So, die erste Testrunde ist quasi gelaufen.
Ich muss mich noch mal für die Fragebögen durch die Aufnahmen hören und für das letzte Set noch das Rock-Riff auf´s Band bringen. Aber im Prinzip ist die erste Runde durch.
Ein paar Sachen habe ich beim Spielen gelernt. Mein Untersuchungsprocedere war dergestalt, dass ich jeweils den neuen PU in die Gitarre reingebaut habe und erst einmal clean durch den Tweed Twin gejagt. Einfach um ein Gefühl für den Klang im Raum zu bekommen, um die Differenzierung zu hören, die manchmal über das Fehlen der Resonanz im Raum, im Spielgefühl verloren gehen.
Dann habe ich meine ersten Eindrücke im "Tagebuch" festgehalten. Falls sich also künftig jemand wundert, wieso vielleicht einige Aspekte des Reviews und der vorveröffentlichen Tagebucheinträge nicht so recht übereinstimmen, oder Aufnahmen und Beschreibungen nicht ganz das Selbe abzubilden meinen. Das ist vermutlich genau dem geschuldet.
Anschließend habe ich mich ans Werk gemacht und die Beispiele eingefriggelt. Allerdings silent und mit Kopfhörern.
Ich habe bestimmte Ampeinstellungen für clean, angesättigt und Rock festgelegt und dann die jeweiligen Riffs eingespielt. Zunächst in mein Ditto x4 Looper. Das hat mir ermöglicht dann auch eine kleine Runde Leadtöne zu ergänzen, um auch dafür in der jeweiligen Einstellung einen Eindruck zu vermitteln.
Weil ich ja auch Familie und einen Beruf habe, ist das Alles ziemlich hakelig. Unter bürgerlichem Namen würde ich das nicht in die Welt bringen - aber es soll ja nur einen Klangeindruck vermitteln. Und dafür, habe ich beschlossen, reichts...
Was ich auch habe feststellen können. Es gibt Qualitätsunterschiede bei Tonabnehmern. Aber das bedeutet nicht, dass die weniger feingliedrigen Doppelspuler nicht auch ihre Berechtigung haben. Ich würde sogar sagen, es gibt Einsatzbereiche, in denen sie dennoch besser geeignet sind, als die eher filigran ausgelegten PAF Derivate.
Aber klar - es ist immer leichter Höhen und Transparenz an Amp und Gitarrenpoti raus zu drehen, als etwas zu ergänzen, was von vorneherein nicht im Signal ist.
Gelernt habe ich auch, dass mein Einspielamp, der Palmer Drei viel besser klingt, als ich ihn in Erinnerung habe.
Das ist irgendwie auch doof, weil ich mich jetzt wieder nicht so richtig durchringen kann, ihn zu verkaufen. Vor allem habe ich aber wieder mal erfahren, dass dieses tendenziell tweedige dreifache Class-A Signal bei Rock zwar eine tolle Farbe liefert, aber dass PUs, die dafür zu viel Bass und Wumms liefern, die am Palmer dann undifferenziert oder wummerig scheinen, mit einem tighten Amp (Kettner Puretone war dann für die plexiartigen Tests im Raum zur Verfügung) druckvoll und artikuliert klingen können.
Es ist also nicht so, dass ein PU für sich genommen wummerig oder hart, differenziert oder cremig klingt - sondern dass die Abstimmung mit dem Amp viel ausmacht.
Der Palmer hat sich dennoch gut geeignet, weil er so ehrlich und so direkt ist, dabei nicht zu viel schönt.
Äußerst interessant war für mich im Vergleich direkt und von Tag zu Tag, wie "dünn die Luft" ist, zwischen den Pickups.
Im Endeffekt würde ich zwei qualitative Gruppen beschreiben. Und ich weiß noch nicht einmal (weil ich vor mir selbst noch nicht gelüftet habe) welcher PU in welcher Gruppe ist... Aber von sechs PUs, die ich getestet habe, kommen zwei die Kategorie Bread-and-Butter was die Qualität angeht (klanglich). Gleichzeitig sind es beides Vertreter mit dennoch starkem Eigencharakter. Vielleicht sogar leichter herauszuhören als die "qualitativ" für mich "hochwertigeren" Gesellen.
