Zu den Widerstandswerten der Potis: Da habe ich mich möglicherweise gedanklich mißausgedruckt. Die infrage kommende Kohleschichtbahn hat ihren toleranzbedingten Wert. Ich weiß es nicht, ob sich dieser Wert ändert und z.B. so stark verringert, wie es bei meiner Classic 50s der Fall war
a) durch Alterung
b) durch Abnutzung.
Ich könnte es mir vorstellen, dass sich durch das Drehen eine Art "leitender Abrieb" bildet, der den Widerstandswert herabsetzt. Das ist leicht zu probieren, indem ich diese "niederohmige" Schleifbahn nebst dessen Träger reinige und dann messe, ob sich deren Wert signifikant ändert. Werde berichten!
Ansonsten klar: Kratzer und Aussetzer gibt es bei den Dingern. Ich bezog mich aber nur auf den Widerstandswert.
Blocksatz
Auch mit einem Gußblock klingt diese Strat recht gefällig, ich schrieb es bereits. Man kann ihn drin lassen oder tauscht ihn. Ich hatte drei Sorten zur Verfügung und habe mich für den mittleren Block aus Stahl entschieden in der Annahme (das werde ich bis zur Gewißheit testen), dass durch ihn die Strat etwas schneller im Attack kommt. Sicherlich werde ich mit dem Guß- und dem Stahlblock experimentieren, wobei der Messingblock wohl ausscheiden wird. Ist das "Optimierung einer Strat"? Ich denke, ja!
Das ab Werk sauber auf den Body geschraubte Tremolo (alle Schrauben saßen kerzengerade) war hinsichtlich seiner Seitenreiter seltsamerweise nicht oktavjustiert, also konnte ich bedenkenlos die Justageschrauben soweit lösen, dass der Austausch des Tremoloblocks schnell vonstatten ging.
Mit einem Zahnstocher habe ich dann Vaseline unter die Messerkanten des Tremolos aufgetragen, Vaseline kam an die Schraubenspitzen für's Tremolo und unter den Niederhalter für die Saiten (genau wie bei der Classic 70 Strat beschrieben) und es kam ein erstes Zusammenschrauben, verbunden mit meinem obligatorischen "Ready For Takeoff": Alles richtig verdrahtet?
Die Elektrik macht das, was sie soll!
Ansichten und Richten
Hier kann man sie erblicken... In ihrer ganzen Pracht mit allen Pickguard-Schrauben. Als kleine Augenweide für mich. Nur dafür! Denn dann kamen alle Schrauben wieder raus, bis auf die zwei am Tremolo, die dafür sorgen sollen, dass das Pickguard hält.
Hier muss ich wieder meine Marotte zum Besten geben: Bei meinen ollen Strats zeigen die Pickguard-Schrauben ein gewisses "Rostmuster". Meistens sind sie da am verrostetsten, wo die rechte Hnd aufliegt, d.h. oben am Tremolo. Solange sich diese Schrauben noch problemlos ein- und ausdrehen lassen, kommen sie unbedingt wieder an den Platz, wo sie vorher saßen. Alles andere wäre für mich undenkbar.
Bei dieser Strat - ja, sie wurde gespielt - sieht alles aus wie neu. Daher können die Pickguard-Schrauben noch beliebig gesetzt werden.
Jetzt kommt der Hals an den Body und wird mit seinen vier Schrauben vorsichtig angezogen. Ein Akkuschrauber hat an dieser Stelle nichts zu suchen. Hier wird nichts festgeballert. Hier wird nur von Hand eingedreht. Man merkt sehr deutlich, wenn "fest" ist.
Bei der Gelegenheit: Der Sattel war ohne Graphit. Will man mit der Strat "jammern", so sollten die Saiten gut gleiten. Wozu gibt es die herrlich dünnen Bleistiftminen?
Fest wird der Hals noch nicht gedreht. Es kommen die Saiten rauf und es wird die symmetrische Lage der Saiten
zum Halsrand ausgerichtet. Wenn dann noch die Dots symmetrisch zur Saitenlage sitzen, dann ist das natürlich eine feine Sache. Ich meine aber, dass Fender es hier bei vielen Classics mit der völlig symmetrischen Lage nicht so genau nimmt. Von daher: Entscheidend aus meiner Sicht ist
die korrekte Lage der Saiten zum Rand des Griffbrettes, so dass z.B. die e-Saite nicht runterflutscht.
Wenn also erforderlich, dann wird beherzt die Kopfplatte in die entsprechende Richtung gedrück, bis die Lage stimmt. Dann werden die Schrauben festgezogen. Wie oben geschrieben: Per Hand. Das alles habe ich ausführlich bei der Classic 70 beschrieben, siehe noch einmal dort.
