Also jetzt mal im Einzelnen und vorn angefangen:
zu #2 und #3:
Bereits im vorherigen Post geklärt. Kein Manager, da wir uns selbst managen.
Und das ganze einfach sein lassen, ist kein Weg
zu #4:
-Führt Ihr Eigenkompositionen auf?
Ja, ausschließlich
-Seid ihr informiert über GEMA, GVL und KSK? DA verschenken Viele viel Geld...
Sind wir und bei der GEMA auch angemeldet. Da kommt von den Konzerten natürlich jährlich immer mal was zurück. Aber nicht genug, um davon PRIVAT leben zu können. Dient momenten auch um unsere Ausgaben zu decken.
-Hast Du persönlich grundsätzlich Anspruch auf "ALG I"? Sieht nicht so aus, da Antrag auf ALG II...
Nein habe ich nicht, da noch nie in einem "versicherungspflichtigen Verhältnis" gestanden. ALG II hätte gehen können, hatte ich aber bis zum jetzigen Zeitpunkt nur Scherereien und moralische Zwickmühlen mit, weshalb ich jetzt offiziell auf Leistung verpflichtet habe und mich lieber auf mich selbst verlassen.
KSK wird in Angriff genommen, auf jeden Fall. Danke für die Mutmache
zu #5:
Musikstudium kommt (ganz ehrlich) nicht wirklich in Frage und wenn dann auch nur, um anschließend den Master im Bereich Journalismus zu machen...
Warum nicht? Weil ich über10 Jahre klassische Musikausbildung hinter mir habe und mir das schon manchmal die Leichtigkeit bezüglich Songwriting nimmt, den Rest an Unbedarftheit, der mir geblieben ist, würde ich mir gern bewahren
Und Jounalismus am Ende auch nicht, weil: Alle Journalisten, die ICH kenne und die tatsächlich in dem Beruf tätig sind, haben nicht studiert und sind trotzdem erfolgreich damit, denn auch hier zählen (wie überall) am Ende nur wen man über wen kennt.
zu # 6:
"Allein von einem Studien-Abschluß nach durchschnittlich 5 Jahren hast Du noch keine Garantie auf einen job oder eine Karriere. Ähnlich sieht es mit einer Lehre aus."
Ja genau. Deshalb denke ich mir, dass ich so wie ich meine Zeit jetzt nutze mehr Seelenfrieden habe, als anders. Ich will nicht irgendwann in meinem EFH sitzen und meinem Hund über den Kopf streicheln, mit dem Wissen, es nie wirklich versucht zu haben... Und außerdem denke ich mir tatsächlich: Wann, wenn nicht jetzt habe ich die Möglichkeit, es wirklich darauf anzulegen... Aber wir leben nun mal in einem Rechtsstaat, in dem es Steuern und Versicherungspflicht, aber keinen Mindestlohn und sonst was alles gibt und nicht gibt. Ich will keine Karriere machen, um Geld zu verdienen. Ich will einfach "in (wenigsten halbwegs) Ruhe" meine Musik machen können und trotzdem nicht am 15. kein Geld mehr fürs Einkaufen haben... Auch bei allem anderen stimme ich dir zu.
"Du solltest auf der anderen Seite auch nicht Deine ganze Zukunft an eine Band binden!
Dir mag das jetzt so erscheinen als würde genau diese Band das ein und alles sein, als wäre das was für die Ewigkeit, als wäre das der einzige Weg für Deine Zukunft. Gerade beim Gesang ergeben sich immer viele Möglichkeiten - von abgrenzbaren Projekten, Aushilfsjobs, mehreren Bands, eigenen Sachen ..."
Nun... Das sehe ich ein wenig anders. Das ist meine Band. Fertig. Was anderes will ich nicht und alles andere würde mir das Herz brechen. Nenn es naiv, aber für mich hat Musik von Anfang an so (und nur so) funktioniert, insofern kenne ich ein anderes Denken und vor allem fühlen in der Hinsicht nicht...
zu # 7:
Tja, ich wohne in Leipzig und offensichtlich ist die Ost-West-Differenz doch noch ziemlich groß. Wie gesagt: Von 12 Euro pro Stunde können wir hier nur träumen... 8.50 ist so ziemlich die Obergrenze für einen Stundenjob.
zu # 8:
Danke für den Tipp. Aber in die Richtung gedacht, habe ich natürlich schon etliche Male. Lässt sich aber mit meinem momentanen Bandalltag und Gefühlsleben nicht vereinbaren. Wie du schon sagst: Ein Studium kann ich auch mit 32 anfangen.
zu # 9:
Wie gesagt: Leipzig. Also kleine Großstadt. Im Osten.
