen Internetseiten und hier aus dem Board (z.B. von hier) Und ich hatte mich ja schon 2014 bei der Optimierung meiner E-Geige intensiv mit dem Stegbau beschäftigt und einen ganz speziellen Steg gebaut:

Der Klang​


Ab 11.10.14 beschäftigte mich das Thema sehr intensiv, ich schaute mir verschiedenste Stegformen an, verglich sie, laß darüber, was für Klangbeeinflussungen passieren, wenn man welchen Teil des Steges verschlankt usw.

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Auch die Infos über den D.A.C-Steg, wo dessen Vorteile liegen, dass er heller klingt, mehr Höhen durchlässt, dass der Steg der Übertrager zwischen Saite und Korpus ist, dass er unterschiedliche Frequenzen stärker, oder schwächer dämpft, da er nicht bei jeder Frequenz gleich steif ist und bei unterschiedlichen Frequenzen unterschiedlich stark schwingt, dadurch auch Kurvenverschiebungen entstehen usw. das wusste ich vorher nicht.
Dass die Geigendecke ebenfalls nicht bei jeder Frequenz gleich stark schwingt und dementsprechend nicht jede Frequenz gleich laut an die Luft übergeben wird, das wußte ich schon vorher.
All das hat mir geholfen zu verstehen, dass an der Position des Piezos zwischen Steg und Geigendecke eben nicht genau der Klang der Geige abnehmbar ist, sondern ein "Zwischenprodukt".
Das erste "Problem" der E-Geige ist die fehlende Deckenschwingung und dadurch die "härtere Aufhängung", wenn man es mit einem Komfort- und Sportfahrwerk vergleichen will.
Das zweite "Problem" ist die höhere Lautstärke und die ausgerichtetere Übertragung der Höhen durch die PA-Lautsprecher.

Ein Beispiel: Eine Solisten-Violine muss sich gegen ein Orchester durchsetzen können. Sie muss also lauter und pregnanter sein und wird deshalb oft im Höhenbereich "effektiver" eingestellt. Sie produziert also mehr Höhen und klingt für den Spieler am Ohr eher schrill wie wohlklingend. Der Klang geht halb Richtung Konzertsaaldecke und halb Richtung Publikum. Da die Höhen aber in der Luft stärker abgedämpft werden, wird der Klang bei größerem Abstand weicher und ausgeglichener.
Bei der E-Geige ist das anders: Die PA-Lautsprecher sind lauter, übertragen die Höhen geradliniger Richtung Hörerohr und brauchen deshalb weniger "Schrillheit" von der E-Geige. Wir müssen also eher weniger Höhen auf den Weg schicken und diese am besten schon im Steg, dem hölzernen "Equalizer", rausdrehen.
Trotzdem schaute ich mir ein paar YouTube-Videos an um wieder im Thema zu sein und zu sehen wie man das macht.
Dabei ermittelte ich den normalen Saitenabstand am Ende des Griffbretts und merkte, dass ich bei der G-Saite statt den angestrebten 4,5-5mm etwa 9mm und an der E-Saite 7mm statt der angestrebten 3,5mm hatte.
Außerdem war der Steg falsch herum aufgestellt und auf beiden Seiten oben verjüngt. nicht nur auf der Griffbrett-Seite.
Da gab es einiges zu tun!
Ich erstellte mir einen Schnitzer aus einem alten Küchenmesser und baute aus einer Leiste und einem Brettchen einen Anschlag gegen den ich den Steg drücken konnte wenn ich ihn mit einem breiten Stechbeitel in der Dicke verjüngte.
Was nun folgte war ein Herantasten mit immer mehr Zuversicht und Sicherheit im Umgang mit den Werkzeugen. Leider konnte ich keine Bilder davon machen, aber ich brauchte beide Hände zum Arbeiten. Somit gibt es nur ein Endergebnis.
Ich zeichnete mit einem Bleistift die Kontur des Griffbrett-Endes in Verlängerung desselben auf den Steg, errechnete die Differenz aus gewünschtem Saiten-Abstand und Bleistiftradius und schnitzte eine für mich passende Kontur des Stegs, die auch wiederum an die Kontur der E-Geige angepasst war. Von ihr hatte ich ja den ersetzten Originalsteg und konnte mich an ihm orientieren. Auch den Saitenabstand und deren Positionen konnte ich dort abnehmen.
Ich schnitzte die Fußauflagen passend zur Decke, passte die Brückenhöhe der Korpuskontur und der Vorlage des gut angepassten Steges meiner A-Geige an, vergrößerte leicht die Augen und die Flügelbreite und verjüngte den Steg auf der Griffbrettseite.
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Nachdem ich dann alle Kanten noch gebrochen hatte, sah der Steg schon viel eher nach einem "angepassten" Steg aus.
Nun stellte ich ihn auf der Linie zwischen den inneren Kerben der F-Löcher auf, stimmte die Saiten und kontrollierte den Saitenabstand am Ende des Griffbrettes: Es waren 5mm bei der G- und 3,7mm bei der E-Saite! Eine Punktlandung! ich war begeistert!

Erste Töne nach der Optimierung​

Als ich die Geige nun spielte, war sie deutlich lauter und hatte einen viel offeneren Ton! Sie war fast schon aggressiv aber es ging in die richtige Richtung!
Nun kontrollierte ich die Mensur und stellte fest: Es waren 330mm - echt krass! So stark schwankt die Mensur bei 4/4-Geigen!
Das war ja jetzt wiederum zu viel! Es war zwar angenehm sie so zu spielen, da man die Finger nicht so knapp nebeneinander setzen musste, aber es war im Vergleich zu den 327mm der E-Geige eben 3mm zu viel.

Es folgte ein Abendessen und ein Fernsehabend, bei dem ich überlegte, was ich nun machen sollte.
Sollte ich die Geige wieder verkaufen? Oder anpassen? Aber wie?
Irgendwann später kam dann die Eingebung: Stell doch den Steg einfach mal auf die gewünschten 327mm-Mensurlänge und ignoriere die gedachte Position des Geigenbauers.
Das machte ich dann auch, konnte es aber nicht mehr testen, da es schon zu spät war.
Am Sonntag spielte ich in zwei Gottesdiensten dann im Lobpreis Gitarre und kam erst später wieder nach Hause. irgendwann dachte ich: So. Jetzt stimm sie nochmal und teste wie sie klingt wenn der Steg an der gewünschten Stelle steht.
Und was soll ich sagen: Sie klang ausgewogener. Weniger aggressiv und sprach wirklich gut an! Die Lagenwechsel klappten auf Anhieb richtig gut! Der Fingerabstand war angenehm und gewohnt und ich fühlte mich sehr schnell auf ihr "zu Hause"!
Echt krass! So klang sie deutlich besser!
Sie hatte auch mehr Bass, wenngleich sie deutlich weniger Bass auf der G-Saite hatte als meine alte A-Geige. Aber trotzdem klang sie gut. und war durchsetzungsstark!
Ich klemmte den modifizierten Boston TD-10-Piezo nun testweise unter den Stegfuß auf der E-Saiten-Seite und schloss ihn an meinen Marshall AS50D-Akustik-Verstärker an.
Der Klang war ausgewogen über alle Saiten. ich konnte den Bassregler des Kanals aufdrehen und da war sie, die Wärme.
Ich dachte kurz nach und erinnerte mich wie schwierig meine alte A-Geige war wenn ich sie per Tonabnehmer und/oder Mikro verstärkte: ich musste den Bass teilweise um 11dB absenken, damit sie nicht auf der G-Saite rausknallte.
Das war hier nun ganz anders. Sie war hell, neutral und man konnte die Wärme da reindrehen, wo man sie wollte. Ganz ähnlich wie bei meiner E-Geige!
Also war sie vielleicht genau das, was ich brauchte?
Und sogar besser dafür geeignet als meine alte A-Geige?

Das Urteil meiner Frau und meiner Tochter​

Ich steckte sie aus, ging mit ihr ins Wohnzimmer und spielte meiner Frau und meiner Tochter einige Töne auf ihr vor.
Auch ihnen gefiel sie nun im Klang. Sie war lauter, ausgewogen und klang gut in beider Ohren!
Echt krass!

Kurze Aufnahme​

Ich nahm meine kurze "Standard-Sequenz" auf um den Sound der Geige akustisch über mein Audio Technika AT2035 und über den Boston TD10 unter dem rechten Stegfuß festzuhalten.
Ich habe diese Aufnahme für euch getrennt, damit ihr beide Sounds separat hören könnt:

01-Optimierter Steg über Audio Technika AT2035​


02-Optimierter Steg über Boston TD-10​


Neue Begeisterung​

Ich beschloss die Stimme vorerst nicht zu verändern. Warum auch?
Erstmal würde ich die Kinnstütze und den Saitenhalter tauschen, den Abnehmer und ein Lanzenmikrofon sauber einbauen und sie in der Praxis testen.
Also bestellte ich diese Dinge erstmal bei Thomann und gönnte ihr auch gleich einen Koffer, damit ich sie später auch mitnehmen konnte ohne eine der anderen Geigen aus ihrem Koffer verbannen zu müssen.

