Pop und Klassik gleichzeitig lernen?

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Der Zottel
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ich habe jetzt seit längerem musical-pop gesangsunterricht, mit dem ich auch über die maßen zufrieden bin
diesen freitag hab ich meine erste probestunde bei einer lehrerin für klassik.
ergeben sich dadurch, dass man beides gleichzeitig lernt, komplikationen?
in wie weit beeinflusst die eine richtung die andere, kann man ein vermischen kontrollieren?
habe jetzt ja kein konkretes problem oder so, sind alles eher fragen die mir gerade so im kopf herumgeistern.

lieben gruß,
 
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Interessante Frage, wirklich...

Klar ist, dass die Wertigkeiten bei den beiden Gesangstechniken recht unterschiedlich sind. Während bei der Klassik wohl viel mehr Wert auf die Reinheit und Sauberkeit des Tons gelegt wird, zählt bei der Popmusik wohl eher die persönliche und authentische Note (bei Musikcal ist es dagegen wieder eher so ein Zwischending - zuviel Persönlichkeit ist hier auch hinderlich). Außerdem wird in der Popmusik in der Regel ein Mirkofon benutzt, in der Klassik weniger. Heisst, da muss sehr viel mehr "Eigendynamik" erzeugt werden.

Höre ich mich in der Musikwelt um, komme ich zu dem Fazit, dass man den meisten Sängern ihren "Ursprung" immer anmerkt. Auch dann, wenn sie musikalisch neue Richtungen eingehen.

Und dauert es in der Regel recht lange, bis eine klassische Stimme voll ausgebildet ist

Insofern glaube ich, dass Du - da Du bereits mit Popmusik angefangen hast und wohl auch kein Hochschulstudium im klassischen Gesang absolvieren willst - wohl eher ein Popsänger bleiben wirst, der sich aber bestimmte Techniken und Eigenschaften des klassischen Gesangs zunutze machen kann.

Mich würde aber interesieren, welche Erfahrungen Du machen wirst. Vielleicht kannst ja nach ein paar mehr Stunden hier ein Fazit posten.
 
Hallo !
Ich finde es eher problematisch, gleichzeitig Pop und Klassik zu lernen. Bei einer klassischen Stimme werden alle verfügbaren Resonanzräume des Körpers eingesetzt, um die Stimme tragfähig zu machen, so dass sie klanglich über dem Orchster stehen kann. Das verändert den Stimmklang natürlich erheblich. Zu Rock/Pop passt dieser Klang überhaupt nicht, finde ich - aber das ist natürlich auch Geschmackssache.
Die klassische Atemtechnik ist wiederum sehr gut für jeden Gesang, auch andere Aspekte wie Passagio etc.
viele Grüße
Bell
 
Es kommt ganz stark darauf an, was Du für einen Klassik-Lehrer hast, würde ich sagen.
Sicher kann man dann doch hin und her umschalten, aber manche Dinge könnten sich festsetzen und sind wie meine Vorredner geschrieben haben kontraproduktiv.

Wenn Du einen guten Pop-Lehrer hast, wieso auch noch klassisch?
 
..oh sehr gut, diese frage kam mir auch schon des öfteren in den sinn. ich habe irgendwo mal gelesen, dass es die bessere variante sei, wenn man als anfänger zunächst eine klassische ausbildung macht (weil man hier auch besser atmung und tonhalten lernt) und erst danach eine andere richtung ausprobiert. vielleicht nicht gerade normaler pop, da könnte es dann wirklich etwas merkwürdig klingen (wenn man keine markante persönlichkeit in der stimme hat); aber zb richtung metal, da kann man dann erheblich von den erfahrungen profitieren: lange riesige töne über den e-gitarrenteppich schmettern etc :p

andersrum stelle ich es mir aber auch schwierig vor. wenn man einmal seinen popcharakter in der stimme ausgebaut hat und dann bei der klassik auf einmal mit viel disziplin lernen muss, sich innerhalb festgesteckter tonaler grenzen etc zu bewegen.. na ich weiß nich :confused: ich glaube, da gehört dann schon sehr viel motivation dazu, zb dass man ein ganz bestimmtes ziel hat im klassischen bereich- ansonsten würde das dein "alternativer kopf" schonmal gar nich mitmachen wollen;_> und technisch kriegst du bestimmt erst nach jahren deine anschleifer und kratzer und wackler aus der stimme raus, die du dir nunmal absichtlich beim pop angeeignet hast.
 