Mini-Jobs sind hier Mini-bezahlte Jobs.
zu # 10:
Rechnung siehe Post oben.
Mal an alle: BIS 100 Konzerte, das ist nicht in jedem Jahr so. Momentan fahren wir 2 x im Jahr auf große Tour (bis 8 Wochen am Stück), im Sommer sind Festivals und davor und danach immer mal einzelne Shows. Können schon mal hundert werden, Normal sind vermutlich 60 oder so...
Ansonsten: Ja, ich denke tatsächlich auch ein wenig in Richtung Selbstständigkeit. Zum Beispiel mich im Breich Band-Booking ein wenig mehr reinzuhängen und da ein zweites Standbein draus zu bauen...Oder im Bereich Promotion... Oder oder oder... Auch da muss ich erst mal schauen, was für nette Stolpersteine mir Vater Staat da wieder versucht in den Weg zu schmeißen...
zu # 12:
Wir machen aber nun mal nicht ein kleines Türchen und dann freuen wir uns über die Einnahmen. Am Ende der Tour stehen gut und gerne auch mal 3000 Euro im Plus (was wirklich gut ist!), allerdings muss man weiter denken und geht sich dann davon halt keine Playstation kaufen, sondern muss an die nächsten Aufgaben denken (Album, technische Anschaffungen, Bus, usw...) Klar besteht die Gefahr: Fass ohne Boden... Da arbeiten wir auch gerade dran
zu # 13:
Amen-. Genau so sieht's aus!
zu # 15:
Amen 2.
Es ist doch so:
Eine Band funktioniert in dem Fall wie eine kleine Firma. Hat man eine Geschäftsidee muss man abwägen: Werd ich doch lieber Friseur oder verfolge ich den Plan, den mein Herz mir sagt. Und dann muss man natürlich erst mal investieren, bevor sich die Sache irgendwann auch finanziell rentiert. So sehen wir das gerade und so müssen wir das sehen... Wir haben schon einige Angebote von schwülstigen "Ich mach euch zu Stars"-Typen abgelehnt. Weil das nicht unser Weg ist. Unser Weg ist, sich die Ärsche abzuspielen und es aus eigener Kraft zu schaffen, um am Ende noch in den Spiegel gucken zu können...
Dazu kommt natürlich, dass das Musikbuiz sich gerade ändert... In Zeiten des Internets kann ist nun mal viel möglich und noch mehr unmöglich...
zu # 16:
Kein Scheinstudium: Ja
Band aufgeben/runterschrauben: Nein.
Richtiges Studium: Nicht in diesem Jahr (es stehen an: Tour im Frühjahr, Albumaufnahmen im April - Juni, Festivals im Juni - August, Album-Promo-Tour im Herbst, Songwriting im Winter,...) Relativ wenig Platz für: Super-Abschluss in Mathematik
Mir geht es nicht darum, hier irgendwie Erfahrungen zu sammeln, die ich dann safe habe... Musik, meine Band und alles was dran hängt ist DAS was ich machen WILL.
Was die Lebensstandards angeht: Ich gebe dir recht und bin dabei. Bin aus meiner Wohnung in eine WG gezogen, Geh zu Aldi anstatt zu Rewe, rauche Tabak anstatt Filterfluppen
Da geht noch mehr, das ist mir klar und ich arbeite dran. Ist aber ein wichtiger Punkt!
zu # 18:
Schöner Vergleich mit dem Priester
zu # 20:
Vielen Dank für den Post! Macht mir wirklich Hoffnung, dass dieser mein gewählter Weg doch nicht ganz stumpfsinnig ist
zu # 21:
Na dann würde ich aber ne Menge geben für deine Kontakte und die Veranstalter, die dir entsprechende Gagen zahlen, damit sich ne 3-Wochen-USA-Tour lohnt... Herzlichsten auf jeden Fall.