Recherche über den Hersteller Universal Musical Instrument Co.,Inc.​

Ich versuchte mehr über den Hersteller der Geige herauszufinden, aber da war das Internet doch eher unergiebig. Die Geige kommt wohl aus Jongro in der Provinz Seoul in Südkorea.
https://unimusic.en.ec21.com/
https://unimusic.en.ecplaza.net/
Company Name Universal Musical Instrument Co.,Inc.
Contact Person Jang Hun Jung
Address 30-6 Iksundong WunHyon Tower 204
City/Area Jongro
State/Province Seoul
Zip/Postal Code 110-130
Country/Region Korea
Telephone 82-2-766-8327
Fax 82-2-747-2107

https://goo.gl/maps/p6fSvxArwWcgKVX5A

Zwischenfazit​

Es handelt sich um eine akustische Geige nach italienischem Vorbild in der Bauform einer Stradivari aus südkoreanischer Produktion.
Der Steg war sehr schlecht angepasst und hinderte das Instrument daran seine Lautstärke und seinen Klang voll zu entfalten.
Sie ist insgesamt sauber gebaut und gut und nicht zu dick lackiert.
Im Bassbereich klingt sie etwas flach, bietet aber eine gute Basis für eine elektrisch verstärkbare Geige.
Nach der Steganpassung spielt sie sich leicht und gefällt mir wirklich gut!
Es ist eine Geige mit viel Potential!
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Ich hoffe, dass euch die Geschichte meiner Geige gefällt und ihr dabei bleibt, denn es geht noch weiter!
Im nächsten Bericht geht es um den Anbau von Feinstimmersaitenhalter, Kinnstütze und um die Tonabnahme der Geige mit verschiedenen Piezos und einem Lanzenmikrofon.

Bis bald, Euer GeiGit
 
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Ein Thomann-Paket kommt an​

Es ist ja schon so bisschen wie "Weihnachten" wenn ein Paket von Thomann bei uns in's Haus geliefert wird :)
Ich freue mich über den Inhalt, die Katzen freuen sich über den Karton, nur unser Paketzusteller freut sich nicht über die Schlepperei.
Ok. In den Fall war das Paket zwar groß, aber mit 3,22Kg sehr leicht, insofern war seine Laune eher positiv.

Kaum stand das Paket in der Wohnung hüpfte eine unserer Katzen drauf um es zu erkunden. Sie lieben einfach Kartons, warum auch immer - aber das ist bei den meisten Katzen so.
Vorallem gehen sie gerne in offene Kartons. Deshalb könnte man den Blick auch wie eine Aufforderung deuten ihn nun doch endlich zu öffnen!
Das machte ich dann natürlich auch!
Im stabilen Karton waren "thomann-üblich gut verpackt" folgende Dinge für meine Geige:
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1 x Thomastik Dominant Violin 4/4 Alu medium für 39 €
1 x Roth & Junius Violin Shaped Case Eva BL 4/4 für 39 €
1 x Shadow SH-SV1 Violin Pickup für 24,90 €
1 x Rean NYS 221 für 1,80 €
1 x Dictum Chinrest Guarneri Violin 4/4 für 9,90 € (siehe Review)
1 x Wittner Tailpiece Violin 4/4 für 13,90 € (siehe Review)

Die beiden letzten Positionen hatte ich ja schon für meine alte Geige gekauft und jeweils ein Review drüber geschrieben. Sie hatten sich bewährt, deshalb kaufte ich sie für diese Geige erneut.
Die anderen werde ich im Zusammenhang mit dieser Geige hier reviewen und ich möchte gleich mit dem größten Gegenstand beginnen: mit dem Geigenkoffer
 
Zuletzt bearbeitet:

[Review] Roth & Junius - Violin Shaped Case Eva BL 4/4 - Ein einfacher, leichter Geigenkoffer​

Vorgeschichte​

Ich hatte mir eine Geige in eBay ersteigert (siehe oben), für die ich nun natürlich einen Geigenkoffer brauchte um sie transportieren zu können.
Wie sich herausstellte ist es gar nicht so einfach sich einen passenden Geigenkoffer für sein Instrument herauszusuchen. Erst liebäugelte ich mit einem viereckigen Koffer um größere Fächer und mehr Stauraum zu haben, aber dann entdeckte ich diesen Koffer mit dem großen Fach und fand ihn von der Einteilung und vom Aussehen her eigentlich ganz chic und praktisch.

Verpackung​

Die Verpackung ist sehr simpel: Der Koffer kommt in einer langen, durchsichtigen Tüte, die oben zugeknotet ist und war somit schnell ausgepackt.

Der erste Eindruck​

Mir gefiel das widerstandfähige, blaue Gewebe echt gut. Die Ösen auf der Unterseite waren sauber verarbeitet und schienen stabil zu sein. Somit stand einem Transport als Rucksack mit zwei, oder als Schultertasche mit einem Gurt nichts im Wege. Die Reißverschlüsse liefen leicht und ließen sich gut öffnen und auch im Inneren war alles hübsch und durchdacht. Die Geige passte sauber in die Kofferkontur und ließ sich mit dem Klettverschluss um den Hals auch gut sichern. Die Schulterstütze passte gut in das große Fach. Für 39€ war das auf den ersten Blick ein guter Koffer! Leider aber nur auf den ersten Blick.

Zwei gravierende Mängel​

Als ich jedoch meinen Geigenbogen in den Deckel einlegte und mit dem Drehverschluss sicherte, lag dieser nicht gerade im Deckel, sondern wurde von dessen Kontur ziemlich stark seitlich verbogen! Um den Bogen in den Verschluss zu drücken um ihn dort zu sichern, verbog ich ihn seitlich sicherlich um einen Zentimeter! Das gefiel mir gar nicht! So ist der Bogen immer unter Druck in einer Zwangshaltung die ihn auf Dauer durchaus schädigen kann!
Den zweiten Mangel entdeckte ich, als ich den Koffer schließen wollte und der Deckel auf dem Geigensteg aufsetzte! Ja, der Koffer war für diese 4/4-Geige trotz dünnem Korpus und angepasstem Steg nicht hoch genug! Der Reißverschluss klaffte vorne etwa um 2 cm auf. Ich kontrollierte nochmals gründlich wo es denn wirklich klemmt, aber es war tatsächlich der Steg (den ich ja durch meine Anpassung sogar um 6mm niedriger gemacht hatte! Natürlich konnte ich den Koffer trotzdem schließen. Die Reißverschlüsse ließen das zu, aber jeder äußere Druck auf den Koffer wäre direkt auf den Steg und die Decke übertragen worden. Das ist nicht alltags tauglich und sehr gefährlich für Steg und Decke, da beides reißen kann!
Somit prüfte ich den Koffer nicht mehr weiter. Er durfte meine Geige nie transportieren, da ich weder Geige, noch Bogen gefährden möchte und leider auch nicht ganz verstehen kann, dass diese Konstruktionsprobleme bei einem Geigenkoffer vorkommen.
Das sind echt grundlegende Dinge und hier sollte mehr Luft eingerechnet werden, auch wenn es den Koffer etwas dicker macht.

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Fazit​

Ein schöner Koffer, der auf den ersten Blick wirklich praktisch ist und gut erscheint aber den Geigenbogen verbiegt und sich nur mit Druck auf den Steg schließen lässt.
Leider mangelhaft und nicht zu empfehlen! Er wurde von mir schon am nächsten Tag zurück geschickt.

Nicht mehr im Thomann-Sortiment​

Stand heute ist der Koffer wohl nicht mehr im Thomann-Sortiment (klick)
Ob das so bleibt, wird sich zeigen.
 
Zuletzt bearbeitet:

[Review] Shadow - SH-SV1 Violin Pickup​

Shadow SH-SV1 Violin Pickup

Vorgeschichte​

Eher durch Zufall (oder Führung) stolperte ich über diesen Tonabnehmer und legte ihn spontan in den Warenkorb um ihn zu testen. Eigentlich sollte ich ja genügend Piezo-Tonabnehmer in meiner Schublade haben, da ich ja an meiner alten Geige schonmal die K&K Twin Spot (siehe Review) und die K&K Big Twin (siehe Review) montiert und letztere ja dann auch auf einen Abnehmer (also den "Big Shot") reduziert hatte.
Die Twin Spot gab ich jedoch vor vielen Jahren an meinen Bruder für seinen Kontrabass weiter und den übrigen Big Shot verbaute ich letztes Jahr unter den Steg einer unserer Gemeindegitarren. Es blieb natürlich der Boston TD-10-Piezo, den ich ja provisorisch unter den rechten Stegfuß geklemmt hatte um seinen Sound zu testen und aufzunehmen, aber er war schon sehr groß und die Geige wirkte mit ihm eher wie ein "Steampunk"-Instrument. Natürlich hätte ich ihn noch schwarz spritzen können, damit er nicht so sehr auffallen würde, aber ich fand seinen Klang bei dieser Montageart an dieser Geige eher "nasal-penetrant" und nicht wirklich "wohlklingend".
Verpackung
Der Shadow SH-SV1 Violin Pickup kommt im normalen Shadow-Blisterpack. Man muss eine Tackernadel entfernen um den Rückwandkarton aus dem durchsichtigen Tiefziehteil ziehen zu können. Er ist durch den eingelegten, rot kaschierten Schaumstoff gut verpackt. Es liegt kein Klebepad und keine Montageanleitung bei.
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Der Piezo​

Der Piezo ist klein. Er hat einen Durchmesser von 12mm und der Verguss ist im vorderen Teil so abgefräst, dass er mit einer Dicke von nur 0,7mm sehr gut und unauffällig unter einen Stegfuß geklemmt werden kann. Er legt sich mit der Kante der Abfräsung sauber an den Stegfuß und schaut bei meinem Steg auf der anderen Seite nur noch etwas heraus. Das Kabel ist jedoch ziemlich kurz und man muss sich gut überlegen wo und wie man die angespritze 6,3mm-Klinkenbuchse befestigt.
Aber das ist ja eher ein generelles Problem an der Geige. Manche Möglichkeiten hatte ich ja schon hier erläutert, werde aber auch innerhalb dieses Threads nochmal näher darauf eingehen.

