Ergebnisse:
Besser spät als nie einmal eine finale Zusammenfassung von mir. Es wurde tatsächlich immer frustrierender mit dem entsprechenden Anspruch an dem Test zu bleiben. Ganz einfach aus dem Hintergrund, dass es keine brauchbaren physikalischen Ergebnisse geben wollte.
Es ist so, als würde man Wasser von verschiedenen Teilen der Erde testen um zu sehen, ob das eine bei Siedetemperatur heißer als das andere ist. Und um dann einen großen Fragebogen zu erstellen, in dem alle Teilnehmer die verschiedenen Kochenden Wasser anfassen müssen um dann zu entscheiden welches das heißeste ist... Ich hoffe die metapher ist irgendwie verständlich.
Aber zu dem punkt "Wieso sagen dann so viele X Kabel klingt besser als Y" später mehr.
Erst mal zum tatsächlichen Test und den Ergebnissen:
Ich habe alle genannnten Kabel in verschiedenen Situationen getestet. Dabei immer vorraussetzung: Jedes Patchkabel lag immer (wie es in 99% bei patchkabeln der Fall sein sollte) zwischen zwei Puffern.
In einer "normalen" Studioumgebung gab es zwischen den Kabeln keine signifikanten klanglichen Unterschiede.
Die Frequenzgänge waren identisch.
Nur um den generellen Einfluss von Kabeln zu verdeutlichen:
Ich habe den Test bewusst an einem looper gemacht, um auch die Möglichkeit zu haben das Kabel komplett aus der Kette zu nehmen und diese Signale zu vergleichen. Der Unterschied zwischen dem "Kabellosen" Signal und allen Kabelsignalen war dafür "immens", im Vergleich zu den Kabeln untereinander. Bei weitem immer noch nicht hörbar, aber dafür deutlich messbar.
Für die Praxis heist dies: Ein Kabel oder Effekt mehr oder weniger macht mehr im Sound aus, als die Qualität des Kabels selber.
Wenn die Kabel doch alle gleich gut klingen, wieso sollte man dennoch ein paar Euro für gute Kabel ausgeben?
Das ist relativ einfach zu beantworten: Wegen allem anderen
Physikalisch gesehen kann man das prinzip Kabel nicht neu erfinden. Ein gutes Kabel ist ein Material was mit einem möglichst geringen Widerstand beide Seiten verbindet. Dafür ist der "core" des Kabels da. Wichtigste ist das Material, was in den meisten Fällen Kupfer ist, da es eine ausgezeichnete Leitfähigkeit hat. Besser ist da nur Silber, was aber sowohl preislich als auch wegen der Verarbeitung nie genommen wird.
Ein kurzer abstecher zum Steckermaterial:
Gold ist übrigens ein schlechterer Leiter als Kupfer! Wieso haben dann einige Kabel Goldstecker? Erst einmal leitet Gold besser als Eisen, woraus die meisten Stecker gemacht sind, was gerade am Übergang zwischen Stecker und Buchse vorteile bringen kann/soll. Dazu kommt, dass Gold nicht korrodiert und somit witterungsbeständiger ist. Der große Nachteil von Gold ist neben dem Preis die stabilität. Gold ist ein sehr weiches Material, und da die Goldschicht wegen des Materialpreises meist SEHR dünn ist, ist diese nach wenigen Ein und Ausstecken schon abgenutzt. Daher sehe ich den einzigen - zumindest theoretisch - sinvollen Einsatz von vergolteten Steckern in Patch Kabeln (was auch der Grund ist wieso ich das hier ausführe) die FEST auf einem Board verbaut sind, und sehr sehr selten umgesteckt oder bewegt werden. Dennoch: Unmittelbar unter dem Gold ist meist Eisen, wodurch der theoretische Goldvorteil eigentlich aufgehoben wird. Vergoltete Stecker bringen daher keinen wirklichen Vor oder Nachteil. Im Test haben die Sommerkabel mit Hicon Stecker einen vergoldetem Pin. Monster vergoltet direkt den kompletten Stecker. Zum Stecker später noch kurz mehr!