Die übrigen vier, die ich in der ersten Runde getestet habe, waren durch die Bank wirklich klasse und im Prinzip auch ähnlich in ihrer Anlage.
Ich würde nicht wagen, da wirklich einen als "besser" als die übrigen zu beschreiben. Sie hatten zum Teil sehr charakteristische Eigenheiten, die einen bestimmten PU oder ein bestimmtes Set besonders erscheinen ließen - aber das war´s auch. Spannend war, dass ich immer das Gefühl hatte, die Handschrift, die ich am Neck zu erkennen glaubte (ich habe immer zuerst am Hals getestet) setzt sich an der Bridge fort.
Also scheint schon etwas dran zu sein, an der Philosophie der Wickler, der eigenen Handschrift. Und wenn es ein unbewusster Prozess ist, wie man den Draht führt. Aber es gibt Charakteristika. Und die scheinen etwas mit den Wicklern zu tun zu haben.
Ob ich das auch so gehört hätte wenn ich Bridge und Neck PUs bunt zusammengestellt hätte und nicht komplette Sets verbaut...? Who knows... Aber im Moment bin ich geneigt es so zu beschreiben. Vielleicht war es aber auch nur Priming...
Ich spiele mit dem Gedanken meine Reviews oder zumindest meine Notizen zu veröffentlichen und die Aufnahmen daneben und abstimmen zu lassen, welche Aufnahme, zu welchem Pickup gehört. Das wäre spannend. Denn es könnte sein, dass ich wegen meiner Selbstverblindung im Test zwar nicht mit den Augen gehört habe, aber dass ich mich selbst mit den ersten Tönen so gebahnt habe, dass ich bei der zugehörigen Bridge einfach gehört habe, was ich erwartet hatte...
Irre fand ich aber vor allem, bei wie wenigen Kategorien zur Unterscheidung ich letztlich hängen geblieben bin. Im Fragebogen habe ich ja zig unterschiedliche Qualitäten abgefragt. Aber das differenziert vielleicht gar nicht, worum es geht. Die qualitativen Beschreibungen haben schon ihr Recht und ich bin froh, dass ich sie für mich orientierungsgebend berücksichtige - aber im Prinzip... habe ich das Gefühl, dass sich all diese, qualitativ durch die Bank für das jeweils Ihrige hervorragenden, PAF Ableger nur an wenigen, neuralgischen Stellen hörbar differenzieren.
1) Wie weich oder hart / glitzernd klingen die Höhen?
2) Wie schmierig oder transparent gestaltet sich der Mittenbereich?
3) Wie voll/rund/weich oder konturiert/tight/punchy bildet sich der Bassbereich ab / die Tiefmitten?
4) Unterstützt der PU eher eine singende Widergabe, oder klingt er eher trocken?
5) Ist der Charakter eher cleaner oder eher dreckiger?
Fünf Fragen.
Damit lässt sich der Unterschied von Amber zu Holighaus, DB Custom zu GoodTone, Seymore Duncan (Referenzpickup, weil er in der Zielgitarre sitzt) zu Rockinger beschreiben. Irgendwie irre.
Ich habe eine Vermutung - ohne es genau zu wissen, welcher der Rockinger ist. Und mit dieser Vermutung im Gepäck würde ich sagen - es ist reine Geschmackssache, welchen Wickler man präferiert. Aber es gibt keinen eindeutigen Guru (bis jetzt mein Stand), der erhaben einfach besser wickelt.
Es gibt ausgesprochen weiche Höhen und ausgesprochen glasig-klare. Das ist nicht besser oder schlechter. Das ist anders. Und sehr abhängig davon welcher Amp und für welchen Stil. Es gibt ausgesprochen schlanke und konturierte und ausgesprochen runde, voll klingende PUs. Besser? Schlechter? Nein.
Das isses für mich. Viel mehr unterscheidet sich nicht - wohlgemerkt nach der ersten Runde.
Aber unter Garantie würde mein Fragebogen, heute entworfen, anders aussehen...