präzision erlangen ,wie lange dauerts wirklich ?

  • Ersteller schokoblau
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Hallo Schokoblau,

nach den Sachen die du bereits in diversen Workshops (z.B. BYCU) abgeliefert hast würde ich dich nicht mehr als Anfänger einstufen. Die Sachen sind doch schon auf einem gewissen Niveau das sich sicherlich noch steigern wird aber für drei Jahre spielen ist das mehr als O.K.

Zu den verschiedenen Übungstechniken wurde ja schon genug geschrieben. Ich denke da hast du genug Anhaltspunkte. Vielleicht noch ein kleiner Tipp. Hör dir ab und zu auch mal ältere Aufnahmen von dir selbst an. Hier merkt man oft erstmal was für Fortschritte man dann doch gemacht hat ohne es selbst so richtig gemerkt zu haben.
 
Hallo Andreas,
du sprichst ein Thema an, dass in den vielen Jahren die ich Musiker und Bands aller Altersgruppen coache und unterrichte immer, aber auch wirklich immer wieder höre.
So wie du schreibst, bist du jemand der von sauberem, präzisem Spiel angesprochen wird. Man sollte bedenken, dass das nicht für jeden gilt. Die Ansprüche sind unterscheidlich, jedes Ohr hört anders. Ich kann mir aber vorstellen, was du hörst, bzw. hören möchtest wenn du spielst.

Grundsätzlich gilt, wenn etwas nicht präzise klingt, muss das Tempo heruntergeschraubt werden. Aber das alleine reicht nicht aus. Es muss die Bewegung der linken und ganz wichtig auch der rechten Hand überprüft werden, desweiteren der Fingersatz. Wer kann denn schon sagen, ob du richtig greifst? Und glaube mir, ich habe schon die wildesten Fingersätze gesehen, bei denen es praktisch nicht möglich war sauber und auch schnell zu spielen. Versuche also immer alternativ verschiedene Möglichkeiten auszutesten, um dich nicht selbstzu sehr einzuschränken.
Nach 3 Jahren des Spielens ist es ein optimaler Zeitpunkt, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen und die Basis nochmal zu überarbeiten. Besser jetzt, als später, wenn die Routine verkrustet ist und es schlimmsten Falls so weit kommt, dass die Motivation verloren geht.

Überwinde die Ungeduld, schenke dir und deinem Spiel selbst ein Ohr. Klingt es nicht so wie du es dir vorstellst, musst du ans überarbeiten der Technik. Und wenn es bis runter aufs Zeitlupentempo ist. Wer bei langsamen Tempo übt und geduldig ist, der wird hinterher umso präziser spielen! Ohne Metronom geht es zumindest was das Üben auf ein Zieltempo hin angeht nicht realisierbar sein. Erfolg muss zwar spürbar sein, aber auch messbar.
Dem Metronom verweigern sich viele, weil der effektive Umgang mit diesem Gerät nicht klar ist. Das ging wahrscheinlich jedem mal so bei den ersten Berührungspunkten mit dem "ungeliebten" Tick Tack, dass einem das Leben so schwer, aber auch so viel leichter machen kann. Man verstellt das Tempo, blickt aber nicht detailliert was alles möglich ist. Wenn du mit dem Metronom übst, solltest du ein "Tagebuch" über die Ergebnisse/Tempi führen. Plane langfristig mit einem engen Fokus. Präzision erfordert ein langes festhalten an mechanischen Abläufen, da kann das Üben schon fast meditative Form annehmen. Halte die Licks klein (8-16 Noten). Ermittle das maximale Tempo bei dem du es sauber spielst. Dann gehe 10 Steps (auf dem klassischen Metronom) zurück, also z.B. von 90BPM auf 60BPM. Spiele das Lick auf 60BPM 50 Mal, dann erhöhe die BPM um 5BPM. Spiele es wieder 50 Mal, usw., bis du das Zieltempo erreicht und überschritten hast. Diesen Prozess wiederholst du regelmäßig jeden 2. Tag für 4 Wochen. Glaube mir, das wird dich zu einem Präzisionsmonster machen. Bei Akkorden stellst du in langsamen Tempo sicher, dass jeder Ton klingt. Checke Online die Fingersätze! Wäge ab, filtere, mach dich bereit die Herausforderung anzunehmen.

Ich drücke dir die Daumen. Kopf hoch, Brust raus, Finger aufs Griffbrett und ab dafür. Dass man nach 3 Jahren noch nicht zu 100% perfekt ist, ist doch ganz klar :)
 
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Ich möchte noch ergänzen, dass die rückhaltlose, aber trotzdem geduldige Selbstbeobachtung oder die Beobachtung durch ein Korrektiv, wie z.B. einen Lehrer, fundamental ist.