Wieder zum Kabel:
Gerade Vovox und Monster wollen diesen klassischen Aufbau immer wieder neu erfunden haben, sprechen von Mehrleiter Aufbau, speziellen Wicklungen und so weiter und so fort.
Ich bin zu wenig Physiker um die Vorteile davon wirklich zu verstehen - Muss aber auch sagen dass es mir total egal ist. Ich will dass das Kabel klingt und sonst alles andere erfüllt, was ich erwarte. Daher geh ich da als Musiker ran, und prüfe nur was die am Ende leisten.
Klang habe ich oben schon geklärt: Hinterm Puffer gibt es keine Unterschiede.
Aber was ist mit Störgeräuschen, Handlichkeit und Haltbarkeit?
Und ich muss sagen dass ich hier sogar überrascht wurde.
Störgeräusche:
Ich habe hier viel ausprobiert und sicherlich einige Störquellen nicht bedacht (oder konnte diese nicht künstich erzeugen). Was ich gemacht habe:
9V Netzteile ohne Ende! Ich hab die Kabel über eine Masse Netzteile laufen lassen und alles durchlaufen lassen (Testton, Songanteile etc.). Dasselbe mit allen anderen Sachen die ich finden konnte; EVGs VVGs (Vorschaltgeräte von Leuchtstoffröhren), Nebelmaschine, Monitor etc. Und natürlich auch Bewegung.
Meine Erwartungshaltung war hier, dass die teuren Kabel hier ihren Wert zeigen. Ich wurde nicht völlig enttäuscht, hatte aber mit einem deutlicheren Unterschied gerechnet. Tatsächlich ist der "Rauschanteil" bei allen Kabeln unter Studiobedingungen (also fast keine künstlichen Störquellen) identisch. Etwas früher im Thread gibts dazu ein Vergleichsvideo von aufgenommener "Stille". Dieses Rauschen klingt bei allen Kabeln identisch und ist identisch laut!
Mir ist keine Möglichkeit eingefallen die unterschiede wirklich brauchbar zu messen, da ich keinen klaren Anfang habe und so die Wellen nicht vergleichen kann.
Einen winzigen Unterschied konnte ich bei Netzteilen und dem Monitor feststellen. Hier scheint die Schirmung der teureren Kabel doch wirkungsvoller zu sein. Gerade wenn man sich überlegt, dass sich das Rauschen über mehrere Kabel aufsummiert. Das SSSnake Kabel konnte die Störgeräusche am schlechtesten zurückhalten, das Cordial liegt näher am Rest, war aber auch etwas anfälliger. Sommer, Fender, Monster und Vovox waren hier gleich gut!
Beim Thema Bewegung waren Monster, Vovox und Fender tatsächlich die besten. ABER: Das ist auch der Test der am schwierigsten gleich zu halten ist. Vielleicht wollte ich auch unbewusst dass irgendwas hinter dem Preis steckt und hab diese daher etwas sanfter bewegt?
(Zumal das Vovox auch so steif ist, dass viel Bewegung schwierig ist. Das soll dem Kabel aber nicht als Nachteil gewertet werden, denn wenn genau das der Grund ist, wieso dem Bewegung nichts ausmacht, ist das doch kein Nachteil. Ähnlich beim Fender.)
Von dem Test her würde ich die beiden aber sehr gut bewerten. Auch das SSSnake hat sich im Bewegungstest gut geschlagen, was bei dem Preis doch erstaunlich ist.
Für Patchkabel sollte das aber keine Auswirkungen haben, da die Kabel beim Betrieb nicht so extrem bewegt werden, wie ich das getan hab.
Was heißt das also bei Störgeräuschen?
Klare Gewinner und Verlierer kann ich schwer ausmachen, da die Ausmaße von Störgeräuschen schwer messbar sind. Aber zumindest so viel: Das günstigste Kabel tut unter normalen Studiobedingungen seinen Job. Auf anspruchsvollen Bühnen würde ich schon dazu raten, ein paar Euro in gute Kabel zu investieren.
Stecker:
Das ist ein schwer zu testendes Thema, daher geh ich hier nur kurz auf Erfahrungen ein. Material habe ich oben (kursiv) schon beschrieben.