Aber beim besten Willen: Wir machen nicht alles falsch, sogar eine Menge richtig. Versuchen jetzt logischer- und konsequenterweise unsere Ausgaben noch mehr zu minimieren... Aber wie ich schon sagte: Man muss halt auch einfach investieren... Und wenn's nur mit dem Einsatz ist...
zu # 24:
You're speaking my language!
zu # 26:
"Es geht darum, dass jemand grundsätzlich begreift, dass man selbst etwas geben muss, was anderen etwas wert ist, damit die ihm/ihr etwas zu geben, was ihm/ihr wert ist ... "
Ehrlich gesagt: Das tut ganz schön weh... Um mal sachlich zu bleiben: Ich sehe das gänzlich anders und halte DAS für die vollkommen verkehrte Denkweise. Eine Band oder Künstler allgemein, die MICH (ist jetzt Meinung) begeistern und/oder überzeugen, tun das DANN, wenn sie einfach nur tun, was sie tun und ALLEIN damit etwas hervorrufen... Falls du von Marionetten wie einer Yvonne Catterfeld und ähnlichen sprichst, mag das zutreffen... Aber ich denke, hier geht es doch um andere... nun ja... "Bereiche". Diese Clowns soll muss und darf es geben. Aber das ist tatsächlich so gar nicht, worum es hier bzw. mir geht...
zu # 28:
"Und dann sitzt man mit Ende zwanzig da und stellt fest, dass man eigentlich gar keine Lust hat in dem Job zu arbeiten, für den man studiert hat."
Genau hier liegt mein Problem... Warum Herz, Zeit und Kopf in Dinge investieren, hinter denen ich niemals stehen können werde?
zu # 29:
"sondern schlimmstenfalls hinterm Bankschalter. "
Schlimm genug.
zu # 31:
"Du merkst, dass man hier in einen Konflikt gerät. Wenn man einige Zeit über 100 Gigs im Jahr spielt und der "Durchbruch" ausbleibt wirds halt schwierig. Daher ist ein Studium und nebeibei versuchen die Karriere in Schwung zu bringen gar nicht verkehrt. Wie kann man 2 mal die Woche unterwegs sein und noch 1 mal proben und nix kommt dabei rüber???
Kriegt ihr keine Gage (-> Ausgangsproblem), oder verdient wer anderer an deiner Leistung? (An OP)"
Wir haben
a) noch kein Album rausgebracht, weil das Material noch nicht weit genug war
b) die erwähnten BIS 100 Konzerte seien hier noch mal klargestellt
c) siehe Rechnung oben
d) bitte gib Kurse, würde hier sicher einige interessieren
Anscheinend werdet ihr sehr gut bezahlt. Glückwunsch. Wir schaffen es mittlerweile auch unsere Gagen von Tour zu Tour zu erhöhen (2004 - Türdeals, 2009 - 500,00 Euro Festagage, Festivals bis 2000,00 Euro)
Mal sehen wie die nächsten Touren laufen, was das Album bringen wird... Er weiß. Dieses Musikbuiz (sollte man wohl nicht vergessen) bleibt einfach bis zu einem bestimmten Teil auch ein Glücksspiel...
zu # 33:
Uns zu prostituieren hätten wir schon oft genug die Möglichkeit gehabt. Dafür ist unser Willen und unser Selbstvertrauen (m.E.) und der Glaube an die Richtigkeit unserer Sache zu groß...
zu # 34:
Na Glückwunsch, wenn das für dich funktioniert
Ehrlich!
Wie schon erwähnt: Ich schreibe nebenbei Filmmusik, schreibe gerade auch an einem Roman und einem Gedichtband... Selbstverwirklichung... Allem anderen kann ich nicht wirklich etwas abgewinnen. Da fahr ich dann doch lieber Pizza und höre dabei Abhandlungen über die Weltgeschichte oder aber Goethe, damit der Anspruch für mich selbst gewahrt bleibt
zu # 36 und # 35:
Da sind wir wieder bei Musiker und Künstler.
Meine Passion ist nicht das Singen. Meine Passion ist meine Band und das was wir 4 zusammen hervorbringen... In meiner Freizeit singe ich auch gern Ella Fitzgerald... Aber nur, weil es Spaß macht mit meiner Stimme rumzuprobieren
Ansonsten kann ich Gitarre spielen und Klavier... Aber das ist nicht meine Passion. Mir bringen keine unterschiedlichen Bands was, ich habe (wie gesagt) jahrelang in einem Chor gesungen, mit dem ich Konzerttourneen durch Kanada und die ganze Welt gemacht habe. Für den Moment und die nächsten Jahre habe ich die Bestimmung in und mit meiner Band gefunden... Was passieren wird, weiß niemand und ob es gut geht. Fakt ist: Das ist jetzt mein Ziel, mein Weg und meine Entscheidung.
zu # 39:
* 100 Gigs pro Jahr (wenn diese Zahl korrekt ist), dafür
muss Bezahlung rumkommen!