Die Montage des Piezos​

Ich hatte ja schonmal hier an meiner alten Geige ermittelt ob man zwei, oder einen Piezo unter den Stegfuß klemmen sollte. Deshalb habe ich auch den SV1 und nicht den SV2 gekauft, da sich die Schwingungen unter den Stegfüßen durch das horizontale Schwingen der Saite in Streichrichtung und die sich daraus ergebende gegenläufige Schwingung der beiden Stegfüße mit der Drehung über die "Stimme", teilweise aufheben und man mit zwei Abnehmern deutlich weniger Bass und weniger Output bekommt.
Ich bevorzuge den rechten Stegfuß, also den Fuß unter A- und E-Saite, da diese Saiten stärker gespannt sind und damit der Druck auf den Piezo höher ist. Außerdem ergibt sich durch die nahegelegene Stimme ein stärkerer Gegenhalt und somit sind deutlich weniger Bogengeräusche bei Staccato oder Spiccato zu hören. Der Ton unter dem Stegfuß auf der linken Seite, also unter der G- und D-Saite hat etwas mehr Volumen, mehr Bass, mehr Anteil dieser beiden Saiten, klingt mumpfiger, indirekter und beinhaltet mehr Bogen- und Korpusgeräusche und wird schneller eine Rückkopplung ergeben.
Ich entspannte also die E- und A-Saite etwas, hob den rechten Stegfuß an und schob den Piezo von der Saitenhalterseite mit seinem befrästen Teil bis zum Anschlag mittig unter den Stegfuß. Dann legte ich das Kabel provisorisch über den Saitenhalter und befestigte die Buchse erstmal in dem provisorisch angeklebten Halter des Boston TD-10.

20211129_153242.jpg20211129_153416.jpg20211129_153440.jpg20211129_153448.jpg20211129_153511.jpg20211129_153548.jpg20211129_153652.jpg20211129_153725.jpg20211129_153731.jpg20211128_161858.jpg20211128_161904.jpg

Erste Testaufnahme​

Dann schloß ich den Piezo an den Hi-Z-Eingang meiner Cakewalk UA25-EX und das Vergleichsmikro (Audio Technika AT2035) an den anderen Eingang. Im Vergleich zum Boston TD-10 hatte er etwas weniger Ausgangspegel aber einen viel schöneren Klang.
Hier die Aufnahmen im Vergleich:

03-Optimierter Steg über Audio Technika AT2035​


04-Optimierter Steg über Shadow SH-SV1​


Begeisterung über den Klang​

Es stand sofort fest, dass dieser Piezo bleibt und sehr gut zu dieser Geige passte! Der Klang war wirklich schön und wäre im direkten Vergleich wahrscheinlich auch auf Augenhöhe mit den K&K mini und K&K Big spot, wenn nicht sogar etwas weiter oben anzusiedeln.
Er ist auf jeden Fall einfach und günstig zu bekommen! Da fehlt für den ambitionierten Geiger eigentlich nur noch die Ausführung mit Carpenter-Buchse (wie beim Fishman V200) zum Glück, da die Befestigung per Klettband auf Dauer sicherlich stört.

Alternative Befestigungsmöglichkeiten​

Ich persönlich habe eine noch weniger auffällige Befestigung entwickelt die man durchaus auch mit weniger Geschick hinbekommen könnte. Wenn man eine Kinnstütze mit genügend Abstand zur Geigendecke hat, könnte man die Anspritzung der Buchse einseitig, beidseitig, oder komplett entfernen und die Buchse dann z.B. mit Heißkleber reversibel unter die Kinnstütze kleben.
In diesen Bildern kann man sehen, dass man die Anspritzung mit einem scharfen Messer sehr gut entfernen kann:

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Ihr könnt diese Klebemethode hier sehen und ich werde sie auch hier in einem der nächsten Beiträge mit einer anderen Buchse nochmals vorstellen.

Fazit​

Ein wirklich gelungener Abnehmer mit gutem Klang, der sicher und einfach zwischen Steg und Decke geklemmt wird und durch seine geringe Dicke von 0,7mm in den meisten Fällen weder eine Anpassung der Stegfüße, noch eine Unterlegung des anderen Stegfußes benötigen wird. Ich hatte meinen Steg ja selbst an die Decke angepasst und er steht fast genauso perfekt auf der Decke wenn einseitig dieser Piezo unterlegt ist. Natürlich kann man die Stegfüße auch leicht anpassen (lassen), muss es aber nicht.
Klare Kaufempfehlung!
 
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[Review] Rean - NYS 221 6,3mm-Stereo-Metallklinkenbuchse in "Neutrik-Qualität"​

Rean NYS 221

Vorgeschichte​

Da ich in meine Geige wieder zusätzlich zum Piezo-Tonabnehmer ein "Lanzenmikrofon" einbauen wollte, brauchte ich eine zuverlässige, schlanke 6,3mm-Stereo-Buchse und entdeckte diese Endknopf-Metallbuchse bei Thomann.

Erster Eindruck​

Es handelt sich um eine "ganz normale" Endknopf-Buchse wie man sie in Akustikgitarren, Schlagzeugtrommeln, Effektboard-, oder Lautsprecher-Gehäuse einbauen kann. Allerdings muss das anzulötende Kabel so lang sein, dass man es durch das Loch nach außen ziehen und anlöten kann, da der Kragen an dieser Buchse nicht abschraubbar ist. Bis auf den Kragen besteht das Gehäuse aus einem langen M12x1mm-Gewinde.
Der Kragen könnte für einen Gitarrengurt ausreichen, ist aber nicht sonderlich tief und mir persönlich wäre das zu viel Risiko, deshalb verwende ich seit einiger Zeit in meiner Lowden-Gitarre diese Buchse (Review) mit dieser Securitylock-Erweiterung (Review)
Das Grundmaterial ist Messing. Auf der Rean-Seite findet man eine Zeichnung mit den verwendeten Materialien: Klick.

Das weiße Isolationsmaterial ist PP und die Endplatte ist aus Glasfaser-Epoxy, insofern ist die Buchse temperaturfester als manch andere Buchse.
Wenn man einen Stecker einsteckt, verrastet er spürbar, sitzt aber nicht so fest wie in manch anderer Buchse.

Modifikation für meine Anwendung​

Ich brauchte diese Buchse ja nicht als Einbaubuchse, sondern wollte sie unter meinen Kinnhalter mit Heißkleber drunter kleben. Dazu feilte ich den inneren Kragen an einer Stelle plan, feilte in die Unterseite des Kinnhalters mit der Rundfeile eine Längsmulde, erhitzte dann Buchse und Kinnhalter mit dem Heißluftfön und klebte die Buchse mit Heißkleber unter den Kinnhalter. Dabei gab ich auch Heißkleber auf das ganze Gewinde um zusätzlichen Halt zu bekommen. Damit der Kleber gut hält, erhitzte ich anschließend nochmal alles mit dem Heißluftfön. Anschließend egalisierte ich die eine oder andere Stelle noch mit dem Lötkolben. Dann legte ich den Kinnhalter zur Abkühlung auf die Terasse.
Anschließend klebte ich die Kontakte, den Kragen und die ganze Unterseite des Kinnhalters mit Tesa ab und spritzte die Buchse schwarz. Nach der Trocknung des Lacks entfernte ich die Abklebungen.

20211125_185953_3.jpg20211127_190853.jpg20211127_190910.jpg20211127_193412.jpg20211127_193423.jpg20211128_161319.jpg20211128_161329.jpg20211128_161526.jpg20211128_161557.jpg20211128_161607.jpg20211128_161748.jpg20211128_161755.jpg20211128_162526.jpg20211128_162551.jpg20211128_162556.jpg20211128_162610.jpg20211128_162626.jpg20211128_163452.jpg20211128_163501.jpg

Anlöten​

Die Kabel ließen sich sehr gut an die Kontakte anlöten und auch die Zugsicherung ließ sich gut zubiegen.

Im Einsatz​

Im Einsatz zeigte sich, dass ich beim Drehen des Steckers in der Buchse manchmal kurze Knackser bei der Mikrofonverbindung (Masse + Ring) hatte und dass sich der Neutrik-Winkelstecker durch Kollisionen mit dem Halter der Schulterstütze beim Drehen aus der Buchse herausarbeiten konnte.
Die Knackser bekam ich durch etwas "Kontaktvaseline" in den Griff. Das Herausarbeiten des Steckers könnte ich wahrscheinlich durch etwas Nachbiegen der Kontaktfeder (Spitze) verbessern. Fakt ist, dass sich der Stecker eben relativ leicht ausstecken lässt.
Ein Langzeittest steht natürlich noch aus.