ich komme gerade frisch aus der ersten stunde und bin noch voll mit neuen eindrücken...
es ist wirklich etwas vollkommen anderes als pop, nichtsdestotrotz macht es, auch wenn es verdammt viel konzentration (zumindest jetzt am anfang) und disziplin fordert.
was mich extrem überrascht hat, war dass ich mit der klassischen technik nach der ersten stunde ein Bb noch erreiche, was mir mit meiner pop-stimme nicht mal ansatzweise passiert...
nunja...
wundert mich, dass es kontraproduktiv sein soll, beides zu lernen. ich meine, das umschalten ist doch wirklich so drastisch, dass ich mir schwer vorstellen kann, auf einmal n mischding zu haben. was wohl passieren könnte, ist dass es in der höhe kippt, von pop nach klassik - das hör ich auch schon bei einigen die beides können.

@IcePrincess, nun in erster linie wegen meinen studienabsichten. man muss ja auch klassische stücke vortragen... aber was dabei auch eine große motivation ist, dass ich finde klassisch ausgebildete stimmen klingen genial, ich auch für mein musicalsong-repertoire einige elemente aus klassischem gesang brauchen kann und das gefühl bei der klassischen technik (auch wenn ich es vor wenigen stunden das erste mal hatte) einfach geil ist... soviel körperdurchdringung hatte ich mit meiner pop-stimme noch nie.
naja, und für metal soll es ja sowieso hilfreich sein...

praktisch an der sache bei mir ist, dass sich meine beiden lehrer kennen und auch schonmal zusammen arbeiten.

ich denke, man eignet sich aus beiden techniken sowieso nur das wirklich an was einem gefällt - das müsste doch der weg zur individuellen stimme sein.
natürlich sollte man sich im unterricht dennoch bemühen die technik möglichst "unverfälscht" zu lernen...
ach, eigentlich kann ich noch gar nichts so richtig dazu sagen, es müssen erstmal ein paar stunden ins land gehen.
 
i

ich denke, man eignet sich aus beiden techniken sowieso nur das wirklich an was einem gefällt - das müsste doch der weg zur individuellen stimme sein.

Kommt drauf an. Wie bereits erwähnt: Wenn Dein Pop-Schwerpunkt Musicalgesang ist und Du zusätzlich noch Klassik machst, wirst Du sicher ein ziemlich guter Sänger werden können. Aber gerade bei diesen Stilen ist "Individualität" in der Stimme nicht besondere gefragt. Bei beiden spielt Genauigkeit, Reinheit u.ä. ein Rolle - ein Wiedererkennungswert in der Stimme ist eher ein Hindernis.
 
ich kann dir nicht widersprechen, was klassik angeht.
aber musical?
bis jetzt habe ich es so kennengelernt, dass viel wert auf die individuelle stimmfarbe gelegt wird. eigentlich sogar extrem viel.
es gibt ja musicalsongs für solisten mit wirklich extrem individuellen stimmen - entsprechend den vielen charakteren eines musicals.
aber andererseits gibt es natürlich auch die (das ist jetzt keine wertung) "mustertenöre" usw in einem musical, die aber auch oft durch ihre klassische ausbildung auffallen - zumindest in den hochoffiziellen produktionen.
gibt es eigentlich sänger/innen die wirklich beide techniken separat ausgiebig bedienen die zum beispiel in einer band singen? würd mich mal interessieren...
 
...gibt es eigentlich sänger/innen die wirklich beide techniken separat ausgiebig bedienen die zum beispiel in einer band singen? würd mich mal interessieren...

Nach meiner Hörerfahrung würde ich sagen, dass es die Ausnahme ist, dass ein Sänger/eine Sängerin in beiden Genres richtig gut anzuhören ist. Wie Antipasti schon richtig erwähnte: man hört immer die "Kinderstube" des Sängers durch. Wenn ich speziell mal für den Jazz sprechen darf: ich finde es mitunter (naja, eher meistens) furchtbar, wenn Operndiven sich an Jazzstandards versuchen (uurrghhhh). Da gibt es sicher nur wenige Ausnahmen. - Ich grüble die ganze Zeit darüber nach, dass es meiner Meinung nach irgend einen berühmten Opernstar gibt, der auch beides richtig gut kann, aber es will mir einfach nicht in den Kopf kommen... .