Selbst Profis machen teilweise weniger Gigs pro Jahr.
Du leistet bei einem Auftritt als Sängerin = Arbeit!
Diese Arbeit bietet einen Wert. (Ich nehme an, bei mindestens
einigen dieser Auftritte sind Leute, die dafür Geld bezahlen. Richtig?
Richtig.
Wenn nicht: solltet ihr ändern! Oder solche Gigs einfach nicht
mehr spielen. Was soll das bringen? Bekannt werden? Ich kenne
Bands, die seit 10 Jahren und länger ständig live spielen. Die spielen
einfach 'jeden' Gig. Aber das macht keinen Sinn. Diese Bands sind
auch nach 10 Jahren noch nicht bekannt.)
* Deshalb: Spiele erstmal WENIGER Gigs als jetzt!
"Waaaaaas?" wirst du jetzt sagen, nehme ich an.
Das ist mein Ernst, denn, stell dir mal folgendes vor:
Am laufenden Band sehen DICH als Sängerin Leute. Bei schlechten(?) Gigs.
(Nehme ich mal an, so, wie du das beschreibst ...)
Nimmst du falsch an. Unsere letzte Tour war annähernd ausverkauft
Mal ganz angesehen davon, dass du dir das nicht antun solltest,
um als Mensch zufrieden zu sein ...
DU solltest also dafür sorgen, dass du zwar weniger, aber
bessere Gigs spielst!
Die Gigs sind gut
P.S.: Uni einschreiben: auf jeden Fall!
Und: Nur noch Jobs annehmen, die mehr Geld pro Stunde bringen.
Du brauchst momentan etwas mehr Selbstvertrauen.
Musst deiner Umwelt klar machen: "Ich bin mehr wert."
Guter Tipp! Danke!
Soooo... ganz schöner Marathon. Wirklich einige hilfreiche Antworten dabei.
Jetzt aber noch mal die entscheidenden Fragen bzw Situationen, die sich mir jetzt ergeben haben:
Ich bleibe dabei. Ein Studium in diesem Jahr anzufangen wäre nicht richtig. Also weiter Jobs. Versuchen in die KSK reinzukommen. Strenger und besser kalkulieren. Wenn das Album da ist: Promotion machen. Einen Vertrieb finden usw. Um mit dem Album zusätzliche Einnahmen (jenseits von Tour und Merch-Einnahmen) zu haben.
Neue Fragen:
1. Wir hatten bisher eine Agentur, über die unsere gesamte Buchhaltung lief. Wir hatten einen eigenen Rechnungskreislauf, aber keine eigene Steuernummer. Jetzt sind wir mit denen in der (friedlichen) Trennung und müssen fortan alles alleine übernehmen, heißt erst mal eine Rechtsform finden. Zu welcher ratet ihr uns? GbR? Selbständigkeit? Mini-GmbH? Neue Agentur (wir haben bereits ein Angebot von einer befreundeten), die das über sich laufen lässt? Ist man als GbR überhauot steuerpflichtig, wenn man keine tatsächlichen Einnahmen erzielt?
2. Ich habe die Möglichkeit zusätzlich zu meinem schlecht bezahlten Job bei unterschiedlichen Arbeitnehmern "auf Abruf" bei diversen Events (AC/DC usw) zu arbeiten. Wie muss ich das wo angeben...? Ab wann ist die ganze Sache steuerpflichtig? (400 Euro Minijob, 800 Euro Gleitzone ist mir geläufig), aber wem genau muss ich was wann wie mitteilen?
3. KSK und Kindergeld? Wie läuft das? Theoretisch habe ich ja Anspruch bis ich 25 bin...?
4. Was kann man gegen die AN will nur Studenten Jobs geben, damit er Abgaben einspart-Falle tun? Kann ich übrhaupt was tun?
5. Blöde Frage: Was macht ihr (quasi hauptberuflich Musiker) um eure Brötchen zu verdienen? Gibt es ungeahnte Möglichkeiten fernab Pizza und Kellnern, die man kennen sollte?
Liebe Grüße und noch mal vielen Dank.
Gute Nacht!
Eure Line