Fazit​

Die Rean NYS 221 ist eine günstige 6,3mm-Stereo-Metallklinkenbuchse mit leichten Schwächen in der Kontaktierung und im Halt des Steckers gegen Herausziehen. Etwas fester greifende und kontaktierende Kontaktfedern wären wünschenswert.
Sie ist relativ hitzeresistent und robust.
Sie ist ok, aber in eine A-Gitarre würde ich sie nicht einbauen. Da würde ich lieber etwas mehr Geld ausgeben und eine Buchse mit abschraubbarem Kragen und vergoldeten Kontakten verbauen.
 
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Der Einbau des "Lanzenmikrofons"​

Wie ich überhaupt auf die Idee kam ein Mikrofon auf diese Weise ins Innere meiner Geige einzubauen, dürft ihr gerne nochmals ausführlich hier nachlesen. Hier sei nur so viel dazu gesagt: Ich habe damals eine Methode entwickelt wie ich ohne Modifikation des Geigenkorpusses ein passendes Mikrofon im Innenraum des Korpusses positionieren und dauerhaft einbauen konnte. Diese Methode hat sich absolut bewährt und ist gegenüber einer Außenmikrofonierung per Schwanenhals- /Headset-, oder Overheadmikrofon sehr rückkopplungsfest und klingt besser als ich es erwartet hätte. Und gerade bei dieser Geige, die im Bass- und Resonanzbereich des Korpusses nicht so kräftig ist war zu erwarten, dass das Mikrofon auch neutraler klingen würde als bei meiner alten Geige die in diesem Bereich um 11dB abgesenkt werden musste.

Zentralbohrung im Endpin​

Da ich dieses Mal sowieso auch den Saitenhalter durch einen Feinstimmer-Saitenhalter ersetzen wollte, spannte ich diesmal alle Saiten ab, hängte den alten Saitenhalter aus dem Endpin aus und zog den Endpin aus dem Endklotz der Geige.
Bei der Gelegenheit machte ich auch noch ein paar Fotos des Innenraums durch die Endpinöffnung der Geige. Dann bohrte ich in mehreren Stufen ein 4mm-Loch durch den Endpin. Da das Ebenholz des Endpins nicht die beste Qualität hatte, brach ein kleiner Teil ab und es entstand ein kleiner Riss.
Ich entschloss mich dazu die Länge des Edelstahl-Lanzenrohrs gleich zu definieren und machte es so lang, dass das Mikrofon unter dem Geigensteg possitioniert würde. Daraufhin längte ich das Röhrchen ab, entgratete es beidseitig und klebte es dann mit Sekundenkleber in den Endpin, was natürlich auch das Problem mit dem Riss im Endpin löste.
Beim Herausziehen des Endpins war mir ein kleines Stück Papier entgegengekommen, welches zwischen Pin und Endklotz eingeklemmt gewesen war.
Ich ersetzte es durch eine Umwicklung des Endpins mit etwas Teflonband. Da die Zentralbohrung des Endpins von Hand nicht absolut axial verlief, setzte ich den Endpin so ein, dass das Röhrchen näher an der Decke als am Boden saß. Dann schob ich das dünne koaxiale Mikrofonkabel durch das Röhrchen und griff es mit einer Kontaktklemme durch das F-Loch und zog es durch das F-Loch nach draußen.
Dann lötete ich mein zweites Mikrofon an das Kabel, welches ich damals beim Umbau der Sennheiser ME-3-Headsets ausgebaut hatte (weil es mir für's Headset zu leise, zu Bass- und Höhenarm war).
Ich prüfte es, schirmte es mit dem selbstklebenden Alu-Klebeband ab, prüfte es erneut und zog es dann in den Korpus bis zum Ende den Röhrchens ein.
20211128_172811.jpg20211128_172816.jpg20211128_172851.jpg20211128_173031.jpg20211128_173041.jpg20211128_183911.jpg20211128_183931.jpg20211128_183638.jpg20211128_183709.jpg20211128_185605.jpg20211128_190928.jpg20211128_190959.jpg20211128_192305.jpg20211128_192407.jpg20211128_193423.jpg20211128_193440.jpg20211128_193523.jpg20211128_193533.jpg20211128_193549.jpg20211128_193627.jpg20211128_193700.jpg20211128_193849.jpg20211128_193856.jpg

Längeneinstellung der Hintersaitenlänge mit dem neuen Feinstimmer-Saitenhalter​

Die Hintersaitenlänge sollte ja 1/6tel der Mensurlänge von 327mm, also ca. 54,5mm lang sein. Man kann sie über die Länge der Einhängesaite einstellen. Also stellte ich sie erstmal nach "Pi mal Auge" ein, hängte den Saitenhalter ein, zog die Saiten auf und stellte den Steg senkrecht. So tastete ich mich mehrmals ran, bis die Länge passte.

Ankleben des Piezo-Kabels an den Saitenhalter​

Dann bestimmte ich die Kabellänge zwischen Piezo und Saitenhalterende und markierte es. Dann zog ich die Saiten wieder ab und hängte den Saitenhalter aus. Nach der Markierung klebte ich dann das Piezokabel mit Heißkleber an die Unterseite des Saitenhalters an der rechten Außenkante startend bis zur Mitte am anderen Ende. Das Piezokabel reichte gerade so, obwohl ich es ja komplett aus dem Umspritzung der Originalbuchse befreit hatte.

Montage des Saitenhalter​

Nun hängte ich den Saitenhalter ein, zog die Saiten und stellte den Steg auf und stimmte die Geige. Dann kontrollierte ich nochmal die Mensur- und die Hintersaitenlänge.

Erster Einsatz der Geige "rein akustisch"​

Ich hatte am 30.11.2021 bei einer Abendveranstaltung meiner Gemeinde die Gelegenheit die Geige zwischendurch zusammen mit einem A-Gitarristen "rein akustisch" zu testen und war wirklich positiv überrascht, wie gut ich mit ihr zurecht kam!
Natürlich musste ich mich persönlich erstmal auf sie einstellen und mich daran gewöhnen, dass sie deutlich weniger "Bass" hatte. Sie klang ungewohnt klarer, füllte aber den Raum sehr gut und der Sound war schön, auch wenn er ungewohnt war. Laut genug war sie auf jeden Fall. Und die neuen Saiten würden ja auf jeden Fall nochmal eine Verbesserung gegenüber der "No-Name-Stahlsaiten" machen!

Anlöten der Kabel und Endmontage​

Am nächsten Abend fädelte ich das Mikrofonkabel in bewährter Weise unter der Einhängesaite durch, fädelte auch das Piezokabel zwischen Korpus und Saitenhalter durch, schob beide Kabel in zwei Schrumpfschläuche und schrumpfte die Schrumpfschläuche um die Kabel.
Dann längte ich das Mikrofonkabel auf gleiche Länge ab wie das Piezokabel und isolierte es ab. Dann verdrallte ich beide Massekabel miteinander, lötete alle drei Kabel an die Stereobuchse und klemmte die sie in die Zugsicherung der Buchse ein. Nun montierte ich den Kinnhalter an die Geige und testete das Mikro und den Piezo über die Anschlußbuchse mit dem Spezialkabel und dem Phantomspeiseadapter. Die oben beschriebenen Kontaktprobleme löste ich wie gesagt mit etwas Kontaktvaseline.
20211202_214625.jpg20211202_214630.jpg20211202_214707.jpg20211204_140043.jpg20211204_140058.jpg

Testaufnahmen mit Lanzenmikro und Piezo​

Nun nahm ich wieder meine kurze Sequenz auf:

05-Optimierter Steg über Lanzenmikrofon_mit Klopfen​


06-Optimierter Steg über Shadow SH-SV1_mit Klopfen​


Dabei fiel mir auf, dass bei jedem Aufsetzen der Finger ein leiser Ton mitschwang. Es kam deutlich zum Vorschein wenn ich nicht spielte und nur auf die Geige klopfte. Es war tatsächlich die Lanze, die dann leicht schwang. Das konnte ich stoppen, indem ich sie z.B. mit einem Schraubenzieher durch das F-Loch unterstützte.
Als ich später mit unserem Hund unterwegs war, kam mir eine Idee, wie ich das Problem abstellen könnte:

Eine Abstützung zwischen Lanzenmikro und Geigenboden​

Ich nahm einen 6mm-Buchendübel und schnitzte ihn auf einer Seite etwas concav. Dann prüfte ich seine Länge indem ich ihm mit einer Prüfklemme durch das F-Loch unter die Lanze positionierte. Ich kürzte ihn dann auf die richtige Länge, dass er mit leichter Spannung zwischen Lanze und Geigenboden klemmte. Er klemmte stabil und die Gefahr, dass er umfallen könnte war gering.
20211203_190434.jpg20211203_190613.jpg
Daraufhin wiederholte ich nochmals die Aufnahme und das Problem war verschwunden:

07-Optimierter Steg über abgestütztes Lanzenmikrofon_mit Klopfen​


08-Optimierter Steg über Shadow SH-SV1_mit Klopfen​



Ich hoffe, dass euch die Geschichte meiner Geige weiterhin gefällt und ihr dabei bleibt, denn es geht noch weiter!