Jedenfalls halte ich es in jedem Fall für gut, im Rahmen klassischen Gesangsunterrichts mal wirklich was für die Technik zu tun. Das wird Dir sicherlich auch im Pop helfen! Ich habe klassische Musik studiert und mache heutzutage nahezu ausschließlich Jazz und Pop (allerdings nicht vordergründig als vocal). Ich zehre sehr sehr viel von den seinerzeit erlernten Basics aus der klassischen Ausbildung ... .
 
Gerade gestern habe ich zufällig im Radio Jessye Norman einen Cole-Porter-Song singen gehört. Ich fand es grauenhaft !! Und außerdem es hat null gegroovt. Von daher gebe ich Andi recht ... mir hat es ehrlich gesagt noch nie gefallen, wenn ein Opernstar sich an Pop oder gar Jazz versucht hat.
Klassische Grundlagen zu erlernen find ich schon sehr hilfreich zum Singen und gut für die Stimmqualität; ich habe auch ein paar Jahre klassischen Gesangsunterricht absolviert und zehre heute noch davon. Aber trotzdem - das klassische Klangideal klingt in der Popmusik irgendwie völlig daneben...deshalb denke ich schon, dass man sich irgendwann doch entscheiden muss.
viele Grüße
Bell
 
Ein schönes Beispiel für den Zusammenprall zwischen den beiden Gesangskulturen ist die CD "Barcelona" mit Freddie Mercury und Montserrat Caballe. Dort erkennt man gut den Unterschied zwischen rauher Ausdrucksstärke und geschliffener Klarheit. Letztendlich ein netter Versuch, aber beide Seiten begeben sich in einen musikalischen Schnittmengenbereich, wo sie nicht ganz überzeugen können.
 
Ich möchte Euch allen beipflichten und in diesem Zusammenhang noch einmal auf ein Duett mit James Brown/Luciano Pavarotti hinweisen, was ich mal zufällig bei "Pavarotti & Friends" im TV sehen musste, wo solche Experimente ja regelmäßig zu "bewundern" sind .... ganz, ganz schlimm... "This a mans world" war der Titel. Schuster, bleib bei Deinen Leisten

Ganz nebenbei: Ich erninner mich an einen 80er Pop-Sänger, der angeblich eine klassische Ausbildung genoß: Paul Young. Dieser Mann hat seine Stimme mittllerweile fast völlig verloren. Er spielte hier vor ein paar Jahren in einem kleinen KLub. Die Hauptpassagen sangen alle seine Backingsänger. aAss er Problemem mit seiner Stimme hatte, hab ich häufig schon gelesen. Frage: Hat er sich wohlmöglich seine Stimme genau damit kaputt gemacht? Weiß das jemand zufällig? Oder ist seine Stimme zurück gekehrt?
 
ich weiß, dass gehört nich zum thema: aber kann man sich clean auch die stimme vernichten? ich dachte, dass ginge allgemein nur, wenn man verzerrt und das falsch anstellt.

MfG

Bene
 
Gerne pflichte ich allen Vorredner (-schreibern) bei! Mit der Ausnahme, daß ein spezielles Timbre, eine individuelle Stimmfarbe, in der Klassik eher ein Hindernis sei. Die wirklich legendären Klassik-Sänger erkennt man beim ersten Ton wieder!
Die klassische Gesangstechnik (und selbst da gibt es ja Unterschiede) ist eben auf großes Volumen und großen Tonumfang ausgerichtet, damit der Sänger/die Sängerin alles umsetzten kann, was in den Kompositionen enthalten ist. Normalerweise (!) ist so viel Ausdruck und Chrakter in der Komposition, daß es allein eine gute Ausführung braucht. Und dafür muß man eben diese Technik haben.
Beim "Pop"-Gesang ist es eher umgekehrt: die relativ schlichten Kompositionen bieten einer Sänger-Persönlichkeit die Gelegenheit, stimmlich und ausdrucksmäßig etwas darzustellen.
Auf Gesang wie Peter Hofmanns Rock´n´roll, Jessye Normans Porter-Songs und Helmut Lottis "Klassik-Arien" kann ein Hörer mit Geschmack locker verzichten...
Im übrigen meine ich auch, nicht zuletzt aus eigner Erfahrung, daß das Umschalten von Klassik auf "Pop" und umgekehrt sehr schwierig ist, weil der Körper und das Gehör sich doch sehr auf eins von beidem festlegen. Genau das macht ja auch das Erlernen einer Technik aus.
Niemand würde im selben Wettbewerb, ja auch nur in derselben Saison, Sprint und Marathon laufen. (ok,ok, nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich...;) )
 
Niemand würde im selben Wettbewerb, ja auch nur in derselben Saison, Sprint und Marathon laufen.

