Bei neuen oder auch bei bereits erarbeiteten Stücken? Wenn man die Melodie noch nicht so genau im Ohr hat und den Text noch Wort für Wort ablesen muß leidet auch bei mir schnell mal die Intonation. Falls das auch bei gut eingeübten Songs immer noch so ist, wäre das dann tatsächlich eine Baustelle - sofern du mit "Rythmusbegleitung" nicht nur rhythmisches Klopfen auf dem Klavierdeckel meinst
Akkorde oder sogar nur der Grundton sollten als tonale Referenz ausreichen.
Es passiert mir vor allem bei Stücken, die wir neu anfangen und wo ich den Solopart singe. Und, wenn ich mal so in mich gehe, passiert das vor allem dann, wenn ich den Solopart gerade erst einstudiert habe und dann vor der Gruppe vorsingen soll. Unser Pianist (ein "junger Wilder" von der Musikhochschule
) spielt lieber "Schleifchen" zu der für ihn eher reizlosen Grundmelodie, und mir fehlt dann sozusagen der "musikalische Halt", zusätzlich zu der Situation, dass ich das dann jetzt vor der Gruppe vorsingen soll. Wahrscheinlich spielt Unsicherheit also schon eine Rolle, und dann kommt halt die Unterspannung, weil ich mich auf zu viele Sachen gleichzeitig konzentriere. Also, wenn ich es recht überlege, kein Notenkenntnis- oder Hörproblem.
Wenn ich abends eine Körperspannung wie ein nasser Kartoffelsack habe, hilft mir die schönste Vorstellung von der Melodie nicht, kein Klavier, das unterstützt, nicht einmal, dass ich höre, wenn ich falsch singe
Welches Intervall es ist, leider auch nicht. Da hilft nur, doch nochmal irgendwelche Reserven zu mobilisieren und mich kräftig zusammenzureißen - und sei es nur, damit der Chorleiter die Stelle nicht zum zwölfdrillionsten Mal wiederholt
Ja, Körperspannung am Abend ist für mich auch ein Thema, und auch Konzentration. Wenn ich arbeitsbedingt Schlafmangel habe (zum Beispiel, wenn ich einen Terminauftrag noch unbedingt fertigstellen musste und dann nur 5 oder 6 Stunden Schlaf hatte) leiden die Spannung und die Intonation auch, und ich tue mich dann auch schwerer damit, mich an die Altstimme zu erinnern. Das passiert mir vor allem bei länger dauerndem Schlafmangel oder in sehr stressigen Wochen mit hohem Arbeitspensum. Aber das hat mit theoretischen Grundkenntnissen dann natürlich auch nix mehr zu tun.
Das Zauberwort ist aber nicht lernen, sondern üben/machen. Wenn du die Zeit und Energie hast, dann wird das klappen.
Ja klar. Deshalb finde ich es auch gut, dass das jetzt ein Kurs ist, wo wir die Sachen (zwar unter Anleitung, aber doch) nachsingen/klatschen. Das ist also schon eine praktische Übung. Angelesenes und nicht angewandtes Wissen setzt sich (bei mir wie vermutlich bei den meisten) nicht richtig. Und ich übe das natürlich im Jazzchor, bei den Stücken, die ich nicht kenne, verfolge ich beim Singen die Partitur. Trotzdem schadet es nicht, denke ich, sich da auch ein Grundgerüst aufzubauen, das mir fehlt und wo ich dann unsicher bin, ob das, was ich da höre und lese, auch stimmt und ich mir nicht irgendeine seltsame Vorstellung zurechtlege, weil mir das Grundwissen fehlt. Es mag zwar für die Praxis nicht so relevant sein, wie ich das jetzt für mich nenne, aber es ist schon hilfreich, mit dem Chorleiter so einigermaßen die gleiche Sprache zu sprechen, dann kann ich seine Anweisungen auch besser umsetzen. Immerhin konnte ich am Dienstagabend, als wir ein neues Stück geprobt haben (wir singen gerade "La Mer" mit französischem Text, aber musikalisch in der verjazzten Version von George Benson, also mit Scat-Teil) die Melodielinie besser verfolgen und habe sogar die "Sprünge" innerhalb der Partitur kapiert (es gibt da ein paar Stellen mit für mich vorher sehr kryptischen Wiederholungszeichen), und ich habe selbstständig erkannt, ab wo dann die Coda beginnt. Das Stück ist für mich im Alt2 etwas knifflig, da wir teilweise alleine Melodieparts haben, dann aber wieder Begleitmelodie singen und zwischendurch Melodieuntermalungen auf "uhuhuhu" oder Rhythmus-Akzente auf "ba-dat", "duididuididido" etc. haben. Und es sind auch mehrere Quintsprünge in der Melodie selbst drin, habe ich jetzt mal in der Partitur gezählt. Vielleicht brauche ich auch nur länger, um mir das zu erarbeiten - im Gegensatz zu den Leuten, die mit diesen Kenntnissen aufgewachsen sind (von denen haben wir schon einige im Chor).