Bis bald, Euer GeiGit
 
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[Review] Pirastro - Wirbelwachs​

Pirastro Peg Wax

Vorgeschichte​

Zugegeben, dieses Wirbelwachs ist nicht mehr ganz neu und ich habe es bereits im Juli 2013 bei Thomann mitbestellt um hakende und schwer stimmbare Wirbel leichtigängiger zu machen. Man braucht es wirklich selten, aber es erleichtert das Stimmen erheblich!
Und ich wusste nicht, das man mit solchen Wirbeln nicht leben muss, sondern das man auf sehr leichte und reversible art was dagegen tun kann!

Wenn die Wirbel haken​

Wer kennt das nicht - gerade bei günstigeren, oder älteren Instrumenten verzweifelt man fast beim Stimmen über die Wirbel! Entweder die Wirbel sind nicht fest genug im Wirbelkasten und die Saite saust runter, oder sie stecken so fest, dass man sie nur mit viel Kraft und zwei Händen, aber nicht einhändig verstellen kann. Und dann springt die Stimmung auch gleich mit nem Knall nen Halb- oder Ganzton, oder noch mehr hin und her und man kommt sich wie ein Anfänger vor der nicht in der Lage ist seine Geige ordentlich zu stimmen!
Ein feines justieren ist nahezu unmöglich und man würde am liebsten alles mit den Feinstimmern regeln.
Aber das muss nicht sein! Da kann man was dagegen machen.

Wie der Geigenbauer​

Man kann zum Geigenbauer gehen und er schaut erstmal ob die Wirbel überhaupt glatt genug, zu rau, oder eingelaufen sind, ob die Löcher sauber mit der Ahle bearbeitet sind und verwendet anschließend zwei Mittel im Wechsel bis die Wirbel glatt und leichtgängig laufen und die Geige gut zu stimmen ist:
Wirbelseife und Kreide
Und dazu braucht man echt Übung, insofern ist es gut wenn das ein Geigenbauer macht, denn dann passt am Ende auch alles.
Hiervon lasse ich selbst einfach (noch) die Finger.

Do it Yourself - oder lieber doch nicht?​

Und es gibt noch den anderen Weg mit gefährlichem Halbwissen: "Nimm normale Kernseife und Tafelkreide!" Und dann macht man irgendwie und geht am Ende mit verhunzten Wirbeln zum Geigenbauer und der muss erstmal alles entfernen bevor er es richtig machen kann.
Noch schlimmer ist der "Hausmitteltipp: Kerzenwachs, oder besser gleich Parafin"
Dann fängst du an mit irgendwelchen Haushaltskerzen oder Teelichtern rumzureiben und musst am Ende die Wirbel so in den Wirbelkasten drücken, dass dieser mit etwas zu roher Gewalt noch reißt wenn man es falsch macht - und die Wirbel laufen zwar leicht, aber eben zu leicht.
Am einen, oder anderen Tipp ist sicherlich was dran, aber seid da bitte echt vorsichtig!

Also nochmal zum Mitschreiben: Der Geigenbauer kann das am besten und es ist durchaus sinnvoll das auch NUR IHN machen zu lassen!
Seine Methode ist wirklich die beste und richtigste!

Pirastro Peg Wax - Das Wirbelwachs - ein Pflegemittel​

Als ich mir meine E-Geige damals ersteigerte, merkte ich wie schlecht die Wirbel gegenüber den Wirbeln meiner A-Geige laufen. Wobei: Da liefen eigentlich auch nur die Wirbel der G- und D-Saite gut.
Ich kam jedenfalls irgendwie auf die Idee nacht etwas "einfachem" zu suchen, was ich vielleicht selbst hinbekommen würde was die Lage verbessert.
20211221_084833.jpg20211221_085006.jpg20211221_085020.jpg
Und so kaufte ich damals dieses Pirastro Peg Wax und testete es gaaaanz vorsichtig an einem Wirbel meiner E-Geige:
- Ich spannte die Saite ab
- zog den Wirbel aus dem Wirbelkasten
- er schien soweit sauber und rund und ordentlich
- dann öffnete ich den Deckel von diesem Wirbelwachs
- drehte es wie bei einem Lippenstift etwas hoch
- und rieb den Wirbel etwas über das Wirbelwachs
- dann setzte ich den Wirbel in den Wirbelkasten locker ein und drehte ihn
- und drückte ihn etwas fester ein und drehte ihn erneut
- er lief leichtgängig, butterweich, aber wurde bei etwas Druck auch fest genug
- Ich zog die Saite wieder auf und stimmte die Saite und es war ein Unterschied wie Tag und Nacht!

...und so tastete ich mich an die Sache vorsichtig ran

Irgendwann stellte ich fest, dass dieser Stift irgendwie aus zwei Komponenten besteht
Außen eine Hülle aus festerem Material und in der Mitte ein weicheres Wachs.
Ich reibe immer über beides gleichmäßig drüber und es funktioniert echt gut.

Pirastro schreibt als Bedienungsanleitung für dieses Wirbelwachs:
Gebrauch von Wirbelwachs:
Damit das Stimmen der Saiten einfach und leicht gelingt, streichen Sie die Wirbel mit Graphit ein. Wir bieten hierfür unser Wirbelwachs an. Streichen Sie ein bis zwei Mal mit dem Wirbelwachs auf den Teil des Wirbels, der mit dem Wirbelkasten in Kontakt ist.
Sollten sich die Wirbel noch immer nicht leicht drehen lassen, kontaktieren Sie bitte Ihren Geigenbauer.

Ein Unterschied wie Tag und Nacht​

Auch bei dieser Geige liefen die Wirbel echt schlecht und ich brauchte ewig um sauber zu stimmen
Also rieb ich ihre Wirbel über mein Wirbelwachs wie beschrieben und jetzt kann ich fein justieren, nicht nur Sprünge machen.
natürlich habe ich den Feinstimmersaitenhalter. Aber den habe ich vorallem dafür wenn ich im Gottesdienst, oder auf der Beerdigung merke, dass meine Geige verstimmt ist, obwohl ich sie vorher gestimmt hatte.
Bühnenlicht, Temperaturänderung, Lüften, Feuchtigkeit - es gibt viele Gründe warum sich die Stimmung etwas ändert
Und da sind die Feinstimmer super.
Ich kann einfach wieder nachkorrigieren ohne eine "Stimmpause" zu brauchen.

Fazit​

Das Wirbelwachs ist ein einfaches Mittel um schlecht bewegliche, hakelige Wirbel wieder sanft drehen zu können. Man kann die Leichtgängigkeit nicht stufenlos verstellen wie das der Geigenbauer mit Wirbelseife und Kreide kann, aber es funktioniert bei mir prima und mir reicht diese Mischung absolut aus!
 
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[Review] Thomastik - Dominant Violin 4/4 Alu medium Geigensaitensatz​

Thomastik Dominant Violin 4/4 Alu medium

Vorgeschichte​

Nach den guten Erfahrungen mit den Dominant-Einzelsaiten von Thomastik (E-Saiten-Review & A-Saiten-Review) lag es nahe auf diese Geige einen kompletten Satz Thomastik Dominant aufzuziehen um die originalen Stahlsaiten unbekannter Herkunft zu ersetzen.

Verpackung​

Die Saiten kommen in einem kleinen Karton der in vier Papier-Einzeltütchen die Saiten einzeln verpackt beinhaltet.

Farbcode​

Die Umwicklung am oberen Ende hat den Farbcode für die "Dominant-Saiten" und die Umwicklung am unteren Ende (bei der Kugel) hat den Farbcode für die jeweilige Saite. Somit kann man anhand des Farbcodes eindeutig bestimmen welche Saite man vor sich hat, falls man sie z.B. ohne Tütchen in einem Saitenröhrchen im Geigenkoffer dabei hat.

Das Aufziehen der Saiten​

Hier kommt es bissl auf die jeweilige Geige an.
Man hakt die Kugel unten in den Saitenhalter, bzw. in dessen Feinstimmer, oder in den Feinstimmer
dann schiebt man sie von oben in das Loch im zugehörigen Wirbel im Wirbelkastenbereich und wickelt die Saite mit dem Wirbel auf.
Am Ende sollten 3 Windungen eng nebeneinander und mit Kontakt vor Innenseite des Wirbelkastens so liegen, dass die Saite den Wirbel in Position hält und verhindert, dass er aus dem Wirbelkasten raus kann. sie zieht ihn beim aufdrehen also leicht nach innen.
Ich hoffe, dass man das per Beschreibung verstehen kann, sonst lasst es euch vom Geigenbauer zeigen.

Es ist normal, dass man Saiten anfangs immer wieder stimmen muss​

Neue Saiten längen sich unter der Saitenspannung. Deshalb ist es ganz normal, dass man nach dem Aufziehen von neuen Saiten einige Tage immer wieder nachstimmen muss.
Also wechselt die Saiten lieber nicht kurz vor dem Auftritt, sondern schon paar Tage vorher.