Peter Hofmann war ja in seiner Jugend ein erfolgreicher Zehnkämpfer, und der abschließende 1500 m Lauf gilt als Marathon der Zehnkämpfer. Sein musikalischer Werdegang ging ja auch entsprechend durch alle Genres von der Rockband über Bayreuth zum Musical.

Ich bin übrigens selbst letztes Jahr Marathon und 100 m gelaufen, mußte aber feststellen, daß ich für den Sprint weniger geeignet bin als Joe Cocker für die Opernbühne:rolleyes:.
 
Peter Hofmann war ja in seiner Jugend ein erfolgreicher Zehnkämpfer, und der abschließende 1500 m Lauf gilt als Marathon der Zehnkämpfer.

Ich geb´s ja zu:redface: : der Vergleich hinkt ein bißchen. Zehnkämpfer sind allerdings in den Einzeldisziplinen nicht so gut, wie die Sportler, die sich spezialisieren. Das meine ich. Die Anforderungen an den Körper sind unterschiedlich, ebenso wie bei den verschiedenen Gesangstechniken. Und wenn du auf das eine hin trainiert hast, bekommst du das andere eben nicht mehr so gut hin.
 
So verkehrt ist der Vergleich doch nicht. Es gibt eben auch musikalische Mehrkämpfer wie Peter Hofmann oder Helmut Lotti, die sich in verschiedenen Disziplinen versuchen, wobei sie nicht (wenigstens nicht überall) die Klasse der besten Spezialisten erreichen; in Punkten läßt sich das aber nicht messen. Dabei können sie sogar den musikalischen Horizont des einen oder anderen Hörers erweitern.
 
ALSO jetzt muss ich mich auch mal einmischen

Aber gerade bei diesen Stilen ist "Individualität" in der Stimme nicht besondere gefragt. Bei beiden spielt Genauigkeit, Reinheit u.ä. ein Rolle - ein Wiedererkennungswert in der Stimme ist eher ein Hindernis.

Einspruch
Was für ein Vorurteil. Wenn man sich mit klassischem Gesang befasst dann kann man jeden Sänger an der Stimme erkennen. Es gibt auch bei klassischem Gesang Wiedererkennungswert und Individualität.



Ich sehe es nicht als hinderlich an wenn man beides Macht. Es kommt halt auf die Stimme an. Es gibt klassische Stimmen und Pop Stimmen. Wenn man seinen Gesang weiterentwickeln will kann es hilfreich sein eine andere Technik zu lernen. Das kann einen nocheinmal weiterbringen.
 
Was für ein Vorurteil. Wenn man sich mit klassischem Gesang befasst dann kann man jeden Sänger an der Stimme erkennen. Es gibt auch bei klassischem Gesang Wiedererkennungswert und Individualität.

Möglich - möchte da gar nicht widersprechen....

Die wirklich legendären Klassik-Sänger erkennt man beim ersten Ton wieder!

... aber als "Anstoß" genau dieses Zitat von Dirk nutzen. Die - wenigen - legendären Klassik-Sänger erkennt man wirklich sofort wieder. Und deswegen werden sie auch über ihr Genre hinaus gefeiert und angebetet, wie - ja wie denn? Wie POPSTARS!! :)

Zum Rest: einige klassische Atem- und Gesangstechniken sind sicher sehr nützlich auch im Pop. Aber ein ausgebildeter Opernsänger wird kein Popsänger und umgekehrt. Daran halte ich fest, bis ich irgendwann mal das Gegenteil mit eigenen Ohren höre.
 
Eine Ausbildung zum Opernsänger dauert aber ein bisschen länger... und 1-2 jahre klassischer Gesangsunterricht richten da nicht viel aus...
 

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