Moin!
Vielleicht ist das auch eine Frage der Zufriedenheit. Ich sitz auch ganz oft vor den Programmen und beschäftige mich mit den Funktion und dem ganzen technischen Möglichkeiten. Das fasziniert mich dann auch, aber zum Eigentlichen komme ich dann garnicht, wobei ich am Ende immer feststell: Das was ich schon alles weiß ist völlig ausreichend und die meisten tollen Funktionen und Möglichkeiten brauch ich nicht. Vorallem, weil dann auch die Erfahrung fehlt, und dann hängt man sich an Kleinigkeiten auf die das Ergebniss nur bedingt besser machen. Da vergess ich dann manchmal, dass ich nur an Ideen arbeite. Die müssen nicht 100% klingen, ich kann mich auch darauf verlassen, dass, sobald andere menschliche Wesen dazu treten, eh alles ganz anders klingen wird. Meistens besser als es meine Fantasie weiß.
Das andere Problem, was Du dann ja auch hast, abgesehen von der Software: Du hast ne faszinierende Idee, und bis Du die irgendwie in deinen Rechner bekommen hast, ist der Zauber meistens vergangen. Am Rechner fehlt einem einfach dieser Moment der Überraschung. Wenn man mit seinen Leuten spielt, und plötzlich ist irgendetwas da, aus dem Nichts heraus, und klingt großartig.
Vielleicht muss man da einfach lernen sich selbst zu disziplinieren und zu wissen: Das weiß ich jetzt über das Programm, ich kenn die entscheidenen Knöpfe, und das reicht völlig um einfach nur Musik zu machen. Besser kanns eh immer sein.
Früher gabs diese Möglichkeiten ja auch nicht, und trotzdem gute Musik. Man muss sich wohl mehr auf sich selbst verlassen, als auf irgendwelche Maschinen. Wenn du dann vor Deinem Orchester stehst, oder auf der Bühne, dann hilft dir der Kasten auch nicht mehr weiter.
Ein Maler plant ja auch nicht mit Photoshop.
Darüber hinaus, hab ich auch die Erfahrung gemacht, dass Sachen die auf "schlechten" Instrumenten schon gut klingen, nur noch besser werden können.
LG
PS: Mir fällt da auch grad ne nette Anekdote ein:
Früher im Jugendtreff gabs son HiphopTurntableDJTypen, der hat da immer aufgelegt...oder was auch immer die so machen
und dann gabs noch jemanden der da total drauf stand, aber kein eigenes Equipment hatte und keine Kohle. Und immer wenn MR. DJ mal kurz weg war, hat er sich dahingestellt und irgendwas gemacht. Und als er irgendwann genug Kohle erarbeitet und gespart hatte, hat er sich dann gebrauchte eigenes Equipment gekauft und war danach eigentlich nur noch bei sich im Keller und hat den ganzen Tag nur das gemacht und er macht es auch heute noch.
Und mich beeindruckt das heute noch. Das war so seine Berufung und er machts mit dieser Leidenschaft die ich manchmal vermisse. Wenn ihm irgendwas fehlte oder er irgendwas nicht konnte, hat er sich solange hingesetzt und probiert und gebastelt bis es dann ging, und war immer so endlos zufrieden und glücklich darüber, dass er die Möglichkeit hat den ganzen Tag damit zu verbringen.
Und manchmal, wenn ich dann hier im Studio sitz und eigentlich alle Möglichkeiten der Welt hab, aber dazu neige die Maschinen dafür verantwortlich zu machen, dass mir nix gescheites Einfällt, dann geh ich rüber, nehm mir meine alte schrullige Konzertklampfe und errinnere mich daran, worum es mir doch wirklich geht.