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Der Klang​

Ich hatte es nicht anders erwartet: Die Saiten klangen vielschichtiger, pregnanter und sprachen gut an.
Der Klang war wirklich deutlich besser und der Wechsel hatte sich gelohnt!

Testaufnahmen mit Lanzenmikro und Piezo und dem neuen Thomastik Dominant-Saitensatz​

Ich nahm zur Dokumentation und für einen kleinen Klangeindruck also wieder meine kurze Sequenz auf:

09-Optimierter Steg über abgestütztes Lanzenmikrofon_mit Klopfen und Thomastik Dominant​


10-Optimierter Steg über Shadow SH-SV1_mit Klopfen und Thomastik Dominant​


Fazit​

Die Thomastik Dominant gefallen mir sehr gut! Die Saiten klingen ähnlich vom Klang her und sind nahezu gleich laut Somit ändert sich der Klang beim Saitenwechsel zwischen G-, D, A- und E-Saite nicht so heftig wie bei anderen Saiten. Die E-Saite ist ebenfalls umwickelt und "knallt deshalb nicht ganz so hart raus wie eine blanke E-Saite".
Absolute Kaufempfehlung! Die Geige klingt nun vielschichtiger, prägnanter, aber auch runder!
 
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Nun ist meine Geige komplett!​

20211207_124834.jpg

Kurzreflektion über die ganze Aktion​

Ihr seht an der Länge dieses Berichtes mit all den Reviews, dass es insgesamt doch recht aufwändig ist eine akustische Geige so zu optimieren und auf diese Art auszustatten. Durch all die bisherigen Erfahrungen, die ich machen durfte und Ideen, die ich geschenkt bekam, konnte ich jedoch in sehr kurzer Zeit diese Geige so optimieren und ausstatten, dass sie ein sehr breites Spektrum an Einsätzen abdecken kann und das freut mich wirklich total!
:juhuu: :m_vio:

akustische Optimierung​

Eigentlich war sie eher als Testobjekt, als Übungsstück gedacht und ich hätte nie für möglich gehalten, dass dieser Klang in dieser einfachen Fabrikgeige versteckt sein könnte! Ja, er war im wahrsten Sinne versteckt und mir wurde auf unglaubliche Weise verdeutlicht, was alleine der Steg für eine zentrale Rolle in der Klangerzeugung und -Übertragung spielt! Ich hätte nie gedacht, dass das Verschlanken und Freischnitzen solch frapierende Änderungen in Lautstärke und Klang hervorrufen würde! Das sind echt Welten!
Wer weiß was in so mancher günstigen Geige wirklich an Klang stecken könnte, wenn sich ein erfahrener Geigenbauer dem Steg und der Stimme und ihrer Position annehmen würde? @fiddle hat irgendwo im Board geschrieben, dass er in den Steg seiner eigenen Geige auch schon 4 Stunden investiert hat. Das geht natürlich nicht beim "Spielfertig machen" der günstigen Thomann-Geigen. So viel Zeit kann und darf sich da keiner der Geigenbauer nehmen, da es ja in keinem Verhältnis zum Preis der Geige steht!
Leider habe ich nicht herausfinden können, was meine Geige mal gekostet hat. Es waren auf jeden Fall mehr als die 107€, für die ich sie jetzt bekommen habe! Ich gehe auch davon aus, dass sie mal bei einem Geigenbauer war, da der Sattel schön nieder eingestellt ist und ein "Aubert-Steg" wahrscheinlich auch nicht als Seriensteg in Südkorea verwendet werden würde - zumindest vermute ich das :unsure: - aber wer weiß? :nix: Auf jeden Fall war er nicht wirklich richtig aufgeschnitten worden, sonst hätte zumindest die Saitenlage gestimmt.

-> Kleiner Impuls an euch Geiger, die ihr das hier jetzt lest: Vielleicht lasst ihr euch mal beim Geigenbauer einen neuen Steg aufschneiden um zu sehen hören, was in eurer Geige an Klang versteckt ist? Natürlich haben auch gute und teure Saiten einen Einfluss, aber er ist nicht so groß wie der Einfluss des Steges.

Auch ein schwerer Saitenhalter mit vier Anbau-Feinstimmern kann den Klang der Geige dämpfen und verkürzt auch die Hintersaitenlänge erheblich!

Tonabnehmer und Mikrofon als unveränderliche Festinstallation​

Durch die feste Installation des Tonabnehmers und des Lanzenmikrofons, ist es mir Gott sei Dank gelungen eine Geige für Studioaufnahmen, als auch für Live-Auftritte mit Verstärkung zu bekommen, deren Klang jederzeit (nahezu) identisch ist.
Der Equalizer für beide Abnehmer, sowie die Effektkette sind in meinem Line 6 POD HD500 als Preset gespeichert und ich habe damit die Sicherheit und den Komfort , dass ich Tage/Monate später eine Studioaufnahme auch teilweise ersetzen/ändern könnte, ohne vorher wieder aufwändig die Aufstellung und Einstellung der Mikrofone im Studio nachbilden muss.
Auch auf der Bühne weiß ich, dass meine Geige gut eingestellt abgenommen und an's Mischpult weitergegeben wird. Das ist ein klarer Vorteil und verkürzt jeden Soundcheck deutlich!
Aber auch ohne den HD500 ist jetzt in kürzester Zeit ein guter Sound aus dem Mischpult möglich, da man am Sound garnicht mehr so viel drehen muss (wie jetzt z.B. bei meiner E-Geige oder bei meiner alten A-Geige).
Und ich bin flexibel: ich kann die "Dreidimensionalität" durch eine Platzierung der beiden Abnahme-Methoden im Stereobild verwenden, oder auch per Funk nur einen der beiden Möglichkeiten verwenden, da beide auch "alleine" schon wirklich gut klingen. Die passenden Adapter habe ich ja bereits beim Umbau meiner alten Geige angefertigt.

Anschluß am Line 6 POD HD500​

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Aber am liebsten verwende ich tatsächlich beide Abnahmemethoden parallel.
Das Lanzenmikrofon kommt per Phantomspeiseadapter in den Mikrofoneingang des HD500 und der Piezo in den Aux-Eingang. Dann ist der Gitarren-Eingang weiterhin frei für meine Gitarre, bzw. meinen Funkempfänger und ich speichere im jeweiligen Sound welche Eingänge verwendet werden.
Ich behandle beide Abnehmer separat und extra. Meist gehen sie in den "Acoustic-Amp" und ich regle ihren Klang mit der Klangreglung dieses "virtuellen" Verstärkers.
Ich drehe dann den einen Verstärker 50% nach links und den anderen 50% nach rechts und erhalte damit eine Breite und Dreidimensionalität die mir sehr gut gefällt (und nur mit zwei separaten Abnahmemethoden so gut funktioniert).
Bei der Einstellung des Geigenklangs braucht man etwas Erfahrung. Auf jeden Fall klingt diese Geige sehr ausgewogen und lässt sich super einstellen! Viel besser als meine alte Geige mit dem heftigen Bassanteil!

Die ersten Aufnahmen​

Die beiden ersten Aufnahmen mit dieser Geige habe ich tatsächlich für's Musiker-Board gemacht!
Die erste Aufnahme war eine lang liegengebliebene Kooperation mit @Klangbutter, welche ich letztes Jahr mit meiner damals frisch umgebauten alten Geige begonnen, aber nie zu Ende geführt hatte.
Ich spielte es mit dieser Geige komplett neu ein und bin mit dem Sound der Geige ziemlich zufrieden.
Wenn man sie laut hört, sind die Höhen noch etwas zu schneidend, aber das lässt sich mit der Zeit und der Erfahrung ja ganz leicht am HD500 ändern und dauerhaft speichern.
Auf jeden Fall ist es nicht so eine trockene Testsequenz, sondern ein echtes Stück mit leichtem Hall gewürzt.
Hört es euch einfach mal hier in meinem ersten Beitrag für "Das Musiker-Board spielt Weihnachtlieder - Edition 2021" an: Klick

Auch die zweite Aufnahme war ein Weihnachtslied, dessen Begleitung ich ebenfalls komplett selbst gespielt und aufgenommen habe.
Erst war es nur mit Gitarren, Bass, Cajon und meinem Gesang (klick), aber dann spielte ich auch noch eine Instrumental-Version mit meiner Geige (ohne meinen Gesang) ein: Mary did you know - Instrumental

Fazit​

Ich habe mit und an dieser Geige wieder viel gelernt! Meine Fertigkeiten im Geigenbau habe ich auf den Bereich der Stegbearbeitung ausgeweitet und die Geige wurde von mir mit passender Kinnstütze und passender Abnahme ergänzt. Neue Saiten und ein Feinstimmer-Saitenhalter lassen sie noch besser klingen und in der Praxis auf der Bühne wieder leichter nachstimmen!
Die Geige ist wirklich ein kleines Wunder für mich! Sie war mit 107€ wirklich suuuper günstig und wurde durch etwas Arbeit und Zubehör für knapp 90€ ein echtes Universalgerät mit vielen Möglichkeiten! Sie klingt toll, vorallem über die Abnehmer und spielt sich schön leicht! Einfach herrlich! Danke Gott für alle Leitung und Inspiration und für alles geschenkte Gelingen!
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Ich hoffe euch hat dieser Bericht gefallen und ich freue mich über jede Rückmeldung von euch!
Ich wünsche euch gesegnete und gesunde Weihnachten und einen guten Start in's neue Jahr!