Jetzt kann die Strat auf Soll gestimmt werden. Dafür gibt es verschiedene Methoden auch hinsichtlich der Soll-Lage des Tremolos. Manche klemmen es vorher schon fest, manche legen es schon schwebend schräg mit der individuellen Beachtung der Einschraubtiefe der sechs Schrauben (die beiden äußeren etwas tiefer als "Pivot Posts", die vier inneren einen Ticken höher, d.h. etwas zurückgedreht), die ich z.B. auch anwende. Ist alles hinreichend im Web und hier im Board beschrieben.
Body: Kontrolle Gurtpins, dass sie nach dem Anschrauben gut festsitzen. Falls das nicht der Fall ist - es wurden im Board hinreichende Reparaturmöglichkeiten beschrieben.
Justage
Ich mache es mir nun einfach: Denn ich berichte darüber nicht weiter.
Warum? Ich finde, die Justage der Halskrümmung und Einstellung der Saitenhöhe ist ein völlig individueller Prozess. Jeder hat hier seine eigenen Vorstellungen. Alles gilt und alles ist möglich.
Das hat m.E. nichts mehr mit einer Optimierung einer Stratocaster zu tun, sondern ist immer eine persönliche Vorliebe und Gewohnheit. Die sind so dermaßen verschieden, es gibt aus meiner Sicht dazu einfach keine allgemeingültige Regel. Die Variationsmöglichkeiten sind unglaublich vielfältig: Höhe des Tremolos und der Saitenreiter, Halskrümmung, Bundhöhe, Saitenstärke, Anschlagsarten, Art und Einstellung der Pickups, Anzahl, Stärke und Justage der Tremolofedern, Art und Form des Plektrums, der Amp und dessen Lautstärke...
Gerade weil es bei einer Strat so immens viele Möglichkeiten und vor allem fragile Abhängigkeiten des Federsystemes bei den Einstellungen gibt, fallen mir immer wieder viele Optimierungs-Ratschläge, die ich lese, dahingehend auf, dass sie mir als zu allgemein gelten.
Bei meinen Strats z.B. ist der Hals kerzengerade. Was einige, z.T. wirklich beherzte Drehungen an der Halseinstellschraube erfordert und eine entsprechende Justage der Saitenreiter am Steg. Will ich wirklich völlig entspannt und flüssig "noodeln", ohne, dass es scheppert, dann drehe ich den Amp relativ weit auf. Dadurch brauche ich keinen heftigen Anschlag, vermeide so Scheppern, nehme eher die runde Seite des Plektums statt der spitzen. So "muss man bei einer Strat"
eben nicht "um jeden Ton kämpfen", wie es klischeehaft immer wieder behauptet wird. Sondern man kann tatsächlich auch auf so einem Bausatz völlig gedankenlos fließend vor sich hin daddeln. Andere wollen das ganz anders haben.
Man kann das alles nicht als Anleitung vorbeten.
Justage des Oktavreinheit? Ist überall im Web nachzulesen, da muss ich nun hier nicht nochmal das Rad neu erfinden.
Ende
Nach tagelangem (!) Justageprozess, d.h. immer wieder Probieren, ob und wann es scheppert und wann eben gerade noch nicht, mit Ab- und Anschrauben des Halses mit Nachdrehen der Einstellmutter, dann erneuter Justage des fragilen Federsystemes auf mein schwebend eingestelltes Tremolo, dann mit anschließender individueller Saitenlage, bei der andere Spieler womöglich schreiend davonrennen würden... Dann Sich-Setzen-Lassen aufgrund der schwankenden Witterungsbedingungen im Zimmer, dann "Zurück auf LOS" und alles wieder von vorn...
...hier nochmal ein Bild der beiden 60s Classics mal nicht zur Präsentation auf ihren Ständern oder in einem passenden Ambiente, sondern auf dem Werkstatt-Tisch. Links die fertig eingestellte neue mit ihrem schwierig zu fotografierenden 3TSB. Rechts meine olle mit ihrem 2TSB, zugegebenermaßen bei der Gelegenheit geputzt, damit sie augenscheinlich so ordentlich aussieht, wie die neue.
Danke wie immer für's Lesen und an die Moderation für den zur Verfügung gestellten Space für die Fotos.
Vielleicht kann ja der eine oder andere mit meinen Tipps was anfangen, ich würde mich freuen.
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Ich Volldepp habe seinerzeit die Classc 70 aus diesem Beitrag wieder verkauft. Hätte sie zu gerne wieder!