Die Frage ist immer, was genau man mit dem Gerät machen will (was natürlich schon durch die Geräteklasse ein wenig eingeschränkt wird) und wie der Hersteller Stimmen zählt.
Grundsätzlich ist es ja so, dass eine Stimme (also eine von 64, 128, 192, wie auch immer) für jeden einzelnen Ton benötigt wird. Dabei gilt allerdings nicht unbedingt 1 Tastenanschlag = 1 Stimme, denn wenn du z.B. zwei verschiedene Sounds übereinander legst (meinetwegen Piano + Streicher), dann spielst du mit einer Taste ja zwei Töne und brauchst deshalb auch zwei Stimmen. Manche Hersteller geben die Polyphonie auch in Mono-Stimmen an, obwohl die Pianosounds stereo sind, sodass ein einzelner Pianoton schon zwei Stimmen "verbraucht".
Hinzu kommt, dass alle Töne, die du mit dem Sustain-Pedal hältst und alle, die eine lange Ausklingphase haben, weiter eine Stimme brauchen, auch wenn du die Taste schon losgelassen hast (nicht zu verwechseln mit Hall, der verbraucht keine Stimmen!). Diese Stimme wird dann erst freigegeben, wenn der Ton komplett ausgeklungen ist.
Von daher kann man sagen: Zum reinen Pianospiel reichen 64 Stimmen im Normalfall aus, obwohl man dabei sicherlich mit exzessivem Pedaleinsatz Beispiele konstruieren könnte, in denen es nicht reicht. Ob die nun in der Praxis wirklich auftreten, wage ich zu bezweifeln. Möchte man aber mehrere Sounds gleichzeitig spielen, kommt man bei 64 Stimmen schon eher an die Grenzen, obwohl es natürlich auch wieder von der Musik abhängt, die man spielt.
Noch "schlimmer" als bei Digitalpianos ist es ja bei Workstations und Entertainer-Keyboards, die zusätzlich zu dem, was man auf der Tatstatur spielt, noch Stimmen für den Sequencer bzw. die Begleitautomatik benötigen. Da kommt man mit 64 Stimmen sehr schnell an die Grenze.