Euer GeiGit :m_vio:

...wer noch mehr von mir lesen möchte, darf gerne durch meine Reviews und Workshops stöbern. ☕
 
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[Review] Roth & Junius Violin Oblong Case Eva GY 4/4 - Ein rechteckiger, leichter Geigenkoffer​

Vorgeschichte​

Ich hatte mir eine Geige in eBay ersteigert (siehe oben), für die ich nun natürlich einen Geigenkoffer brauchte um sie transportieren zu können.
Wie sich herausstellte ist es gar nicht so einfach sich einen passenden Geigenkoffer für sein Instrument herauszusuchen. Erst liebäugelte ich mit einem anderen rechteckigen Koffer, entdeckte dann aber den Roth & Junius Violin Shaped Case Eva BL 4/4 mit dem großen Fach und fand ihn von der Einteilung und vom Aussehen her eigentlich ganz chic und praktisch. Leider musste ich ihn zurücksenden, da meine Geige nicht reingepasst hatte (siehe Review)
Also suchte ich weiter und entdeckte diesen Koffer: Roth & Junius Violin Oblong Case Eva GY 4/4
Ich fand noch einen zweiten Koffer, den ich mir ebenfalls schicken ließ um ihn zu vergleichen. Da er ebenfalls als Ersatzkoffer für den mittlerweile stark lädierten Koffer meiner E-Geige bleiben durfte, bekam er ein gesondertes Review: Petz Violin Case 4/4 BK/RD - Ein leichter Geigenkoffer
Dank des beim Review-Spiel gewonnenen 50€-Gutscheins war er mit seinen 55€ fast geschenkt! Vielen Dank nochmal an das Musiker-Board!

Unboxing​

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Verpackung​

Die Verpackung ist sehr simpel: Der Koffer kommt in einer langen, durchsichtigen Tüte, die oben zugeknotet ist und war somit schnell ausgepackt.

Der erste Eindruck​

Mir gefiel das widerstandfähige, graue Gewebe wirklich gut. Die Ösen auf der Unterseite und an den Seiten waren sauber verarbeitet und schienen stabil zu sein. Somit stand einem Transport als Rucksack mit zwei, oder als Schultertasche mit einem Gurt nichts im Wege. Die Reißverschlüsse liefen leicht und ließen sich gut öffnen und auch im Inneren war alles hübsch und durchdacht. Die Geige passte sauber in die Kofferkontur und ließ sich mit dem Klettverschluss um den Hals auch gut sichern. Die Schulterstütze passte nur umgeklappt in das große Fach, da sie bei meiner Längeneinstellung sonst den Deckel nicht mehr komplett schließen lässt. Ich entdeckte jedoch einen zweiten Klettverschluss, welcher wohl dafür gedacht ist die Schulterstütze quer unter dem Hals der Geige im oberen Fach zu fixieren. Das ist eine gute Lösung und das große Fach bleibt frei für andere Dinge!
Für 55€ war das wirklich ein guter Koffer!

Im Detail​

zwei Bögen​

Mein Geigenbogen passt sauber in den Deckel und der Drehverschluss sicherte ihn gut in seiner Position. Natürlich kann auch ein zweiter Bogen auf die selbe Weise transportiert werden. Das geht bei mir einwandfrei und es ist auch noch Luft zu meinem Kinnhalter. Bei einer dickeren Geige und einem höher gelegten Kinnhalter könnte es allerdings eng werden.

Saitenröhrchen​

Des weiteren gibt es ein Röhrchen für Ersatzsaiten. Darauf legte mein Opa früher großen Wert, da er seine Saiten damals auch unaufgerollt gekauft und in solchen Röhrchen aufbewahrt hatte. Nach seiner Erfahrung hielten solche Saiten anscheinen die Stimmung schneller. Diese "lang gelegten" Saiten bekommt man beim Geigenbauer, oder in manchem Musikalienhandel. Pirastro hat zumindest die "Oliv Steif" und die "Eudoxa Steif" in seinem Programm.
Bei Thomann sind die Eudoxa in zwei Ausführungen verfügbar. Bei einer sind sie zwar laut Beschreibungstext auch "lang gelegt", aber das Produktbild zeigt sie aufgerollt: Eudoxa
:nix:

Hygrometer​

Wie genau die Luftfeuchtigkeit von diesem Teil wirklich gemessen und angezeigt wird, weiß ich noch nicht, aber man hat zumindest einen Anhaltspunkt. Auf den ersten Vergleich zeigt es zumindest einen vergleichbaren Wert zu meiner Raummessung.

Passform für die Geige​

Meine Geige passt sehr gut in die Innenform des Kastens und die Polster oben und unten gleichen die Form des Geigenbodens gut aus. Der Hals liegt sauber auf und die Schnecke hat genügend Platz in dem großen oberen Fach. Die beiden Teile des Klettverschlusses sind lang genug, lassen sich sauber über das Griffbrett und die Saiten legen und haften gut aneinander. Der Außschnitt im Deckel lässt dem Griffbrett und dem Steg genügend Luft, wobei die beiden Pads in der Mitte des Halses und am Ende des Saitenhalters die Geige sanft nach unten fixieren. Somit hat sie genügen Bewegungsfreiheit, schlackert aber nicht rum und ist somit sehr gut gesichert.

Zusatz-Klett-Befestigung für die Schulterstütze im oberen Fach​

Der zweite Klettverschluss ist knapp oberhalb des ersten und um 90° verdreht. Er ist dafür da die Schulterstütze quer zur Geige unter dem Hals auf dem Kofferboden zu fixieren. Dadurch ist die Schulterstütze kollisionsfrei zur Geige im Koffer fixiert und lässt trotzdem noch genug Platz in dem Fach für die Schnecke und z.B. ein aufgerolltes Kabel.

Das untere Fach​

Das untere Fach hat einen Deckel, auf dessen Unterseite noch ein Gummizug befestigt ist um z.B. Ersatzsaiten, oder etwas ähnliches unter dem Deckel zu fixieren. Das Fach ist geräumig und bietet Platz für eine (zusammengelegte) Schulterstütze, oder für den Sender und Empfänger und das Netzteil meines Line 6 Relax G30 Funksystems, oder ein Kabel und einen Übertrager, Saiten, Kolophonium, Dämpfer, Lappen und sonstige Dinge, die man hier unterbringen und mitnehmen könnte.

Das Schutztuch​

Das Schutztuch hat genau die richtige Größe um die Geige komplett abzudecken und sie nach oben zum Deckel und zu den Bögen zusätzlich abzudämpfen. Außerdem kann man es reinigen und die Saten verdrecken den Deckel weniger. Es hat eine glatte und eine rauhe Seite.

Reißverschlüsse und Zahlenschloss​

Die Reißverschlüsse laufen leicht und schließen den Kasten sauber zu. Die Zipper können in das Schloss eingelegt werden und werden von ihm in Position gehalten. Das ist natürlich kein wirklicher Diebstahlschutz und nicht so sicher wie manch anderes Schloss, aber es verhindert trotzdem das leichte Öffnen des Geigenkoffers. Das Zahlenschloss ist auf "0 - 0 - 0" eingestellt, lässt sich aber leicht auf eine andere Kombination umstellen wenn man es bei richtiger Kombination drückt, hält und die Zahlenräder dabei verdreht. Die Zipper werden beim Drücken des Schlosses sauber ausgeworfen, das gefällt mir.

Scharniere​

Die Scharniere sind aus Blech gebogen und gestanzt. Das Blech ist verchromt. Sie sind auf die Kofferschalen genietet. Das Prinzip ist einfach gehalten, sie funktionieren aber soweit.

Kofferfüße, Griff und Riemen​

Die Kofferfüße sind auf der Scharnierseite nicht auf einer Ebene, trotzdem steht der Koffer halbwegs. Auch auf der rechten Stirnseite sind Kofferfüße. Dadurch kann man den Kasten auch senkrecht abstellen. Das ist z.B. in der Stadtbahn, im Bus, oder an der Haltestelle praktisch. Dazu passend gibt es einen zusatzlichen Riemen auf der linken Stirnseite der hierbei als Tragegriff verwendet werden kann.
Die zwei verstellbaren Riemen haben jeweils ein verschiebbares Schulterpolster, sind in der Länge einstellbar und haben beidseitig kleine Karabinerhaken. Damit lassen sie sich entweder als Rucksackriemen in die Ösen einhängen, oder man kann einen davon links und rechts neben dem Tragegriff in zwei Ösen einhängen und den Koffer als "Handtasche über eine Schulter" tragen. Ich mache immer nur einen Riemen dran. Der ist so eingestellt, dass ich den Koffer über meine rechte Schulter auf meinem Rücken tragen kann. Die Ösen sind stabil in den Halbschalen verankert und auch der Kunststoff-Koffergriff macht mit seinen beiden Scharnieren einen stabilen und guten Eindruck.

Das Gewebe und die Halbschalen​

Das Gewebe macht einen widerstandsfähigen und leicht sauber zu haltenden Eindruck und sieht gut aus. Die Halbschalen sind sauber gepresst und der Formschaum in ihnen stabilisiert sie und macht den Koffer steif und widerstandsfähig.