- Klinkestecker sollten rundrum aus Metall sein, dadurch ist die Schirmung gewährleistet (es gibt einige wenige die auf der Rückseite nur einen Plastik-Deckel haben).
- Die Schirmung sollte beim Kabelauslass keine Lücken haben.
- Fabrikeigene "geschlossene" Stecker (also solche die zugeschweißt/lötet/presst sind) sind widerstandsfähiger. Allerdings lässt sich die Lötarbeit innen nie überprüfen oder reperieren!
- Eine große Zugentlastung direkt unter dem Kabelausgang ist nicht nötig, wenn man selber darauf achtet das Kabel dort nicht zu knicken. Je besser die Zugentlastung um so "unvorsichtiger" darf man Kabel verlegen. Ich persönlich bin eher ein Freund von guter Zugentlastung, daher klebe ich gerne mal etwas Tape über den Kabelausgang, so dass es dort nicht so extrem knickt.
Handling / Wertigkeit:
Hier muss ich mal direkt ganz klar sagen:
Das Vovox sticht herraus. Vovox tut hier alles um seine Kabel zumindest äußerlich zu den besten zu machen. Das Kabel wirkt wertig und nahezu unzerstörbar. Die Verarbeitung wirkt auf mich auch sehr gut. Für alle Vovox Besitzer die sich durch den Test vielleicht angegriffen fühlen: Ich kann verstehen wieso Ihr eure Kabel so liebt.
ABER: Das hat nichts mit deren Klang oder deren Schirmung zu tun.
Das Fender ist durch die nahezu einteiligen Stecker, der zusätzlichen Ummantelung und dem eleganten "Knickschutz" ähnlich.
Monster hat dafür die eigenen stylischen (und ebenfalls einteiligen) Stecker, verzwichtet dafür aber auf einen Knickschutz (was dafür zur einer deutlich höheren fleibilität führt, als bei Vovox und Fender). Ähnlich dem Sommer mit Hicon Steckern.
Cordial und SSSnake wirken in dem vergleich schon eher billig.
Da ich nun mal die Preise der Kabel kenne habe ich drei Freunde gebeten, die Kabel nach Wertigkeit zu ordnen. Vovox wurde von allen als hochwertigstes geschätzt, und SSSnake als billigstes. Das Fender war 2x zweiter und ein mal war es das Monster.
Auf Nachfrage wieso das Monster kam, dass derjenige die Marke kennt (Kopfhörer).
Genau das bringt mich zu dem Punkt:
Warum hören so viele Musiker einen Unterschied?
Das dieser Unterschied so nicht existiert sollte jetzt klar sein. Nochmal: Ich rede hier nur über Patchkabel zwischen Puffern!
Ein Grund für den Mhytos ist ist, dass die meisten Musiker Kabel nur zwischen Amp und Insturment getestet haben. Der Unterschied, den diese dort gehört haben, führen Sie auf das Kabel zurück, und gehen davon aus, dass dieser Unterschied auch zwischen Effekten derselbe sein wird. Sprich: "Wenn das Vovox zwischen Bass und Amp besser klingt, dann muss es auch zwischen Kompressor und Zerre besser klingen."
Da der Kabelwiderstand und die Kapazität davon aber direkten Einfluss auf das Klangverhalten von Pickups haben (passive Schaltung) und genau so auf einige Röhren-Preamps, ist das aber nicht vergleichbar.
Erste Erklärung ist also: Projektion von Erfahrungen auf andere Umstände
Ich weiche zur weiteren Erklärung einmal kurz in die Psychologie ab, wer kein Intersse an der Erklärung hat, sollte den Abschnitt überspringen und zum Fazit gehen
Ein weiterer Grund ist der psychologische Effekt. Das eine ist der normale "Markeneffekt" wie man ihn z.B. sehr stark bei Apple sieht (oder auch der ein oder anderen Auto- und Kelidungsmarke). Wir wollen nicht unbedingt (nur?) das beste Produkt, sondern das teuerste. Und wir wollen das jeder sieht was wir haben und neidisch darauf ist. Daher ist das Design solcher Produkte auch meistens sehr auffällig und einzigartig.