Wenn an einem bestimmten Tag die Grenze erreicht ist, dann ist das zu akzeptieren. Man kann die Synapsen nicht über ihre Grenzen hinaus fordern! Man erkennt die Grenze daran, dass man anfängt Fehler zu machen, obwohl sich weder Schwierigkeitsgrad noch sonst etwas geändert hat. Wenn man systematisch übt, sind Fehler also keine Katastrophe, sondern eine überaus wertvolle Informationsquelle. Denn: Am nächsten Tag wird man meist (nicht immer) feststellen, dass die Schwierigkeiten wie weggeblasen sind. Man hat also etwas gelernt, und kann die Grenze ein weiteres Mal etwas nach oben schieben.

Für die Selbstbeobachtung:
-Aufnehmen, z.B. Video/Audio mitschneiden
-Kleiner Kosmetikspiegel, um die Finger zu beobachten. Wirkt Wunder
-Ohren auf!

Um Konzentration aufzubauen und sich auf das Metronom zu fokussieren, rhythmische Übungen voranstellen.

Es gibt auch Übungen, die ohne Metronom gespielt mehr Sinn machen. Z.B. das Aufwärmen, oder Skalenübungen, bei denen man alle Lagen auf dem Griffbrett durchspielt und die den Fokus darauf haben, sich die Positionen und Fingersätze einzuprägen, um sie auch immer in jeder Situation abrufen zu können.

Wenn es allerdings um reine Technik und Präzision geht, ist ein Metronom in der Art, wie es Guitarcoach dargestellt hat, Pflicht.

Grüße Thomas
 
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Soweit ich mich erinnern kann wurde es bei mir erst nach 4-5 Jahren tägichen Übens besser, da stellte sich dann von allein so eine Art Automatiserungprozess ein.
D. h. aber nicht, dass ich Stücke, die ich lange nicht gespielt habe, dann wieder vorhole und sofort rein spiele, das ist stark von der Tagesform abhängig. Während einer Bandprobe fällt da tw. gar nicht soviel auf wie allein am Kopfhörer, da können einen manche Passagen echt zur Weisglut bringen, die ansonsten geschmeidig durchgehen. In solchen Fällen hilft nur Druck rausnehmen und weiterüben; das Ergebnis zeigt sich i. d. R. nicht am selben Tag sondern aktiviert sich im Unterbewusstein, sobald eine Ruhephase dazwischen war; bspw. 1-2 Nächte darüber schlafen, irgendwann ist es automatisch da.
 
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das Ergebnis zeigt sich i. d. R. nicht am selben Tag sondern aktiviert sich im Unterbewusstein, sobald eine Ruhephase dazwischen war; bspw. 1-2 Nächte darüber schlafen, irgendwann ist es automatisch da.

Genau; nach einem Tag üben des Intros von "Sweet Child O'Mine", hätte ich die Gitarre am liebsten verbrannt. Am nächsten Tag flutschte es aus den Fingern, als hätte ich es schon seit Jahren im Repertoire. Einschränkend muss hier aber noch erwähnt werden, dass das natürlich nur so extrem klappt, wenn man schon ein gewisses Niveau erreicht hat und das zu Spielende nicht weit über deine Fähigkeiten hinausgeht. Aber mit etwas mehr Zeit, sollte eigentlich fast alles funktionieren.
 
Man is niemals fertig.
Weiß nich wie mans richtig erklären sollte...
es stärkt die psyche wenn man was übt und danach am liebsten alles kurz und klein schlagen will und es eben nicht tut.
man macht dann damit oder mit was anderem weiter aber man lässt sich nicht aus der ruhe bringen: DENN, wie gut du Gitarre spielst definiert dich nicht als Mensch. Es ist reiner Skill und Skill kommt mit Übung, Erfahrung und Begeisterung für das was man tut... und zwar in dieser Reihenfolge als endless loop.
Man kann einen Song bzw. ein Solo ...oder was auch immer... erst dann 100% perfekt sobald man sich so verspielen kann dass keiner merkt man hat sich verspielt oder es bewusst tut (variationen).
Aber wenns ein Song is der genau so gespielt werden muss wie im Original damit s sich cool anhört, dann ist es reine Kopfsache, denn man kann üben so viel man will: wenn man nicht voll dabei ist dann bleibt einiges nicht hängen (=Begeisterung).
 

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