Das Notenfach​

Das Notenfach ist auf der Unterseite des Koffers. Es ist für etwa 1,5cm dicke A-4-Noten oder ein 10"-Tablett groß genug und bietet zusätzlich noch etwas Platz für ein Notizbuch o.ä, da es fast so lang und breit wie der Koffer ist. Es hat zwei genoppte Gummiflächen auf seiner Unterseite auf denen der Koffer relativ rutschfrei liegt, wenn man ihn zum Öffnen positioniert.

Die Bilder​

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Fazit​

Ein schöner, leichter Koffer, der wirklich praktisch ist, viel Platz für Zubehör bietet und trotz seines geringen Gewichtes von ca. 2kg ziemlich stabil ist! Also für den Preis bekommt man da wirklich was Gutes!

Nicht mehr im Thomann-Sortiment​

Stand heute ist der Koffer wohl in grau nicht mehr im Thomann-Sortiment.
Ob das so bleibt, wird sich zeigen. In Blau und in Rot bekommt man ihn noch.

Vielen Dank für Euer Interesse! Ich wünsche ich euch weiterhin viel Spaß hier im Musiker-Board!
Seid gesegnet und bis bald! Euer GeiGit

...wer noch mehr von mir lesen möchte, darf gerne durch meine Reviews und Workshops stöbern :coffee:
 
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Cool. Die Geschichte zeigt, dass es sich auch bei Geigen lohnt, mal selbst zu guggen, was da los ist, wenn sie nicht klingen. Vorrausgesetzt es handelt sich nicht um ne echte Stradi, und der Geigenbauer setzt den Wert der Geige geringer als den der Reparatur an, so wie indiesem Fall. An ner richtig guten Geige würd ich nicht rumdengeln, da macht man dann doch schneller was falsch als man guggen kann und die Erfahrung eines Geigenbauers lässt sich eben doch nicht so schnell ersetzen. Dennoch gibts viele Instrumente auf dem, Markt, bei denen sich das Optimieren lohnt, und das auch machbar ist.

Hier ein link zu dem Geigenumbau von left to do - lohnt sich sehr, deswegen hab ich den mal ausgegliedert

Danke GeiGit für deinen ausführlichen Bericht. Als ich den gelesen hab wurde mir mal wieder klar, dass ich deutlich besser dokumentieren sollte. ;) Außerdem macht er Lust, Werkzeug in die Hand zu nehmen und Instrumente zu verbessern. Find ich klasse! --- Ach ja und zum Schluß: Schönes neues Jahr an alle. :)
 

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Ja, man traut sich sowas erstmal nur bei "günstigen Instrumenten"!
Hätte ich es wirklich vorher für möglich gehalten, dass eine simple Änderung des Steges den Klang so derart verbessert, dann hätte ich natürlich auch den Klang VOR der Modifikation aufgenommen.
Ich versuche zwar schon immer im Prozess an die spätere Doku zu denken und genügend Bilder zu machen, aber trotzdem fehlt am Ende immer ein wesentlicher Teil.
Somit kann ich das bei dir @left to do absolut nachvollziehen!
 
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Praxiseinsatz der Geige​

Ich hatte diese Geige zwar schon im kleinen Rahmen in unserem Bistro im Einsatz, nutzte aber auf der großen Bühne im Saal bisher noch meine E-Geige, da die im Wechsel mit der E-Gitarre einfach etwas praktischer ist.
Doch dann kam die Gelegenheit für einen längeren Praxistest:
Letzte Woche hatten wir eine Fastenwoche bei uns in der Gemeinde und trafen uns jeden Abend für eine Stunde Worship, Gebet und Input.
Da war ich jeden Abend dabei und konnte Montag, Mittwoch und Donnerstag meine neue Geige auf der Bühne in der Praxis testen.
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Auch an Karfreitag und Ostersonntag spielte ich sie ausschließlich.
Nur am Dienstag spielte ich "ausnahmsweise" A-Gitarre.

Über Funk direkt in's Pult​

Um auf der Bühne beweglich und vom Standort her flexibel zu sein, nutzte ich mein IMG-StageLine TXS-631-Funksystem für das Lanzenmikrofon und mein LD-MEI 1000 G2-Funksystem für mein InEar. Der Piezo blieb ungenutzt.

Klangeinstellung​

In meinen Shure SE215-InEar-Hörern konnte ich dabei den Klang meiner Geige ganz gut hören und merkte, dass auch bei ihr das "C" auf der G-Saite ( C4=261,6Hz) deutlich lauter war als alle anderen Töne. Diesen Effekt hatte ich ja schon bei meiner ersten A-Geige nach dem Einbau des Lanzenmikrofons festgestellt, allerdings war es bei ihr deutlich stärker ausgeprägt.
Ich zog daraufhin mit dem Kanal-Equalizer des Pultes den Bereich um die 262Hz sehr schmalbandig um 7dB nach unten. Das geht ja bei unserem Allen & Heath GLD112 ganz bequem von der Bühne aus an meinem Samsung Galaxy Tab S6 lite über die MixingStation-App.
Außerdem hob ich die Höhen noch etwas bei 5kHz an. Mit etwas Kompressor gezähmt und etwas Hall gewürzt klang die Geige damit wirklich gut und es machte Spaß mit ihr völlig frei zu spielen und ich die Anbetung einzutauchen.
Screenshot_20220417-080051_Mixing Station.jpgScreenshot_20220417-080102_Mixing Station.jpgScreenshot_20220417-080045_Mixing Station.jpg

Die Buchse in der Praxis​

Von der Praxis her muss ich leider sagen, dass die Rean-Buchse den Stecker nicht so stark fest hält, wie ich das gerne hätte. Natürlich hängt bei mir der Sender an der Buchse, aber es hat sich herausgestellt, dass der Stecker immer wieder 1-2mm herausgerutscht ist und es hat deshalb dann heftig gekracht. Hier werde ich mir in Ruhe anschauen, ob ich die Federn in der Buchse etwas stärker biegen kann um das zukünftig zu verhindern.
Ansonsten bleibt dann nur der Wechsel auf eine andere Buchse.

Die Rückkopplungsfestigkeit in der Praxis​

Die ersten Abende kam ich nie in den Bereich der Rückkopplungen, aber an Karfreitag hatte die komplette Band mit Schlagzeug gespielt und da hatte der Mischer die Geige dann doch so laut gedreht, dass sie mit der Korpus-Resonanzfrequenz, also den erwähnten 262Hz ganz leicht gekoppelt hat. Ich zog dann diese Frequenz von -6dB auf -9dB und drehte den Gain-Regler noch etwas zurück, dann ging es gerade, aber da kommt dann auch eine interne Mikrofonierung an ihre Grenzen und es wäre gut auch das Piezo-Signal zu verwenden.
Trotzdem hatte ich es am Ostersonntag nochmals probiert und es hat mit der Einstellung wieder funktioniert.
Ich wollte eben nicht noch einen zweiten Sender an die Geige, oder den Gürtel hängen, oder auf Kabel umstellen.
 
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Einsatz der Geige auf der Gemeindefreizeit​

Ich hatte diese Geige letzte Woche mit auf unsere Gemeindefreizeit genommen, da ich mich immer gut hören wollte ohne die anderen über das spärlich besetzte Monitorsystem vor Ort dauernd laut beschallen zu müssen.
Da ist eine akustische Geige einfach die ideale Lösung, da sie ja nahe des linken Ohres schon akustisch laut genug ist und man sich somit ohne Monitoring auf der Bühne problemlos hören kann. Da hatte ich es deutlich schwerer meine E-Gitarre zu hören, aber das ist ein anderes Thema.
Hier habe ich seit Donnerstag mit einer tollen Band sechs Sessions gespielt:
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War echt ne tolle, gesegnete Zeit in Hoch-Imst!

Zurück zur Buchse:

Genauere Analyse des "Buchsenproblems"​

Ich hatte mir im Vorfeld die Buchse nochmal ganz genau angeschaut und dabei festgestellt, dass nicht jeder Stecker locker sitzt. Wenn ich "die guten" Neutrik-Stecker einsteckte, hielten sie wirklich gut. Nur der No-Name-Klinkenstecker unbekannter Herkunft, welchen ich damals für meinen Adapter verwendet hatte, lies sich viel leichter aus der Buchse ziehen.
Das war für mich neu und sehr interessant, da ich das mit anderen Buchsen bisher als mögliche Ursache nicht kannte.
Wieder was gelernt!

Vergleichsbild​

Hier mal beide angesprochene Stecker direkt im Vergleich nebeneinander:
20220604_031023.jpg20220604_031035.jpg20220604_095745.jpg
Links "der gute Neutrik" NP3RX-B und rechts der Adapter mit dem "No-Name-Stecker"
Man sieht zwar ganz leichte Unterschiede in der Form der Spitze, würde aber nie vermuten, dass der Unterschied so groß ist.

Die Konsequenz​

Also nahm ich einfach mein Kabel mit dem guten Neutrik-Stecker statt meinem Funk mit dem Adapter mit und hatte keinerlei Probleme.
Als Konsequenz wird der Adapter demnächst auch auf einen Neutrik-Stecker umgebaut werden.
 
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