Vovox macht das schon genial: Neben dem so schon auffälligem Design gefästigt Vovox an jedem Kabel eine Kontrastreiches Oranges Fähnchen mit dem Vovox Logo. Groß genug das jeder es sieht und sofort weiß "Das ist ein Vovox Kabel". Aber dazu nicht genug: Vovox gibt diesem Fähnchen sogar noch eine Bedeutung. Das Fähnchen zeigt die gedachte "Flußrichtung" des Kabelns an. Somit ist das Fähnchen sogar für die nutzung wichtig und darf nicht abgeschnitten werden... Das Fähnchen ist zudem auch noch auf der Seite, in die der Strom fließen soll. Also im Idealfall hängt es am Kabel kurz unter dem Amp: Für jeden sichtbar.
Ich will mich gar nicht mit dem Thema Laufrichtung befassen (wie gesagt, Musiker, kein Physiker), aber so oder so ist dies eine geniale Marketing-Leistung.
Also: Anerkennung und Neid von anderen, weil wir das teuerste/beste Produkt haben.
Ein anderer Effekt die Preisheuristik. Relativ einfach: Wenn wir keine weiteren informationen haben die wir vergleichen können denken wir: Je teurer, desto besser.
Oft stimmt das (daher verallgemeinert unser Gehirn das auch), wird aber eben auch oft von marken dafür ausgenutzt. Baut natürlich auf den oben genannten Effekt auf. Man muss sich nur Luxusuhren ansehen...
Und dann als letztes der tatsächliche psychoakkustische Effekt, dass wir WIRKLICH sicher sind, das teure Kabel klänge besser. Das sind die typischen Sachen die einen Blindtest nicht bestehen, und die ich ursprünglich hier auch aufzeigen wollte.
Dies wird oft missverstanden: Es heißt nicht dass man lügt und die wahrheit nciht wahr haben will. Unser Gehirn spielt uns tatsächlich einen Streich und das bevorzugte Kabel klingt für uns dann WIRKLICH besser. Dieser Effekt ist nicht zu vernachlässigen.
Ein einfaches Beispiel ist ein oft wiederholter Cola Blindtest (bitte bei interesse einfach googeln). Getestet wurden in der bekanntesten Studie Cola Light vs. Pepsi Light. [in einer duetschen wiederholung toplight vs coke]
Während alle Teilnehmer den Markennamen gesehen haben, fanden sie eindeutig das Produkt von Coke am besten. Doch im Blindtest war das Pepsi Produkt DEUTLICH besser, als im Test mit Markennamen. Der Markenname beeinflusst unsere wahrnehmung. Wir schmecken in dem Fall nicht nur den "Geschmack", sondern erleben auch das was die Marke representiert.
Wenn ein Kabelhersteller z.B. teuer ist und bewirbt den besten Klang zu haben kann es sein dass wir uns bei sichtbarem Markennamen auch sicher sind den besseren Klang zu hören.
Einmal davon überzeugt verteidigen wir unsere Meinung extrem, da unser Gehirn es nicht zulassen möchte dass wir uns vielleicht doch falsch entschieden haben. So Leute die "Ihre" Marke immens verteidigen sieht man im ganzen Android vs. Apple Thema sehr gut.
Wen es Interessiert: Stichwort zum Googeln: Kognitive Dissonanz
Fazit:
- Patchkabel haben zwischen Puffer keinen Einfluss auf den Klang.
- Die Störanfälligkeit von Patchkabeln ist ab einer Qualitätsgrenze nahezu identisch.
- Ein Patchkabel mehr oder weniger im Signalweg hat einen deutlich größeren Unterschied, als die Qualität. Aber auch: Je mehr Patchkabel verbaut werden, um so wichtiger ist die Qualität.
- Handling,Optik und Preis zwischen den Herstellern sind der größte Unterschied.
- Eine Aussage über die Haltbarkeit ist mir nicht möglich!
- Wer überzeugt ist, dass teure Kabel entsprechend besser sind, sollte diese auch kaufen um nicht ewig zu zweifeln ob es nicht doch etwas besseres gibt. Es ist euer Geld und eure Entscheidung!